Gauck in Israel, Euro-Krise, Syrien, Charles Taylor, Deutsche Bank & Paketdienste

Gaucks Gefahr, aus der Rolle des Amtes zu fallen Pastor, Bürger, Bundespräsident: Das Schöne an Gauck ist, dass er als Staatsoberhaupt dosiert der Mensch bleibt, der seine Meinung gerne kundtut. In Israel hätte ein bisschen mehr Notar gut getan. Die Welt

Gaucks überflüssiger Satz Der Bundespräsident hat Merkels unausgegorener Israel-Doktrin widersprochen. Ein Fehler. Doch das ist der Preis für Gaucks Denkfreiheit ZEIT

Gegenwart, die nicht vergeht In Israel hat Joachim Gauck gezeigt, dass er das Amt des Bundespräsidenten mit Würde ausfüllt. Er zeigt Empathie und findet die richtigen Worte. Nur eines ist ihm misslungen: Als er sich von der Formulierung der Kanzlerin absetzte, Israels Sicherheit sei deutsche Staatsräson. Tagesspiegel

Das Recht des eigenen Denkens Dass Bundespräsident Joachim Gauck sich in Israel von einem gemeinsamen militärischen Vorgehen distanziert hat, wird vielfach als Relativierung der Prioritäten der Kanzlerin verstanden. Doch Gauck entlarvt lediglich ein leeres Versprechen. Kölner Stadt-Anzeiger

Hervorragende Figur Daran kann ein einzelner Staatsbesuch auch nichts ändern: Die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland werden immer besonderen Charakter haben. Genau formuliert: einen besonders schwierigen Charakter. Die deutsche Verantwortung für das größte Verbrechen gegenüber der menschlichen Zivilisation ist unauslöschbar. Bonner General-Anzeiger

Der Freischwimmer Joachim Gauck kann man nach zwei Monaten im Amt getrost ein gehöriges Maß an Selbstvertrauen, wenn nicht gar Mut unterstellen. Der Bundespräsident hat bei seiner Israelreise genau das Dilemma angesprochen, in dem sich die deutsche Israelpolitik schon länger befindet. Lausitzer Rundschau

Deutsche und Israelis Für Joachim Gauck war der Besuch in Israel die erste große außenpolitische Bewährungsprobe – und er hat sie gut bestanden. Augsburger Allgemeine

Freundliche Worte für Israel Die Zweistaatenlösung rückt unter der Regierung Netanjahus in immer weitere Ferne. Trotzdem hört man von Joachim Gauck bei dessen Israelbesuch nur versöhnliche Töne. taz

Euro-Krise

Irland

Schicksalswahl in Irland Die Grüne Insel stimmt an diesem Donnerstag über den Europäischen Fiskalpakt ab. Ein „Nein“ wäre womöglich der erste Schritt auf dem Weg zum Euro-Ausstieg. FAZ

Kampf zwischen Kopf und Bauch Die Iren stimmen an diesem Donnerstag über ihre Haltung zu Europa ab – wieder einmal. Der Vorsprung der Befürworter des Fiskalpakts ist zuletzt kleiner geworden. FAZ

„Es gibt eine enorme Anti-Merkel-Stimmung“ „Wut im Bauch“, „krasse Erpressung“, „riesige Lüge“ – vor der Abstimmung der Iren über den Fiskalpakt findet der irische EU-Parlamentarier Paul Murphy deutliche Worte. Vor allem mit Deutschland geht er hart ins Gericht. Handelsblatt

Alone, Ireland Votes on Europe Solutions to Europe’s woes must be inspired by Burke, not Robespierre. Wall Street Journal

Ireland’s Moment of Fiscal Decision Once again, Europe is watching an Irish referendum with bated breath. Despite the economic pain that Ireland has endured since the financial crisis began, the Irish people understand that they need the EU if they are to recover and build on the country’s sound fundamentals. Project Syndicate

Griechenland

Kreditversicherer warnen vor Griechenland Mit Euler Hermes versichert nun auch der weltgrößte Krediversicherer keine Ausfuhren nach Griechenland mehr. Wettbewerber wie Coface waren schneller. Sie warnen mit deutlichen Worten vor einem Desaster. FAZ

In der Krise einen kühlen Kopf bewahren Wenn es um die Euro-Krise geht, werden die meisten Europäer hysterisch. Dabei sind Emotionen genau das Falsche. Panikmache hilft nicht, lieber sollte der Rechenschieber bemüht werden. Handelsblatt

Das letzte Planspiel vor dem Austritt Euro-Drachme, Geuro oder Guldenmark: Angesichts des Politchaos in Griechenland fallen die Tabus. Sogar die Einführung einer Parallelwährung ist möglich, falls Hellas nach der Wahl die Sparzusagen kündigt und Brüssel den Geldhahn zudreht. manager magazin

An Argentine Guide to the Greek Crisis Policymakers in Europe seem to be surprised at the ongoing bank run in Greece (and the nascent run in Spain). They should not be: anyone familiar with emerging-market meltdowns knows that a financial crisis nearly always follows a fiscal crisis. Project Syndicate

Spanien

Im Schwitzkasten Bekanntermaßen ist Schweigen manchmal vielsagender als tausend Worte. Daran fühlte sich gestern mancher bei der Lektüre der aktuellen EU-Empfehlungen für Spanien erinnert. In dem Papier steht allerlei: Die spanische Regierung soll ein Zweijahresbudget vorlegen, die Regionen zum Sparen zwingen, das strukturelle Defizit weiter senken und sogar eine unabhängige Einrichtung gründen, die ihr haushaltspolitisch die Leviten liest. Börsen-Zeitung

Alles falsch gemacht Die EU ist für die Krise mitverantwortlich, doch sie legt die Hände in den Schoß. Und Spanien ist kein Land, das man zur Not noch stützen kann. Dafür reichen die Rettungsmilliarden nicht. taz

Spain will regret refusing front-door bailout Instead, Madrid has begged for all sorts of back-door support: bond-buying by the ECB, direct recaps for its banks, a quasi-ECB rescue for banks. Germany and the ECB aren’t likely to allow these unless Greece blows. But, at that point, Spain will be in a terrible crisis. Breakingviews

Barrosos Verantwortung Die EU-Kommission schaut den EU-Staaten auf die Finger: Sind ihre Haushalte in Ordnung? Wie sie diese Kontrolle ausübt, wird sich in der Politik entscheiden – abhängig davon, ob sich der französische Weg oder der deutsche Weg zur Krisenbekämpfung durchsetzt. FAZ

In der Krise hilft nur stärkere Integration Die Euro-Länder müssen ihre Integration vertiefen – nur so können sie dem Misstrauen der Märkte entgegenwirken. Dafür bietet sich der Schuldentilgungspakt an, den die Wirtschaftsweisen vorgeschlagen haben. Handelsblatt

Gebt nur Geld aus, irgendwer wird schon zahlen Es haben wohl noch immer nicht alle den Ursprung der Krise verstanden: Dass Regierungen Geld ausgeben, welches ihnen nicht gehört. Den Steuerzahler dafür zu bestrafen ist mehr als verantwortungslos. Die Welt

Deutschland ist der einzige Euro-Staat in den Top Ten Welche Volkswirtschaft hat die größte Wettbewerbsfähigkeit? Einer Studie zufolge schafft es Deutschland in die Top Ten – im Gegensatz zu allen anderen Euro-Ländern. Einen Standortnachteil gibt es allerdings auch. Handelsblatt

Langfristig sind wir alle tot Ökonomen machen es sich zu leicht. Das Gerede über strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt ist meist nur eine Ausrede, um nichts gegen die Arbeitslosigkeit zu tun. Frankfurter Rundschau

Syrien

Bitte retten Sie Syrien, Monsieur Hollande! Der Philosoph Bernard-Henri Lévy fragt in einem offenen Brief an Frankreichs Präsident Francois Hollande: Wird Frankreich für Hula und Homs das tun, was es für Bengasi und Misrata getan hat? Die Welt

Vorbeugende Drohgebärde Nach dem Massaker in Syrien gerät François Hollande erstmals in die Kritik. Als Präsidentschaftskandidat dachte er noch laut über ein militärisches Eingreifen in Syrien nach, weil er außenpolitische Statur zeigen wollte. Als Präsident gibt er sich zögerlicher – und stößt damit auf Unmut. FAZ

Das syrische Dilemma Die Diplomatie ist am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. Doch im Westen verspürt niemand ernsthaft Lust, sich militärisch in ein Kräftemessen innerhalb der islamischen Welt einzumischen. FAZ

Kofi Annan ist vorerst gescheitert Durch das Massaker von Hula sind die Gräben zwischen Syriens Diktator und dem Rest der Welt fast unüberwindbar. Kofi Annan wird das Blatt nicht mehr wenden können. Trotzdem bleibt die Diplomatie der einzige Weg. Handelsblatt

Von Paris nach Moskau François Hollande will die Parlamentswahl gewinnen. Also gibt Frankreichs Präsident den starken Mann. Tatsächlich wird al- lein das mächtige französische Haushaltsdefizit die Lust auf einen Waffengang gegen das Assad-Regime schmälern. Märkische Allgemeine

Warum Russland Assad stützt Mit einem klaren „Njet“ stellt sich die UN-Vetomacht Russland im Syrienkonflikt gegen neue Sanktionen gegen das Regime von Präsident Assad. Doch warum ist Russland so stur? stern

Charles Taylor

Zu viele Zweifel, zu wenig Beweise 50 Jahre Haft für Charles Taylor. Ein drastisches Urteil, obwohl die Staatsanwaltschaft nicht zweifelsfrei beweisen konnte, dass Taylor der üble Kriegsverbrecher war, den das Gericht in ihm gesehen hat. Hinzu kommt ein fader Beigeschmack. Süddeutsche Zeitung

Es fehlt ein Weltstrafvollzug Die internationale Justiz macht Fortschritte bei der Aburteilung von Menschenrechtsverletzern und Kriegsverbrechern. Von einem Weltstrafvollzug ist sie weit entfernt. taz

Signal an die Skrupellosen Zuerst die gute Nachricht. Charles Taylor, einer der schlimmsten Schlächter Afrikas, wird wohl für den Rest seines Lebens hinter Gittern sitzen. Badische Zeitung

Ein Meilenstein WAZ

Deutsche Bank

Eine schwierige Mission Vor den Nachfolgern von Josef Ackermann, der nun als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank abgelöst wird, liegen harte Zeiten. Mit ihrem Börsenwert ist die Bank nur ein Leichtgewicht. Die Weltspitze liegt weit entfernt. Und unter Ackermann hat sich die Marktkapitalisierung fast halbiert. FAZ

Eine deutsche Bank Josef Ackermann verlässt die Deutsche Bank, die Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen übernimmt. Das Kredithaus agiert überall auf der Welt – von der Rolle eines Weltmarktführers ist die Bank allerdings weit entfernt. FAZ

Warum Ackermann unersetzlich ist Josef Ackermann verkörpert alles, was die Deutschen an Managern lieben – und hassen. Er hinterlässt ein schweres Erbe. Die Deutsche Bank braucht gleich zwei Nachfolger für ihn. Das macht alles nur noch schwieriger. Handelsblatt

Paketdienste

Dieses Paket ist eine Bombe Günter Wallraff ist mal wieder undercover unterwegs. Als Paketzusteller erlebt er sein blaues Wunder – Arbeitsverhältnisse „wie im Frühkapitalismus“. FAZ

Wallraff entdeckt als Paketbote „moderne Sklaverei“ Wieder einmal schlich sich Günter Wallraff unter falschem Namen bei einem Unternehmen ein. Diesmal war der Paketzusteller GLS an der Reihe, wie er nun verriet. Dort werde „Menschenschinderei mit System“ betrieben. Handelsblatt

Wallraff trägt der anderen Last Günter Wallraff abermals ganz unten: Undercover hat er sich beim europaweit tätigen Paketzusteller GLS eingeschleust. Doch seine Erkenntnisse sind manchmal unfreiwillig unskandalös. Das liegt nicht an Wallraff, sondern daran, dass Scheinselbstständigkeit und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen inzwischen zum Alltag gehören. Süddeutsche Zeitung

….one more thing!

Wegschauen ist fehl am Platz Die Uefa ignoriert das Rassismus-Problem in der Ukraine, wie sie über alle anderen heiklen Themen hinwegsieht: die grassierende Korruption, die Missachtung der Menschenrechte, die schwindende Presse- und Meinungsfreiheit. Dabei hätte der Sport durchaus Möglichkeiten, Einfluss zu üben. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Die Scheu vor der Staatsräson Der Bundespräsident will zum Einstehen Deutschlands für die Sicherheit Israels nichts anderes gesagt haben als die Bundeskanzlerin. Warum sagte er dann etwas anderes? FAZ

Politischer Präsident Über den Israel-Besuch von Joachim Gauck AZ München

Der Volks-Präsident Dieser Mann erstaunt uns alle! Dieser Mann ist ein Glücksfall für Deutschland, weil er eine selten gewordene Tugend in die Politik zurückbringt: Persönlichkeit! Es ist noch möglich: Menschen machen für Menschen Politik, mit viel Erfahrung und wenig Floskeln, unverbogen und ehrlich. BILD

Bitte Kita-Torschlusspanik Die Bundesregierung kommt beim gesetzlich festgelegten Ausbau der Kindertagesstätten nicht voran, will aber Geldgeschenke in Form der Herdprämie verteilen. Familienministerin Schröder sollte sich schleunigst dem Ausbau der Kinderbetreungsplätze widmen. Financial Times Deutschland

Kinder brauchen keine Aufbewahrungsanstalt So schnell wie möglich will die Regierung jetzt möglichst viele Kitaplätze schaffen. Die Leidtragenden könnten am Ende die Kinder sein ZEIT

Hurra, wir leben noch Die Ackermann-Ära geht nicht schön zu Ende. Aber die Deutsche Bank steht passabel da. Und hat mit ihrer internationalen Führung und globalen Aufstellung gute Chancen, zu den Gewinnern eines brutalen Wettbewerbs zu zählen Die Welt

Von Furcht getrieben Hollandes Gedankenspiele und der deutsche Widerspruch zeigen: Wo Franzosen zu rasch nach militärischen Mitteln suchen, verschließen die Deutschen erst einmal die Augen. Auch wenn es gute Gründe dafür gibt, allein mit Diplomatie Assad aus dem Amt zu treiben, müssten zwei Sorgen die Regierung beschäftigen: dass der internationale Druck wirkungslos ist – und dass die schlimmsten Verbrechen noch kommen. Süddeutsche Zeitung

Es gibt keine militärische Lösung Jetzt rufen sie wieder nach den Waffen. Françoise Hollande möchte eine militärische Lösung für den Konflikt in Syrien nicht mehr ausschließen. Der französische Präsident ist aber wahrlich nicht der einzige, dem angesichts des Bürgerkriegs in Syrien und des Massakers von Hula die Zornesröte ins Gesicht steigt. Frankfurter Rundschau

Church Is Still Not State Catholics are being told to substitute state belief for their religious belief. Wall Street Journal