Sandy, Steinbrück, Türkei, Ungarn, Apple, O2, Geldanlagen & Schule

„Sandy“ deckt Amerikas Schwachstellen auf Was die Menschen sehen, ist schockierend: niedergebrannte Häuser in Queens, die Südspitze Manhattans überschwemmt, die Strandpromenade von Atlantic City verwüstet. Amerikas Ostküste hat ohne Zweifel eine Jahrhundertkatastrophe durchlebt. Experten rechnen mit enormen Schadenssummen. Der Sturm war unvermeidbar, doch die Kosten haben auch politische Ursachen. Süddeutsche Zeitung

New York? Viel zu beschäftigt für Hysterie! Ein Tropensturm? Ja, schrecklich! Aber ein Weltuntergang war „Sandy“ nicht. New York hat schon ganz andere Katastrophen überstanden. Die Stadt arbeitet; sie lacht. New York wird ewig leben. Die Welt

Die geteilte Stadt „Sandy“ hat eine neue Wirklichkeit geschaffen: Wo der Strom fließt, geht man durch die gewohnte Lichterstadt. Wo er ausgefallen ist, will das Nachspiel der Sturmnacht noch nicht enden. Ein Bericht aus Manhattan. FAZ

Der Angriff des Wetters Unser Autor geht mit den Medien ins Gericht: Denn allerorten wird mit großem Aufwand über den Hurrikan „Sandy“ an der US-Ostküste berichtet. Berichte über einen tödlichen Taifun auf den Philippinen nur kurz zuvor sind hingegen weit weniger ausführlich. Frankfurter Rundschau

Lehren aus Katrina In Amerika sind Naturkatastrophen immer monumental. Auch wenn sie es im globalen Maßstab gar nicht sind. Trotz der überwältigenden Schadensbilanz, die in die Milliarden geht, darf man vorläufig bilanzieren: Die Apokalypse ist ausgeblieben. Bonner General-Anzeiger

Desolater Zustand Die Weltmacht und Hightech-Nation USA verfügt immer noch in vielen Bereichen über eine leicht verwundbare Dritte-Welt-Infrastruktur. Nordwest Zeitung

Traumatische Stürme Trotz aller Dramatik: Der fixe Blick auf die USA sollte nicht vergessen machen, dass andere Weltregionen heftiger von Naturkatastrophen heimgesucht werden. taz

Die Stunde des Oberbefehlshabers Seit der Monstersturm „Sandy“ die USA heimgesucht hat, ist Pause im Wahlkampf – zumindest offiziell. Während sich Präsident Obama als Krisenmanager präsentieren kann, sucht Herausforderer Romney noch nach seiner Rolle. Handelsblatt

Und Michelle macht den Leuten Mut Barack Obama kann sich im Angesicht des Sturms als Führer der Nation präsentieren – Mitt Romney hat diese Möglichkeit nicht. Doch der Parteienzank ruht in diesen Tagen. FAZ

Die Angst vor der ökonomischen Kettenreaktion Millionen Menschen ohne Strom, geflutete Städte und Häuser in Schutt und Asche – der Wirbelsturm Sandy hat eine teure Schneise der Verwüstung durch die US-Ostküstenstaaten gezogen. Die Katastrophe trifft eine bereits angeschlagene Nation manager magazin

Obama’s New Best Friend The president will tour hurricane-damaged areas with his new pal The Daily Beast

The 3 New Yorks I Saw During Hurricane Sandy Walking north, the city changes – then changes again The Atlantic

Steinbrück

Peer Steinbrück – einer der Brahmanen Der SPD-Kanzlerkandidat hat Reden für Geld gehalten. Aber nicht die Höhe der Honorare ist das eigentliche Problem, sondern der Zeitpunkt der Auftritte. Peer Steinbrück fehlte das richtige Gespür. Da ist er freilich nicht allein in der politischen Klasse. Tagesspiegel

Am Wollfaden herbeigezogen Die öffentliche Rede gehöre zur Aufgabe des Politikers, sagt Steinbrück. Also hat er immer wieder geredet. Und so viel Geld verdient. Nun muss er sich verteidigen – und versucht doch auch anzugreifen. FAZ

Monsieur Steinreich Das muss ihm erst mal jemand nachmachen: Der Kanzlerkandidat der SPD verdient in nicht vier Jahren durch Vorträge mehr als eine Million Euro hinzu, legt das alles bis auf die Stelle hinter dem Komma offen und erhält dafür auch noch Anerkennung, zumindest Respekt von (fast) allen Seiten. Bonner General-Anzeiger

Eine Million, die sich nicht auszahlt Der „Porsche-Klaus“ von der Linkspartei hat sich nie mehr von seinem Imageschaden erholt. Wird es dem Honorarmillionär Steinbrück von der SPD ebenso gehen? stern

Auf eigene Rechnung Dem Kanzlerkandidaten der SPD fehlt ein Sensorium: das für den sozialen Alltag der Republik. Es gibt bei ihm zu viel Ich und zu wenig Wir. taz

Der gläserne Kandidat Die Diskussion um Steinbrücks Nebenverdienste bedient vor allem Empörungslust und Klischees. Badische Zeitung

Türkei

Erdogans Stolpersteine Der türkische Ministerpräsident hat sich übernommen: Sein Land spielt nicht wie gewünscht eine dominante Rolle in der Region. Jetzt kann Erdogan nur hoffen, dass die USA sich wieder stärker engagieren. Financial Times Deutschland

Kritik an der falschen Stelle Die Bilanz von Ministerpräsident Erdogan ist durchwachsen. Als Gegner der Integration von Türken in Deutschland muss er sich nicht beschimpfen lassen. taz

Neue Harmonie Die deutsch-türkischen Beziehungen müssen weiter als verkrampft gelten, auch wenn bei der Einweihung der größten Auslandsbotschaft Ankaras an Freundlichkeit wahrlich nicht gespart wurde. Bonner General-Anzeiger

Es lebe neu das Ornament Zwischen Okzident und Orient lässt sich viel Anregung finden: Der nun eröffnete Neubau der türkischen Botschaft in Berlin ist rundum gelungen. FAZ

Ungarn

Die schleichende Machtergreifung des Viktor Orbán Das ungarische Wahlrecht galt bisher als eines der kompliziertesten der Welt. Nun wurde es geändert und ist nicht eben weniger verwirrend als vorher. Argwohn ist in jedem Falle angebracht. Die Welt

Alle Macht für Orbán Ministerpräsident Viktor Orbán zementiert seine Macht in Ungarn. Mit großer Mehrheit beschloss das Parlament eine Änderung der Verfassung: Wähler müssen sich künftig registrieren lassen. Die Opposition befürchtet massive Betrugsmöglichkeiten. Klagen sind kaum möglich. SPIEGEL

Wer sich nicht meldet, darf nicht wählen Wer in Ungarn zukünftig wählen möchte, muss sich registrieren lassen. Das nützt allein der nationalkonservativen Regierung, sagen Kritiker – wohl zu Recht. ZEIT

Parlament vorgeführt, Verfassungsgericht ausgeschaltet Die Regierungsmehrheit in Budapest hat am Dienstag im Eilverfahren 227-Änderungspunkte auf 60 Seiten zum neuen Wahlgesetz durch das Parlament gepeitscht. Pester Lloyd

Der Kampf ums Land Ab 2014 können Ausländer Agrarflächen erwerben, die heute den Ungarn vorbehalten sind. Viktor Orbans Regierung versucht die von der EU gesetzte Frist aufzuschieben. Bis zu ihrem Ablauf konkurrieren Landwirte und reiche, oft regierungsnahe Persönlichkeiten um die interessanten Grundstücke. Le Monde Paris

Apple

Apple, deine Krise! Der Konzern hat eine Serie von Fehlern hingelegt. Vorstandschef Tim Cook hat daraus die richtigen Schlüsse gezogen – und Spitzen in dem Konzern neu besetzt. Financial Times Deutschland

„Mapplegate”, das Ende eines Steve-Jobs-Vertrauten Apple-Chef Tim Cook hat in Scott Forstall einen der engsten Vertrauten von Steve Jobs und den Begründer des iOS-Betriebssystems entlassen. Auch auf anderen Positionen fehlt wichtiges Top-Personal. Die Welt

Geht die Apple-Blütezeit zu Ende? Zweistellige Kursverluste binnen fünf Wochen, zwei Topmanager nach Pannen gefeuert: Die Apple-Erfolgsstory bekommt Risse. Konzernchef Tim Cook steht vor der schwersten Aufgabe seiner Amtszeit: Er muss dafür sorgen, dass die Wachstumsstory weitergeht – und hält noch zwei Trümpfe auf der Hand. manager magazin

O2

Daten verkaufen Das hatte man sich bei O2 sicher anders vorgestellt. Am Dienstagvormittag ging das Unternehmen in Frankfurt erfolgreich an die Börse, am Nachmittag ging es nur noch um den Handel mit Kundendaten. FAZ

Der Spion in der Tasche Der Mobilfunkbetreiber O2 will die Bewegungsprofile seiner Kunden verkaufen – anonymisiert und aggregiert, wie das Unternehmen versichert. Harmlos ist das trotzdem nicht. Denn das Handy in der Tasche ist ein perfekter Spion Frankfurter Rundschau

Telefonica will Handy-Bewegungsdaten an Werber verkaufen Der spanische Mobilfunkkonzern möchte seine Kundendaten zu Geld machen. Die Information, wer sich wo wie lange aufhält, soll an Werbung und Industrie verkauft werden. ZEIT

Telefónica gehört abgestraft O2 can do – O2 macht’s möglich: Will man das Vertrauen der Kunden verspielen, muss man ihre Daten verscherbeln. Die Entscheider scheint der drohende Vertrauensverlust wenig zu stören. WAZ

Geldanlagen

Enteignung der Sparer Angesichts der niedrigen Zinsen frisst die Inflation in der Eurozone das Kapital der Sparer auf. Das ist „kalte Enteignung“. Darauf sollte jeder Anleger reagieren. FAZ

Warum sich Sparen nicht mehr lohnt Am 30. Oktober ist Weltspartag. Wozu eigentlich? Sparen bringt nichts mehr. Schleichend verliert das Geld auf dem Sparbuch oder in der Lebensversicherung an Wert. Ohne es zu merken, zahlen Sparer für die Schuldenkrise. Handelsblatt

Der Frust der Sparer Eingeführt wurde der Weltspartag nach der Hyperinflation 1923 mit dem Ziel, den Bürgern zu zeigen, wie wertvoll Sparen ist. Heute weiß der desillusionierte Anleger: Selten hat es sich weniger gelohnt, Geld zurückzulegen. Die Zinsen sind im Keller. Augsburger Allgemeine

Das Wohnen wird teurer Der knappe Wohnraum in den Städten lässt die Preise steigen – doch es spricht wenig dafür, dass sich in Deutschland eine unheilbringende Immobilienblase aufbaut. FAZ

Omas Strumpf und andere Geldanlagen Kaum ein Tag vergeht derzeit ohne Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft. Viele Menschen haben daher Angst, dass ihr mühsam erspartes Geld bald weg ist. Aber jetzt nichts mehr zu sparen, ist auch keine Lösung. stern

Hungern ist die halbe Miete 536 Euro kostet die Münchner Zweizimmerwohnung des Hartz-IV-Empfängers. Zu teuer sagt das Amt und streicht den Mietzuschuss um 100 Euro. Für den Mann ist das ein existenzielles Problem – denn wer vermietet im teuren München schon an einen Langzeitarbeitslosen? Inzwischen leidet auch die Gesundheit des Mannes. Süddeutsche Zeitung

Schule

Doppelt so viele Schulabsteiger wie Schulaufsteiger In Deutschland wechseln doppelt so viele Schüler auf eine niedrigere als auf eine höhere Schulform. Das ergibt eine Studie zur Durchlässigkeit der Schulsysteme, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Mehr Auf- als Absteiger gibt es nur in Bayern. FAZ

Nicht um die Schulform streiten Dass die deutschen Schulsysteme einen Bildungsaufstieg erschweren, den Abstieg aber offenbar erleichtern, ist eine schlechte Nachricht für ein Land, dessen Reservoir an gut ausgebildeten Fachkräften schrumpft Frankfurter Rundschau

Die Folgen der Schulvielfalt In NRW verkommt seit Jahren die Hauptschule zur Restschule, von der man kaum wegkommt. Die Studie zeigt: Hauptschulen können nicht funktionieren, wenn sie in Konkurrenz zur erfolgreichen Gesamtschule stehen. WAZ

…one more thing!

Dreimal Arabien Die Krise in der arabischen Welt hat drei Gesichter: Die Kernstaaten der Arabellion versuchen ihr Volk mit Reformen bei Laune zu halten. Die Golfmonarchien schieben mit Petrodollars Veränderungen hinaus – und die Staaten der Levante taumeln in selbstzerstörerische Konflikte. FAZ

Leitartikel

Kein Schaden Auch wenn Sie es vielleicht von einer Boulevardzeitung nicht erwarten: Hier soll jetzt nicht der Platz sein, die vermeintliche Raffke-Mentalität unserer angeblich so überbezahlten Bundestagsabgeordneten zügig durchzugeißeln. AZ München

Unbezahlbarer Strom Die Regierung lädt zum Energiegipfel. Angesichts des Preisanstiegs wird der Ruf nach einem Sozialausgleich immer lauter. Denn die Kosten laufen infolge der steigenden Abgaben immer mehr aus dem Ruder Die Welt

Pauschalverdacht gegen Farbige Ein Oberverwaltungsgericht urteilt gegen die Praxis des „racial profiling“, die Deutsche Polizeigewerkschaft nennt das „schöngeistige Rechtsprechung“. Das heißt nichts anders als das: Die Polizei hat Menschen anderer Hautfarbe auf dem Kieker. Süddeutsche Zeitung

Mehr Mut, Frankreich! Altkanzler Gerhard Schröder spricht es aus: Frankreich könnte DAS Problem der Euro-Zone werden. Wie bitte?? BILD

Der Apparat hat seine eigene Logik In Russland ist wieder viel vom Stalinismus die Rede. Natürlich ist der Vergleich absurd. Das System Putin erinnert eher an autoritäre Regime der jüngeren Vergangenheit, etwa in Lateinamerika. Frankfurter Rundschau

Katastrophe und Kalkül „Sandy“ rückt die beiden Präsidentschaftskandidaten in ein neues Licht: der Präsident als Krisenmanager, der Herausforderer als Antikrisengewinnler. Die Amerikaner erwarten von beiden, die Situation mit Kompetenz und Empathie zu meistern – vor allem aber von Obama. FAZ

O2 can do Börsengang Der Börsengang des Mobilfunkunternehmens verlief erfolgreich – womit nicht unbedingt zu rechnen war. Es zeigt allerdings, wie sehr Anleger derzeit jedem Renditeversprechen nachlaufen. Financial Times Deutschland

„Die gedruckte Zeitung ist nicht tot“ Die Nachricht, dass sich das Traditionsmagazin „Newsweek“ bald ins Netz verabschieden wird, hat die Branche aufgeschreckt. Steht das Ende der gedruckten Nachrichten in Amerika bevor? Nicht so voreilig, sagen Experten. Handelsblatt

Minnesota Mirror A hometown visit to St. Louis Park, a Minneapolis suburb, is seeing a microcosm of America. New York Times

Superstorm forecasting feat, with a catch Of the two main computer weather-forecasting models, the American and the European, the European was by far the better performer. USA Today

Sandy vs. climate change politics The superstorm signals an era of extreme weather that the nation can’t afford to ignore. USA Today