Papstrücktritt, Bundeswehr, Steinbrück, Italien, US-Hauhalt & Bio-Ei-Skandal

Ein Papst, der es bei den Deutschen schwer hatte Benedikt XVI. schlug gerade von deutscher Seite besonders viel Skepsis entgegen. Dabei hat er in seinem Pontifikat viel erreicht. Medienwirksam verkaufen konnte er dies leider nicht. Die Welt

Von Machtfragen und Rentenansprüchen In der an Ritualen so reichen katholischen Kirche gibt es für diesen Fall kein Regelwerk. Was trägt ein pensionierter Papst? Bekommt er eine Rente? Und wie mächtig wird Benedikt nach seinem Rücktritt bleiben? Die wichtigsten Fragen und Antworten. Süddeutsche Zeitung

Glaubwürdigkeit Über seine Kirche hat sich Joseph Ratzinger nie Illusionen gemacht. Für viele Menschen sei sie das „Haupthindernis des Glaubens“, schrieb er 1968 in seiner „Einführung in das Christentum“, und er zitierte einen Bischof des Hochmittelalters, der die Kirche gar als „Untier“ bezeichnete. Bonner General-Anzeiger

Der Papst-Rücktritt als Traditions- und Kulturbruch Ein Papst kann also auch zurücktreten. Das ist die jüngste weltpolitische Erkenntnis, die sich zu anderen Neuerungen der vergangenen Jahre gesellt, bei denen mit scheinbar unumstößlichen Traditionen gebrochen wurde. Die Welt

The Pope as Diplomat How the Vatican Does Foreign Policy Foreign Policy

Bundeswehr

Respekt bei der Bundeswehr Das Prinzip von Befehl-und-Gehorsam funktioniert im 21. Jahrhundert nur mit gegenseitigem Respekt. Beleidigungen sind ebenso fehl am Platze wie tätliche Angriffe, egal ob auf einen Vorgesetzten oder einen Untergebenen. Frankfurter Rundschau

„Mongos“ – Marine-Soldaten attackieren Vorgesetzten Vier Marine-Soldaten sollen auf dem Schnellboot „Hermelin“ einen Vorgesetzten angegriffen und festgebunden haben. Marine-Inspekteur Axel Schimpf lässt „mit gegebener Härte“ ermitteln. Die Welt

Racheritual mit Panzer-Tape Die Demütigung eines Unteroffiziers asiatischer Abstammung durch vier Soldaten schockiert die Marine. Sie tarnten sich mit Gasmasken, fesselten den Vorgesetzten halbnackt auf einem Tisch und kritzelten „Mongo“ auf seine Haut. Der Tat ging offenbar ein Streit voraus, als Motiv steht nun Rache im Raum. SPIEGEL

Falsches Bild des Ministers Unnachsichtige Aufklärung verspricht die Marine, nachdem Soldaten einen Vorgesetzten mit thailändischen Wurzeln drangsalierten. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund sei ausgeschlossen. Man kennt diese Krisenreaktion von früheren Vorgängen. Die Einsatzkräfte sind lange auf See, da käme man schon mal auf „dumme Gedanken“. Ein Einzelfall eben. Märkische Allgemeine

Steinbrück

Mit Frotzeleien wird Steinbrück kein Kanzler Der Spott des SPD-Kanzlerkandidaten in Richtung Silvio Berlusconi zieht umgehende Konsequenzen nach sich. Man gewinnt den Eindruck, dass sich Steinbrück gar nicht diplomatisch geben will. Die Welt

Fastenzeit Eigentlich hat der SPD-Kanzlerkandidat ja recht: Berlusconi und Grillo sind Clowns. Aber wer ins Kanzleramt einziehen will, sollte seine Wortwahl etwas mäßigen. FAZ

Clowns unter sich Nach einer Äußerung von SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück beschwert sich Italiens Staatspräsident über dessen Formulierung. Was soll die Aufregung? Frankfurter Rundschau

Berlusclownie Erstens: Peer Steinbrück hat Recht. Zweitens: Er darf das nie öffentlich sagen. Drittens: Für seine Berlusclownie-Analyse des Wahlausgangs in Italien beansprucht der SPD-Kanzlerkandidat eine Beinfreiheit, wie es sie noch nicht einmal in der Ersten Klasse gibt. Bonner General-Anzeiger

Wo Steinbrück recht hat, hat er recht – Clowns sind Clowns Falls Peer Steinbrück eine Biografie schreiben möchte, hier schon mal ein Titelvorschlag: „Ich kann alles außer Diplomatie!“ BILD

Steinbrück mutiert zu deutschem „Peerlusconi“ Aus Peer Steinbrücks Kritik an Silvio Berlusconi ist ein Bumerang geworden: Als „Peerlusconi“ verspottet die FDP den Kanzlerkandidaten. SPD und Grüne dagegen stärken Steinbrück den Rücken – größtenteils. Handelsblatt

Italien

Italiens Linke geht auf Grillo zu Nach dem Patt im Senat bei den Parlamentswahlen in Italien geht das Mitte-links-Bündnis unter Pier Luigi Bersani auf den Populisten Beppe Grillo zu. Präsident Napolitano will sich erst in die Gespräche einschalten, wenn die verschiedenen Bündnisse zu einem Entschluss gekommen sind. FAZ

EZB verlangt Reformen von Italien Hilft die EZB Italien, solange das Land keine Regierung hat? Chefvolkswirt Peter Praet ist solchen Spekulationen entgegengetreten. Die EZB kaufe nur dann Anleihen, wenn es ein Sparprogramm gebe. FAZ

Merkel bekommt ein Basta aus Rom Die Italiener haben Mario Montis und Angela Merkels Euro-Rettungspolitik abgewählt. Jetzt kann die Kanzlerin die Eurokrise nicht einfach bis zur Bundestagswahl einfrieren. Entscheidungen stehen an. Il Sole-24 Ore Mailand

Wer sind Italiens Protestwähler? Welche Menschen haben Italien ins demokratische Chaos gestürzt? Fabio Ghelli analysiert die Anhänger von Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis und von Beppe Grillo. ZEIT

Lasst über den Euro abstimmen! Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um ein Tabu zu brechen: Die Südeuropäer sollten offen darüber debattieren, ob sie aus dem Euro aussteigen. Das würde die Finanzmärkte zwar verstören – ihnen aber am Ende vielleicht sogar nützlich sein. Tagesspiegel

Die Stunde der Patrioten Der italienische Staat hat am Mittwoch zwei Anleihen placiert. Anders als zuvor befürchtet, haben sich die Investoren nicht zurückgehalten, sondern beherzt zugegriffen. Die Emission war 1,65-fach überzeichnet – was gegenüber der Auktion im Januar sogar einen Nachfragezuwachs darstellt. NZZ

Der Nationalstaat lebt Wo bleiben die europäischen Proteste? Sie werden so schnell nicht kommen. Die soziale Lage in den Ländern ist zu verschieden. taz

US-Haushalt

Zwangskürzungen – ein sehr heilsamer Schock Es ist gut, dass der Haushalt der USA automatisch Kürzungen erfährt, denn schon zu oft hat man sich mit billigen Kompromissen bis zur nächsten Haushaltskrise heimlich durchgemogelt. Die Welt

Wenn Politik zum ewigen Pokerspiel wird Amerika hangelt sich von einer Krise zur nächsten: Am Freitag tritt ein 85 Milliarden Dollar schweres Spardiktat in Kraft. Doch Obama und die Republikaner schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu – wer sich zuerst bewegt, verliert. Der Präsident setzt darauf, dass die Öffentlichkeit den Konservativen das Nichtstun übler nimmt als ihm. Süddeutsche Zeitung

Obama spielt mit der Angst vor der Rezession Die USA müssen sparen, das wissen die politischen Gegner. Ohne Einigung passiert das ab Freitag automatisch – mit schweren Konsequenzen, sagt der Präsident. ZEIT

Frei sind sie billiger Weil es überall an Geld fehlt, hat die USA Hunderte Einwanderer völlig überraschend aus der Abschiebehaft entlassen. 70 Milliarden Dollar lassen sich die USA den Gefängnisbetrieb jährlich kosten. Gespart werden soll aber auch beim Militär und bei Sozialprogrammen. Süddeutsche Zeitung

Der aktuelle Lebensmittelskandal – diese Woche: Das vermeintliche Bio-Ei

Viel zu spät informiert Wegen des Verdachts auf Betrug bei vermeintlichen Bio-Eiern wurde schon länger ermittelt. Doch die Verbraucher hat niemand informiert. Die Begründung dafür leuchtet ein – doch so bleiben die Konsumenten hilflos. Süddeutsche Zeitung

Ach du dickes Ei… … oder wie die Allianz auf Kosten der Steuerzahler an den aktuellen Eierskandalen mitverdient. Eine erstaunliche Geschichte zur Vorbereitung für die nahende Osterzeit. Handelsblatt

Im Nebel des Nichtwissens Auch nach dem Bioei-Skandal können Verbraucher ihre Marktmacht nicht ausspielen. Badische Zeitung

Warum die Kontrollen nicht funktionieren Um zu prüfen, ob ein Huhn Bio-Eier legt oder nur konventionelle, muss man bis 3000 zählen. Doch die Lebensmittelüberwachung hat offenbar niemanden, der das kann. So wird es Betrügern leicht gemacht. stern

Das Gelbe vom Bio-Ei Thomas Schaffer stellt seinen Hof auf ökologische Landwirtschaft um. Zur Umstellung gehören Elemente einer Kreislaufwirtschaft. Frankfurter Rundschau

Berlin plant Pranger für Lebensmittel-Betrüger Wer täuscht, soll namentlich genannt werden: Die Regierung zieht Konsequenzen aus den Skandalen um Pferdefleisch und falsche Bio-Eier und einigt sich überraschend auf ein Gesetz. Verbraucherschützer kritisieren die Pläne jedoch als „kraftlos“. Süddeutsche Zeitung

Rumänien verdaut die Pferde-Lasagne nur schwer Der Skandal um Pferdefleisch in Fertiggerichten hat ein Opfer gefordert: Rumänien, das fälschlicherweise für den Verursacher gehalten wurde. Jetzt wird sich die gesamte Landwirtschaft des Landes aufraffen müssen, um das Vertrauen der übrigen europäischen Länder zurück zu gewinnen. Revista 22 Bukarest

…one more thing!

Googles Konzept ist ein „Staat im Staat“ Es war einmal… eine Suchmaschine. Diese Zeiten sind längst vorbei. Heute ist Google ein Großkonzern mit einem faszinierenden Geschäftsmodell – und einem politischen Gestaltungsanspruch. Die Welt

Leitartikel

Unfehlbar nur im Rücktritt Die Anhänger von Papst Benedikt XVI. loben ihn als scheuen Intellektuellen, der ein Segen für die Kirche gewesen sei. Doch er hat es versäumt, seine Kirche beherzt in die Moderne zu führen. Frankfurter Rundschau

Ort des Ausgleichs Der Rückzug Papst Benedikts XVI. als Akt einsichtsvoller Selbstbescheidung steht im eindrucksvollen Kontrast zum öffentlichen Sterben Johannes Pauls II. vor acht Jahren. Doch über dem einen wie dem anderen Ende des Pontifikats liegen dieselben Schatten. FAZ

Die große Entzauberung Papst Benedikts Rücktritt offenbart nicht nur die Krise der katholischen Kirche, sondern von Institutionen überhaupt. Doch eine gänzlich entinstitutionalisierte Gesellschaft wäre letztlich eine Gefahr für die Demokratie Die Welt

Das Erbe des Papstes Nein, während seines Pontifikats hat Papst Benedikt XVI. keine Überraschungen geboten. Er hat das „Schifflein Petri“, wie er es nennt, also die katholische Kirche, auf stramm konservativem Kurs gehalten. AZ München

Danke, Papst Benedikt! Am Ende seiner letzten großen Rede zeigte Papst Bendedikt XVI. gestern dasselbe Verlegenheitslächeln wie am ersten Tag. Er sagte „Grazie“ mit drei „r“ und später: „Vergelt’s Gott“. Die Menge auf dem Petersplatz erhob sich und klatschte viele denkwürdige Minuten lang. BILD

Italien hat Merkel abgewählt Die Politiker in Berlin und Brüssel sind entsetzt über das Wahlergebnis in Rom. Dabei hätten sie allen Grund, sich selbst zu hinterfragen. ZEIT

Steinbrücks Klappe Nach seiner Äußerung, Grillo und Berlusconi seien Clowns, ist Steinbrück fristlos gekündigt worden. Zwar nicht als SPD-Kanzlerkandidat, aber als Gesprächspartner von Italiens Staatspräsident Napolitano. Steinbrück handelte unklug und belastete das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Italien und Deutschland. Süddeutsche Zeitung

Elections, Euro-Zone Style There are no angels available to govern, even in Brussels. Wall Street Journal