Große Koalition, Kanzlerin Merkel und Opel

Liegt Merkels Chance auf einen Wahlsieg nicht längst darin, in den nächsten Monaten zu demonstrieren, dass sie das Land notfalls gnadenlos pragmatisch durch die Krise zu steuern versteht? fragt sich das Handelsblatt

Nach drei Jahren Schönwetter-Regierens spürt Angela Merkel derzeit erstmals jene fröstelige Einsamkeit, die im Kanzleramt noch jeden eingeholt hat. […] Wie seinerzeit Schröder steckt auch Angela Merkel in der Falle zwischen Kanzler-Rationalität und Parteigefühl, so die Berliner Morgenpost.

Merkels Landesfürsten Koch, Oettinger und Wulff hocken entweder im freiwillig gewählten Schmollwinkel oder wurden von Angela Merkel gezielt kaltgestellt. In jedem Fall sind sie heute nicht mehr in der Lage, der Küchenchefin in die Suppe zu spucken, befindet die Nordwest Zeitung

Opel ist nun Steinmeiers Zukunftsperspektive. Seit er jüngst vor den Opelanern stand und ihnen Hilfe in Aussicht stellte, beginnen nicht zuletzt die eigenen Leute ihm endlich abzunehmen, dass er womöglich tatsächlich ins Kanzleramt will. so die FAZ

Opel ist eben gerade kein „nationaler Champion“, nicht der Kopf eines chancenreichen Konzerns, sondern der Arm einer maroden US-Firma. …Es wirkt schon absurd, wenn nun Politiker mit dem Rüsselsheimer Management daran arbeiten sollen, aus dem Arm einen Kopf zu machen, findet die FTD

Einiges spricht dafür, dass es besser wäre, den Opel-Beschäftigten in einer geordneten Insolvenz eine zweite Chance zu geben. Es ist ja durchaus möglich, dass Daimler doch Interesse am Werk in Eisenach hat, wenn es in der Insolvenzmasse günstiger zu haben ist, meint der Tagesspiegel

Um Papiere mit Namen Collateralized Debt Obligations (CDO) gegen Ausfallrisiken zu schützen, bot AIG den Emittenten keine Versicherung an, sondern wiederum Wertpapiere, so genannte Credit Default Swaps (CDS). Ende 2007 überstieg der Nominalwert aller CDS mit 62 Billionen Dollar den des Weltsozialprodukts. Zwischen 400 und 500 Milliarden Dollar davon standen in den Büchern von AIG, dem gefährlichsten Unternehmen der Welt, meint die Süddeutsche

Leitartikel

Obwohl die FDP dürftige Antworten auf die Wirtschaftskrise gibt, steht sie in Umfragen so gut da wie nie zuvor. Die Verzweiflung der Union darüber könnte bald auch die SPD erfassen, kommentiert die Süddeutsche

Schwarz-Gelb wird möglich, aber die Union ist schwach wie nie. Das wird auch der Kanzlerin angelastet, meint die Financial Times Deutschland

In Berlin haben sie sich, die Roten und die Schwarzen, in den nicht einmal knapp vier Jahren aneinander abgearbeitet, so sehr, dass man sich schon fragt, ob mit einem der beiden überhaupt noch ein Neuanfang möglich erscheint, so die WAZ

Die samtpfötige Moderatorin von heute platziert die Partei in der 35-Prozent-Zone von damals. Ob Merkel führt oder nicht, ist , mit Verlaub, schnurz. Oder? fragt die Frankfurter Rundschau

Unsere Soldaten haben Leib und Leben riskiert, um die schwer bewaffneten Verbrecher aufzugreifen. Dass es (danach) zu dieser bizarren Kreuzfahrt mit Deckzelt kommen konnte, ist ein Piratenstück aus dem Tollhaus der Berliner Ministerialbürokratie! Vier Ministerien konnten sich nicht darauf einigen, was mit den Gefangenen geschehen soll. Militärisch top, politisch flop! Kommentiert zur Festnahme der Piraten die die BILD

Ein kurzes Wort, ein markiger Name, ein weltbekannter Begriff, eine Heerschar von Mitarbeitern und ein millionenstarker Kundenstamm – Opel beflügelt den Wahlkampf ungemein, so die FAZ

Monatelang ließ sich die Koalition ohne eigenen Kompass von den Wogen der Finanzkrise dahintragen. Vor allem die Kanzlerin wirkte in der Krise auf nationaler wie auf internationaler politischer Bühne seltsam passiv. Opel und Staat: Gut, dass die Regierung Nein sagt, so die Welt

Die Deutschen haben seit jeher ein romantisches Verhältnis zur Finanzwirtschaft. Wir glauben, dass die Realwirtschaft, also Maschinen und Fabriken, vom schmierigen Geschäft der Geldverleiher unabhängig sei. Zu Recht spricht der neue Bundeswirtschaftsminister daher davon, dass wir nicht in einer Systemkrise leben, sondern in einer Vertrauenskrise, meint die Wirtschaftswoche

Präsidents Obamas Nachsichtigkeit jedem zu helfen, der mit einem Blechnapf um Hilfe bettelt, macht in den USA sehr viele wütend. Nämlich jedem vom bankrotten Banker über inkompetente Autobauer bis hin zum über-beide-Ohren-verschuldeten-Häuslebauer, analysiert diese Zorneslage der Economist