Guttenberg-Nachfolge, Arabische Welt, Pakistan, Elite-Unis & Warteschleifen

Zwei neue Doktoren für die Regierung Zehn Tage lang hat Angela Merkel dem gestrauchelten Minister Karl-Theodor zu Guttenberg öffentlich die Treue gehalten. Sie tat es mit abstrusen Formulierungen wie der, dass sie ja keinen wissenschaftlichen Mitarbeiter, sondern einen Minister angestellt habe. Berliner Morgenpost

Gegenentwurf zu Guttenberg Angela Merkel will mit der schnellen Personalentscheidung Handlungsfähigkeit beweisen. Sie verzichtet auf Experimente, ernennt ihren langjährigen Weggefährten de Maizière zum neue Verteidigungsminister. Im Innenressort beginn dafür aber eine Law-and-Order-Politik. Frankfurter Rundschau

Verwaltungsprofi rückt an die Stelle eines Popstars Der politische Allrounder und Verwaltungsexperte Thomas de Maizière wird Nachfolger von Karl-Theodor zu Guttenberg. Eine interessante Wahl – für die Mühen der Ebene. Die Welt

Handwerk statt Show Der Kontrast könnte schärfer kaum sein: Auf den schillernden Star Guttenberg folgt mit Thomas de Maizière einer der eher stillen und besonnenen Vertreter der Berliner Polit-Szene. Der CDU-Mann ist, obwohl aus der Not geboren, eine gute Wahl. Der Westen

Langweilig, aber gut Auf den schillernden Guttenberg folgen zwei solide Arbeiter: Thomas de Maizière wechselt ins Verteidigungsministerium, Hans-Peter Friedrich ins Innenressort. Eine gute Lösung, denn diese Personalentscheidungen tragen zur Stabilisierung der Koalition bei. Kölner Stadt-Anzeiger

Vernunft statt Glamour Am Ende ist die Kanzlerin gar nicht so schlecht aus der Guttenberg-Affäre herausgekommen. Der beim Volk beliebte Baron, der ja auch ein potenzieller Konkurrent war, verlässt die politische Bühne, ohne dass man ihr eine Mitschuld andichten kann. Märkische Allgemeine

Merkel zieht ihre Allzweckwaffe Mit einem Schnellschuss will sich die Bundeskanzlerin nach dem Guttenberg-Rücktritt aus ihrer misslichen Lage befreien. Bei der Wahl von de Maizière setzt sie auf ein Politschlachtross. Doch ein Garant für große Sprünge ist er nicht. Financial Times Deutschland

Merkel verschafft 
sich nur 
eine Atempause Wenn es so etwas wie einen „natürlichen“ Kandidaten für die Nachfolge Guttenbergs im Amt des Verteidigungsministers gegeben hat, dann war es Thomas de Maizière. Märkische Oderzeitung

Nicht bestellt und doch abgeholt Für den neuen Verteidigungsminister de Maizière ist es gut, dass Guttenberg ihm nur einen Rohbau hinterlässt. Die Bundeswehrreform ist nun sein Projekt – und Messlatte für seinen Erfolg oder Misserfolg. Süddeutsche Zeitung

Die kleine Welt der Unionspolitik Die Kanzlerin schickt ihren treuen Gefährten in das Verteidigungsressort. Die CSU bietet einen Neuen auf, indem sie ihren Traditionen genüge tut. Anscheinend will die Union all das schleunigst vergessen machen, was das Phänomen Guttenberg darstellte. FAZ

Neue Chancen Danach geht es plötzlich ganz schnell. Und spätestens damit ist dann die Affäre zu Guttenberg verlaufen wie fast alle vorher, obwohl diesmal in ihrem Zentrum doch ein Unvergleichlicher stand. Erst wird verschwiegen, vertuscht, verniedlicht, dann das Unumgängliche eingestanden, dann das Unvermeidliche getan und anschließend wird ganz schnell für Ersatz gesorgt. Bonner General-Anzeiger

Merkels Blick in den Abgrund Das Missmanagement der Bundeskanzlerin in der Affäre um Karl-Theodor zu Guttenberg kommt langsam auch beim Bürger an. Dass Merkel schnell ihr Kabinett umgebaut hat, wird ihr kaum helfen. Ein Wahlkampfauftritt in Stuttgart wurde bereits zum Fiasko. Süddeutsche Zeitung

Das letzte Pulver Der schmachvolle Abgang von Karl-Theodor zu Guttenberg zieht größere Personalbewegungen nach sich, als es Angela Merkel eigentlich lieb sein kann. Nach den Regularien der Koalition wäre der Verteidigungsminister wieder von der CSU zu stellen gewesen. Lausitzer Rundschau

Seehofer watscht Guttenberg-Kritiker ab Der Rücktritt von Verteidigungsminister Guttenberg sorgt auch in der Union für Ärger. CSU-Chef Seehofer wirft zwei hochrangigen Kollegen vor, dem Minister in den Rücken gefallen zu sein. Stern

Eine letzte Fußnote zu Guttenberg Der Rücktritt des Verteidigungsministers ist ein großer Verlust. Nicht das Phänomen Guttenberg wird dem Land fehlen, sondern der Politiker. Financial Times Deutschland

Eine spaltende Persönlichkeit Die einen sind enttäuscht, weil sie Karl-Theodor zu Guttenberg vertraut hatten. Die anderen, weil sie ihn für unersetzbar halten. Wie es kam, dass der Mann, für den nichts unmöglich schien, an die Grenzen seiner Kräfte kam. Zeit

Herakles, Jesus, Guttenberg Weil Dr. Hinz und Dr. Kunz einen haben, brauchte auch der Freiherr einen Doktortitel. Doch erst der Makel macht aus dem Überflieger einen Helden im klassischen Sinne. taz

Wie gut ist die Doktorandenbetreuung? In Bayreuth haben sämtliche Qualitätssicherungssysteme der Wissenschaft versagt. Hat der emeritierte Doktorvater die Arbeit nur quergelesen? Oder war es eine seltene Melange von parteipolitischem Filz, Sympathien und Sponsoring? FAZ

Warum Ghostwriter kaum zu fassen sind Akademische Ghostwriter verfassen ganze Diplom- oder Doktorarbeiten. Das kann einige zehntausend Euro kosten. Die Gefahr aufzufliegen, ist für die Auftraggeber gering. Handelsblatt

Demokratie kann manchmal weh tun Keine Atempause, auch am Tag nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers tobt die Debatte weiter. „Wir wollen Guttenberg zurück“ ruft auf Facebook eine wachsende Zahl von Fans. Einige Überlegungen nach Lektüre der Beiträge auf der KT-Seite. Tagesspiegel

Die Nachbarn staunen: So funktioniert Demokratie So viel internationale Presse wie der Rücktritt Karl-Theodor zu Guttenbergs vom Amt des Verteidigungsministers hatte schon lange kein deutsches innenpolitisches Ereignis. Auffällig ist ein Grundton der Bewunderung für die funktionierende Demokratie. Berliner Zeitung

Arabische Welt

Wie Gadhafi seinen größten Gegner empfing Abdul Ghoga ist Chef der Übergangsregierung der Aufständischen. Kurz vor der Revolte kam es zu einem denkwürdigen Treffen zwischen Gadhafis Gegenspieler und dem Diktator. Zeit

Die Zeit arbeitet für Gaddafi Mit ihren Gewehren und Steinen könnten sich die libyschen Rebellen nicht gegen einen massiven Schlag ihres Despoten wehren. Sollte die Weltgemeinschaft ihnen tatsächlich beistehen wollen, sollte sie es jetzt laut sagen. Süddeutsche Zeitung

Flugverbotszone jetzt! Der Westen darf nicht länger zögern, die libysche Bevölkerung zu schützen. Zeit

Clinton befürchtet „gigantisches Somalia“ in Libyen Die US-Außenministerin warnt, Libyen könne in einen langwierigen Bürgerkrieg versinken und zu einem Nährboden für Al-Qaida-Kämpfer werden. Die Welt

Die Welt-wie-sie-ist-Organisation Die Vereinten Nationen bilden immer die Welt ab, wie sie ist – und nicht etwa, wie sie sein sollte. Gaddafi aber hat lang genug auf der Weltbühne der UN herumgekaspert. Die Weltorganisation hat klug gegen ihn gehandelt. FAZ

Rage Comes to Baghdad Although the current protests in Iraq are unlikely to lead to the country’s collapse, Iraqis’ patience with their government’s inadequacies is wearing thin. Should Prime Minister Nouri al-Maliki be nervous? Foreign Affairs

Bahrain’s Shia Question The democratic uprising taking place in Bahrain has been accompanied by concerns of Shia insurrection and resurgent Iranian influence. The United States should not buy into this fear. Foreign Affairs

A Road Tour of the Revolution From Tahrir to Lulu, a guide to the new Tiananmen Squares. Foreign Policy

Pakistan

Pakistan im Griff religiöser Extremisten Gilani bekämpft den Terror in Pakistan nicht mehr, er zittert vor den Extremisten. Die Regierung in Islamabad scheut jeden offenen politischen Konflikt mit den religiösen Fanatikern. Berliner Zeitung

Islamisten auf dem Vormarsch Die Ermordung seines Minderheitenministers rückt Pakistan ein Stück weiter in Richtung Anarchie. Es ist bereits der zweite tödliche Attentat durch Islamisten binnen zweier Monate. Beide Opfer, der Minister und der Gouverneur des Punjab, hatten ein Anti-Blasphemie-Gesetz kritisiert, das Lästern gegen den Propheten Mohammed mit der Todesstrafe belegt. Märkische Oderzeitung

Wie in Schockstarre Blutige Hetzjagd auf Liberale und religiöse Minderheiten: In Pakistan gewinnen die Islamisten immer mehr Einfluss – und der Westen schaut zu. Tagesspiegel

Elite-Unis

Die Elite-Uni braucht einen langen Atem Die Humboldt-Universität hat seit gestern eine gute Chance, im nächsten Jahr zur Elite-Uni gekürt zu werden – wie schon die Freie Universität im Jahre 2007. Der Erfolg im Elite-Wettstreit scheint eine Schicksalsfrage zu sein. Berliner Zeitung

Harte Konkurrenz Der Spitzenwettbewerb der Universitäten, die Exzellenzinitiative, war kein Strohfeuer, sondern geht in eine neue Runde. Ebenso positiv ist, dass sich Bund und Länder darauf geeinigt haben, die Fördergelder sogar noch aufzustocken. Statt 1,9 Milliarden Euro wie bisher werden von 2012 bis 2017 insgesamt 2,7 Milliarden Euro fließen. Bonner General-Anzeiger

Sieben Unis können zur Elite aufsteigen Die Vorentscheidung zur Exzellenzinitiative ist gefallen. Sieben Universitäten können neue Elite-Hochschulen werden. Das Buhlen um die Fördergelder geht weiter. Zeit

Der Kölner Traum vom Titel Die Uni Köln hatte bisher mit dem Ruf einer anonymen und mittelmäßigen Massen-Hochschule zu kämpfen. Der Einzug in die Endrunde des Exzellenzwettbewerbs ist jedoch eine Bestätigung des Aufwärtstrends der letzten Jahre. Auch der Stadt täte ein Titelgewinn gut. Kölner Stadt-Anzeiger

Warteschleifen

Wut in der Warteschleife Mit der teuren Abzocke in Warteschleifen von Telefon-Hotlines soll Schluss sein: Das ist die gute Nachricht für die Verbraucher. Viel zu lange schon müssen sie in nervigen Warteschleifen schmoren und dafür auch noch viel Geld zahlen. Berliner Zeitung

In der Warteschleife Wer sich schon über das ewige Hängen in der Telefon-Warteschleife ärgern muss, der soll nicht auch noch teuer für diesen Nicht-Service bezahlen. Das wird Gesetz. Und dürfte jeden Verbraucher freuen. Zu früh allerdings sollte man nicht jubeln. Denn nicht, wie eigentlich geplant, sofort mit Inkrafttreten werden Warteschleifen bei teuren Servicenummern kostenfrei für die Kunden. Ein Jahr Gnadenfrist hat die Regierung den Unternehmen eingeräumt. Märkische Oderzeitung

Sieg für die Verbraucher Es widerspricht den Grundprinzipien eines fairen Handels von Geben und Nehmen, für etwas oh- ne jeden Nutzwert zu zahlen. Eine Telefonverbindung ist nur sinnvoll, wenn sie einen Kontakt zwischen zwei oder mehr Menschen herstellt. Märkische Allgemeine

Der Erfinder des Gedudels Für die Verbraucher ist es eine Qual, für die Unternehmen noch eine gute Einnahmequelle: die Warteschleifen-Musik bei Anrufen. Stefan Ladage zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Komponisten dieser Branche. Was macht für ihn gutes Gedudel aus? Süddeutsche Zeitung

…one more thing!

Nach dem Monsun In Sri Lanka ist zwar der Bürgerkrieg offiziell beendet. Doch der Inselstaat bleibt zweigeteilt. Im ehemaligen Rebellengebiet klappt nicht mal der Katastrophenschutz. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Merkels kleine Rochade Eine Kanzlerin mit voller Handlungsfreiheit hätte die Gelegenheit nutzen können, ihre kräftig ramponierte Regierung gründlich umzubilden. Doch für ein solches Signal hat es nicht gereicht. Frankfurter Rundschau

Kein Blendwerk Der Bundeswehr kann nach Lage der Dinge nichts Besseres passieren, als jetzt einen anderen und diesen Minister zu bekommen: Thomas de Maizière. Tagesspiegel

Ende gut, gar nichts gut Die Kanzlerin hat mit de Maizière und Friedrich zwei zurückhaltende und solide Politiker berufen. Sie verkörpern jenen Politikertypus, auf dessen Kosten sich Guttenberg immer profiliert hat. Alles wieder in Ordnung? Mitnichten: Mit ihrem Verhalten während der Affäre beschädigte Merkel ihre Glaubwürdigkeit – und müsste es nun zu vielen recht machen. Süddeutsche Zeitung

Im Reich der Anständigen Deutschland atmet auf. Ein großer Teil zumindest, der sich freut, dass nun wieder alles mit rechten Dingen zugeht. Karl-Theodor zu Guttenberg verschwindet aus der Politik und überlässt diese dem Diktat der vermeintlich Redlichen. Die Welt

Sauber aus der Affäre gezogen! Der Rückzug Karl-Theodor zu Guttenbergs hat ein klaffendes Loch ins Kabinett gerissen. Gefahr für die Kanzlerin, die ihn mit hohem Risiko zu schützen versuchte, aber seinen überraschenden Rücktritt nicht aufhalten konnte. In so einem Moment kommt es aufs Tempo an. Blitz-Rochade im Kabinett. Bild

Dr. Angela Faust Die Union nach Guttenberg. AZ München

Der Heißluftpakt Angela Merkel spricht gerne über ihren „Pakt für Wettbewerbsfähigkeit“. Vor vier Wochen haben ihre Vorschläge auf dem EU-Gipfeltreffen noch für empörenden Protest gesorgt. Die Vorschläge werden nach und nach verdampfen. Der grundlegende Konstruktionsfehler der europäischen Währungsunion wird ohnehin nicht gelöst. FAZ

Die Szenarien nach den Revolten Tunesien, Ägypten, Libyen: Nachdem die Autokraten – zum Teil – fort sind, werden die großen Unterschiede zwischen den Staaten deutlich. Zeit

Was Firmen von Facebook lernen können Die E-Mail schluckt in Firmen viel Zeit. Daher beginnen Unternehmen, über neue Formen der Kommunikation nachzudenken. Handelsblatt

What About Iran? The West should show the same moral clarity against Tehran’s human-rights abuses as it has against Gadhafi’s. Wall Street Journal