Opfergedenken, Rechter Terror, Konjunktur, Schuldenkrise, Kapitalismus, Somalia, Solarindustrie, Telekom & Intersexualität

Das Gedenken war würdig – dank der Angehörigen Die türkischen Familienmitglieder der Opfer wurden in die Vorbereitung einbezogen und prägten die Feier. Auch die Bürger müssen nun eine Antwort geben. Die Welt

Wofür dieser Staat einsteht Die feierliche Rede der Kanzlerin für die Opfer des NSU-Terrors war die einzig denkbare Geste. Der Staat war sie seinen Bürgern ausländischer Herkunft schuldig. Die Integration darf nie mehr durch Gewalt in Frage gestellt werden. FAZ

Sternstunde Es ist ein Ausnahmevorgang, wenn sich eine Regierungschefin öffentlich für den Staat schämt, das Wort von der „Schande“ in den Mund nimmt und die Betroffenen um eine zweite Chance für die Ermittlungsbehörden bittet Bonner General-Anzeiger

Diesen Bekennermut fürchten die Mörder am meisten Den stärksten Eindruck beim Gedenken für die Terror-Opfer hinterließen die Angehörigen. Das zeigt, wie selbstverständlich wir alle zu Deutschland gehören. Die Welt

Angela Merkels verpasste Chance Immerhin hat die Kanzlerin mit ihrer Rede zu Ehren der Nazi-Mordopfer nichts kaputt gemacht. Klare Worte zur Integration aber fehlten ZEIT

Ehrliche Gesten des Verzeihens Ismail Yozgat hat gestern gesagt: „Unser Vertrauen in die deutsche Justiz ist groß.“ Das ist kein selbstverständlicher Satz. Es ist eine souveräne, unverstellte Geste des Verzeihens. taz

Die zehn Besonders bewegend an der heutigen Gedenkveranstaltung war, dass es in jeder Phase der Zeremonie um die zehn von Neonazis ermordeten Menschen als jeweils Einzelne ging. FAZ

Übermenschliche Größe Der Staatsakt für die Opfer der rechten Terrorzelle NSU – sie war schon vor dem Fernsehbildschirm schwer zu verkraften. Die beklemmende Atmosphäre aus Trauer und Wut, Ohnmacht und Fassungslosigkeit schnürte in vielen Momenten die Luft ab und trieb Tränen in die Augen. WAZ

Das Gedenken findet in der Halle statt In Heilbronn hat die Zwickauer Neonazi-Zelle die Polizistin Michèle Kiesewetter ermordet. Am Tag, an dem Deutschland der Opfer rechter Gewalt gedenkt, findet sich am Tatort niemand ein. Erinnert wird in der Halle. stern

Das Land muss sich ändern Gestern, 12 Uhr mittags in Deutschland. Eine Schweigeminute lang sollte das öffentliche Leben stillstehen.Es ist leider keine Überraschung, aber es wollte fast niemand innehalten WAZ

Worte und Taten In Erinnerungs- und Mahnkultur sind wir Deutschen geübt. Notgedrungen. Lausitzer Rundschau

„Wir sind ein Land, eine Gesellschaft“ Die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel FAZ

„Mein Vater wurde von Neonazis ermordet“ Sie trauern um ihre ermordeten Väter und Kinder, mahnen zum Eintreten gegen Intoleranz. Wir dokumentieren die Reden von Semiya Simsek, Gamze Kubasik und Ismail Yozgat bei der Gedenkfeier für die Opfer der Neonazi-Gruppe. FAZ

Rechter Terror

Verbote sind untauglich Selbst übelste revisionistische Thesen, ja sogar die Leugnung des Holocaust, genießen einen gewissen Schutz, wenn sie denn als Meinungsäußerung im Kontext einer weitergehenden politischen Argumentation stehen. Frankfurter Rundschau

Der Weg der Mordwaffe Es ist die Pistole, mit der die Zwickauer Terrorzelle neun Morde begangen haben soll. Insgesamt 26 Mal feuerten die Täter damit auf ihre Opfer. Nun ist es den Ermittlern gelungen, den Weg der Ceska, Kaliber 7.65, zu rekonstruieren. Helfer Carsten S. hat gestanden, den Neonazis ihre wichtigste Tatwaffe überbracht zu haben. Süddeutsche Zeitung

Kojunktur

Der Abschwung kommt oben an Die Party ist vorbei: Die schwächelnde Wirtschaft macht sich nun auch bei Bund und Ländern bemerkbar. Ob wegen der spürbar zurückgehenden Steuereinnahmen gleich Katerstimmung herrschen muss, steht jedoch nicht fest. Für Finanzminister Schäuble hat die negative Entwicklung jedenfalls auch eine gute Seite. Süddeutsche Zeitung

Heiter bis wolkig Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Februar zum vierten Mal in Folge verbessert. In anderen Ländern der Eurozone sieht es aber düster aus. Das Abgleiten der Euro-Zone mache eine Aufstockung des Rettungsschirms für Krisenländer umso dringlicher, meint EU-Währungskommissar Olli Rehn. FAZ

Deutsches Staatsdefizit deutlich gesunken Dank der guten Wirtschaftsentwicklung hat sich das deutsche Staatsdefizit 2011 deutlich verringert. Damit hält Deutschland nach langer Zeit wieder den EU-Stabilitätspakt ein. Auch für 2012 sind Experten optimistisch. Handelsblatt

Schuldenkrise

Mario Monti im Vakuum der Demokratie Der Übergangspremier rettet Italien vor der Pleite. Doch was machen die Parteien? Sie zerstreiten sich mehr als je zuvor, statt sich endlich zu erneuern. Frankfurter Rundschau

Athen sperrt Konten reicher Steuersünder Einst war er ein erfolgreicher Unternehmer, vielleicht sogar der erfolgreichste. Jetzt droht Lavrentis Lavrentiadis ein tiefer Fall. Die griechische Regierung nimmt reiche Schuldner ins Visier und lässt erstmals seit Beginn der Krise auch Schweizer Konten sperren. Vor allem Lavrentiadis soll dem ausgebluteten Land viel Geld zurückgeben. Süddeutsche Zeitung

Milliarden-Hilfe stürzt Bundestag in Verzweiflung exklusiv Griechenland wieder retten – und wenn ja, um welchen Preis? Oder das Land fallen lassen? Diese Fragen treiben deutsche Politiker um. Kurz vor der Abstimmung über neue Hilfen wächst der Frust über Athen. Handelsblatt

Deutschland hat immer das Nötigste getan Noch bevor das zweite Griechenland-Paket den Bundestag passiert hat, soll Deutschland den Rettungsschirm noch weiter aufzuspannen. Doch die ständigen Forderungen nach immer höheren Summen sind unsinnig. Handelsblatt

Kapitalismus

Zurück zu den Ursprüngen des Kapitalismus! Viele glauben, der Kapitalismus habe in die Krise geführt. Doch das ist eine Unterstellung derjenigen, die von staatlicher Günstlingswirtschaft profitieren. Mit dem Staat kamen die Probleme – ändern könnte dies das Internet. Financial Times Deutschland

Das Unbehagen am Kapitalismus Die Bezeichnungen des Kapitalismus rufen unterschiedliche Stellungnahmen hervor. Die Leistungsfähigkeit des Systems hat aber insgesamt überzeugt. FAZ

Graue Häupter an der Wall Street Früher bevölkerten junge, erfolgshungrige Männer das Börsenparkett. Heute sind es ergraute, gelangweilte Händler. Denn es ist schwerer geworden, mit klassischem Handel Geld zu verdienen. Financial Times Deutschland

Somalia

Wie der somalische Knoten zerschlagen werden kann Islamistischer Terror, Piraterie, Hunger, Flüchtlinge und ein Bürgerkrieg – der Schrecken Somalias hat viele Facetten. Bei einer Konferenz in London versucht die Weltgemeinschaft, eine Lösung für den Krisenherd zu finden. Dabei wird sie sich den mächtigen islamistischen Kräften im Land stellen müssen. Süddeutsche Zeitung

Somalia ist nicht nur ein Katastrophengebiet Eine Hilfskonferenz in London widmet sich ganz dem Staatsaufbau Somalias. Doch nicht alles entwickelt sich dort schlecht, gerade in den autonomen Regionen. ZEIT

Waging Peace in Somalia The UN’s Special Representative for Somalia is back on the ground in Mogadishu for the first time since 1995, and he reports that the prospects for peace are now stronger than at any time in two decades. But capitalizing on the opportunity requires the global community’s engagement and political will to see the transition process through to completion Project Syndicate

Solarindustrie

Warum sich eine Solaranlage noch lohnt Auch wenn die Regierung die Solar-Förderung kappt – es lohnt sich noch immer, eine Solar- oder Photovoltaikanlage zu installieren. Für die Energiewende wäre es noch sinnvoller, einen Teil der Solarförder-Milliarden in die Windenergie zu stecken. Frankfurter Rundschau

Statt Öko-Planwirtschaft Dank extremer Förderung ist das schattige Deutschland der weltgrößte Solarmarkt – mit teils absurden Folgen. Es wäre für alle besser, wenn man die Förderung erneuerbarer Energie völlig neu organisierte FAZ

Röttgen torpediert sich selbst Berlin kappt die Solarförderung, doch die Entscheidung von Umweltminister Röttgen bleibt halbherzig. Wirklich effizient wäre es, einen Teil der Solarförder-Milliarden umzulenken und so die Erzeugung von Windstrom zu fördern. Kölner Stadt-Anzeiger

Der Todesstoß Das kommt einer Kehrtwende gleich. Knapp ein Jahr nach dem Fukushima-Schock ist schon wieder alles anders. Mit der gestern angekündigten drastischen Kappung der Solarförderung bremst die schwarz-gelbe Bundesregierung die von ihr selbst beschlossene Energiewende wieder aus. Märkische Allgemeine

Sonnenwende für Verbraucher Es ist wie immer, wenn Subventionen oder sonstige Fördermittel gestrichen werden. Der Untergang der Geförderten wird vorausgesagt. Märkische Oderzeitung

Geld für den Übergang Die Solarbranche in Sachsen-Anhalt ist in einer schwierigen Lage. Mitteldeutsche Zeitung

Die Wende zu Ende denken Um durchschnittlich 15 Prozent sind die Energiepreise in den vergangenen beiden Jahren gestiegen. Die Kosten für Strom und Gas sind Haupttreiber der Teuerungsrate. Sie belasten Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen – und damit auch die Konjunktur. WAZ

Lang lebe die Ineffizienz Deutschlands Haltung im Energiestreit ist eine Katastrophe taz

Telekom

Obermann kann erschreckend wenig tun Bei der Telekom gibt es derzeit kaum einen positiven Trend im Kerngeschäft. Es besteht also jede Menge Handlungsbedarf. Doch das Management muss vermutlich schon aus Geldmangel auf wichtige Schritte zur Neuausrichtung verzichten. Financial Times Deutschland

In der Defensive Für sogenannte Value-Investoren bietet die Deutsche Telekom derzeit einen klaren Pluspunkt: Im Gegensatz zu anderen Schwergewichten ihrer Branche, die sich jüngst reihenweise gezwungen sahen, ihre Ausschüttung zu kürzen, ist die Dividendenperspektive bei der Telekom deutlich erfreulicher. Börsen-Zeitung

Pechsträhne Telekom-Chef René Obermann ist nicht zu beneiden. Trotz großer Anstrengungen kommt der Bonner Konzern nicht wirklich voran. Die Umsätze sinken, der Gewinn bricht ein, und Hoffnung auf Besserung gibt es auch für dieses Jahr nicht. Bonner General-Anzeiger

Ohne Plan B Die von der Telekom vorgelegten Zahlen sind erschreckend. Die Probleme hat sich der Konzern aber größtenteils selbst eingebrockt. Augsburger Allgemeine

Intersexualität

Aus Unwissenheit verstümmelt und diskriminiert Der Umgang mit Intersexuellen mutet mittelalterlich an. Lange Zeit wurde ihnen wie Knetmasse das eine oder andere Geschlecht modelliert – mit zum Teil schweren psychischen und physischen Folgen. Der Deutsche Ethikrat macht auf dieses Problem aufmerksam. Gut, dass er damit zum Hinschauen zwingt. Süddeutsche Zeitung

Schluss mit dem Blau-Rosa-Denken! Behörden und Politiker müssen endlich begreifen, dass nicht jedes Kind als Mädchen oder Junge auf die Welt kommt. Das hat der Ethikrat zu recht deutlich gemacht. Doch genauso wichtig ist es, im Alltag mit einem Tabu aufzuräumen, das die Welt strikt in hellblau und rosa teilt. Frankfurter Rundschau

Intersexuelle bleiben für den Ethikrat Kranke Der Ethikrat hat sich zur Situation intersexueller Menschen geäußert. Trotz guter Vorschläge zementiert der Rat aber auch die aktuelle Behandlungspraxis. ZEIT

…one more thing!

Der Kampf gegen die Krankheit steht vor der Pleite Der Globale Fond zur Bekämpfung von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria begeht dieses Jahr vor dem Hintergrund wachsender Proteste gegen globale Ungleichheit seinen zehnten Geburtstag. Project Syndicate

Leitartikel

All den vielen Opfern des Rechtsextremismus Die elfte Kerze, sie darf nicht größer werden als die zwölfte, die für unsere Hoffnung steht. Wir haben ein schlechtes Gedächtnis. Wir sind gut im Wegschauen, und wir haben eine große Routine darin, uns am nächsten Tag mit dem nächsten Thema zu beschäftigen. Frankfurter Rundschau

Wie Integration endlich gelingen kann Trauer, Scham und Schande: Angela Merkel entschuldigt sich in ihrer Gedenkrede bei den Angehörigen der Opfer der Zwickauer Terrorzelle. Von schädlichen Vorurteilen spricht die Kanzlerin, die zu einem „Klima der Verachtung“ geführt hätten. Für die Integrationsdebatte kann es nur eine Konsequenz geben: Respekt von Alt- und Neubürgern voreinander und füreinander. Süddeutsche Zeitung

Wulffs Vermächtnis „Merkels Rede war ergreifend – dank der Vorarbeit von Wulff.“ Über die Gedenkfeier für Opfer rechter Gewalt. AZ München

Wir müssen Vorbild sein Deutschland verneigt sich vor den Opfern der Nazimörder. BILD

Kein Held, aber mutig Der Kandidat fürs Amt des Bundespräsidenten ist im Volk beliebt. Doch die Linkspartei hasst ihn. Nun attackieren auch noch ehemalige DDR-Dissidenten Joachim Gauck. Dahinter verbergen sich alte Konflikte Die Welt

Hauptstadt der Sprechblasenfacharbeiter Woher kommt in Berlin eigentlich die Wertschöpfung? Außerhalb des politischen Betriebes würde doch niemand arbeiten, empört sich der CDU-Abgeordnete Philipp Mißfelder. Dabei ist hier etwas anderes anstößig. Tagesspiegel

Düstere Perspektiven Syriens Zukunftsaussichten sind düster. Denn die Assads, Angehörige der Alawiten, kämpfen nicht nur um ihre Herrschaft. Der Bürgerkrieg ist für sie und ihre Glaubensgenossen ein Kampf auf Leben und Tod. Eine Intervention von außen würde daran wohl kaum etwas ändern. FAZ

Nicht mehr ganz so genial Noch vor Kurzem tat Martin Blessing so, als habe er Hilfe von außen nicht nötig. Nun zapft er seine Aktionäre an, um die Eigenkapitalerhöhung stemmen zu können – und büßt damit einmal mehr an Strahlkraft ein. Financial Times Deutschland

Bombing Iran Nobody should welcome the prospect of a nuclear-armed Iran. But bombing the place is not the answer Economist

No to Gulf War III Attacking Iran would not be a wise move. Washington Post

Obama’s Iran options If negotiations fail, containment will not work. Washington Post

Assassination Is the New Shock and Awe Why the US’s favorite new war strategy will only drag out the War on Terror. Mother Jones

Romney’s Economic Closet When Mitt Romney suggested that he believes that cutting government spending hurts growth, he showed himself to be a secret Keynesian. New York Times