Abrüstung, Trauerfeier, Schuldenkrise, Bildungskrise & Kirgistan

„Ein Sieg für die Menschheit“ Amerika und Russland haben den neuen Start-Vertrag zur atomaren Abrüstung unterzeichnet. Die Zahl der einsatzbereiten Sprengköpfe soll auf 1550 reduziert werden. Präsident Obama sprach von einem „Meilenstein“, Präsident Medwedjew von einem „wahrhaft historischen Ereignis“. FAZ

In Prag beenden sie endgültig den Kalten Krieg Bild

Berechenbarer Frieden. Obama und Medwedjew machen einen Schritt in die richtige Richtung: Mit dem neuen START-Abkommen rückt der Traum von einer Welt ohne Atomwaffen ein wenig näher. Süddeutsche Zeitung

Die Eiszeit ist zu Ende – das Misstrauen bleibt. US-Präsident Barack Obama und Kremlchef Dmitri Medwedjew haben am Donnerstag in Prag den Start-Vertrag unterschrieben, der eine umfassende Reduzierung der Atomwaffen festschreibt. Doch ihnen geht es nicht nur um Abrüstung. Sie wollen vor allem den Atomwaffensperrvertrag verteidigen Die Welt

Ein Abschied von der nuklearen Priesterschaft Handelsblatt

Trippelschritte zum Weltfrieden. Sicher, das Start-Abkommen schafft Vertrauen zwischen den USA und Russland. Massive Abrüstung ist jedoch nicht vorgesehen – auch US-Präsident Obama wird die Waffenschmieden weiter beschäftigen. Stern

Obama entpuppt sich als gewiefter Machtpolitiker. Die Tinte ist getrocknet, der Start-Nachfolger in trockenen Tüchern. Für die Welt hat der Vertrag sicher große Bedeutung – doch noch wichtiger ist er für Obama: Das Abkommen ist sein erster substanzieller außenpolitischer Erfolg Handelsblatt (Print)

Berechenbar und unberechenbar. Die Unterzeichnung des Start-Abkommens im Spanischen Saal auf der Prager Burg durch Barack Obama und Dmitri Medwedew bezeichnete der Kreml-Chef als „wahrhaft historischen Augenblick“. Märkische Allgemeine

„Obama kämpft an zwei Fronten“ Für taktische Atomwaffen gebe es keinen sinnvollen Einsatz mehr, sagt der Sicherheitsexperte Wolfgang Ischinger. Die Zeit

Verfallsdatum überschritten. Das jetzt so viel gepriesene Abrüstungsabkommen zwischen den USA und dem Rechtsnachfolger und Waffenerben der einstigen UdSSR ist tatsächlich alles andere als der Beginn einer neuen Zeit. Es ist noch nicht einmal der Schlussstrich unter jene Hochrüstung des Kalten Krieges, die zu einem völlig absurden Raketenwettlauf führte Lausitzer Rundschau

Die wichtigsten Abrüstungsverträge Nürnberger Zeitung

Russia and U.S. Sign Nuclear Arms Reduction Pact New York Times

It’s Not About the Treaty. What Prague means, and doesn’t mean, for the future of nuclear weapons. Foreign Policy

A Nuclear Warning. George H.W. Bush’s chief arms negotiator warns Senate Republicans not to block the new Start treaty. Mother Jones

Der START-Vertrag im Original (als pdf) und das dazu gehörige Protokoll

Trauerfeier mit Kanzlerin

Wie viel Staat gehört zu einer Trauerfeier für gefallene Soldaten? Es ist an der Zeit, dass Angela Merkel dem Eindruck entgegenwirkt, sie zeige sich nur im Glanz der Helden und meide den Schatten der Toten. Süddeutsche Zeitung

Mitgefühl – auch eine politische Tugend. Deutsche Soldaten sterben. Und wie trauert der Staat? Es wird Zeit für die richtige Form. Tagesspiegel

Last-Minute-Trauer. Angela Merkels Zusage, den schweren Gang zur Trauerfeier ins niedersächsische Selsingen heute mitzugehen, wird den Angehörigen hoffentlich gut tun. Den Charakter einer schadensbegrenzenden Last-Minute-Entscheidung verliert sie darum nicht. WAZ

Angela Merkels Verhältnis zum Krieg und zum Militär überhaupt lässt sich kurz beschreiben: Sie hat keines. Berliner Zeitung

Eine ehrliche Haltung zu finden, eine Sprache zu finden für die Lage, in die deutsche Regierungen die Bundeswehr – und damit das Land – nun mit halb geschlossenen Augen gebracht haben, das ist die große Herausforderung. Tagesspiegel

Die Entdeckung des Mitgefühls für unsere Soldaten
. Solidarität mit Soldaten im Auslandseinsatz? Lange begegneten Bürger und Kulturbetrieb der Bundeswehr mit Desinteresse, auch aus Angst vor der Geschichte. Doch mit der Zahl der gefallenen deutschen Männer in Afghanistan wächst die Aufmerksamkeit und die Anteilnahme in der deutschen Bevölkerung. Die Welt

Schuldenkrise

Für Märkte ist Griechenland-Notfall eingetreten. Griechenland steht unter wachsendem Druck, in der Schuldenkrise seine europäischen Partner und den Internationalen Währungsfonds um Hilfe zu bitten. Die Rating-Agentur Fitch forderte das Euro-Land am Donnerstag auf, sofort den in Aussicht gestellten EU-Notfallplan zu nutzen. Doch die Regierung in Athen, aber auch die EU-Kommission sehen den Zeitpunkt dafür noch nicht für gekommen. Handelsblatt

Griechenlands Krise spitzt sich erneut zu. Griechenland steht unter immer stärkerem Druck. Das bekommt auch die Europäische Zentralbank zu spüren. Wirtschaftswoche

Für Griechenland wird es eng. Bis Ende April muss Griechenland Anleihen über 8 Milliarden Euro refinanzieren. Investoren verlangen Rekordaufschläge. Laut einer Studie könnte der Notfallplan für Hellas schon bald eintreten: An den Börsen steigt die Nervosität. Die EU-Kommission versucht, die Gemüter zu beruhigen. manager magazin

Droht den Griechen ein Banken-Kollaps? Bild

Das große Abräumen. Panik in Europa: Wenn die Griechen weiter massenhaft Geld von ihren Banken abziehen, könnte das Finanzsystem des ganzen Landes kollabieren Süddeutsche Zeitung

Das Vertrauen fehlt Der griechische Staat muss Anlegern jeden Tag noch höhere Zinsen anbieten, damit er seine Anleihen loswird. Der vage Notfallplan, mit dem die Europäische Union Athen stützen will, schafft kein Vertrauen. Tagesspiegel

Destruktive Unklarheit. Das war ein schwarzer Tag für den Euro. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, hat angekündigt, dass die gelockerten Sicherheitsanforderungen für Wertpapiere, die bei der Zentralbank für Kredite hinterlegt werden, auch im kommenden Jahr gelten werden. Börsenzeitung

Angriffe aus dem Dunkeln. An den Märkten ist es ein offenes Geheimnis, dass Banken und Hedge-Fonds mit Hilfe sogenannter Credit Default Swaps versuchen, Griechenlands schlechte Bonität zu Geld zu machen. Die dubiosen Geschäfte der Spekulanten bedrohen die finanzielle Stabilität des ohnehin schon schwer angeschlagenen Landes. Handelsblatt

Last Man Standing. EZB-Chef Trichet hat es nicht leicht. Da sich die EU nicht zu klaren Hilfen für Griechenland bekennt, muss die EZB die Drecksarbeit erledigen. Die Zeit

Greek Default Worries Grow Wall Street Journal

Bildungskrise

Wirtschaft und Schule. Unternehmen finden nicht genügend Lehrlinge mit einer guten Schulbildung. Jugendliche lernen viel besser, wenn sie schon in der Schulzeit die Berufspraxis intensiv kennenlernen. Solchen Kooperationen sollten sich die Unternehmen noch stärker öffnen – und sie vorantreiben. FAZ

Es ist zu spät Vor ein paar Jahren noch fehlten zehntausende Ausbildungsplätze. Nun beschert der demografische Wandel den Unternehmen das umgekehrte Problem. Nicht zu viele, sondern zu wenige Jugendliche suchen eine Lehrstelle. Tagesspiegel

Die Arroganz der Akademikereltern. Mangelnde Ausbildungsreife – in regelmäßigen Abständen hören wir die Klagen aus der Wirtschaft. Schuld ist das Schulsystem. Dass es keine Abhilfe gibt, liegt aber nicht primär an den Politikern – sondern am Widerstand vieler Eltern Financial Times Deutschland

Keine Wahl. Viele Schulabgänger seien zu unqualifiziert für die Arbeitswelt, ergab eine Studie der DIHK unter den Betrieben. Immer mehr Firmen bieten eigene Kurse an. Doch warum ist das eigentlich nötig? Kölnische Rundschau

Zu dumm, zu faul, zu träge? Seit Einführung der betrieblichen Ausbildung in Deutschland ist kein Jahr vergangen, in dem die Betriebe nicht über die schulische Vorbildung ihrer Auszubildenden geklagt haben – mal leiser, wenn es mehr Bewerber als Lehrstellen gab, und mal lauter, wenn Lehrstellen wegen Bewerbermangels nicht besetzt werden konnten. Hannoversche Allgemeine

Ein programmierter Mangel. Das Ausbildungsproblem ist gravierend. Denn in den nächsten Jahren wird die Zahl der Schulabgänger stark sinken. Damit wird es für die Firmen immer schwieriger, noch geeignete Lehrstellenbewerber zu finden. Kölner Stadt-Anzeiger

Unfähigkeit. Angesichts der jüngsten Umfrage zur Ausbildungsreife von Jugendlichen könnte man an dieser Stelle räsonieren über die Erwartungen der Wirtschaft, die Haltung der Gewerkschaften oder die Möglichkeiten des Bildungssystems. WAZ

Warum das Hauptschulsterben die Wirtschaft gefährdet. In der Bildungspolitik tobt ein neuer Klassenkampf. Die alte Hauptschule stirbt – und die Politik schwankt zwischen Rettung und Radikalkur. Über die Konzepte der Länder und die Folgen für die Wirtschaft Wirtschaftswoche

Kirgistan

Wie damals im Iran Die regionalen Gegebenheiten in Kirgistan werden in der Sicht des Westens in ähnlicher Weise missachtet wie bei der islamischen Revolution 1979 im Iran. Diese hatte die US-Regierung am Anfang auch als Fanal für die Demokratisierung des Mittleren Ostens interpretiert. Tagesspiegel

Ein Umsturz, keine Revolution. In Kirgistan wird der Diktator von Volkes Zorn gestürzt. Es gibt Tote und eine neue Regierung. Trotzdem sind die Ereignisse in Bischkek keine Revolution – sondern ein Umsturz. Frankfurter Rundschau

Ein wütendes Volk steht auf. Galt lange als die liberalste Republik im autoritären Zentralasien. Aber seit Strom- und Heizkosten die Löhne auffressen, murrt das Volk – jetzt hat es gegen die harte Linie des Präsidenten revoltiert. Stern

Was folgt auf den blutigen Aufstand? Nach blutigen Straßenkämpfen mit zahlreichen Toten hat in Kirgistan die Opposition die Macht übernommen. Was ist von ihr zu erwarten? Die Zeit

It’s Not a Revolution. Whatever just went down in Kyrgyzstan, one thing in clear: this isn’t how it was supposed to happen. Foreign Policy

Kyrgyzstan: a Russian revolution? Guardian

Kyrgyzstan: Did Moscow Subvert a U.S. Ally? Time

… one more thing!!!

Die Mittelschicht betrügt sich selbst. Die deutsche Mittelschicht stellt die meisten Wähler, verliert aber immer mehr politischen Einfluss. Schuld ist das Bürgertum selbst: Es grenzt sich von den Armen ab, wähnt sich an der Seite der Vermögenden – und stärkt damit genau jene, die sich auf seine Kosten bereichern. Spiegel

Leitartikel

Die Kanzlerin, der Verteidigungsminister, der Generalinspekteur, Bundestagsabgeordnete und Millionen Bürger verneigen sich heute gemeinsam vor den Gefallenen. Bild

Stark genug für den Verzicht. Es ist ein selbstbewusstes Zeichen, das von Prag aus in die Welt gesendet wird. Die USA und Russland haben sich nach langem Ringen darauf geeinigt, gemeinsam einen Großteil ihrer Atomwaffen zu verschrotten Tagesspiegel

Neue Ziele für die Abrüstung. Der nun unterzeichnete Start-Folgevertrag steht in der Kontinuität von Abrüstungsschritten, die die Supermächte noch in der bipolaren Welt ausgehandelt hatten. Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass beiden Seiten mit dem Vertrag andere Ziele verknüpfen. FAZ

Die Abrüster Obama und Medwedew. US-Präsident Barack Obama und sein russischer Amtskollege Dimitri Medwedew haben ein bedeutendes Atom-Abkommen abgeschlossen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Doch es kann noch böse Überraschungen geben. Von Jan W. Brügelm Kölner Stadt-Anzeiger

Revolutionärin ohne Megafon. Zehn Jahre ist Angela Merkel Vorsitzende der CDU Die Welt

Der faire Wert. In armen Ländern werden Waren für reiche Länder billig produziert. Damit der Kunde solidarisch handeln kann, braucht er genaue Informationen über die Arbeitsbedingungen. Frankfurter Rundschau

Abwarten und Klarheit schaffen. Die europäischen Staaten sollten sich nicht von einer Ratingagentur zur überhasteten Griechenland-Hilfe drängen lassen. Es könnte sich durchaus lohnen, abzuwarten – und sich in der Zwischenzeit auf den Ernstfall vorzubereiten. Financial Times Deutschland

Rein ins Oly! Ohne Fußball wird das berühmte Stadion endgültig zum Museum AZ München

Inside WikiLeaks’ Leak Factory Mother Jones

Britain’s choice. Voters deserve a more radical vision than the timid and uninspiring policies all parties have put forward so far Economist