Angela Merkel, Linkspartei, Berliner Wahlkampf, Libyen, Schulden-Krise, Steve Jobs, Piratenabwehr & Jugend

Angela Merkel führt – zumindest in Europa Der Kanzlerin fehlt es an Ideen, an Perspektiven für Europa. Das spricht aus Helmut Kohls Kritik. Doch es gerät zum Klischee: Merkel übt sich inzwischen sogar in Pathos. Die Welt

Von allen guten Geistern verlassen Ein US-Magazin hält Angela Merkel für die mächtigste Frau der Welt, dabei schwimmen der Kanzlerin gerade die Felle weg: Die Wähler vertrauen ihr immer weniger, eine Parteivize torpediert sie mit unausgegorenen Vorschlägen, das Staatsoberhaupt lässt sie im Euro-Regen stehen und ein Altkanzler spricht ihr jeden Kompass in der Außenpolitik ab. Ist Merkels Kanzlerschaft in Gefahr? Süddeutsche Zeitung

Antigone oder: Kohls Mädchen Helmut Kohl wendet sich mit harscher Kritik gegen sein politisches Ziehkind: Angela Merkel kann nicht Kanzler, lautet seine Botschaft zwischen den Zeilen. Noch einmal zeigt sich, wie tief die Kluft zwischen ihm ist und der Frau, die ihn als Ehrenvorsitzenden der CDU entthronte. Rheinische Post

Feuer bei den Christdemokraten Die ganze Euro-Chose scheint bei Deutschlands Christdemokraten nur Kristallisationspunkt einer viel tiefer sitzenden Unsicherheit und allgemeinen Skepsis zu sein, die den Kurs der Partei insgesamt betreffen – und damit auch die Vorsitzende. Märkische Oderzeitung

Kohls Ruf nach Mut und Standpunkt lässt aufhorchen Deutschland sei keine berechenbare Größe mehr, kritisiert Helmut Kohl. Wer in dieser Welt etwas bewegen will, braucht vor allem Standfestigkeit. Die Welt

Eine notwendige Abrechnung Altkanzler Kohl wird zum Abkanzler, und auch Bundespräsident Wulff nimmt Bundeskanzlerin Merkel heftig unter Beschuss. In der Form vielleicht fraglich, im Inhalt jedoch ein guter Dienst. Stern

Präsident Klein-Klein Christian Wulff hat in seiner Rede ein Unwohlsein aufgegriffen, das Millionen Bundesbürger in den vergangenen Monaten beschlichen hat: Dass da nämlich etwas grundsätzlich schieflaufen könnte in Europa. Großen Eindruck bei der Bundesregierung hat das aber nicht hinterlassen. Denn eine Vision hat das Staatsoberhaupt nicht. Süddeutsche Zeitung

Linkspartei

Plant Lafontaine den Putsch gegen die Linke-Führung? Gesine Lötzsch und Klaus Ernst schlittern seit Monaten von einer Krise in die nächste. Mittlerweile machen in der Linken Putsch-Gerüchte die Runde. Die Welt

Linke, vorwärts in die Spaltung! Die Linkspartei muss endlich Konsequenzen ziehen und sich von den Kommunisten abgrenzen. Financial Times Deutschland

„Es ist ein Fehler passiert“ Dem kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro zum Geburtstag gratulieren? Ja, sagt der Linkenvorsitzende Klaus Ernst. Vom huldigenden Glückwunschschreiben seiner Partei distanziert er sich aber trotzdem – und verspricht, dass sich so etwas nicht wiederholen wird. Süddeutsche Zeitung

Berliner Wahlkampf

Wahlplakate in Berlin: Von grottig bis anbiedernd Wahlplakate müssen ein bisschen bekloppt sein, sonst redet ja keiner drüber. In Berlin sucht man subtilen Witz aber meist vergebens. Lorenz Maroldt hat sich die schlimmsten Plakate genauer angesehen. Tagesspiegel

Renate Künast in der Falle Vor wenigen Wochen waren die Berliner Grünen noch auffallend diszipliniert, alle hielten sich an die von Spitzenkandidatin Renate Künast vorgegebene Marschrichtung, dass das Ziel sei, den Sozialdemokraten Klaus Wowereit im Roten Rathaus abzulösen, notfalls mit der CDU. Berliner Zeitung

Aufstand gegen Künast Mitten im sogenannten heißen Wahlkampf watschen Berliner Grüne ihre Spitzenkandidatin ab. Das sieht nach einem schlimmen Betriebsunfall aus. Märkische Oderzeitung

Blaues Auge für Renate Renate Künast droht ein Desaster. Und nun kündigen einige linke Abgeordnete ihr auch noch mehr oder weniger offen die Gefolgschaft auf, weil sie partout keine Koalition mit der CDU wollen. Zerlegt sich die Partei drei Wochen vor der Wahl selbst? Ja. Aber genau das könnte sie vor dem Totalabsturz retten. taz

Heinz Buschkowsky wäre ein guter Innensenator Interview mit Thilo Sarrazin (BILD

Libyen

Die Nato pfeift aufs Recht Der britische Verteidigungsminister gibt kalt lächelnd zu, dass die Nato bei der Jagd auf Gaddafi hilft. Doch wer soll einer Staatengemeinschaft trauen, die je nach Bedarf auf die eigenen Versprechungen und die Resolutionen der Vereinten Nationen pfeift? Frankfurter Rundschau

Die Träumer und der Krieg Libyen schwirrt vor Gerüchten und vermeintlichen Gewissheiten. Dass sie sich die Grausamkeit des Gaddafi-Systems aber nicht bloß eingebildet haben, erlebten viele Kämpfer der Regimegegner spätestens beim Sturm auf Tripolis. FAZ

Irgendwas passiert in Tripolis Die Lage in Libyen ist schwer zu durchschauen. Doch statt dies einfach zu sagen, ergeht sich die Berichterstattung in Gemeinplätzen und spekuliert munter vor sich hin. ZEIT

Schulden-Krise

Adieu Panik, willkommen Rezession? Die Angst geht um an den Börsen: Analysten fürchten ein neues schwarzes Loch, in das die Weltwirtschaft stürzen könnte. Aber selbst wenn eine Rezession ausbleibt, könnte es ungemütlich bleiben, wie eine Blick in die Vergangenheit zeigt. Süddeutsche Zeitung

Trippelschritte bis zum Ende des Weges Es ist der Grundgedanke Europas, die Schwierigkeiten auf einzigartige Weise zu lösen. Der verbreitete Verdacht, gemeinsame Kreditaufnahme begünstige eine lasche Schuldenpolitik, geht fehl. Das Gegenteil ist wahrscheinlich. FAZ

Her mit den Eurobonds! (ob mit oder ohne Deutsche) Europas nationale Staatsanleihen taugen in Krisenzeiten nichts mehr. Sie sind zu leichtgewichtig. Eurobonds dagegen wären so unangreifbar wie US-Schuldpapiere. Financial Times Deutschland

Von Bernanke wird das Unmögliche erwartet Angesichts der Finanzkrise erwarten Investoren die Rede des US-Notenbankchef beim Bankertreffen in Jackson Hole mit haushohen Erwartungen. Sie hoffen auf ein weiteres Stimuluspaket – doch sie könnten enttäuscht werden. Handelsblatt

Der große Befreiungsschlag! Die Sorgen sind vorerst vom Tisch, denn die Botschaft für die Börsen ist klar: Wenn Investorenlegende Buffett mit Milliarden bei der Bank of America einsteigt, kann es um die Branche nicht so schlecht bestellt sein. Handelsblatt

Why Is the White House Defending the Banks? The administration should not interfere with investigations The Atlantic

Steve Jobs

Job’s Abgang ist nicht das Ende von Apple Apple lebte bisher vom Mythos Steve Jobs. Das macht es allen Nachfolgern schwer, sich zu behaupten. Und ob je ein Name so stark mit dem des Unternehmens verwoben sein wird, ist fraglich. Dennoch: Der Erfolg ist nicht nur sein Verdienst. Financial Times Deutschland

Die Marke Apple ist stark – auch ohne Steve Jobs Die Verbraucher kaufen Apple-Produkte, weil sie von Design und Funktionalität überzeugt sind. Und nicht wegen Steve Jobs. Die Welt

Was iGod versäumt hat Er ist der Übervater, er ist der Visionär, und er ist schuld an der ungewissen Zukunft des Apple-Konzerns. Denn nach dem Rücktritt von Steve Jobs zeigt sich, dass die große Stärke des iGods zugleich seine große Schwäche war – und zu einem zentralen Fehler führte. Süddeutsche Zeitung

Ein herber Verlust Das Ende der Ära Steve Jobs bei Apple kommt nicht ganz unerwartet. Der Mitgründer, der 1997 kurz vor der Pleite an die Apple-Spitze zurückkehrte und den IT-Konzern binnen vierzehn Jahren zum teuersten der Welt machte, befindet sich seit Monaten in krankheitsbedingter Auszeit. Börsen-Zeitung

Der Eroberer geht Erst vor kurzem verglich der ehemalige Apple-Manager Tim Hawkins den Computerhersteller mit dem Römischen Reich, das nach dem Überschreiten des Höhepunkts seiner Macht unaufhaltsam dem Zerfall entgegenstrebte. Märkische Allgemeine

Verwundbarer Riese Ohne Steve Jobs ist Apple verletzlicher als vorher. Denn wenn die hymnische Verehrung für das Unternehmen und seinen Chef abflaut, werden die wahren Probleme sichtbar. Handelsblatt

Das Ende des Ein-Mann-Betriebs Nach dem Abgang von Steve Jobs reagierten die Börsen wie erwartet mi t Abschlägen. Doch wie kann eines der wertvollsten Unternehmen von nur einem Mann abhängig sein? Augsburger Allgemeine

Apple’s minister of magic steps down Can Silicon Valley’s most disruptive firm prosper without its maker? Economist

Piratenabwehr

Unter falscher Flagge Captain Jack Sparrow hätte seine wahre Freude an den deutschen Reedern. Die exzentrische Hauptfigur der Piraten-Saga „Fluch der Karibik“ würde höhnisch lachen über das Wehklagen der hiesigen Schiffsbetreiber. Berliner Zeitung

Deutschlands Seeknöllchen im Kampf gegen Piraten Wer seine Schiffe nicht von im Anti-Piraten-Kampf geschulten Kräften schützen lässt, soll künftig ein Bußgeld zahlen. Der Schutz vor Piraten ist extrem teuer. Die Welt

Private Dienste sollen deutsche Schiffe schützen Das Innenministerium hat Vorwürfe von Reedern zurückgewiesen, die Polizei tue zu wenig, um deutsche Schiffe vor Piraten zu schützen. In Pirateriegebieten sollen private Sicherheitsdienste auf Schiffen eingesetzt werden dürfen. FAZ

Jugend

Haus am See Auch die Jugend in Deutschland fürchtet den Absturz. Noch will sie ihn durch Anpassung und Disziplin verhindern. Frankfurter Rundschau

Generation der Lebenslauf-Optimierer Der Tempowahn im deutschen Bildungssystem macht Studenten zu akademischen Pauschaltouristen. Sie kommen zwar mit 21 von der Uni – aber von der Welt gesehen haben sie noch nichts. Wie Getriebene haken sie nur noch ab, was die Personalabteilungen der Unternehmen von ihnen erwarten. Süddeutsche Zeitung

Sind die deutschen Schulen noch zu retten? Wir investieren zu wenig und reparieren zu viel. Verteilungsgerechtigkeit ist heilig, Chancengerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Damit muss Schluss sein. Die Welt

…one more thing!

Glück durch Selbstbestimmung Langsam, ganz langsam, spricht sich herum, dass wir dringend ein neues Fortschrittsmodell brauchen. Die letzte panische Börsenkrise drückt uns mit der Nase tief in die Erkenntnis: Das pure Mehr ist vorbei. Berliner Zeitung

Leitartikel

Eine Partei zum Gähnen Helmut Kohl hat einen Kompass für die CDU gefordert – doch was hilft ein Kompass, wenn man nicht weiß, in welche Richtung man gehen soll? Die Partei ist am Ende, doch Schuld ist nicht nur die Kanzlerin, sondern auch ihr Ziehvater, dessen Regierungszeit die Partei ausgezehrt hat. Der CDU fehlen Ideen, starke Figuren und ein kompetenter Koalitionspartner. Aus dem hohen „C“ der Partei ist längst ein hohles „C“ geworden. Süddeutsche Zeitung

In Sorge um das Erbe Die Krise Europas hat nun auch die europäischste Partei Deutschlands erfasst. Sie zwingt die CDU zur Wahl zwischen Herz und Verstand, Pest und Cholera FAZ

Merkels Kompass Helmut Kohls Kritik an seinen Nachfolgern und vor allem an Merkel ist maßlos und selbstgerecht. Gerade jetzt, in der Eurokrise zeigt die Kanzlerin Führung und Verantwortung. Frankfurter Rundschau

Kohls Mut, Merkels Macht Im Ausland glänzt Angela Merkel, gerade für Frauen ist sie ein Vorbild. Aber bei der Abwehr der sich widersprechenden Attacken von Kohl und Wulff wird ihr das nicht helfen. Die Welt

Macht und Basis Angela Merkel führt die „Forbes“-Liste der „mächstigsten Frauen der Welt“ an. Eine nachvollziehbare Entscheidung. AZ München

Going, going… The fall of Muammar Qaddafi will transform Libya, the Middle East and NATO Economist

What Really Happened in the Bin Laden Raid? Details of the story don’t add up. Footage of the raid either exists or doesn’t. The tale of that night in Abbottabad keeps getting more muddled. Mother Jones

Bernanke’s Perry Problem Political intimidation has forced the Fed into inaction and is killing our last remaining hope for economic recovery. New York Times

King, in word and stone A powerful memorial for a great man. Washington Post

A dream still out of reach Where’s the economic justice King fought for? Washington Post