Euro-Krise, EnBW, Wikileaks, Hochtief & Kniefall von Warschau

Merkel setzt sich in Brüssel durch. Bei den Beratungen der EU-Finanzminister über den Krisenabwehrmaßnahmen und den Schutz der Währungsunion ist die Bundesregierung hart geblieben. Entgegen den Forderungen einzelner Staaten wird es keine Ausweitung des bestehenden Rettungsfonds geben. Handelsblatt

Rettungsschirm wird nicht aufgestockt. Die Euro-Staaten streiten weiter über die richtige Antwort auf die Schuldenkrise. Die EU-Finanzminister wollen den Rettungsschirm für klamme Staaten nicht aufstocken – und liegen damit auf einer Linie mit Kanzlerin Merkel. Heute soll die Krisenhilfe für Irland förmlich gebilligt werden. FAZ

Ruhe bitte! Über das Geschwätz der Euro-Gerüchteköche freuen sich nur diejenigen, die mit Nervosität Geld verdienen. Für alle anderen wäre es besser und billiger, wenn die selbsternannten Euroretter einmal ihre Eitelkeit hintanstellten – und schwiegen. FAZ

Der einsame Euro-Fighter. EZB-Chef Jean-Claude Trichet kämpft um den Erhalt der Währungsunion. Die Zentralbank treibt er an die Belastungsgrenze. Wirtschaftswoche

Kanzlerin Merkel muss sich beim Euro entscheiden. Der Euro wackelt und mit ihm die ganze Europäische Union. Bundeskanzlerin Angela Merkel muss eine Richtungsentscheidung treffen Die Welt

Ich setze auf Europa. Sechs Jahre nach dem Beitritt zur Europäischen Union ist Polen bereit, zusammen mit Deutschland und anderen Mitgliedsländern Verantwortung für die Bewältigung der Krise zu übernehmen, die die europäische Wirtschaft getroffen hat. Ein Kommentar des polnischen Ministerpräsident Donald Tusk im Handelsblatt

Warum ein Schuldenerlass nötig ist. Regierungen und Notenbankern verwandeln die Euro-Zone in eine Transferunion. Wirtschaftswoche

Germany Stalls Bid to Expand EU Rescue Fund Wall Street Journal

Soccer Legend Urges French to Withdraw Bank Money. The famous soccer legend Eric Cantona is beloved for his dazzling feats on the pitch, and became a screen actor most celebrated when he played himself. Now he’s making waves by calling for his French compatriots to withdraw their money from banks. Newsweek

Facts Say Get On With Restructuring Wall Street Journal

EnBW

Der Kauf von EnBW bringt Mappus zurück ins Rennen. Die EnBW-Beteiligung durfte nicht zum Spielball von Spekulanten werden. Dies verhindert zu haben, dürfte im Lande gut ankommen. Die Welt

Zurück zu den Wurzeln. Glücklich geworden ist die Electricité de France (EDF) mit ihrer Beteiligung an der EnBW wohl nie. Der Konsortialvertrag mit dem Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke OEW erzwang einstimmige Entscheidungen beider Großaktionäre. Und dass die Belange kommunaler Eigentümer und die Interessen eines international agierenden Stromkonzerns deckungsgleich sind, ist eher nicht zu vermuten. Als Konsequenz aus dieser Gefechtslage hat die EDF schon mehrfach versucht, in eine Mehrheitsposition bei der EnBW zu kommen Börsenzeitung

Grüner Anstrich. Nachdem Ministerpräsident Mappus den Protest gegen „Stuttgart 21“ zurück ins Parlament geholt hat, kann er mit einem weiteren „grünen Manöver“ für seine Wahl werben. Das geringe wirtschaftliche Risiko des Wiedereinstiegs bei ENBW könnte sich politisch bald auszahlen. FAZ

Mit Energie in den Wahlkampf. Die Franzosen steigen bei EnBW aus, das Land Baden-Württemberg steigt ein. Strategisch durchdacht ist das kaum, höchstens wahlkampfstrategisch. Die Zeit

Mappus unter Strom. Diese Kaltschnäuzigkeit, mit der Baden-Württembergs Länderfürst Stefan Mappus mit Milliarden jongliert, um den Energiekonzern EnBW zu übernehmen, erinnert stark an den jüngeren Gerhard Schröder. Tagesspiegel

ENBW könnte mit der EWE an die Börse gehen. Baden-Württemberg übernimmt für 4,67 Milliarden Euro den Anteil der französischen Stromkonzerns EDF an der ENBW. Ziel ist ein Börsengang, sagt Ministerpräsident Mappus. Um die Perspektiven dafür zu verbessern, könnte die ENBW davor mit der Oldenburger EWE fusionieren. FAZ

Mappus flüchtet in den Strom-Sozialismus. Baden-Württemberg übernimmt die Macht beim Energieriesen EnBW – für satte 4,7 Milliarden Euro. Offenbar zahlt CDU-Ministerpräsident Mappus so viel Geld, um eine feindliche Übernahme zu verhindern. Insider munkeln über einen drohenden Gazprom-Einstieg Spiegel

„Die schwäbische Hausfrau wird begeistert sein“ Stefan Mappus, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, erklärt warum sein Land wieder bei Deutschlands drittgrößtem Versorger ENBW einsteigt und dem französischem Energiekonzern EDF für fast 5 Milliarden Euro seinen Anteil abkauft. FAZ

Wikileaks-Enthüllungen

Maulwurf im Vorgarten, Schwelbrand im Haus. In der Informanten-Affäre um die Wikileaks-Enthüllungen setzt die FDP weiter unverdrossen auf Bagatellisierung. Es gibt gute Gründe dafür, dass sich Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel dabei besonders hervortut. FAZ

Flüstern, lästern, sich verdrahten. Die FDP verteidigt Westerwelles Büroleiter. Ein guter Draht zur US-Botschaft sei üblich. Auch die SPD klagte den USA ihren Frust. Sind deutsche Politiker zu geschwätzig? Die Zeit

Sylts Bedeutung für Amerikas nationale Sicherheit. Wikileaks verbreitet eine Liste von Einrichtungen, die den USA als lebenswichtig gelten. Viele davon liegen in Deutschland. Die Welt

Was wirklich wichtig ist. Wikileaks hat mit der Veröffentlichung der US-Depeschen viel Diplomatenklatsch enthüllt. Doch einige Botschaften enthalten auch Substanz – und dürften der amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton mehr als nur peinlich sein. Süddeutsche Zeitung

Wikileaks ist erst der Anfang. Die Enthüllungen von Wikileaks zeigen, wie verwundbar Staaten und Unternehmen durch das Internet geworden sind. Dabei ist Datenspionage nur der Anfang. Im Zeitalter digitaler Kriege lassen sich Wasserversorgung, Handynetze und sogar Kraftwerke über das Netz lahmlegen. Deutschland ist erschreckend schlecht geschützt. Wirtschaftswoche

Hochtief

Katars Einstieg bei Hochtief macht ACS Probleme. Der Einstieg von Katar bei Hochtief könnte die Strategie des spanischen Baukonzerns ACS über den Haufen werfen, der Deutschlands größten Baukonzern billig übernehmen will. Doch der Schritt wird nun möglicherweise deutlich teurer werden. Handelsblatt

Dr. Lü und die Scheichs. Dass Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter schon lange gute Beziehungen zur Golfregion pflegte, zahlt sich jetzt aus: Das Emirat Katar wird zum Joker im dramatischen Kampf um die Selbständigkeit von Hochtief und baut Hürden auf gegen den Angriff des spanischen ACS-Konzerns. Wirtschaftswoche

Hochtiefs arabische Freunde können wenig ausrichten. Erbittert wehren sich die Deutschen dagegen, von dem spanischen Konzern ACS gekauft zu werden. Nun eilt Katar Hochtief zur Hilfe. „Weiße Ritter“ sind die Araber damit aber längst nicht. Financial Times Deutschland

Hochtief spielt auf Zeit. Eine Kapitalerhöhung mit arabischer Hilfe macht den Kampf um Hochtief noch einmal spannend. Katar spendiert dem bedrängten deutschen Baukonzern 400 Millionen Euro und eine Atempause. Das Geld des Emirats könnte den Durchmarsch des spanischen Großaktionärs ACS aufhalten, aber wohl kaum verhindern. manager magazin

Katar – Ein Land boxt über seiner Gewichtsklasse. Mit der Fußball-WM 2022 und dem Einstieg bei Hochtief sucht Katar den Anschluss an den Westen – und seinen Feinden Herr zu werden. Die Welt

Kluge Verbindung. Der Scheich als weißer Ritter: Für Hochtief ist der Einstieg des Emirates Katar fast schon ein Märchen aus Tausend und einer Nacht. Nicht viele hätten darauf gewettet, dass es Herbert Lütkestratkötter noch gelingen würde, einen neuen Großaktionär im Übernahmekampf gegen den spanischen ACS-Konzern aufzubieten. Es ist geglückt. WAZ

Der Besitzer von Katar. Hochtiefs Retter ist Hamad Bin Dschassim Al-Thani. Er gibt die Milliarden des Wüstenstaats aus Financial Times Deutschland

40 Jahre Kniefall von Warschau

Ein historischer Kniefall und seine Deutungen. Vor 40 Jahren verneigte sich der damalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau vor den Opfern des Aufstands im Ghetto NZZ

Der Kniefall, der in Polen fast nicht stattfand. Brandts Geste in Warschau vor 40 Jahren störte den Ostblock, das berühmte Foto wurde kaum veröffentlicht. Auch heute gibt es noch Kritik. Die Welt

Eine große Tat. Er gehört noch zur Geschichte der alten, der westlichen Bundesrepublik, dieser Kniefall vor 40 Jahren von Willy Brandt in Warschau. Aber in dieser Geschichte der alten BRD hat er solch herausragende Bedeutung, dass es gut tut, ihn auch in Ostdeutschland etwas näher zu betrachten. Lausitzer Rundschau

Kniefall am Abgrund der deutschen Geschichte Focus

Kniefall von Warschau des Bundeskanzlers Willy Brandt ist eine der bewegendsten Gesten des 20. Jahrhunderts. Doch nicht alle zollten dem Akt Respekt, der sich am Dienstag zum 40. Mal jährt. WAZ

Ein Kniefall als Angebot an die Welt. Am 7. Dezember vor 40 Jahren sank der damalige Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau vor dem Denkmal der Helden des Ghettos auf die Knie. Diese Geste der Demut war für alle überraschend. Heute ist sie Symbol für Brandts Ostpolitik der Entspannung. Rheinische Post

Willy Brandts Kniefall bis heute umstritten Neue Osnabrücker Zeitung

Kranzniederlegen reicht nicht. SPD-Politiker Egon Bahr spricht im Interview mit der über den Kniefall von Willy Brandt. Frankfurter Rundschau

Bundeskanzler ohne Beine. Die Geste am Denkmal für die Getto-Helden in Warschau störte den Ostblock. Bartoszewski heute: Brandt kniete nicht vor allen Opfern Die Welt

Ostpolitik 3.0. Dass Deutschland Osteuropa die kalte Schulter zeigt, ist unklug. Die Einigung Europas ist noch lange nicht vorbei. Mit der Ukraine, Weißrussland, Moldawien, Georgien oder Armenien drängen weitere Staaten in die Mitte Europas, die Deutschland nicht Russland überlassen kann. Tagesspiegel

… one more thing!!!

Lernen vom Vietnam-Desaster. Aus der Vergangenheit lernen: Welche Lehren die US-Armee aus der misslungenen Aufstandsbekämpfung im Vietnam-Krieg ziehen will. Die Zeit

Leitartikel

Die Kraft der Demut. Eine symbolische Geste steht bis heute für die Anerkennung deutscher Schuld. Willy Brandts Kniefall von Warschau besiegelte die neue Ostpolitik. Seine Größe erschloss sich vielen erst später. Frankfurter Rundschau

Raus da, und zwar schnell! Einen gibt es ganz sicher, der von der Verstaatlichung von EnBW profitiert: Stefan Mappus. Er kann sich als handlungsfähiger Landesvater inszenieren, der den regionalen Stromkonzern vor ausländischen Interessen schützt. Financial Times Deutschland

Die Euro-Dämme dürfen nicht brechen. Gemeinsame Schulden, gemeinsame EU-Anleihen – ja, geht’s noch in Europa? Wohlgemerkt: Diese Vorschläge kommen nicht von irgendwelchen Spinnern, sondern aus zwei Herzkammer-Staaten der EU, aus Italien und Luxemburg. Bild

Das Einwanderungs-Dilemma. Nach vier Monaten öffentlicher Debatte über versäumte Integration und fehlgesteuerte Einwanderung hat sich nichts wirklich geändert. FAZ (Print)

Zumutbar? Die Mega-Baugrube auf dem Marienhof AZ München

Lehren aus der Katastrophe. Der Großbrand im Waldgebiet Karmel nahe der Hafenstadt Haifa hat Israel überrascht: Es bleibt in der Not nicht isoliert; auch die arabischen Nachbarn helfen beim Löschen. Innenpolitisch könnte das Unglück ebenfalls einiges bewegen. Kölner Stadt-Anzeiger

The War on Secrecy. Rogue activist Julian Assange wants to curb government secrecy, but his massive leak of classified U.S. diplomatic cables is undermining the Obama Administration’s efforts to do just that (Cover Story) Time

What Michelle Can Teach Us. Forget Claire Huxtable. She could be a real-life role model for black women. Newsweek

No escape from Europe’s debt woes. Whole world has interest in Europe escaping financial labyrinth Financial Times

China Clones, Sells Russian Fighter Jets Wall Street Journal

Bombs Away. New Start makes sense in today’s world. America’s nuclear arsenal doesn’t. New York Times

Let’s make a (poor) deal. A compromise struck Monday in Congress includes a temporary extension of all the major Bush-era tax cuts and an extension of unemployment benefits. Los Angeles Times

A Big Idea. What’s missing from Obama’s presidency? A master narrative. New York Times