Landtagswahlkampf, Senioren, Schuldenkrise, Frankreich, Ukraine, al-Quaida, Lufthansa & Uniabschlüsse

FDP bei sechs Prozent, Piraten verlieren Neun Tage vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen steigen die Chancen der FDP, wieder in den Düsseldorfer Landtag einzuziehen. Die Linke muss zittern – und die Zustimmung für die Piraten sinkt. Süddeutsche Zeitung

Kubicki plant schon den Tag des Sieges Schaffen die krisengeplagten Liberalen den Einzug in den schleswig-holsteinschen Landtag? FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki gibt sich optimistisch – und rechnet mit einer Jamaika-Koalition. stern

„Hannelore Kraft ähnelt Johannes Rau“ Die Niederlage der SPD im Stammland NRW bei den Landtagswahlen 2005 war für Franz Müntefering eine der schlimmsten Niederlagen. Heute ist der 72-Jährige hoffnungsvoll, dass Hannelore Kraft die SPD zu einer stabilen Regierungsmehrheit führen kann. Rheinische Post

Wahlkampf ist nicht öde Wahlkampfmuffel haben eine Tendenz zum Obrigkeitsstaat. Sie halten Wähler für Stimmvieh und Politiker für Absolutisten. Beides ist falsch. Erst recht in Zeiten der Schuldenbremse. FAZ

„Die SPD wird sich von den Piraten inspirieren lassen“ Wahlkampf-Finale in Schleswig-Holstein: Eindringlich warnt SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig davor, dass sich das vergiftete Klima früherer Jahre auf die künftige Koalitionsbildung auswirkt. Im SZ-Gespräch räumt der Kieler Oberbürgermeister ein, dass ihn der Erfolg der Piraten überrascht – und erklärt, was er von seinem früheren Chef Oskar Lafontaine gelernt hat. Süddeutsche Zeitung

Senioren

Der demografische Wandel ist auch eine Chance Joachim Gauck macht den Rentnern Mut. In einer alternden Gesellschaft wird der Verteilungsspielraum zwar zwangsläufig enger, doch die Bürger gewinnen damit auch ein Stück Freiheit zurück. Die Welt

Der Präsident als Mutmacher Der Mann ist 72 Jahre alt und hat soeben eine neue Aufgabe übernommen – und zwar nicht irgendeine, sondern das höchste Staatsamt der Bundesrepublik Deutschland. Wer also wäre besser geeignet, über das Alter zu sprechen als Bundespräsident Joachim Gauck? Badische Zeitung

Gauck nimmt Ältere in die Pflicht Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck findet der 10. Seniorentag in Hamburg statt. Das Staatsoberhaut lobt die ältere Generation – fordert aber auch zur aktiven Teilhabe auf. stern

Schnelle Messer Jetzt wird also wieder über die Hüftgelenke der Senioren diskutiert. Doch bevor es zu einem deutschlandweiten Aufschrei kommt: Es lohnt sich, über dieses Thema zu reden. WAZ

Falscher Zungenschlag Der Stil der Debatte um eine würdevolle Biografie der Senioren ist in Deutschland nicht gerade hoch entwickelt. Spätestens seit der so kaltschnäuzigen wie hochnäsigen Äußerung des heute 32-jährigen CDU-Bundestagsabgeordneten Mißfelder, viele jüngere Bürger sähen nicht ein, dass 85-Jährige noch neue Hüft- und Kniegelenke eingesetzt bekommen, geriet ein delikater medizinischer Aspekt der Generationengerechtigkeit in das Scheinwerferlicht. Bonner General-Anzeiger

Ein sensibles Feld Es ist ein politisch vermintes Gelände, auf das sich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr da begeben hat. Den gewiss berechtigten Spardruck im Gesundheitswesen mit Zweifeln an der Notwendigkeit von Hüft- und Knieoperationen zu verknüpfen, diese anscheinend unbekümmerte Bemerkung des FDP-Ressortchefs musste zwangsläufig nach hinten losgehen. Lausitzer Rundschau

Aus der Hüfte geschossen Als Philipp Mißfelder 2003 bezweifelte, ob 85-jährige Patienten noch eine künstliche Hüfte auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen sollen, gab es das Wort „Shitstorm“ noch nicht. Aber das, was der CDU-Politiker daraufhin erlebte, lässt sich mit dem Begriff ganz gut umschreiben. Märkische Allgemeine

Schuldenkrise

Schmerzhafter Weg zu mehr Wachstum In Südeuropa kippt die Stimmung: Immer lauter werden die Warnungen vor dem vermeintlichen „Kaputtsparen“. Doch wenn die Spar- und Reformbemühungen erlahmen, kann die Krise schlagartig eskalieren. FAZ

Ein Wachstumspakt ist unverzichtbar In Deutschlands ureigenem Interesse liegt es, mehr Wachstum in Europa zu schaffen. Finanziell wäre das auch möglich. Die Mittel müssen aber effizienter eingesetzt werden. Handelsblatt

Wachstum und Fiskalpakt kein Widerspruch Als Lehre aus der Schuldenkrise hat EZB- Präsident Mario Draghi von der Politik eine Vision für Europa angemahnt. „Wir müssen einen Pfad für den Euro festlegen: Wo wollen wir in zehn Jahren stehen?“ FAZ

Die Eurozone braucht eine Vermögensabgabe Die Krisenländer der Euro-Zone stecken in einem Teufelskreis des Niedergangs. Eine Vermögensabgabe könnte die Verschuldung reduzieren, ohne die Wirtschaft zu ruinieren. Die Alternative ist der Zerfall der Euro-Zone und ein Megacrash. Tagesspiegel

Die Briten gegen den Rest Abends um neun, nach immerhin fast elf Stunden anstrengender Wortgefechte über systemische Puffer und volle Verlustteilnahme waren 27 EU-Finanzminister noch guten Willens – und wollten über die Umsetzung von Basel III weiterverhandeln. Viereinhalb Stunden und zwei Tischvorlagen später mussten dann aber selbst hartnäckige Minister aufgeben – und die Sache vertagen. Denn der britische Schatzkanzler George Osborne, dem man bis dahin bereits allerhand Wünsche erfüllt hatte, tischte immer neue Forderungen auf. Börsen-Zeitung

Going for growth, but how? Europe is abuzz with talk of a growth compact, but nobody agrees what it means Economist

Frankreich

Hollande steuert einen Anti-Deutschland-Kurs Das TV-Duell macht klar: François Hollande will mit veralteter Landkarte durch den Nebel der Globalisierung brettern und den Treibstoff mit neuen Schulden bezahlen, für die Deutschland bürgen soll. Die Welt

Im Kanzleramt schwindet die Angst vor Hollande Kanzlerin Merkel hat keinen Hehl daraus gemacht, wem sie bei der französischen Präsidentenwahl die Daumen drückt: Amtsinhaber Sarkozy. Doch nun richtet sich die Bundesregierung nach SZ-Informationen auf einen Wahlsieg des Sozialisten Hollande ein, den man für „pragmatisch“ hält. In Berlin und Paris arbeiten Berater mit Hochdruck daran, die Zusammenarbeit mit dem möglichen neuen Staatschef vorzubereiten. Süddeutsche Zeitung

Das Duell Präsident Sarkozy und sein Herausforderer Hollande debattierten im Fernsehduell kundig, mit vielen Zahlen, oft heftig, manchmal aggressiv. Doch man weiß, dass solche Duelle keine großen Stimmungsumschwünge bringen. FAZ

Ein neuer Präsident und alte Gespenster Vor der Stichwahl befindet sich Frankreich ganz im Griff der Geschichte: Hier treten auch Nation und Revolution gegeneinander an – ein Blick in die unheimliche historische Tiefe. FAZ

Belasteter Neustart Nicolas Sarkozy kämpfte mit Zähnen und Klauen, gewonnen hat er nicht. Das aggressiv geführte TV-Duell gegen seinen Herausforderer François Hollande kann der französische Präsident bestenfalls als Remis verbuchen. Der erhoffte große Befreiungsschlag im Kampf um den Elysée-Palast ist Sarkozy misslungen. Bonner General-Anzeiger

Jagd auf die Marinisten Wer Präsident wird, hängt maßgeblich von den Wählern von Marine Le Pens rechtspopulistischem Front National ab. Doch sie sind schwer zu greifen. Stuttgarter Zeitung

Wer den Franzosen die Angst nimmt, gewinnt Ein Sieg Sarkozys würde Sozialkonflikte verschärfen, ein Triumph Hollandes den Nationalismus stärken. Dennoch ist der Herausforderer die bessere Wahl ZEIT

Hollande Is Half the Story France’s Populist Resurgence Foreign Affairs

Fußball-EM in der Ukraine

Ein EM-Boykott ist richtig Europapolitiker nutzen die EM in der Ukraine, um sich als Menschenrechtler zu profilieren. Trotzdem ist der geplante Polit-Boykott der richtige Weg. Berliner Zeitung

Gut gewettet, EU! Vermutlich ist es den Ukrainern herzlich egal, ob der EU-Kommissar für Fischerei nach Kiev zum Fußball-Gucken kommt oder nicht. Aber die Erklärung aus Brüssel zeigt, dass die EM endgültig zum Politikum geworden ist. taz

Einmischung erwünscht Auch wenn die EU-Kommission jetzt ihren Boykott der Fußball-EM verkündet hat – es war Deutschland, das im Streit um die Ukraine von Anfang an eine herausragende Rolle spielte. Badische Zeitung

Ukraine warnt Deutschland vor wirtschaftlichen Konsequenzen Der EM-Streit um Julija Timoschenko droht die Beziehungen zwischen der EU und der Ukraine dauerhaft zu beschädigen. Das Lager von Präsident Janukowitsch warnt Berlin vor wirtschaftlichen Folgen: „Deutsche Hersteller werden verlieren“, sagte Leonid Koschara, Vize-Chef der Regierungspartei Spiegel

al-Qaida

Geheime Dokumente belegen Bin Ladens Frustration „Fehler“ und „schlecht geplante Operationen“: In den letzten Briefen vor seinem Tod schimpfte Osama bin Laden über Verbündete und offenbarte damit auch die Angst vor dem eigenen Bedeutungsverlust. Besorgt über die Zukunft al-Qaidas wollte Bin Laden laut bisher streng geheimen Dokumenten sogar den Namen seines Terrornetzwerks ändern. Süddeutsche Zeitung

Rebranding al-Qaeda Reading the Abbottabad papers Economist

Al Qaeda Gripes About Its Fanatical Internet Followers …And more offbeat nuggets from the declassified documents found in Osama bin Laden’s hideout. Mother Jones

The Bin Laden Files What the al Qaeda leader’s final correspondence tells us about his legacy. Foreign Policy

Lufthansa

Chaos-Kommunikation schadet der Lufthansa Dass die Lufthansa Kosten kürzt, ist an sich kein Skandal. Viel schlimmer aber ist, wie der Sparkurs den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit verkauft wird. Kein angemessener Stil für eines der renommiertesten deutschen Unternehmen. Financial Times Deutschland

Aus allen Wolken gefallen In Europa wird es immer schwerer mit der Luftfahrt Geld zu verdienen. Alle drei großen europäischen Airlines machen operativ Hunderte Millionen Euro Verlust. Daran sind nicht nur die gestiegenen Treibstoffpreise schuld. Handelsblatt

Was die Lufthansa belastet Im Vergleich mit anderen europäischen Airlines steht die Lufthansa gut da. Doch der Zangengriff der Konkurrenz wird fester. In welchen Sparten die Kranich-Airline gut ist – und was die Bilanz belastet. Handelsblatt

Uniabschlüsse

Schavans Dissertation ist „ein Grenzfall“ Einen Persilschein bekommt Annette Schavan nicht für die Zitierweise in ihrer Dissertation. Doch so schwerwiegend wie bei anderen namhaften Politiker sind ihre Vergehen nicht, sagt eine Aktivistin von „Vroniplag“, die die Doktorarbeit bereits vor Monaten unter die Lupe genommen hatte. Süddeutsche Zeitung

Keine neue Guttenberg Es hat etwas rührend Altmodisches, wie sich Annette Schavan gegen Plagiatsvorwürfe aus dem Internet verteidigt: Wer ihr Schummelei bei ihrer Doktorarbeit vorwerfe, findet die Bildungsministerin, solle sich gefälligst zu erkennen geben. taz

Auf Bewährung Florian Graf befindet sich in guter Gesellschaft: Karl-Theodor zu Guttenberg, Silvana Koch-Mehrin, Margarita Mathiopoulos – alle verloren den Doktortitel, weil sie bei ihrer Dissertation geschummelt haben. Märkische Allgemeine

Falscher Bachelor Informatiker? Nein, Buchhalter! Yahoo ging mit einem falschen Lebenslauf seines neuen Chefs Scott Thompson hausieren – unter anderem bei der Börsenaufsicht. Das hat ein Hedgefonds-Manager aufgedeckt, der selbst in einen Machtkampf mit Thompson verstrickt ist. Süddeutsche Zeitung

Yahoo-Chef Thompson frisierte seinen Lebenslauf Einfach nur peinlich: Der frühere Ebay-Manager Scott Thompson ist als Hoffnungsträger zu Yahoo gekommen. Nun aber musste der Internet-Konzern zugeben, dass der neue Vorstandsvorsitzende seinen offiziellen Lebenslauf mit akademischen Ehren garnierte, die er nie erworben hatte. FAZ

…one more thing!

Fortuyn – mit „Feuer und Schwert“ für die Freiheit Die Ermordung von Pim Fortuyn am 6. Mai 2002 hat das politische Klima der Niederlande nachhaltig verändert. Heute gilt der homosexuelle Volkstribun als Begründer eines neuen Politikstils. Die Welt

Leitartikel

Mutiger Plan für Unis Der neue Präsident der Hochschulrektorenkonferenz plant eine Revolution: Falls die Leistungen einer Uni zu wünschen übrig lassen, will er die Hochschule degradieren. Das ist gewagt – und stellt die Frage, wie die Kriterien angelegt werden. Financial Times Deutschland

Eine Partei wie die anderen auch Bei den Piraten ist nichts anders als bei anderen Parteien – auch wenn die neue politische Kraft das gerne glauben machen will. Es wirken dieselben Mechanismen auf dieselbe Art wie sonst auch in der deutschen Parteiengeschichte. FAZ

Druck ausüben statt boykottieren Die Fußball-EM in der Ukraine, die Eishockey-WM in Weißrussland, der Eurovision-Songcontest in Aserbaidschan: Selten zuvor wurden derartig viele Großereignisse gleichzeitig in Frage gestellt. In den Debatten treffen Sport und Kultur auf Politik und wirtschaftliche Interessen. Doch so verständlich die aktuellen Boykott-Drohungen auch sein mögen – an ihrer Wirksamkeit im Kampf gegen die Autokraten dieser Welt ist zu zweifeln. Süddeutsche Zeitung

Im Einsatz für Europa Die Jugend Europas droht der Verlierer jener gigantischen Anstrengungen zur Staaten- und Bankenrettung zu werden. Eine Neugründung der EU von unten klingt da verführerisch einfach. Frankfurter Rundschau

Wir brauchen rüstige Alte! Weil junge Arbeitskräfte fehlen, hilft Opa in der Firma. Doch das läuft nicht, wenn die Hüfte streikt. BILD

Die letzten Dinge Hat der Mensch ein Recht auf einen selbstbestimmten Tod? Und unter welchen Umständen darf man ihn beim Suizid unterstützen? Es gibt Fragen, auf die gibt es keine eindeutigen Antworten. Die Welt

Chen, China and America The disputed story of a blind activist raises difficult questions for both superpowers Economist

Plutocracy, Paralysis, Perplexity Inequality is a major reason the economy is still so depressed and unemployment so high, and we have responded to crisis with a mix of inaction and confusion. New York Times

Get-Rich-Quick Profiteers Love Mitt Romney, and He Loves Them Back Mormon country is rife with miracle-cure peddlers whose get-rich-quick schemes have boomed in the recession. One of the biggest beneficiaries of their campaign largesse? Mitt Romney. Mother Jones

War without reason why What are we still doing in Afghanistan? Washington Post