Schwarz-Grün, Rot-Rot, Schwarz-Gelb & Nobelpreis

Es geht auch ohne SPD. Mit ihrer Regierungsbeteiligung weisen die Grünen im Saarland der gesamten Partei den Weg. Der Glaube, dass nur Rot und Grün unverbrüchlich zusammengehören, ist spätestens mit dem Niedergang der SPD für die Grünen zum Risiko geworden: Ansteckungsgefahr! Süddeutsche Zeitung

Die späten Siege der Kanzlerin. Das Saarland und Thüringen galten für die CDU schon als verloren. Nun kann sie doch in beiden Ländern weiter die Ministerpräsidenten stellen. Die Merkel-Bilanz liest sich nun trotz ständig schrumpfender Unions-Ergebnisse nach wie vor positiv – der Preis aber ist vielen zu hoch FAZ

Eine Frage des Vertrauens. Die Entscheidung der Grünen im Saarland für Jamaika lässt SPD und Linke verzweifeln. Sie war aber richtig. Denn wo Misstrauen herrscht, kann nicht regiert werden Die Zeit

Die Entscheidung für die Jamaika-Koalition an der Saar ist mutig, vielleicht sogar übermütig. Christdemokraten und Grüne trennen unterschiedliche Biografien, unterschiedliche Mentalitäten. Die alten Brokdorf-Kämpen und Anti-Gorleben-Demonstranten lassen sich mit denen ein, die schon immer auf der anderen Seite des Wasserwerfers standen. Berliner Zeitung

Viele Grüne sind über die Koalitionsentscheidung im Saarland entsetzt. Trotzdem müssen sie zum Votum dort stehen Tagesspiegel

Das Ende eines Hahnenkampfes. Die Grünen haben sich für Jamaika entschieden – eines ihrer stärksten Argumente dafür war das Misstrauen gegenüber Oskar Lafontaine. Das Saarland rätselt nun, warum dieser plötzlich heimgekehrt ist. FAZ

Jamaika zwischen Fluch und Segen
. „Ausschließeritis”, um mal kurz mit Franz Müntefering zu sprechen, ist Mist – vor allem für den Wähler. Was im Umkehrschluss ja bedeuten müsste: Ein Überfluss an real möglichen Bündnissen unter demokratischen Parteien ist ein Segen. Oder vielleicht auch nur Mist? NRZ

Jamaika liegt im Trend. Das kann doch nicht gutgehen, meinen die Puristen in den betroffenen Parteien – die Linken bei den Grünen, die Konservativen in der Union und die Altliberalen der FDP. Nürnberger Zeitung

Grüne Parteispitze sieht in der Jamaika-Koalition an der Saar kein Vorbild für den Bund. Daniel Cohn-Bendit nennt Hubert Ulrich “Mafioso“. Süddeutsche Zeitung

Die bunte Republik. Während in Berlin die Wunschpartner Union und FDP miteinander ringen, bilden sich in den Ländern Koalitionen in neuen Konstellationen. Die fortschreitende Entideologisierung der Politik lässt es zu. Der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel kann die Erweiterung ihrer „Optionen“ nicht unrecht sein. FAZ

Schwarz-Gelb im Bund, Schwarz-Gelb-Grün im Saarland, Rot-Rot in Brandenburg – Deutschland wird zum Experimentierfeld seiner Parteien. Die Welt

Rot-Rot

Mit Matthias Platzeck wird Rot-Rot hoffähig. Jetzt muss der Ministerpräsident zeigen, ob er aus dem Bündnis mehr macht, als sein Amtskollege Wowereit. Die Zeit

Die Brandenburger SPD nimmt Koalitionsverhandlungen mit der Linkspartei für ein rot-rotes Bündnis im Land auf. Einzelheiten wollte Ministerpräsident Platzeck noch nicht nennen, die Union spricht vom „Verrat an ’89“ FAZ

Platte Parolen und Wirklichkeit. Platzeck will in Brandenburg Rot-Rot – auch weil die CDU zuvor wie eine Laienspielerschar auftrat. Die Linken gaben sich dagegen diszipliniert. Ihrer Klientel drohen jetzt jedoch unfrohe Botschaften Süddeutsche Zeitung

Es ist eine rein rationale Entscheidung. Und rein rational spricht viel für diese Koalition. Denn inhaltlich sind sich beide Parteien ungleich näher als SPD und CDU. Außerdem ist die Union eine von jahrelangen Grabenkämpfen verschlissene Partei mit einer schwer berechenbaren neuen Führungsriege. Berliner Zeitung

Eine Frage immerhin beantwortet Brandenburgs SPD-Parteichef Matthias Platzeck mit seiner Stimme für ein rot-rotes Bündnis in seinem Bundesland. Die Bundesrepublik, das in 60 Jahren gereifte demokratische Gemeinwesen, kann auch diejenigen umarmen, die es einst als Anhänger einer kommunistischen Diktatur bekämpften. Lausitzer Rundschau

Man darf Matthias Platzeck bescheinigen, dass seine Position in der SPD so stark ist, dass er weder aus landes- noch aus bundespolitischen Erwägungen heraus zu etwas gezwungen werden kann, das ihm gegen den Strich geht. Märkische Allgemeine

Einen in der Landespolitik begründeten Anlass für das Ende der SPD/CDU-Regierung in Brandenburg gibt es nicht. Die SPD redet zwar vom Führungskonflikt in der CDU – doch der ist unter der neuen Landesvorsitzenden Johanna Wanka längst in den Hintergrund getreten Hannoversche Allgemeine

Hofft sich Potsdam an Berlin anlehnen zu können? Jedenfalls folgt Matthias Platzeck dem rot-roten Beispiel der Hauptstadt und lässt alle Vorbehalte seiner Partei gegen die Linke abprallen, um sich mit ihr zu verbünden. Zerrissener kann es in der SPD kaum noch zugehen. Thüringer Allgemeine

Ein bisschen Entkrampfung. Es gehört zur Machtbalance der Republik, dass die Länder Gegengewichte zur Bundesregierung bilden. taz

Alles so schön bunt hier. Man muss sich nicht freuen, dass nun das Fünfparteien-System etabliert zu sein scheint. Sehr erfreulich allerdings ist die Tatsache, dass die Beteiligten offensichtlich mit diesem bunten Bild zu leben lernen Frankfurter Rundschau

Schwarz-Gelb

Zickzack zurück. CDU und FDP behandeln Steuersenkungen zunehmend als Selbstzweck. Damit gefährden sie den wackligen Aufschwung. Financial Times Deutschland

Der Ton zwischen Schwarz-Gelb wird rauer. Also doch: Union und FDP räumen in ihren Verhandlungen ein, was sie schon im Wahlkampf hätten wissen können. Ihre Versprechen sind nicht bezahlbar. Die Zeit

Sorgen muss man sich auch um den Realitätssinn der Koalitionspartner in spe machen. Zwar hat die FDP mittlerweile eingesehen, dass eine 35-Milliarden-Euro-Steuersenkung nicht bezahlbar ist. Aber nun ist es die Union, die offenbar den Überblick verloren hat. Bis 2010 sei bei den Sozialkassen alles Wesentliche geregelt. Berliner Zeitung

Bescherung fällt flach. Seit die Zahlen zum Einsparbedarf auf dem Tisch liegen, ist gereizte Nüchternheit am Konferenztisch der schwarz-gelben Unterhändler eingekehrt Frankfurter Rundschau

Besser haushalten. Dass Hermann-Otto Solms von einem finanziellen Scherbenhaufen spricht, den Schwarz- Rot hinterlassen haben soll, war ein großer Fehler. Die Kanzlerin will schließlich überzeugt sein. Auch von Solms. Tagesspiegel

Lobbyisten bombardieren die Koalitions-Unterhändler mit Papier BILD

Ökonomie-Nobelpreis

Mit diesen Nobelpreisträgern hatte kaum jemand gerechnet. Alle Welt redet von der Finanzkrise – und mancher hat erwartet, dass in diesem Jahr Ökonomen ausgezeichnet werden, die etwas zu den Ursachen des Desasters sagen. Doch es kam anders. FAZ

Starkult um die eigene Person? Ist der Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom fremd. Und ihr Preisgeld? Will sie Studenten und der Forschung spendieren Süddeutsche Zeitung

Ausgezeichnete Konfliktlöser. Mit Elinor Ostrom holt erstmals eine Frau den Ökonomie-Nobelpreis. Sie hat analysiert, wie Gemeinschaftsgüter optimal genutzt werden. Doch auch der mit ihr ausgezeichnete Oliver Williamson ist eine Besonderheit unter den Preisträgern. Wirtschaftswoche

A Nobel for Practical Economics. One winner helped us understand the social benefits of mergers, the other how to take care of common resources. Wall Street Journal

… one more thing!!

Unser Wertesystem gerät aus den Fugen. Welche Art von Leistung wird heutzutage eigentlich belohnt? Wie verzerrt unser Wertesystem ist, zeigt eine Gegenüberstellung des Erfinders der grünen Revolution mit der Wall Street Financial Times Deutschland

Leitartikel

FDP dämpft Hoffnung auf Steuerreform. Die Steuerreform muss zum Markenkern der schwarz-gelben Koalition werden, wenn Deutschland gestärkt aus der Wirtschaftskrise hervorgehen soll. Die Welt

Die FDP wird kleinlaut, so klingt es. Regieren ist doch ein bisschen komplizierter als Opposition. Fallen die Liberalen am Ende um? Das wäre eine Schande. BILD

Wettstreit der Worte. Die Buchmesse ist ein Laborversuch zur chinesischen Meinungsfreiheit. Ein Spitzelstaat ist das Land nicht mehr. Aber die Partei überwacht nach wie vor die klassischen Medien und das Internet. Frankfurter Rundschau

Leser können Leben retten. Bis vor einigen Tagen sah es so aus, als werde dies eine Buchmesse wie jede andere. Also das Jahrestreffen einer Branche, in der die Wirtschaftskrise mit einem Strukturwandel zusammenfällt und die versucht, ihre Angeschlagenheit durch Geschäftigkeit zu überspielen. FAZ (Print)

Watsche für den Mainstream. Fast können sie einem leidtun, die Verfechter der neoklassischen Ökonomie. Seit Ausbruch der Finanzkrise bekommen sie ständig zu hören, wie nutzlos ihre Modelle sind Financial Times Deutschland

Obama must start punching harder. The notion that Mr Obama is a weak leader is spreading in ways that are dangerous to his presidency. The Nobel Peace Prize will not help. Peace is all very well. But Mr Obama now needs to pick a fight in public, and win it quickly. Financial Times

Children are being left behind. Obama’s $4.3-billion ‚Race to the Top‘ program needs to be paired with reforms to mandated education targets from the Bush era. Los Angeles Times