Schul-Massaker, Überwachung, Japan & Deutsche Bank

Amerika am Wendepunkt Die USA diskutieren nach dem Massaker von Newtown über das Waffenrecht – ähnlich wie bei vorangegangenen Amokläufen. Etwas ist diesmal aber anders: Präsident Obama könnte jetzt bereit sein, Stellung zu beziehen. Und sei es allein deshalb, weil er in seiner zweiten und letzten Amtszeit die Propaganda der Waffenlobby nicht mehr fürchten muss. Süddeutsche Zeitung

Gegen Psychopathen gibt es keinen perfekten Schutz Das Massaker an einer Grundschule in Connecticut überschattet die Vorweihnachtszeit in den USA. Es könnte der Auslöser für eine ernsthafte Debatte über strengere Waffengesetze sein. Die Welt

Kämpfen gegen die Finsternis Nach dem Amoklauf befindet sich Newtown im Ausnahmezustand. Die Einwohner trauern – und kämpfen schon um den Ruf der Stadt. FAZ

Keine Blindheit vor Mordlust Das Massaker von Newtown reiht sich ein in ähnlich gelagerte Tragödien. Sie verbindet, dass die Täter scheinbar aus heiterem Himmel zuschlugen. Niemand im Umfeld wollte von der Mordlust gewusst haben. Prävention sollte hier einsetzen. NZZ

Das Massaker von Newtown zwingt zum Umdenken Es ist die Stunde der Experten: Nicht nur Amerika, die ganze Welt, sucht nach dem willkürlichen Mord an 20 Kindern nach Antworten auf etwas scheinbar Unbegreifliches. Doch eine Gesellschaft, die sich an Stereotypen festhält und vermeintlich nahe liegende Lösungen propagiert, macht es sich zu leicht. Tagesspiegel

Unterricht hinter Panzerglas So traurig es ist, stehen die USA vor einer neuen Runde der Aufrüstung: Panzerglas an Schulen, bewaffnete Wachdienste und noch stärkere Sicherheitsvorkehrungen werden die Folge von Newtown sein. Frankfurter Rundschau

Krieg im Idyll Vor fünfzig Jahren fürchtete Eisenhower, das Kriegshandwerk präge zu sehr das Leben der Nation. Das Schulmassaker von Newtown spiegelt auch das militarisierte Amerika. FAZ

Obama hechelt dem Tod hinterher Nie wieder? Amerika weiß nach dem Massaker von Newtown sehr wohl, dass so etwas jederzeit und überall wieder passieren kann. Obamas Versprechen, den Menschen „mit jedem Mittel“ beizustehen, ist jedoch lediglich nacheilende Nothilfe. Und kein vorbeugender Schutz. Denn geändert hat der Präsident seit den vergangenen Massenmorden nichts. Süddeutsche Zeitung

Obama kann den Waffenwahn beenden Nach dem Amoklauf von Newtown ist die Versuchung groß, die Tat nicht als Verbrechen zu begreifen, sondern als Katastrophe. Zu tief sind die Abgründe, in die man blickt. Und klarer denn je zeigt sich: Amerika hat ein Waffenproblem. Die zweite Amtszeit gibt Barack Obama die Chance, daran zu arbeiten. Tagesspiegel

Der bewaffnete Wahnsinn wird amerikanische Routine Mittlerweile werden die US-Bürger alle paar Monate mit einem entsetzlichen Amoklauf konfrontiert. Die Verantwortlichen machen ihren Job. Aber Änderungen der Waffengesetze bleiben aus. Die Welt

Unterlassene Hilfe Nach jedem Blutrausch das gleiche makabre Ritual. Amerika blickt im Fernsehen in die Gesichter der verzweifelten Angehörigen. Reporter befeuern Mitleid. Politiker äußern Trauer und Entsetzen. Bonner General-Anzeiger

US-Politiker dringen auf schärfere Waffengesetze Seine Mutter galt als Waffennärrin, es waren ihre Waffen, mit denen der Täter das Massaker in einer Grundschule in Newtown anrichtete. Jetzt fordern Politiker eine Verschärfung der Waffengesetze – und eine klare Aussage von Präsident Obama. Süddeutsche Zeitung

Amerika debattiert über das Recht auf Waffenbesitz Präsident Obama spricht sich weiterhin für ein Herstellungsverbot halbautomatischer Waffen für den Privatbesitz aus. Dies bestätigte sein Sprecher. FAZ

Gun Control After Newtown America has now suffered around 30 shooting massacres over the past 30 years, including a dozen this year alone, with gun owners claiming each time that unfettered access to assault weapons and 100-round clips is the price of freedom. The bloodbath in Newtown is the moment to stop feeding America’s gun frenzy.
Project Syndicate

We Must Change The president’s unifying address also contained a call to action. The Atlantic

President Obama, Today Is the Day To Politicize This Tragedy We don’t need you to cry at the podium. We need you to do something. Slate

Überwachung

Videoüberwachung spaltet die Politik „Reflexhafter Ruf nach schärferen Gesetzen“: Innenminister Friedrich will nach dem gescheiterten Bombenanschlag in Bonn mehr Kameras an öffentlichen Plätzen installieren, SPD und Grüne lehnen das ab. Die Bahn ist verärgert über Vorwürfe der Bundespolizei. Süddeutsche Zeitung

Alle gegen die UnionInnenminister Friedrich und weitere Unionspolitiker wollen die Videoüberwachung nach dem Anschlagsversuch in Bonn ausweiten – und werden vom Koalitionspartner FDP ausgebremst. Die Opposition hält ohnehin nichts von den Plänen. SPIEGEL

Gemischte Gefühle Die Personen, die verdächtigt werden, die Bombe am Bonner Hauptbahnhof deponiert zu haben, sind polizeibekannte radikale Islamisten. Dass sie dabei nicht gefilmt wurden, liegt auch an einem Streit zwischen Bahn und Bundespolizei. FAZ

Professionalität, bitte! Die Menschen in Deutschland und ganz besonders in Bonn erwarten von Politik, Behörden und der Bahn, die nun wiederholt Ziel eines Terroraktes war, schlicht und einfach: professionelles Verhalten. Sie haben sogar einen Anspruch darauf. Doch die Nachrichten vom Wochenende deuten in eine andere Richtung.
Bonner General-Anzeiger

Unschuldsvermutung wird zur Schuldvermutung Innenminister Friedrich und seine EU-Kollegen arbeiten an einem System, mit dem Daten von Fluggästen in der EU gesammelt und gerastert werden sollen. Mit einem Rechtsstaat hat das nichts mehr zu tun. Die Welt

Japan

Ruck nach rechts in die Vergangenheit Konservativ bis stramm nationalistisch – bisher standen alle Regierungen Tokios rechts, doch sie haben sich zurückgehalten. Damit ist es nun vorbei. Der Wahlkampf der Siegerpartei LDP war vom bösen Ton und den Forderungen der Rechtsextremen geprägt. Und mit Shinzo Abe kommt ein Mann an die Macht, der von einem Japan der Vergangenheit träumt. Süddeutsche Zeitung

Warten auf ein Wunder Nach der Parlamentswahl wird Japan in der Wirtschaftspolitik wieder alte Wege gehen. Den strukturellen Pessimismus, an dem die alternde Gesellschaft leidet, wird das nicht aufhalten. FAZ

Stillstand aus Verzweiflung Nicht aus Überzeugung, sondern aus Verzweiflung über fehlende politische Bewegung hat Japans Wählerschaft erneut die Liberaldemokratische Partei gewählt. Die Perspektiven für einen Wandel sind damit nicht besser. NZZ

Japan verjagt seine Reformer Jeder dritte Japaner hat einen Teilzeitjob ohne Sozialversicherung. Jetzt sollen es die Konservativen und die Rechten richten. taz

Japan’s election Shinzo Abe’s sumo-sized win Econmist

Deutsche Bank

Deutsche Bank ignorierte Warnungen Schwere Versäumnisse bei der Deutschen Bank: Bereits 2009 warnte der britische Fiskus das Geldinstitut vor kriminellen Geschäften beim Emissionshandel. Doch anstatt intern durchzugreifen, weitete die Bank diese Geschäfte sogar noch aus und ließ sich dabei auf eine enge Zusammenarbeit mit dubiosen Firmen ein. Süddeutsche Zeitung

Gedemütigt und ratlos Die Deutsche Bank befindet sich in der tiefsten Krise ihrer Nachkriegsgeschichte: Der Reputationsverlust ist erheblich, die Zukunft der Führung ungewiss. Als Vorbild taugt sie derzeit gewiss nicht. FAZ

Geschäftsmodell Plünderei Steuerhinterziehung gilt nicht mehr als Kavaliersdelikt. Das hat die Deutsche Bank jetzt auch am eigenen Leib erfahren müssen. taz

Weckruf für die gesamte Branche Für die Deutsche Bank geht eine schlimme Woche zu Ende. Jetzt muss sie die Rechnung dafür bezahlen, wie arrogant sie mit ihren Kunden umgesprungen ist. Das Kirch-Urteil trifft nicht nur die Deutsche Bank. Süddeutsche Zeitung

Nicht über dem Recht Die Deutsche Bank blickte lange auf die Justiz herab – jetzt holen sie alte Versäumnisse ein. Badische Zeitung

Deutsche Bank CEOs are running out of lives The last week has seen Deutsche warn on Q4, suffer police raids and be forced to pay corporate damages. True, the issues relate mainly to the bank’s history. But Anshu Jain and Juergen Fitschen now have no margin for error as they try to move Deutsche on from its, and their, past. Breakingviews

…one more thing!

Eltern werden so unattraktiv wie nie Deutschland gehört im europaweiten Vergleich zu den Schlusslichtern bei den Geburtenzahlen. Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hat nun untersucht, warum das so ist. Das Ergebnis: Kinderkriegen in Deutschland ist unattraktiv geworden wie nie zuvor. Verantwortlich ist unter anderem das kulturelle Leitbild von einer „guten Mutter“, die zu Hause bei den Kindern bleibt. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Massaker zu Weihnachten Die Amerikaner müssen sich fragen, was ihnen mehr bedeutet: das Recht, Waffen zu tragen, oder Schulen und Universitäten ohne Todesangst. Ein Kindermassenmord im Advent ist nicht Teil des amerikanischen Traums. FAZ

Nichts als Worte In USA gibt es ein Recht auf Waffenbesitz – und 10.000 Morde im Jahr: Der AZ-Chefredakteur Arno Makowksy über die Folgen des Amoklaufs von Newtown AZ München

Ordnung soll sein Heute scheint es in Ägypten ein uneingestandenes Bündnis zwischen Militärs und Muslimbürdern zu geben. Das bedeutet ganz ohne Zweifel: schlechte Zeiten für Revolutionäre. Frankfurter Rundschau

In schlechter Verfassung Die neue Verfassung Ägyptens ist darauf angelegt, die Gesellschaft zu spalten, denn sie stellt ihr Fundament infrage. Das knappe Wahlergebnis wird zwar ausreichen, Mursis Verfassung zu verabschieden – eine Legimitation ist es dennoch nicht. Süddeutsche Zeitung

Unsere industrielle Mitte Der Fall des Opel-Werks in Bochum eignet sich nicht für einfache Schuldzuweisungen. Er zeigt, dass die Autoherstellung hierzulande kein Selbstläufer mehr ist. Der Standort Deutschland bleibt verwundbar Die Welt

14 Millionen Mal Dankeschön Den Deutschen wird oft nachgesagt, sie seien hartherzig, sparsam und gefühllos. Und dann gibt es diesen einen Tag im Jahr, an dem dies alles widerlegt wird. Samstag war wieder so ein Tag BILD

Die Sozial-Blender SPD und Steinbrück wollen die Bundestagswahl mit dem Thema “soziale Gerechtigkeit” bestreiten. Wie ungerecht ist Deutschland? Wirtschaftswoche

Die Deutsche Skandal-Bank Eine Institution ruiniert ihren Ruf SPIEGEL (Print)

Sinn suchen, Glück finden Die Kunst des Lebens: Was jeder selbst tun kann Übungen, Anleitungen und Beispiele FOCUS (Print)

Broken hearted A tragic school shooting reopens the debate over gun control in America Economist

The Gun Control Policy We Need What happened in Connecticut last Friday was by some measures an appalling aberration; yet by other measures it was all too predictable. How can we understand this event as something more than an aberration? The Nation