Wahlkampf, Katholische Kirche, BER, Nordirland, Venezuela & AIG

Um die Ecke gedacht Zumindest subtil unterstützt die CDU eine Leihstimmen-Kampagne zugunsten der FDP in Niedersachsen. Doch die zwei Prozent, auf die die Liberalen bundesweit gefallen sind, könnten taktische Wähler davon abhalten, ihre Stimme ins Niemandsland zu verschenken. FAZ

Kreuthlein Die CSU ist eine normale Partei, auch wenn Seehofer einen anderen Eindruck erwecken will. Das mediale Geplapper vom „Geist von Kreuth“ war schon immer wenig mehr als Dampf, der aus überhitzten Phantasien entwich. FAZ

Bayerische Verhältnisse Es lebe die Selbstbeschwörung. Gerade in Wahljahren. Die CSU muss 2013 gleich zweimal durchs Feuer. Bei der Landtagswahl in Bayern und bei der Bundestagswahl. In der Kunst der Autosuggestion kennen sich die Christsozialen bestens aus. Bonner General-Anzeiger

Auf ein Bier mit dem Spitzenkandidaten Lust auf ein Bier mit Bundeskanzlerin Angela Merkel? Oder doch lieber auf ein Glas mit Peer Steinbrück? Das Gedankenspiel könnte entscheidend für die Frage sein, wer die Bundestagswahl 2013 gewinnen wird. Handelsblatt

Ein teurer Kandidat Die SPD will lieber über Mieten und Kindergeld als über Steinbrück reden. Nun schiebt sie das wohl teuerste Wahlprogramm seit Jahrzehnten an. FAZ

Geld oder Rampenlicht: Worum geht es Steinbrück? Kanzlerkandidat Peer Steinbrück findet, dass Politiker im Vergleich zu Managern zu schlecht bezahlt sind. Doch es geht ihm in erster Linie gar nicht um mehr Geld, sondern um etwas ganz anderes. Tagesspiegel

Die Fettnäpfchen des Peer Steinbrück – alles nur Taktik? Stattliche Vortragshonorare, Gratis-Bahnfahrten mit dem Dienst-Ticket und Lästereien über Billigwein „für nur fünf Euro“: Peer Steinbrücks Kanzlerkandidatur ist überschattet von Skandälchen und Fettnäpfchen. Stellt Steinbrück sich nur ungeschickt an oder steckt eine ausgefeilte Taktik dahinter? WAZ

Verhinderte Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche

Nicht im Sinne der Opfer Der Missbrauch von Geistlichen an Kindern hat die Kirche in eine massive Vertrauenskrise gestürzt. Eine unabhängige Untersuchung sollte „ehrliche Aufklärung“ bringen. Die derzeitigen Vorgänge wecken Zweifel an der nötigen Offenheit im Sinne der Opfer. FAZ

Die Aufarbeitung hinterlässt einen Scherbenhaufen In der Aufklärung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche geht nichts mehr. Sowohl den Bischöfen als auch dem Kriminologischen Institut mangelte es an einem klaren Konzept. Die Welt

Angst vor den nackten Fakten Das Ausmaß des Missbrauchs in der Kirche muss geklärt werden. Doch eine Untersuchung, bei der die einschlägigen Personalakten ausgewertet werden sollten, ist gescheitert. Mit dem Abbruch des Projekts begünstigt die Kirche den Verdacht, schon die Evidenz der statistischen Wahrheit berge zu viel neuen Sprengstoff. Tagesspiegel

Angst und Scham Es sollte so vorbildlich sein, die Erforschung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Anderthalb Jahre, nachdem der Jesuiten-Pater Klaus Mertes über Missbrauchsfälle an seiner Schule berichtet und damit eine Lawine losgetreten hatte, waren Bestürzung und Erschütterung so groß, dass auch in der katholischen Geistlichkeit ein Wille zur Aufklärung herrschte. Bonner General-Anzeiger

In der Narzissmusfalle Die katholische Kirche ist nicht in der Lage, die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in die Hände anderer zu legen. Das zeigt der Ausstieg aus dem Projekt mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut. Aus dem Mut der Verzweiflung im Skandaljahr 2010 ist ein misstrauisch-ängstlicher Blick geworden. Süddeutsche Zeitung

Fremdwort Weltoffenheit Jetzt hat die Kirche doch wieder Angst vor der eigenen Courage bekommen. Ganz so unabhängig, ganz so gründlich sollte die Aufklärung wohl doch nicht sein. WAZ

Kirche in der Welt Die verhinderte Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche ist ein Rückschlag für alle, die rückhaltlose Aufklärung fordern. Päpstliche Aufrufe zu einer neuen Spiritualität können wieder als Flucht vor einer Welt gedeutet werden, in der die Kirche mit sich selbst nicht fertig wird. FAZ

Ein Fall für den Staatsanwalt Wir wollen endlich wissen, wie viele Pädosexuelle in den Reihen der Kirche sind und wie sie vorgehen. Die Kirche hat die Chance der Missbrauchsstudie vertan. taz

Bischöfe stehen jetzt unter Druck Die Kombination zweier derart unterschiedlicher Partner konnte auf Dauer nicht gutgehen. Es ist ein Scheitern mit Ansage. WAZ

BER

Der Bund chaotisiert Ramsauer beglückwünscht Platzecks zur Amtsübernahme und Schäuble stellt alles in Frage. Frankfurter Rundschau

Wowereit wankt Wenn SPD-Landeschef Stöß verkündet, die Berliner SPD habe den Rücktritt des Regierenden Bürgermeisters diskutiert, dann ist Gefahr im Verzug. Stöß ist kein Wowereit-Freund, sein Vorstoß zeigt, wie instabil die Machtbasis von Wowereit nach dem Flughafen-Debakel wirklich ist. Süddeutsche Zeitung

Debatte über Misstrauensantrag gegen Wowereit Darf Klaus Wowereit nach dem Flughafen-Desaster Regierungschef in Berlin bleiben? Die Opposition will ihn mit einem Misstrauensantrag stürzen. Im Abgeordnetenhaus läuft darüber eine hitzige Debatte. Berliner Zeitung

Baustelle Deutschland Das Dilemma des Berliner Flughafens ist nur eines von vielen der gesamten Republik. Bei kommunalen Großbauten gehen Verantwortungslosigkeit und Gewinnsucht oft Hand in Hand. FAZ

„Da sieht man alles rosig“ Voll verplant: Die Fehler, die schließlich das Berliner Flughafen-Chaos auslösten, wurden schon in der Planungsphase gemacht, sagt der Architekt Albert Speer im Interview. Er erklärt auch, warum seine WM-Stadien für die Scheichs von Katar pünktlicher fertig wurden als viele deutsche Projekte. Süddeutsche Zeitung

Gelassen sein oder sein lassen? Es ist der deutsche Wutnickel, der sich über die BER-Verzögerungen echauffiert, schreibt David Hugendick. Markus Horeld findet: Wir sollten uns noch viel mehr aufregen. ZEIT

Querschüsse gegen Klaus Wowereit „Wir wollen, dass er seine Arbeit fortsetzt.“ Der starke linke Flügel in der Berliner SPD wird Klaus Wowereit bei der Abstimmung über den Misstrauensantrag nicht fallenlassen. Aber sie lassen wissen, dass die Zukunft des Regierenden Bürgermeisters jetzt nicht mehr in seiner Hand liegt. Süddeutsche Zeitung

Sankt Schlendrian Schildbürger vom Rhein: In Köln hat man das erste Teilstück der neuen U-Bahn eröffnet. Es führt vom Hauptbahnhof zum Alten Markt – und stört nun den Gottesdienst im Dom. FAZ

Da ruht kein Segen drauf Die Nord-Süd-U-Bahn sorgt abermals für Ärger und lässt jetzt sogar den Dom erzittern. Die Komplexität des Bauvorhabens wurde ganz offensichtlich unterschätzt. Die KVB macht dabei als Bauherr keine gute Figur. Kölner Stadt-Anzeiger

Nordirland

Die falsche Entscheidung, die Unfrieden brachte Die Gewalt in Nordirland ist zurück, Stein des Anstoßes ist das Einholen der britischen Flagge auf dem Belfaster Rathaus. Dies wurde zwar demokratisch beschlossen, geht aber einen Schritt zu weit. Die Welt

Kummer und Neid Wie brüchig der Frieden in Nordirland immer war, zeigt uns die rohe Wut der Menschen in diesen Tagen: Ganz dicht unter der Oberfläche sitzt sie in Belfast, jener Stadt, die sich doch so unbedingt neu erfinden, kantig und schick präsentieren will. Bonner General-Anzeiger

Irisch, britisch, unversöhnlich Warum die seit Wochen anhaltenden Unruhen in der nordirischen Hauptstadt unausweichlich waren. Es geht viel um Religion.
stern

Venezuela

Venezolanisches Parlament billigt spätere Vereidigung Venezuelas krebskranker Staatspräsident Chávez wird seinen Amtseid an diesem Donnerstag nicht ablegen. Die Nationalversammlung billigte eine spätere Vereidigung. FAZ

Verfassungstricks sollen Chávez in Notlage helfen Bis zuletzt wurde spekuliert, jetzt ist es amtlich: Hugo Chávez ist zu krank für eine pünktliche Vereidigung. Seine Ärzte verbieten ihm eine Ausreise aus Kuba, wo der Krebskranke behandelt wird. Die Welt

Chávez‘ Schattenmann, der Pate von Venezuela Diosdado Cabello ist Parlamentspräsident Venezuelas, Vertrauter des schwerkranken Chávez – und gefürchteter Strippenzieher in Politik, Staat und Wirtschaft. ZEIT

Raubtier-Kapitalismus in Venezuela Wegen der schweren Krankheit des Präsidenten Hugo Chávez steht Venezuela vor einem politischen Wechsel. Dafür ist es höchste Zeit. Wirtschaftswoche

AIG

Volkszorn verhindert AIG-Klage gegen US-Regierung Undank ist der Welt Lohn: Während der Finanzkrise rettete Washington die weltgrößte Versicherung AIG mit 182 Milliarden Dollar Staatsgeldern vor der Pleite. Der Konzern erwog tatsächlich, die Regierung auf Schadensersatz zu verklagen – die Angst vor einem PR-Debakel hielt ihn jetzt ab. SPIEGEL

„Gefährlichste Firma der Welt“ prüft Mega-Klage Der amerikanische Staat rettete den Versicherungskonzern AIG, einst als „gefährlichste Firma der Welt“ bekannt, vor dem Ruin. Jetzt erwägt AIG, die USA auf 25 Milliarden Dollar zu verklagen. Die Welt

Die undankbarste Firma der Welt Noch vor kurzem hatte sich der US-Versicherungskonzern AIG mit Anzeigen für die Rettung vor der Pleite bedankt. Das hält den Vorstand aber nicht davon ab, eine Klage gegen die Regierung zu prüfen. FOCUS

AIG backs down, won’t sue the government That didn’t take long. Politico

…one more thing!

Verwirrung und Gewalt Der Westen zögert, die Nachbarn Mauretanien, Niger und Burkina Faso halten wenig von einer Invasion. So zerfällt Mali langsam weiter vor sich hin. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

SPD ohne Fortschritt Trotz ihres wenig glücklich agierenden Kanzlerkandidaten könnte die Sozialdemokratie Chancen haben. Dafür müsste sie sich ihrer Herkunft als Industriepartei bewusst werden Die Welt

Eklatantes Systemversagen Die katholische Kirche fürchtet wieder einmal sehr wohl die Wahrheit – und gibt im Zweifel dem Selbstschutz den Vorrang vor Selbstkritik und Transparenz. Frankfurter Rundschau

Der Deichgraf, der Zar und der Sonnenkönig Bei der politischen Bewältigung des Berliner Flughafendesasters geht es nicht viel anders zu als auf der Baustelle: fast grauenhaft. FAZ

Respekt vor dem Gebührenzahler! Heute Abend sendet Beckmann: „Abgebrannt und ohne Zukunft?“ Da geht es nicht um ARD und ZDF, sondern um den kleinen Mann, den seine Schulden drücken. ARD und ZDF sind das Gegenteil von abgebrannt. Sie nehmen jährlich fast acht Milliarden Euro ein. BILD

Aktenzeichen 17/11318 – ungelöst Peer Steinbrück bot in seiner gut dotierten Zeit als Aufsichtsrat bei Thyssen-Krupp an, sich „politisch“ für Rabatte bei den Energiekosten des Konzerns einzusetzen. Seitdem muss er sich des Vorwurfs erwehren, käuflich zu sein. Das ist hanebüchen. Es gibt aber ein anderes Problem. Süddeutsche Zeitung

Die US-Mondmission als Vorbild für die Energiewende Deutschlands Energiewende ist ein international beachtetes Labor der Zukunft. Zeit, sie in der deutschen Außenpolitik zu verankern ZEIT

You Owe Me! Having your neighbor imprisoned if he doesn’t pay you is a dreadful thing to do. That’s why it’s dressed up as ‚family benefit‘ and other pieties. Wall Street Journal