Axel Weber und die Bundesbank, Winnenden, Aegypten & Boersenfusion

Weber hinterlässt Merkel ein Trümmerfeld Der chaotische Rückzug des Buba-Chefs verstärkt die Sorge, Deutschland setze sich in der EU nicht durch. In der Koalition wächst der Unmut. Handelsblatt

Axel Weber hinterlässt Merkel einen Scherbenhaufen Die Kanzlerin vertraute auf Axel Weber, der Bundesbank-Präsident versetzte sie. Jetzt muss Merkel Schaden begrenzen. Doch die Deutschen stehen wie Dilettanten da. Die Welt

Eine Blamage für Merkel Die Posse um Bundesbank-Chef Axel Weber zeigt: Wenn es um internationale Personalpolitik geht, versagen die deutschen Regierungen. Süddeutsche Zeitung

Nur noch peinlich, was Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesbankpräsident Axel Weber derzeit aufführen. Gestern Mittag hieß es, Weber werde sich am Nachmittag über seine berufliche Zukunft erklären. Am Nachmittag zog er zurück: Er müsse erst mit der Kanzlerin sprechen. Börsen-Zeitung

Eine Schamfrist würde den Wechsel erschweren Noch ist unklar, ob Axel Weber zur Deutschen Bank wechselt. Das Gerücht hält sich. Dürfte Weber, wenn er wollte? Immerhin kennt der Bundesbank-Präsident sensible Daten vieler anderer Banken. Wie steht es um eine Karenzzeit beim Wechsel? FAZ

Prinzip Unabhängigkeit Axel Weber hat seinem Verständnis von der gesetzlichen Verpflichtung der Bundesbank und der EZB auf das Ziel der Geldwertstabilität auch dann Ausdruck verliehen, wenn er damit in Widerspruch geriet zu den politischen Instanzen. Das ist eben die Unabhängigkeit, die die Statuten von Bundesbank und EZB garantieren. In dieser Haltung kommt nicht deutscher Starrsinn zum Ausdruck. Handelsblatt

Merkel verzettelt sich Die Vorstellungen der Kanzlerin von einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik in Europa gehen zu weit und sind kontraproduktiv. Es genügt eine klare Regel zur Verschuldung der Staaten. Financial Times Deutschland

Winnenden

Vom Sinn dieser Strafe Der Vater des Amokschützen von Winnenden ist zwar schon gestraft. Gleichwohl musste das Gericht noch eine Bewährungsstrafe verhängen – unter anderem aus Gründen der Generalprävention. Süddeutsche Zeitung

Abschreckendes Urteil Wohlstandsverwahrlosung, der leichte Zugang zu gewaltverherrlichenden Spielen und das Nachahmen von Rollenvorbildern bringen noch niemanden um. Dazu braucht man echte Waffen. FAZ

Salomonisches Urteil Die Richter bleiben deutlich unter der Höchstrafe für den Vater des Amokträters von Winnenden. Ihr Urteil ist weise: Die Lebensperspektiven für den Vater wird nicht noch weiter zerstört. Gleichzeitig setzen sie aber auch eine Botschaft. Frankfurter Rundschau

Die Verantwortung des Sportschützen Der Vater des Amokläufers von Winnenden wurde zu einer Freiheitsstrafe von 21 Monaten auf Bewährung verurteilt. Das Urteil überzeugt durch seine differenzierte Begründung. Die Hinterbliebenen wird es dennoch nicht zufrieden stellen. Kölner Stadt-Anzeiger

Richtiges Signal Warum Bewährung? Diese Frage, die einige Hinterbliebene der Opfer des Amoklaufes von Winnenden und Wendlingen stellen, mag nachvollziehbar sein, zumal wenn sie von Menschen ausgesprochen wird, die ihre Kinder durch einen Todesschützen verloren haben. Märkische Allgemeine

Ägypten

Kein Märchen aus 1001 Nacht Wir hatten einen Traum von einer historischen Nacht. Er ist nicht Erfüllung gegangen. Hosni Mubarak hat nicht aufgegeben. Er klammert sich an die Macht. Seine Rede war ein Hohn für diejenigen, die er als seine „Kinder“ bezeichnet, sein Volk. WAZ

Husni Mubarak hält sein Volk hin Das Volk schien auch in Ägypten über die zu siegen, die ihnen Menschenrechte und Teilhabe am Wohlstand verwehrt haben. Wie einst in der DDR und jüngst in Tunesien haben die Menschen am Nil in den vergangenen beiden Wochen zunehmend ihre Angst vor dem ziemlich allmächtigen Staats-, Partei- und Sicherheitsapparaten des seit 30 Jahren regierenden Präsidenten Husni Mubarak verloren und sind öffentlich für Demokratie eingetreten. Berliner Morgenpost

Mubarak verhöhnt sein Volk! Bild

Katastrophe Mubarak Was für ein Abend auf dem Tahrir-Platz in Kairo, stundenlang warteten riesige Menschenmassen auf die befreiende Nachricht: die Rücktrittserklärung des verhassten Präsidenten. Sie bekamen von Hosni Mubarak eine Frechheit, eine Zumutung geboten. Berliner Zeitung

Mubarak ist Geschichte Selbst wenn die Demonstranten in Kairo sich von Amerika im Stich gelassen fühlen, so ist ein geordneter Übergang vermutlich der vernünftigste Ansatz. Niemand kann daran gelegen sein, dass das Aufbegehren in Strömen von Blut und Chaos endet. FAZ

Weltweite Enttäuschung Eine Arabeske ist ein Ornament, das aus ineinander verschlungenen Linien streng stilisierter Pflanzenranken besteht. Die Rede von Husni Mubarak am Donnerstagabend war eine politische Arabeske. Bonner General-Anzeiger

Angriff auf den Potentaten Plötzlich war für ihn kein Platz mehr im Kreise der Waffenbrüder: Beim Treffen der Armeeführung saß Mubarak nicht zwischen seinen Offizieren. Warum die Generale zuletzt offensiv versuchten, den Präsidenten zum Rücktritt zu drängen. Süddeutsche Zeitung

Hunger nach Freiheit und Brot Die Revolution in Nordafrika wurde von den extrem steigenden Lebensmittelpreisen ausgelöst. Die bringen auch andere Regierungen in Gefahr – und verleiten sie zu einer falschen Politik. Financial Times Deutschland

Jetzt erst recht! Je länger Mubarak im Amt bleibt, um so unwahrscheinlicher wird eine rein kosmetische Korrektur in der Führung des Landes. taz

Klagegeschrei um ägyptische Kulturschätze Die zerstörten Artefakte aus dem Ägyptischen Museum sind keine wertvollen Pharaonen-Mumien. Das Regime macht mit der Archäologie des Landes Propaganda. Zeit

Ägypten und Iran – was Revolutionen unterscheidet Die Unterschiede zwischen Teheran und Kairo lassen sich nicht mit plakativen Zerrbildern uralter Größe erklären. Dennoch spielt ihre Geschichte eine große Rolle. Die Welt

Angst im Kopf Israel denkt vor allem an die eigene Sicherheit. Deshalb bevorzugt die Regierung ein autoritäres Regime in Kairo. Das kann fatale Folgen für den Frieden haben. Frankfurter Rundschau

Huch, ein Unrechtsstaat! Sprachwandel, schneller als die Revolution erlaubt: Binnen weniger Tage wurde Hosni Mubarak vom honorigen Staatspräsidenten zum Diktator. Seltsam. Zeit

The long standoff Fighting gives way to talking, but the mood of protest cannot be reversed Economist

From freedom agenda to freedom doctrine Wall Street Journal

Börsenfusion

Zu früh zum Jubeln Börsen sind das Herzstück des Kapitalismus. Sie verschaffen den Unternehmen eines Landes den für sie unverzichtbaren Zugang zum Kapitalmarkt. Es ist daher mehr als unsicher, ob die nationalen Aufsichtsbehörden tatsächlich einer Fusion von Deutscher Börse und NYSE Euronext zustimmen werden. Financial Times Deutschland

Zweifelhafte Börsenfusion Die Deutsche Börse und die Nyse Euronext wollen fusionieren. Der geplante Zusammenschluss aber schafft mehr neue Probleme, als er alte löst. Vor allem für die Deutschen. Der Wall-Street-Konzern hat kaum mehr zu bieten als eine ruhmreiche Geschichte. FAZ

Hürden auf dem Weg zur größten Börse Die Deutsche und New Yorker Börse planen ihren Zusammenschluss und stoßen auf Wohlwollen an den Kapitalmärkten. Doch auf dem Weg zur größten Börse müssen sie viele rechtliche Hürden nehmen. Die New Yorker sticheln schon. FAZ

Fusion mit Fallstricken Auf den ersten Blick gibt es durchaus Grund, stolz zu sein auf die Deutsche Börse. Das Frankfurter Traditionsunternehmen schickt sich an, in der New Yorker Wall Street die weltweit bedeutendste Aktienbörse zu übernehmen und die global führende Handelsplattform zu gründen. Handelsblatt

Der Drang der Deutschen Börse nach Größe Die Deutsche Börse ist eine der größten und erfolgreichsten Börsen der Welt. Doch ihr Geschäftsmodell ist in zweierlei Hinsicht bedroht – und die Konkurrenz wächst kontinuierlich. FAZ

Fusion der Machtlosen Im schwäbischen Ludwigsburg findet die weltgrößte Kürbisausstellung statt. Trotzdem ist Deutschland nicht der weltgrößte Kürbismarkt. Ähnlich geht es bei den Finanzprodukten zu: Selbst weltgrößte Börsen haben nur noch beschränkten Zugang zum Handelsgeschehen. taz

…one more thing!

Vollprogramm statt Ereigniskanal Für die Kritiker ist die Sache klar: ARD und ZDF sind an der Ägypten-Krise gescheitert. Dabei haben die Sender ganz andere Aufgaben als die, rund um die Uhr News-Junkies zu befriedigen. Eine Verteidigung. Tagesspiegel

Leitartikel

Eine Posse Die lange Reihe kommunikativer Chaostage in der Bundesbank wird noch länger. Die Notenbank kündigt eine Erklärung ihres Präsidenten über seine Zukunftspläne an: Dann tritt Axel Weber auf, um zu sagen, dass er nichts sagt, bevor er mit der Kanzlerin gesprochen habe. FAZ (Print)

Mühle auf, Mühle zu Immer wieder unterschätzt die SPD Kanzlerin Angela Merkel – auch jetzt, bei Hartz IV. Nun kann die SPD eigentlich nur noch verlieren. Tagesspiegel

Wegducken gilt nicht! Wochenlang haben sich Regierung und Opposition über Hartz IV gezofft. Von Politikern erwartet der Bürger ein eindeutiges Ja oder Nein. So klingt Verantwortung. Wer sich drückt, ist blamiert. Deshalb geht es heute um Politik oder politisches Possenspiel, um Verantwortung oder Blamage. Noch hat der Bundesrat eine Chance! Bild

Der Volkszorn wächst Wut und Enttäuschung nach Mubaraks Rede: Ägyptens Präsident klammert sich weiter an die Macht. Doch das Volk will sich die Dreistigkeit des Herrschers nicht länger bieten lassen. Mubarak hat mit seinem Starrsinn die Saat für Gewalt ausgebracht – vielleicht sogar für einen Bürgerkrieg. Süddeutsche Zeitung

Nun ist das Militär gefragt Noch klammert sich Hosni Mubarak an die Macht – doch wie lange noch? Das Volk wird sich mit den dürren Worten und der Abgabe von Befugnissen an den Stellvertreter nicht begnügen. Die Proteste werden weitergehen. Nach ihrem Teilsieg wollen die Demonstranten nun den vollständigen Wechsel. Financial Times Deutschland

Berlusconis Sexappeal Italiens Ministerpräsident war erfolgreich, weil er als Antipolitiker auftrat und die Lust an der Macht zelebrierte. Dass er so lange regieren konnte, liegt vor allem an der fundamentalen Schwäche der linksbürgerlichen Opposition. Die Welt

Kontrolliert den Giganten! Die Fusion der großen Börsen in New York und Frankfurt kann sinnvoll sein. Voraussetzung ist, dass für den Aktienhandelskonzern europäische Standards gelten. Frankfurter Allgemeine

Why Bradley Manning Is a Patriot, Not a Criminal An opening statement for the defense of Private Manning. Mother Jones

Print me a Stradivarius How a new manufacturing technology will change the world Economist