Berliner Koalitionsverhandlungen, Afghanistan-Einsatz, Euro-Krise, EZB, Bankenhilfen, Occupy Wall Street & Literaturnobelpreis

Mit Schirmchen Mit dem Slogan „Berlin verstehen“ zog Klaus Wowereit in den Wahlkampf. Dann wurde gewählt. Jetzt zeigt sich seine wahre Gestalt. FAZ

Berlin verstehen Klaus Wowereit hat die Grünen in Berlin schnöde abblitzen lassen. Machtkalkül rangiert dabei vor neuen Impulsen für die Hauptstadt Frankfurter Rundschau

„Die Wähler sind beeindruckt von Wowereits hartem Auftreten“ Das Aus von Rot-Grün in Berlin habe keine Auswirkungen auf den Bund, sagt Forsa-Geschäftsführer Joachim Koschnicke im Interview. Allerdings seien die Grünen geschwächt. ZEIT

Nicht mal Hilfskoch Die Grünen haben ein Problem mit der Augenhöhe. Was haben die Grünen erwartet als Partei mit mehr als zehn Prozentpunkten weniger als die SPD? Sie sind an mangelnder Selbsteinschätzung gescheitert. Tagesspiegel

Die Hybris der Grünen Die Grünen haben sich im Wahlkampf vor allem mit der SPD angelegt und außerdem die grün-schwarze Karte gespielt. Die grüne Klientel ist zwar weltanschaulich recht flexibel. Die Aussicht, die muffige Berliner CDU zum Machterwerb zu benutzen, hat sie doch verstört. taz

Schuld ist immer der andere In Berlin machen sich SPD und Grüne gegenseitig für die gescheiterten Koalitionsverhandlungen verantwortlich: Der SPD-Vorsitzende Gabriel rief die Grünen auf, ihre Haltung zu Verkehrprojekten generell zu überdenken. FAZ

Nichts zu verschenken Was Klaus Wowereit mit den Grünen machte, das macht Frau Merkel mit der FDP: Sie bekämpfen den je kleineren Partner – nicht zuletzt, weil sie selbst um den Status als Volkspartei kämpfen müssen. FAZ

„SPD gefährdet Machtwechsel im Bund“ Nach dem frühen Ende der Koalitionsverhandlungen mit der SPD in Berlin sehen die Grünen das Ziel gefährdet, Schwarz-Gelb im Bund abzulösen. Wowereits Vertrauter Böhning warnt vor einem „Bruderkampf im rot-grünen Lager“. FAZ

Das Modell Rot-Grün bröselt Die Berliner sehen das Scheitern von Rot-Grün locker. Aber die SPD bangt um ihre Machtchance 2013 – und die Grünen sind massiv verärgert. stern

Afghanistan-Einsatz

Krieg ohne Ende Vom ersten Bündnisfall zur größten Belastungsprobe der Nato: Vor zehn Jahren, am 7. Oktober 2001, fliegt die US-geführte Koalition die ersten Luftangriffe in Afghanistan. Was als kurzer Einsatz geplant war, dauert noch immer an. Eine Chronik des Krieges. Süddeutsche Zeitung

Der Afghanistan-Krieg war richtig Nach zehn Jahren Kampf gegen den Terror ist die Lage am Hindukusch nicht gut, doch es gibt Fortschritte. Wer die einfach wegwischt, verrät das Land ZEIT

Ehemaliger Generalinspekteur nennt Afghanistan-Einsatz gescheitert Nur wenige Monate nach dem Abzug wären die Taliban wieder an der Macht: Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr, hält den Afghanistan-Einsatz für gescheitert. FAZ

„Die Tür fällt nicht zu“ Mit der Ermordung des Ex-Präsidenten Rabbani haben viele Menschen in Afghanistan die Hoffnung auf Frieden verloren. Der UN-Sondergesandte de Mistura ist aber der Ansicht, dass die Afghanen „überreagieren“. Er sieht hoffnungsvoll in die Zukunft des Landes – nur in einem Bereich werde es den Afghanen kurzfristig nicht besser gehen. Süddeutsche Zeitung

Euro-Krise

EU bereitet sich auf Insolvenz Athens vor Hat Griechenland überhaupt noch eine Chance? Die EU rechnet offenbar mit dem Schlimmsten: Die Euro-Staaten wollen Banken mit mehr Geld ausstatten, um eine Ausbreitung der Schuldenkrise zu verhindern. Auch Kanzlerin Merkel setzt sich erneut für Kapitalspritzen ein. Wer das Geld zur Verfügung stellt und welche Gegenleistungen die Banken dafür erbringen sollen, ist allerdings nicht klar. Süddeutsche Zeitung

Herr Insolvenz bringt Investoren Wirtschaftsminister Rösler ist mit Unternehmern nach Athen gereist. Nicht alle Griechen haben sich auf ihn gefreut. Dabei soll es heute um Chancen gehen, wie sie vom Himmel scheinen. FAZ

Niederlande stimmen für EFSF – Slowakei bleibt Wackelkandidat Der Euro-Rettungsschirm hat eine weitere Hürde genommen. Die Niederlande haben als 15. Land im europäischen Staatenbund grünes Licht für den EFSF gegeben. Jetzt müssen nur noch Malta und die Slowakei der Ausweitung zustimmen – aber in der slowakischen Regierungskoalition wird noch über die Aufstockung des Rettungsschirms gestritten. Süddeutsche Zeitung

Sowohl als auch Die liberal-konservative Koalition in Großbritannien gibt sich im Innern gefasst und zuversichtlich – trotz Streiks und Protesten. Nach außen hin ist sie misstrauisch gegenüber europäischen Ideen zur Lösung der Finanzkrise. FAZ

Frankreich und der Ruf nach Entglobalisierung Stärker als andere Europäer glauben unsere französischen Nachbarn, die Probleme der Globalisierung durch einen nationalen Protektionismus lösen zu können. Die Welt

EZB

EZB kehrt zum Krisenmodus zurück Die Europäische Zentralbank belässt den Leitzins für den Euroraum auf 1,5 Prozent, hilft den Geschäftsbanken aber mit zwei langlaufenden Refinanzierungsgeschäften. Die Bank von England kauft mehr Staatsanleihen. FAZ

Trichet zerpflückt Krisenpolitik der Wirtschaftsmächte EZB-Präsident Trichet ist es leid, sich ständig wegen seiner aggressiven Krisenpolitik kritisieren zu lassen. Jetzt holt er zum Gegenschlag aus und zerpflückt das Krisenmanagement der führenden Volkswirtschaften. Handelsblatt

Trichet, der Tabubrecher Am Schluss ist vom guten Ruf, den sich Jean-Claude Trichet über Jahre als Präsident der Europäischen Zentralbank erarbeitet hatte, nicht viel übrig geblieben. Augsburger Allgemeine

Streit im Rat Die Europäische Zentralbank hat neue Nothilfen für Banken beschlossen und zugleich eine Zinssenkung für November in Aussicht gestellt. Das Vorgehen ist auch innerhalb der Notenbank umstritten. FAZ

Pointing fingers and pushing levers Europe’s two big central banks take steps to help stuttering economies Economist

Bankenhilfen

Zwingt die Banken zu ihrem Glück! Die Banken sind aus dem Gröbsten raus? Von wegen! Die Regierungschefs bereiten schon die nächsten Kapitalspritzen vor. Aufkommen soll dafür der Steuerzahler. Mal wieder. Es ist an der Zeit, dass die Bürger dafür auch eine Gegenleistung bekommen. Zwei europäische Länder zeigen bereits, wie das gehen könnte. Süddeutsche Zeitung

Realsatire An der Börse wird die bevorstehende (Teil-)Verstaatlichung von Banken mit einem Kursfeuerwerk begrüßt. Nichts anderes als die – sicher gut gemeinte – Absicht, neue Bankenkombinate zu schaffen, verbirgt sich hinter der von Berlin bis Brüssel hinausposaunten Bereitschaft, bei allfälligen Rekapitalisierungen behilflich zu sein. Das wird so laufen wie in den USA, wo die Regierung vor drei Jahren 250 Mrd. Dollar unters Bankenvolk brachte: „Ihr nehmt 20 Mrd. Dollar, Ihr kriegt 10 und Ihr 5, keine Widerrede, hier unterschreiben!“ Wetten, dass am Ende noch diejenigen Geld vom Steuerzahler werden nehmen dürfen, die das erklärtermaßen als Schande empfinden? Volkseigener Betrieb Deutsche Bank, das hat was! Börsen-Zeitung

Die Börse als Spielplatz Die Spekulation rund um den Euro erhält ständig neue Nahrung. Das meiste davon ist Unsinn. So auch das Argument der Politiker, man habe sich Zeit gekauft. Das Gegenteil ist der Fall. Wirtschaftswoche

Spekulanten an die Leine legen Weitere staatliche Hilfen für die privaten Banken sind wohl unumgänglich, damit ein erneutes Aufflammen der Finanzkrise mit all ihren negativen Folgen für die Realwirtschaft verhindert werden kann. Aber es muss klar sein, das ist das letzte Mal! taz

Occupy Wall Street

Obama zeigt Verständnis für Wut auf die Wall Street Es werden immer mehr: Der Hass auf die Spekulanten an der New Yorker Wall Street weitet sich auf andere US-Städte aus. Auch in Washington, Philadelphia und Los Angeles gehen Menschen gegen die soziale Ungerechtigkeit auf die Straße. Präsident Obama äußert Verständnis für die „Frustration“ der Bevölkerung. Auch in Deutschland sind erste Protestaktionen geplant. Süddeutsche Zeitung

Die Protestwelle erreicht die US-Hauptstadt Die Bewegung „Occupy Wall Street“ hat bereits 150 US-Städte erreicht, am Donnerstag legten die Demonstranten auch in Washington los. Kurz zuvor hatte ihnen Präsident Obama einen großen Gefallen getan. Handelsblatt

Die Netten im Park Wer sind die Demonstranten, die die Wall Street besetzen wollen? Ein Besuch im Camp der Kapitalismusgegner ZEIT

The inkblot protests A new generation takes to the barricades. They should pay more attention to the ballot box Economist

Occupy yourself HERE’s my two cents on the Occupy Wall Street protests: Woo! Economist

From Wisconsin to Wall Street, an Economic Reckoning The Badger State uprising and Occupy Wall Street are different—but have been fueled by the same profound crisis. Mother Jones

Don’t Sneer at the 99% A lot of the Occupy Wall Street crowd got themselves into financial trouble, but the bad economy doesn’t offer a way out The Atlantic

Literaturnobelpreis

Dass Tranströmer und wir das noch erleben dürfen Groß ist die Freude in Schweden, der Heimat des Tomas Tranströmer, über den Literatur-Nobelpreisträger. In Deutschland und zur Buchmesse werden seine Werke nachgedruckt. FAZ

Mutlos und kraftlos, ein Fall für Lyrik-Fexe Die Würdigung Tomas Tranströmers ist eine schwache Entscheidung, denn er verkörpert jene klassische Moderne, die seit einem halben Jahrhundert etabliert ist. Die Welt

Der Dichter und die schneebedeckte Insel Endlich bekommt wieder ein Lyriker den Nobelpreis: Tomas Tranströmer ist ein Dichter, der das Poetische aus dem scheinbar Alltäglichen wachsen lässt. ZEIT

Ehre mit bitterem Beigeschmack Ein Weltliterat wie Bert Brecht hat ihn nicht bekommen, genauso wenig wie James Joyce. Und nun steht auch der große amerikanische Romancier und Kritikerliebling Philip Roth mehr denn je davor, den Literaturnobelpreis nicht bekommen zu haben Der Westen

…one more thing!

Menschenklonen – des Wahnsinns zweiter Teil Wenn wissenschaftliche Durchbrüche in die verkehrte Richtung gelingen, sollte man das dann noch Durchbruch nennen dürfen? Wenn ein methodischer Fortschritt einen kulturellen, ja auch zivilisatorischen Rückschritt bedeutet? FAZ

Leitartikel

Das soll grün sein? In Berlin wurde die Ökopartei auf den Anti-Autobahn-Widerstand reduziert und dann kaltgestellt. Das war kein Zufall. Denn außer permanenter Protestseligkeit gibt es kaum noch Quellen grüner Eigenständigkeit Die Welt

Die Unbrauchbaren Der Kapitalismus steht in Frage, Menschen fürchten um ihre Zukunft, Schwarz-Gelb taumelt. Die Stunde der Linken. Eigentlich. Aber die Partei stellt jammernd fest: Sie wird nicht gebraucht. Frankfurter Rundschau

Hauptstadt der Wahlpannen Fehler bei den Wahlauszählungen passieren vielerorts, gesteht Gerd Nowakowski zu. Doch nie haben die kleinen Fehler so große Wirkungen wie dieser Tage in Berlin. Tagesspiegel

Wir stehen zu Afghanistan Seit 10 Jahren sind deutsche Soldaten in Afghanistan. Sie riskieren ihr Leben für den Frieden dort und für die Sicherheit bei uns. Dafür danken wir ihnen von ganzem Herzen. BILD

Notfallmaßnahme für die Wirtschaft Es ist eine Aktion, die Europa vor einem erneuten Absturz in die Krise bewahren soll. Und die zudem überdeutlich zeigt, wie groß diese Gefahr mittlerweile tatsächlich ist. Financial Times Deutschland

The magician The revolution that Steve Jobs led is only just beginning Economist

Confronting the Malefactors Occupy Wall Street is starting to look like an important event that might even eventually be seen as a turning point. New York Times

Boehner Against Job-Saving China Currency Bill—WTF? Popular bipartisan crackdown on manipulation of the yuan could save 900,000 US jobs. Mother Jones

Message from on high Sarah Palin will sit out 2012. There is a God. Washington Post