Piratenabwehr, Berliner Wahlkampf, Schulden-Krise, Syrien, Israel, Meinungsfreiheit & Air Berlin

Eine hoheitliche Aufgabe? Die Reeder verlangen besseren Schutz vor Piraten. Doch eine Begleitung durch Marine oder Polizei gilt als nicht zu leisten und private Sicherheitsdienste dürfen auf deutschen Schiffen nur leichte Waffen tragen. FAZ

Maritime Söldnertruppe Private Sicherheitsfirmen sollen deutsche Schiffe künftig vor Seeräubern schützen. Die Pläne der Regierung stoßen auf die Kritik der FDP – und der UN. Frankfurter Rundschau

Auf in den Kampf! Die Koalition ist sich einig: Schwer bewaffnete private Sicherheitsfirmen dürfen künftig offiziell deutsche Schiffe vor Piratenangriffen schützen. Die Politiker haben den Weg für ein lukratives Geschäftsfeld geöffnet. Handelsblatt

Söldner sollen deutsche Schiffe schützen International ist es ohnehin hochumstritten, ob bewaffnete Kräfte zum Schutz vor Piraten auf den Schiffen angeheuert werden sollten. Fachleute fürchten eine Eskalation der Gewalt – denn im Gegenzug könnten die finanziell bestens ausgestatteten Seeräuber ihrerseits größerer Waffen einsetzen. Berliner Zeitung

Berliner Wahlkampf

Im Berliner Nebel Wowereits Aussage zu den Autobränden in Berlin, man stochere „im Nebel“, könnte zum geflügelten Wort dieses Wahlkampfs werden. Kein Thema, keine Polarisierung. Nur zwei Namen: Wowereit und Künast. FAZ

Brennende Autos im Wahlkampf Jahr für Jahr brennen Autos in Berlin. Mal sind es mehr, mal weniger, mal Luxuskarossen, mal Kleinwagen. Berliner Zeitung

Porsche oder Passat – Hauptsache, es brennt 35 Autos in drei Tagen – noch nie sind in Berlin in so kurzer Zeit so viele Pkw in Flammen aufgegangen. Die Gewalt betrifft inzwischen auch brave Familienkutschen in biederen Stadtvierteln. Was tut die Politik? Während SPD und Grüne es im Wahlkampf mit Appellen versuchen, startet die CDU eine Kampagne – und setzt eine Belohnung für die Ergreifung der Täter aus. Süddeutsche Zeitung

Wo es in Berlin wirklich brennt Gibt es eine Verbindung zwischen dem Touri-Überdruss der Alteingesessenen, den steigenden Mieten und den nächtlichen Brandstiftungen? Wird es in der Partyhochburg jetzt doch noch gefährlich? taz

Nur das Übliche Ein Dutzend brennender Autos in Berlin, das ist doch ein Anfang! Doch zu früh gefreut. Am Ende ist an allem wieder nur Sarrazin schuld. FAZ

Schulden-Krise

Die Solidaritätsprobe für den Euroraum In den kleinen Mitgliedstaaten der Währungsunion werden die Hilfen für die Schuldenstaaten teilweise vehement kritisiert. Deutschland steht mit seiner Position nicht allein da. Ein Überblick von Helsinki bis Nikosia. FAZ

Griechische Pfänderspiele Die Finnen haben bei den Nothilfen für Griechenland für sich eine Sonderbehandlung erreicht. Jetzt will auch Österreich ein Pfand der Griechen, um ganz sicher zu gehen, dass die Rettung nichts kostet. Zieht dieser Wunsch Kreise, führt das die ganze Hilfsaktion ins Absurde. FAZ

Rösler stellt Merkels Finanztransaktionssteuer infrage FDP-Chef und Vizekanzler Rösler knüpft die von Merkel und Sarkozy vorgeschlagene Transaktionssteuer an eine nahezu unerfüllbare Bedingung: Die ganze EU soll mitmachen. ZEIT

Stark warnt vor Einführung von Euro-Bonds Manchen gelten sie als letzte Wunderwaffe in der Schuldenkrise, doch EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark schlägt Alarm: Eurobonds wären nicht die Rettung, sondern das Ende der Währungsunion. Handelsblatt

Röslers Partei muss sich entscheiden Die FDP weiß nicht mehr, was sie will, spürt nicht, was sie soll. Sie muss in der Europa-Krise Verantwortung übernehmen, sonst droht das Aus ZEIT

Der späte Sieg des Terrors 2001 flogen Flugzeuge ins World Trade Center. Der Anschlag hat die Schuldenkrise mit heraufbeschworen. In der Reaktion auf den Terror geschahen fatale wirtschaftliche Fehler. Die Folgen halten die Welt bis heute in Atem. FAZ

Pampers sind ausverkauft Die 700 Parkplätze am Einkaufszentrum in Konstanz reichen nicht mehr: Immer mehr Schweizer nutzen den starken Franken, um jenseits der Grenze billig einzukaufen. Selbst für Patrioten ist die Schmerzgrenze erreicht. FAZ

Markets Worry, but Why Don’t Governments? The timid response to a possible double-dip recession The Atlantic

Syrien

Einsamer Diktator Der syrische Machthaber Assad will angeblich keine militärische Gewalt mehr anwenden. Immer mehr arabische Länder wenden sich von ihm ab. Endlich hat auch Präsident Obama die richtigen Worte gefunden. FAZ

Assad muss handeln Der UN-Menschenrechtsrat in Genf dürfte die syrische „Mordmaschinerie“ nächste Woche demonstrativ an den Pranger stellen. Assad muss handeln, um dem drohenden Kesseltreiben von innen und außen zu begegnen. Also macht er, was er am besten kann: Versprechungen. Die waren bis jetzt folgenlos. Und das werden sie auch weiterhin bleiben. taz

Assad muss taktieren Es geht schlicht um Macht und Einfluss in einer der strategisch wichtigsten Regionen der Welt. Märkische Oderzeitung

Bashar goes ballistic Security forces punch harder than ever Economist

Where’s the Syria plan? Obama’s calls for Assad to leave aren’t enough. Washington Post

Israel

Ende des israelischen Sommers Eine dreifache Terror-Attacke hat Israel aufgeschreckt – und scheint das Land in den alten Mechanismus des Nahen Ostens zurückdrängen zu wollen. Doch statt mit neuer Gewalt zu reagieren, sollte Israels Regierung das Land im Inneren befrieden. Süddeutsche Zeitung

Verlust der Kontrolle Nach dem „Arabischen Frühling“ wurden alte Strukturen weggefegt, neue brauchen Zeit, sich zu etablieren. Dass die israelfreundlicher wären als vorher, ist aber nur ein frommer Wunsch des Westens. Tagesspiegel

Pulverfass Israel ist oft kritisiert worden, weil es so skeptisch und zurückhaltend auf den arabischen Frühling reagiert hat. Tatsächlich hätte das einzige wirklich demokratische Land in der Region klarer auf der Seite der Freiheitsbewegung stehen können. Märkische Allgemeine

Keine falschen Schlüsse, bitte Vorsicht vor allzu hastigen Schuldzuweisungen nach terroristischen Attentaten! Sie sind verständlich bei dem Schock, unter dem Israel nach der jüngsten Anschlagsserie aus heiterem Himmel steht, aber sie führen nicht wirklich weiter. Badische Zeitung

Der alte Nahost-Konflikt Angesichts der Umwälzungen in der arabischen Welt wäre der Nahost-Konflikt beinahe in Vergessenheit geraten – wenn ihn jetzt nicht Terroristen ins Gedächtnis zurückgerufen hätten. Augsburger Allgemeine

Meinungsfreiheit

Weltjugendtag

Respekt vor jungen Katholiken Viele Madrider fühlen sich dieser Tage fremd in ihrer eigenen Stadt. Hunderttausende junge Katholiken aus aller Welt haben die Straßen okkupiert, die Metro ist überfüllt und der Prado ebenso. Wer den Glauben der Gäste nicht teilt, ist von ihrer fröhlichen Religiosität genervt. Berliner Zeitung

Wie Spaniens Jugend den Glauben verliert Nach den Anti-Papst-Protesten springen Politiker und Kirchenvertreter dem Pontifex zu Hilfe und tun die Demonstranten als Schmarotzer und Vandalen ab. Das könnte gefährlich werden – denn die Wut der spanischen Jugend sitzt tief. Süddeutsche Zeitung

Kehrt „1968“ zurück? Für den 17. September planen amerikanische Protestgruppen, vorwiegend junge Menschen, in der Wall Street eine lautstarke Demonstration gegen den Finanzmarktkapitalismus. Spanische Aktivisten, Studenten die meisten, applaudieren und kündigen Solidaritätsveranstaltungen in ihrem Land an, dort, wo sie gestern den Papstbesuch zum Anlass nahmen, um gegen die aus ihrer Sicht Verschwendung von Steuergeldern für den Heiligen Vater zu protestieren. Der Westen

Meinungsfreiheit

Grenzen der Meinungsfreiheit Die Anonymität im Internet ist schützenswert. Doch bei Straftaten muss sie aufgehoben werden können. Frankfurter Rundschau

Meinung lieber ins Gesicht sagen „Anonyme Briefe werden nicht veröffentlicht und landen im Papierkorb!“ Ein heute anachronistisch anmutender Satz, an den sich Journalistengenerationen zu halten hatten, wollte eine Zeitung von den Lesern ernst genommen werden. Jetzt soll alles anders sein. Berliner Zeitung

Junge Welt

Das Recht auf Provokation Zu den in der DDR unterdrückten demokratischen Rechten gehörte die Pressefreiheit. Sie passte nicht in die Diktatur der Arbeiterklasse, wie die SED sie verstand. Berliner Zeitung

Danke für die Todeszone Die Tageszeitung „Junge Welt“ bedankt sich auf der Titelseite für den Mauerbau und „28 Jahre Club Cola und FKK“. Wegen der Nähe des ehemaligen FDJ-Blatts zur Linkspartei gibt es nun politischen Ärger. Süddeutsche Zeitung

Gysi distanziert sich von Zeitung „Junge Welt“ Mit der „Jungen Welt“ hat Fraktionschef Gysi „schon lange nichts mehr am Hut“. Er will durchsetzen, dass die Zeitung für die Linke nicht mehr als Werbemedium genutzt wird. Die Welt

Feminismus

Feminismus und Fellatio Seit Charlotte Roche einen Roman geschrieben hat und Alice Schwarzer einen offenen Brief an die Autorin, ist wieder vom Feminismus die Rede in den Feuilletons. Frankfurter Rundschau

Feminismus light Charlotte Roche bezeichnet sich selbst als „Feministin“, wird dem Begriff mit der Reduzierung auf Sex und finanzielle Unabhängigkeit jedoch keinesfalls gerecht. Fehlt Roche das historische Bewusstsein, was die Bewegung war und wollte. FAZ

Niedergezischt „Du hast nicht die Lösung, du hast das Problem“: Alice Schwarzer, bekennende Feministin, attackiert Charlotte Roche, die gerade ihren neuen Roman „Schoßgebete“ veröffentlicht hat. Es geht dabei aber nicht um Literatur, sondern um etwas ganz anderes. Süddeutsche Zeitung

Air Berlin

Hunolds Hintertürchen-Posse Der Rücktritt des Air-Berlin-Gründers erfolgt würdelos. Daran ist er aber selbst schuld. Denn mit seinem Abgang beweist Achim Hunold, dass an dem Vorwurf des einsamen Wolfes etwas dran ist. Financial Times Deutschland

Glücksfall für Air Berlin Joachim Hunold hat die Bombe überraschend platzen lassen: Der langjährige Air-Berlin-Chef wird sein Amt niederlegen. Warum sein Schritt längst überfällig und ein Glücksfall für die gebeutelte Fluggesellschaft ist. Süddeutsche Zeitung

Der Air-Berlin-Gründer scheitert an seinem Eigensinn Air-Berlin-Chef Joachim Hunold nimmt seinen Hut. Überraschend kommt das nicht. Hunold stand schon länger in der Kritik: zu eigensinnig, überfordert. Die Welt

Achim Hunold wollte zu viel Einer der letzten seiner Art geht. Achim Hunolds Strategie für Air Berlin ist nicht aufgegangen, die Fluggesellschaft steckt tief in den roten Zahlen. Die Sanierung wird sicherlich schmerzhaft. Kölner Stadt-Anzeiger

Hilfe unter ruppigen Freunden Joachim Hunold übergibt das Ruder der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin an seinen Freund Hartmut Mehdorn – den früheren Bahnchef. Die beiden ähneln sich. Manchmal hitzköpfig, ist das hemdsärmelige Zupacken beider Sache. FAZ

Brutalstmöglicher Nachfolger Joachim Hunold erklärt nach 20 Jahren an der Spitze von Air Berlin seinen Rücktritt. Und wen schlägt er als seinen Nachfolger vor? Den einzigen Mann im deutschen Transportgewerbe, der noch umstrittener ist als er selbst. Tagesspiegel

Nur ein erster Schritt Der Rückzug von Joachim Hunold von der Air-Berlin-Spitze ist ein lange überfälliger Schritt – und deshalb spielt es auch nur am Rande eine Rolle, ob es sich tatsächlich um einen Rücktritt oder doch einen Rausschmiss handelt. Für Letzteres spricht, dass der Schritt erfolgt, bevor ein Nachfolger gefunden ist. Für einen Rücktritt spricht, dass Hunold im Board of Directors bleiben wird. Börsen-Zeitung

Ein sturer Kopf für Air Berlin Hartmut Mehdorn, der Ex-Chef der Deutschen Bahn, soll neuer Vorstandschef bei Air Berlin werden. Er kehrt damit zurück zu seinen Wurzeln. Seinen ramponierten Ruf wird er nicht aufpolieren können. Wirtschaftswoche

Verband gibt Flugsteuer Schuld an Air-Berlin-Krise Der Flughafenverband hat den Stopp der Luftverkehrsabgabe gefordert. Sie gefährde die Branche, wie am Beispiel von Air Berlin zu sehen sei. Die Welt

…one more thing!

Die Rechnung mit dem Kind Das Elterngeld scheint nicht zu wirken: Die Geburtenrate in Deutschland ist immer noch niedrig. Dass Unionsfraktionschef Volker Kauder nun einen Check für das Elterngeld fordert, ist auf den ersten Blick pragmatisch – doch er vergisst etwas Wichtiges. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Brennende Autos in Berlin Wer die Menschen sind, die Nacht für Nacht das Eigentum anderer zerstören, weiß man nicht. Sie hinterlassen keine Botschaften. Das Problem ist alt, und die Politik hat keine Lösungen. Frankfurter Rundschau

Schuld ist immer ein anderer Ob Autozündler oder wild campende Großfamilien: Berlin wird von einer unfassbaren Unzuständigkeit regiert, sagt Lorenz Maroldt – und zwar parteiübergreifend. Welche Wahl haben die Bürger am 18. September eigentlich? Tagesspiegel

Schimäre Rot-Grün Umfragen sagen einen Regierungswechsel voraus. Das ist zur Mitte der Wahlperiode der Normalfall. Ministerposten sollte die Opposition daher noch nicht verteilen Die Welt

Mit Gott in den Krawall Präsidentschaftswahlen finden in den Vereinigten Staaten erst in 15 Monaten statt. schon jetzt wird klar: Die Schärfe der Auseinandersetzung und das Maß der Polarisierung wird das Wahljahr 2008 noch in den Schatten stellen. FAZ

Der Terror ist zurück in Israel Lange herrschte Ruhe. Es war eine trügerische Ruhe. BILD

Asia’s lonely hearts Women are rejecting marriage in Asia. The social implications are serious Economist

The Texas Unmiracle Rick Perry will likely campaign on claims of an economic miracle in Texas, but the miracle is a myth. The New York Times

What Obama’s Closest Advisors Reveal About Him Want to know Obama’s real politics? Forget what he says and pay attention to the cabinet members he’s kept and sacked during his presidency.
Mother Jones

Bad luck? Bad faith? Obama’s explanation for our malaise. Really? Washington Post