Sauerland-Urteil, Pflegezeit, Islamkonferenz, Holland, Schuldenkrise & DFB

Todesengel im Namen des Islam. Das Oberlandesgericht Düsseldorf verurteilt die Sauerland-Terroristen zu hohen Haftstrafen. Richter Breidling lobt die Geheimdienste für ihren Einsatz gegen islamistische Terroristen und warnt vor der steten Anschlagsgefahr – auch wenn in diesem Fall ein Blutbad ausblieb. FAZ

Gefährliche Dilettanten. Lange Haftstrafen für die Angeklagten: Ein kluger Richter, vernünftige Verteidiger und ein angemessenes Urteil machen den Sauerland-Prozess zu einem Erfolg Süddeutsche Zeitung

Gotteskrieger, keine Dilettanten. Mit dem Urteil gegen die Sauerland-Gruppe hat das Düsseldorfer Landgericht ein Zeichen gesetzt: Milde haben selbst geständige Terroristen nicht zu erwarten Die Zeit

Extremismus kann junge Leute zu Mördern machen. Die Terroristen der Sauerland-Gruppe müssen wegen ihrer Anschlagspläne hinter Gitter. Die deutsche Öffentlichkeit sollte sich jetzt aber nicht in Sicherheit wähnen. Denn wie rasch sich harmlose Jugendliche durch extremistische Ideologien zu kaltblütigen Massenmördern entwickeln, gibt Anlass zur Sorge. Die Welt

Noch nie gab es solch einen Einblick ins Innenleben von Islamisten. Bedrückende Erkenntnis bleibt jedoch: Der Terror hat Brutstätten nicht nur im Mittleren Osten, sondern auch vor unserer Haustür. Kölner Stadt-Anzeiger

Riesen-Empörung über mildes Terror-Urteil. Sie planten Massenmorde, wurden dafür nur zu 5 bis 12 Jahren Haft verknackt. Bild

Unaufgeregt. Die Urteile im Sauerland-Prozess markieren in mehrfacher Hinsicht einen Sieg des Rechtsstaates: Die Urteile sind angemessen General-Anzeiger Bonn

Gutes Signal. Der bisher größte Terrorprozess gegen deutsche Islamisten hat seinen Abschluss mit einem richtungsweisenden Urteil gefunden. Hannoversche Allgemeine

Düsseldorfer Prozess offenbarte, wie ahnungslos sich junge Männer zu gewaltbereiten Kriegern ausbilden lassen. Diese Erkenntnis lässt den hochgerüsteten Anti-Terrorkampf abwegig erscheinen. Berliner Zeitung

Lernprozess. Lassen sich islamistische Terroristen von Haftstrafen abschrecken? Eigentlich nicht, wartet doch auf den Gotteskrieger in seiner Sicht der Dinge das Paradies. Doch statt im Paradies finden sich nun jene vier jungen Männer der Sauerland-Gruppe mit langen, der Schwere des Verbrechens angemessenen Haftstrafen im Gefängnis wieder Lausitzer Rundschau

Unvernetzt, nicht ungefährlich, Lehren aus dem Sauerlandprozess taz

Richter im Sauerland-Prozess lobt die Geheimdienste. Schon am Ende des Kofferbomber-Prozesses hatte der Vorsitzende Richter des Oberlandesgerichts Düsseldorf, Breidling, darauf hingewiesen, wie wichtig die Video-Überwachung auf dem Kölner Hauptbahnhof für die Aufklärung dieser Anschlagsversuche war. WAZ

Gründe und Grenzen. Wer Grundrechte einschränkt, braucht dafür Gründe. Für die Vorratsdatenspeicherung gibt es diese. Der Sauerland-Gruppe schwebte laut dem Oberlandesgericht Düsseldorf die Idee eines „zweiten 11. September“ vor. Die „abstrakte Gefahr“ wird damit recht konkret. FAZ

Pflegezeit

Leistung wird anerkannt Der Vorschlag von Familienministerin Kristina Schröder für eine zweijährige Pflegezeit ist weniger konservativ als pragmatisch. Tagesspiegel

Bumerang. Kommt das Schröder-Modell zur Pfelegzeit, werden künftig noch mehr gesellschaftliche Wunschvorstellungen auf Kosten der Wirtschaft eingelöst. Statt einen Rechtsanspruch zu verankern, sollte Schröder die Unternehmen ermutigen, dem Arbeitnehmer im Einzelfall entgegenzukommen. FAZ

Islamkonferenz

Etwas schleierhaft Mit der Auswechslung der Teilnehmer sind die Erwartungen in der Islamkonferenz gestiegen. Die islamischen Verbände werden sich nicht länger abspeisen lassen. Tagesspiegel

Ihr seid nicht integrierbar. Die Islamkonferenz wird fortgeführt – und einige streitbare Teilnehmer werden nicht mehr eingeladen. Konkretion ist gut. Doch die Debatte muss weitergehen. Die Zeit

Holland-Wahl

Wilders schafft sich Basis für die Macht. Der Erfolg bei der Kommunalwahl ist triumphal. Nun will Hollands Rechtspopulist Geert Wilders mehr: den Sieg bei der Parlamentswahl im Juni. Die Zeit

Wilders und das Prinzip Angst. Rampensau im dunklen Anzug: Wie der Niederländer Geert Wilders Wähler mobilisiert – und warum seine Macht bald wachsen könnte. Süddeutsche Zeitung

Der Populist als Seismograf Was der Erfolg des niederländischen Profiprovokateurs Geert Wilders lehrt. Tagesspiegel

Wahlerfolg für Hollands Haider. Hollands Rechtspopulist Geert Wilders hat auf dem Weg zur Beteiligung an der politischen Macht bei Kommunalwahlen Auftrieb bekommen. Bild

Spiel mit der Angst. Waren das reine Kommunalwahlen in den Niederlanden? Ja und nein. Ja, weil die Rechtspopulisten um ihren Parteichef Geert Wilders mit dem Kopftuch-streit und den politischen Pöbeleien gegen Immigranten die einfachen Themen der Straße und der Kommunen aufgriffen. Hannoversche Allgemeine

Hollands anderer Protest. Die Niederländer haben abgestimmt, und sie haben sich und Europa bei der Kommunalwahl ein weiteres Mal überrascht. Berliner Zeitung

Leiser Aufstand gegen Wilders. Der Erfolg des niederländischen Politikers ist nicht allein auf seine Anti-Islam-Rhetorik zurückzuführen. Auch die Angst der Mittelschicht vor dem Abstieg macht das politische Spektrum anfällig für Populisten. Dennoch: Die Wahl war auch ein Aufstand der bürgerlichen Mitte. Kölner Stadt-Anzeiger

Populisten im Höhenrausch, Kommunalwahl in Niederlande taz

Zu dumm für den Erfolg. Rechtspopulisten wie Wilders wären in Deutschland ohne fähige Unterstützer. Denn die Szene ist ein Abgrund intellektueller Schlichtheit. Frankfurter Rundschau

Schuldenkrise

Nur der erste Schritt. Zunächst die gute Nachricht. Zum Äußersten, der Zahlungsunfähigkeit Griechenlands, wird es in den kommenden Monaten nicht kommen. Dem Land ist es gelungen, sich kurzfristig dringend benötigte Mittel am internationalen Kapitalmarkt zu holen, und dabei ist es auch noch auf ein sehr starkes Interesse des Investorenpublikums gestoßen Börsenzeitung

Merkel will gegen Athen hart bleiben. Kanzlerin Angela Merkel empfängt heute den griechischen Regierungschef, um die Spannungen zwischen Athen und Berlin zu lockern und ihre Ablehnung zu erklären. Mitglieder der eigenen Koalition machten es der Kanzlerin im Vorfeld nicht einfach. Handelsblatt

Griechische Krise erreicht Frankfurt. Die Bemühungen der Deutschen Bank zu Eindämmung der Griechenland-Krise sind durch die überraschend gut platzierten griechischen Staatsanleihen überholt. Nun ist aber nicht nur der Nimbus der Deutschbanker angekratzt, auch die EZB setzt mit ihrem Segen für die griechische Führung ihren Ruf aufs Spiel Die Welt

Experiment am lebenden Griechen. Die Kanzlerin drängt Athen zu etwas, was sie im eigenen Land als kontraproduktiv ablehnt: Mitten in der Rezession radikal zu konsolidieren. Ein waghalsiger Versuch, der auch für Deutschland teuer werden kann. Financial Times Deutschland

Verfassungsgericht könnte Finanzhilfen stoppen.
Der ehemalige Verfassungsrichter Paul Kirchhof erinnert an das Recht der Parlamentarier, eine Organklage einzureichen. Die Rechtsgrundlage im Fall Griechenland ist umstritten. FAZ

Kein Geld von uns für die Zocker. SPD-Chef Gabriel mischt sich in die Griechenland-Debatte ein. Er sagt: Kanzlerin Merkel ist Mitschuld an der Krise – und Geld aus Deutschland darf es nicht geben! Bild

Griechenland braucht eine neue Elite. In Griechenland geht es nicht allein um Staatsschulden. Kern der Tragödie ist eine schamlose Klientelpolitik, eine übergroße und korrupte Staatsmaschine sowie das Streben vieler Griechen nach schnellem Reichtum. Nur eine neue Politiker-Generation kann die Krise lösen. Die Welt

Griechenland liegt am Boden – und was tun Koalitionäre? Sie treten geradezu lustvoll nach und fordern Athen sogar dazu auf, seine Inseln zu verhökern. Allein deshalb, weil das eine gute Schlagzeile in eigener Sache ist. Dass diese Politiker aus der zweiten Reihe stammen, macht die Angelegenheit nicht besser. Lausitzer Rundschau

Der deutsch-griechische Krach der vergangenen Wochen ist zweier Kulturnationen wahrlich nicht würdig. Angela Merkel und Giorgos Papandreou sollten heute ein Zeichen setzen Manager Magazin

„Wir wollen nicht die Lehman Brothers Europas sein“ Griechenland steht angesichts der Krise vor schmerzhaften Einschnitten. Ein Gespräch mit dem griechischen Ministerpräsidenten Papandreou FAZ

Dieses Griechenland heute ist schrecklich. Zeus, der Gott der Griechen im Olymp, würde sich in seinem Grab umdrehen. Wo sind seine Griechen, seine Helden? Wo ist ein Alexander, ein Homer, ein Sokrates? Sind die Helden alle tot? Bild

Anleihe verschafft Griechenland Luft, Gunst der Anleger teuer erkauft. Staatspapier über 5 Mrd. Euro erfolgreich platziert Börsenzeitung

Now comes the pain. Greece’s new austerity measures may prove to be enough—if they are fully implemented Economist

DFB-Schiedsrichter

Einigung mit Schmerzen. Der DFB und Ex-Schiedsrichter-Funktionär Amerell schließen im Streit um sexuelle Belästigung einen Vergleich. Ausgestanden ist der Konflikt deshalb nicht. Die Zeit

Unklar. Was zunächst wie ein Unentschieden aussah, in dem sich der DFB als Sieger fühlte, wertet die Amerell-Seite als Erfolg für sich. Gleichzeitig aber herrscht weiter Unklarheit, kann eine Seite die andere der Lüge bezichtigen. Kölnische Rundschau

Erhärtet sich nun der Verdacht, dass der Hauptzeuge unglaubwürdig ist, und die drei anderen, bislang anonymen, Zeugen gar nicht so unabhängig sind, sondern gute Freunde Kempters, dann wird’s für Zwanziger ohnehin eng. Seit gestern kennen Amerells Anwälte die Namen der drei Schiedsrichter und werden gegen sie wegen Rufmordes klagen. Berliner Zeitung

Amerell wehrt sich bei „Kerner“: „Ich wurde erpresst“ Schiedsrichter Manfred Amerell schlägt zurückt: In der Sat.1-Sendung „Kerner“ warf er dem DFB Erpressung vor. Sein Rücktritt sei unter Druck zustande gekommen. Auch seine sexuellen Vorlieben kamen zur Sprache. Stern

… one more thing!!

Junge Konsumenten zwingen Autobauer zu Strategieschwenk. Junge Menschen verlieren das Interesse am eigenen Wagen. Ihnen reicht es, komfortabel mobil zu sein. Das zwingt Daimler, BMW & Co. zu neuen Geschäftsmodellen – und ruft neue oder wieder erstarkte Konkurrenten auf den Plan. Wirtschaftswoche

Leitartikel

Recht und Freiheit. Die „Sauerland-Gruppe“ zeigt, wie gut der deutsche Staat gewappnet ist gegen Terroristen. Ärgerlich nur, dass die Politik nicht mit gleicher Vehemenz die Ursachen des Terrors bekämpft. Frankfurter Rundschau

Geert Wilders‘ Erfolg liegt im europäischen Trend. Der rechte Islamkritiker Geert Wilders hat bei den niederländischen Kommunalwahlen deutliche Gewinne verbucht. Auch wenn er nur in zwei Städten antrat, geht er gestärkt in die anstehenden Parlamentswahlen. Sein Erfolg setzt einen Trend fort, der in der Schweiz und in Frankreich gesetzt wurde. Die Welt

Unhaltbare Versprechen. Frankreichs Präsident will die Arbeitslosigkeit bekämpfen, indem er den Zugriff auf Staatskonzerne festigt. Sein Programm strotzt nur so von industriepolitischer Hybris Financial Times Deutschland

Die Dritten im Bunde. In Schillers Bürgschaft ist es der Tyrann, der darum bittet, „der Dritte im Bunde“ sein zu dürfen. Im deutschen Föderalismus sind es die Kommunen, die als „Dritte im Bunde“ gern ein Wörtchen mitreden würden. FAZ (Print)

Es sind Zahlen, die wütend machen. Und traurig! Frauen verdienen seit Jahren knapp ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Lohn-Ungerechtigkeit scheint wie in Beton gegossen. Bild

Eine Frage des Stils Lerchenberg predigt die Moral – und vergisst sie selbst: AZ München

Es läuft nicht rund Theo Zwanziger muss sich am eigenen Programm messen lassen. Ein Programmpunkt war der Kampf gegen die Homophobie im Fußball. Ein schwieriges Thema, gewiss. Aber außer mit ein paar symbolischen Akten hat er es nicht mal anzukratzen geschafft. Dass ihn das Thema nun in Form der Affäre um den Schiedsrichter Amerell einholte, ist daher nur gerecht. Tagesspiegel

The Wal-Mart Hippies. The Tea Party’s raging against the machine echoes an older radicalism from the opposite end of the political spectrum. New York Times

Oath Keepers and the Age of Treason. Meet the fast-growing „patriot“ group that’s recruiting soldiers to resist the Obama administration. Mother Jones

Gendercide. Killed, aborted or neglected, at least 100m girls have disappeared—and the number is rising Economist