Gaefgen-Urteil & Staatsschuldenkrise

Recht und Gerechtigkeit Das Urteil im Fall des Kindesmörders ist nach menschlichem Empfinden unerträglich. Ein zu lebenslanger Haft verurteilter Täter erstreitet für sich eine Entschädigung vor Gericht, weil ihm die Polizei Gewalt angedroht hatte, um das Leben des entführten Kindes zu retten. Bonner General-Anzeiger

Rechtens, aber nicht richtig Die Richter, die Magnus Gäfgen 3.000 Euro Entschädigung zusprachen, haben nur ihren Job gemacht. So kann man es sehen. Verstehen kann man das Urteil nicht. ZEIT

Zu viel Die erste Empörung über die Entschädigung für den verurteilten Mörder Gäfgen ist verständlich. Die niedrige Höhe von nur 3000 Euro zeigt aber auch: Die Verletzung der Menschenwürde lässt sich nicht ganz vom Mord an dem Kind trennen. FAZ

Falsche Genugtuung für den Kindermörder Dreitausend Euro sind dreitausend zu viel: Die Folterdrohung gegen Magnus Gäfgen war grobes Unrecht. Doch das Urteil gesteht dem Kindermörder eine Entschädigung zu, die er nicht verdient – und es verstört das Rechtsgefühl der Menschen. Das Gericht hat Richtiges gewollt, aber Falsches gemacht. Süddeutsche Zeitung

Menschenrechte gelten auch für Kindsmörder Gäfgen Das Verbrechen des Kindsmörders Magnus Gäfgen darf im Urteil über die Folterandrohung keine Rolle spielen. Täte sie es, wäre unser Rechtsstaat gefährdet. Die Welt

Ein Alptraum für die Familie Dem Kindsmörder Magnus Gäfgen wurde ein Schmerzensgeld von 3000 Euro wegen angedrohter Folter zugebilligt. Der Fall steht für die Widersprüche, die zwischen Recht und Rechtsempfinden klaffen. Kölner Stadt-Anzeiger

Zumutung des Rechtsstaats Auch das gehört zu den Zumutungen des Rechtsstaats: Er gilt für alle gleich, selbst für verurteilte Kindsmörder und sogar für entlassene Kinderschänder. Trotzdem darf darunter die Prävention nicht leiden. Tagesspiegel

Wir müssen es ertragen Entschädigung für einen Kindsmörder – dieses Urteil wird das Rechtsempfinden vieler Menschen auf eine harte Probe stellen. Augsburger Allgemeine

Staatsschuldenkrise

Krisen-Ferien Es ist sinnvoll, in der gegenwärtigen Lage nicht in Alarmismus zu verfallen; aber Schönfärberei der Staatsschuldenkrise überzeugt niemanden. Nicht mehr. Die Sorgen um die Stabilität des Euros kann auch der Entertainer Berlusconi nicht entkräften. FAZ

Notenbanken ohnmächtig vor dem Trend Die Notenbanken der Schweiz und Japans stemmen sich gegen die Aufwertung ihrer Währungen. Damit haben sie kurzfristig Erfolg. Gleichwohl können sie damit nicht verhindern, dass die USA und die Euro-Länder einen Teil ihrer Probleme auf die Schweiz und Japan abwälzen. Financial Times Deutschland

Die Orte der Angst Weder Europa noch den USA gelingt es, an den Märkten Vertrauen zu schaffen. Trotz Griechenland-Rettungsplan und US-Schuldenkompromiss wächst überall die Nervosität – von New York über Frankfurt bis Tokio. Und neben den aktuellen Sorgen um Italien und Spanien schwelt auch das Griechenland-Problem weiter. Ein Überblick über die Krisen-Orte. Süddeutsche Zeitung

Börsensturz alarmiert die Europäer Die Märkte sind weltweit auf Talfahrt. Politiker wie Sarkozy, Merkel und Zapatero suchen nach Wegen, um den Abwärtstrend zu stoppen. Sorgen bereitet die Lage in den USA. ZEIT

Achtung, Crash-Gefahr! Eine Mixtur aus Ängsten treibt die Märkte nach unten. Der nächste Tiefschlag scheint programmiert. Politik und Notenbanken suchen ein Gegenmittel, finden es aber nicht. Es droht eine gefährliche Abwärtsspirale. Handelsblatt

Der hohe Preis des Zauderns Die Finanzmärkte treiben die Regierungen der Eurozone weiter vor sich her. Kurzfristig kann jetzt nur die EZB handeln, sagt Daniela Schwarzer von der Stiftung Wissenschaft und Politik, mittelfristig wären Eurobonds sinnvoll. Tagesspiegel

Riskante Hilfe Die Europäische Zentralbank fällt in ihrer Krisenpolitik einen großen Schritt zurück. Mit dem abermaligen Kauf von Anleihen finanzschwacher Euroländer nach vier Monaten Pause nutzt sie ein höchst riskantes Instrument. FAZ

Mr. Euro wider Willen Wer spricht für den Euroraum? EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy erhält in der Euro-Krise eine wichtigere Rolle. Er könnte die „eine Stimme“ sein, mit welcher der Euroraum sprechen und damit die Finanzmärkte beeindrucken sollte. FAZ

Verärgerung über Barroso-Vorstoß Zwei Wochen nach der jüngsten Erhöhung des Euro-Rettungsfonds hat Kommissionspräsident Barroso abermals verlangt, aufzustocken – und so für Verärgerung gesorgt. Wirtschaftsminister Rösler sagte, „so eine Debatte kommt zur Unzeit“. FAZ

Schweigen wäre Gold Spötter sagen, dass José Manuel Barroso am liebsten Makkaroni isst, weil er durch die Löcher weiterreden kann. Zumindest zuletzt hat der EU-Kommissionschef wenige Chancen ausgelassen, sich zur Schuldenkrise zu Wort zu melden. Leider haben sich die Investoren trotzdem nicht beruhigt. Im Gegenteil: Die Schuldenkrise breitet sich aus. Börsen-Zeitung

Hoffnung in der Krise Bricht der Euro-Währungsraum zusammen? Das fragen sich nicht nur Bürger, sondern auch diejenigen, die Staaten Geld leihen – zum Beispiel Banken und Versicherer. Diese Sorgen sind ernst zu nehmen, auch wenn sie nicht unbedingt begründet sind. Der Westen

Panikzeichen an den Weltbörsen Nach Kurseinbrüchen an den europäischen und amerikanischen Börsen verbreiten sich die Aktienverkaufswellen am Freitag in Asien. Es kommt zu Kursverlusten von bis zu fünf Prozent, während weitere Verkäufe am deutschen Markt erwartet werden FAZ

Ein Verdacht, der allen schadet Dem IWF droht der nächste Skandal: Nach der Sex-Affäre um Strauss-Kahn ermittelt die französische Staatsanwaltschaft nun gegen die neue Chefin. Das wird ihre Arbeit beeinflussen. Doch es schadet nicht nur ihrem Ansehen, sondern allen. Süddeutsche Zeitung

Rearranging the deckchairs The markets once again are calling euro-zone leaders’ bluff. Time to get ahead of things Economist

High hopes, low returns Stockmarkets struggle in the face of sluggish rich-world growth Economist

Power shift The emerging world begins to seize the lion’s share of global markets Economist

…one more thing!

Ausverkauf des Konservativismus CDU-Mitglieder können nicht mehr sagen, wofür ihre Partei steht, vom Spielfeldrand mahnen Ex-Ministerpräsidenten. Doch Angela Merkel wandert weiter. Mit welchem Ziel? Stern

Leitartikel

Recht und Gesetz für Gäfgen Eine Nachricht, die für menschliches Empfinden kaum zu ertragen ist. Kann so etwas zugleich eine gute Nachricht sein? Ja. Das Schmerzensgeld-Urteil über den Kindsmörder Magnus Gäfgen ist so ein Fall. Frankfurter Rundschau

Perverses Urteil Natürlich ist schon die bloße Androhung von Folter rechtswidrig. Aber rechtfertigt das wirklich eine Geldzahlung an einen verurteilten Mörder? Mit diesem Urteil hat sich der Rechtsstaat ad absurdum geführt. BILD

Die falsche Bildung Dass Fachkräfte fehlen, liegt an unserem Ausbildungssystem: Es fördert die Neigung zu den „weichen“ Fächern, statt auf den Qualifikationen zu bestehen, die so dringend benötigt werden. Die Welt

Ehe für alle Der Streit über das hohe C in der Union ist wieder einmal entbrannt. Doch das Schlachtfeld ist vernebelt. Viele Schlagworte sind zu hören, aber kaum Positionen zu erkennen. Alte Stellungen sind längst geräumt…. FAZ (Print)

EZB als pragmatischer Onkel Doktor An den Märkten grassiert die Angst, weil die Europäische Zentralbank umstrittene Käufe von Staatsanleihen tätigt. Das ist zwar unvermeidlich – hat aber einen hohen Preis. Financial Times Deutschland

Time for a double dip? A lousy debt deal, rising fears of a recession, the danger of longer-term stagnation: America’s outlook is grim Economist

The Wrong Worries Washington has been obsessing over deficits and debt ceilings while the economy crumbles. New York Times

The solution We can still strike a Grand Bargain. Washington Post

They Killed Bin Laden, but Their Black Ops Mission Isn’t Over Yet US Special Operations forces are waging a secret war in all corners of the world. Mother Jones