Atomausstieg light Der Merkelsche Atomausstieg: Die acht Alt-AKW bleiben vom Netz, Enddatum für die letzten Meiler ist 2022. Eine Sensation. Aber nur für die Kanzlerin. Frankfurter Rundschau
Noch eine Häutung Aus Sehnsucht nach mehr Sicherheit schafft Deutschland sich als friedliche Atommacht ab. Die Ausstiegskanzlerin und ihre Koalition profitieren jedoch kaum davon. FAZ
Sieg des Merkelismus Wem nutzt der schnelle Atomausstieg? Schwarz-Gelb zeigt sich handlungsfähig und vollzieht in der Energiepolitik die große Wende. Auch wenn noch etliche Fragen offen sind, hat die Entscheidung bei näherem Hinsehen vor allem für Kanzlerin Merkel viele Vorteile. Spiegel
Dieser Ausstieg hat Bestand Zum zweiten Mal steigt Deutschland aus der Atomenergie aus. Der schwarz-gelbe Beschluss aber ist keine bloße Neuauflage des rot-grünen. ZEIT
Deutschland steigt aus Gut möglich, dass sich Gerhard Schröder in diesen Tagen zurücklehnt und genüsslich auf das politische Treiben schaut. Großes Energiekino. Bonner General-Anzeiger
Kein Zurück mehr hinter 2022 Alles muss raus! Nach diesem Motto haben Union und FDP ihre Energiepolitik entsorgt. Ein Zurück wird es nicht geben. Allein wird die Koalition die Aufgaben aber nicht stemmen können. Sie braucht ein breites Bündnis über die Parteigrenzen hinweg. Financial Times Deutschland
So ruiniert die Regierung die deutsche Demokratie Unbegreifliche Schnodderigkeit und ein Segeln am Rande der Legalität: Diesen überstürzten Atomausstieg darf sich Deutschland nicht bieten lassen. Die Welt
Lahmer Ausstieg, schneller Ausstieg Gaspedal statt Schneckentempo: Während sich Rot-Grün 2000 mit den Energieversorgern nicht auf einen Termin, sondern auf eine Reststrommenge einigte, will Schwarz-Gelb die Restlaufzeiten nun zeitlich befristen – und zwar schnell. FAZ
Grün ist ihre Hoffnung In beispielloser Geschwindigkeit hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die schwarz-gelbe Laufzeitverlängerung vom Herbst kassiert. Nicht weil der Physikerin nach Fukushima plötzlich aufgefallen wäre, dass Atomkraft echt gefährlich ist. Ihr bricht nur gerade ihr Koalitionspartner FDP weg. Mit dem angepeilten Atomausstieg muss ihr das weniger Sorgen machen: Das größte Hindernis für eine schwarz-grüne Koalition hat Merkel aus dem Weg geräumt. Süddeutsche Zeitung
Die Grünen im Dilemma des schwarz-gelben AusstiegsWerden die Grünen den Atomausstieg tatsächlich so konsequent unterstützen wie angekündigt? Die Partei wird nun auf die Probe gestellt. Die Welt
Kräftig feiern, langen Atem behalten Eine schwarz-gelbe Regierung arbeitet ein Schnellprogramm zur Energiewende aus. Eigentlich irre, oder? Das ist ein riesiger Sieg der Antiatombewegung. taz
Der Aussteiger Ein letztes Mal betrachtet T. die Bildschirmwand. Oben links zuckt ein Zeiger im Takt mit seinen Augenlidern. Nicht weinen, nicht jetzt, solange die Kollegen dabei sind. Vier Jahrzehnte hatten sie hier zusammen verbracht, waren zynisch geworden, spätestens, seit sie erstmals Homer Simpson im Fernsehen beobachten mussten, wie er sich durch seinen Job dilettiert. Financial Times Deutschland
Den Atommüll einfach vergessen, Problem gelöst Die Suche nach Endlagern ist fast so schwierig, wie die Diskussion um die Sicherheit von Atomkraftwerken. Die Welt
Energiewende kostet Bund 2 Milliarden Euro im Jahr FAZ
Wenn Geld fließt, fließt auch der Strom Um die Energiewende ins Werk zu setzen, ist die Regierung auf private Investoren angewiesen. Diese legen ihre Kraftwerke auf bis zu 40 Jahre Betrieb aus – und reagieren deshalb am zuverlässigsten auf zuverlässige staatliche Anreize. FAZ
„Atomausstieg kann länger dauern“ Die Ethikkommission hält den Ausstieg binnen eines Jahrzehnts für möglich. Im Interview spricht der frühere BASF-Chef Jürgen Hambrecht, der einzige Wirtschaftsvertreter in dem Gremium, über die nötigen Zwischenschritte und die Gefahren. FAZ
Aktuelle Klimabilanz
Schnelle Quittung Nur Stunden nach Verkündung der Beschlüsse zur Energiewende drangen aus der Internationalen Energieagentur in Paris erste Ergebnisse der aktuellen Klimabilanz. Für die schwarz-gelbe Fokussierung aufs Fossile zur Schließung der „Stromlücke“ ist dies die schnelle Quittung Frankfurter Rundschau
Klimaschreck Was soll man vom Atomausstieg halten, wie soll man die Klimaforschung einschätzen? Der Kohlendioxid-Ausstoß hat einen neuen Rekord aufgestellt. Statt zwei Grad drohen vier Grad Erderwärmung bis 2100. Und die Energiewende? FAZ
Frankreich staunt über die deutsche Energieromantik Die Franzosen finden die deutsche Entscheidung zur Energiewende irrational, freuen sich aber über ihre dadurch verbesserten Wirtschaftsperspektiven. Die Welt
SPD
Heißer Kaffee für die SPD Was tun angesichts des Mitgliederschwundes in der SPD? Parteichef Sigmar Gabriel hat inzwischen erkannt, dass es nicht reicht, über den Latte macchiato der Konkurrenz zu lästern. Man muss den eigenen Kaffee frischer aufbrühen und heiß verkaufen. Frankfurter Rundschau
Die SPD sollte mehr Demokratie wagen Sigmar Gabriels Pläne zur Reform der SPD sind mutig und verdienen Respekt. Gerade die frühere Arbeiterpartei sollte sich ihren Wählern öffnen. Die Welt
Sigmar Gabriel vor der Entscheidung Die Idee der Reform ist richtig. Die SPD ist für weite Teile der Bevölkerung uninteressant geworden. Und die Rebellion in den eigenen Reihen gibt dem Chef recht: Widerstand ist das beste Signal dafür, dass eine Reform den Namen verdient. Denn nur dann wird wirklich verändert – und das ist für die Verlierer schmerzlich. taz
Griechenland
Das Märchen vom Kredit aus dem Nichts Hohe Kapitalexporte vor der Euro-Krise haben Deutschland zu schaffen gemacht. Wie man es auch dreht und wendet: Letztlich gehen so Investitionen im Inland verloren. Financial Times Deutschland
Geld ist Zeit Die Steuerzahler waren vor einem Jahr bereit, Geld zu geben, um Zeit zu kaufen. Sie müssen jetzt feststellen, dass noch viel mehr Zeit nötig ist – und deshalb viel mehr Geld. Europas Regierungen stehen deshalb vor der Mammutaufgabe, eine Lösung zu suchen, die Griechenland Zeit verschafft – bis Ende 2012. Börsen-Zeitung
Schäuble sieht Euro-Zone wegen Griechen am Scheideweg Schäuble spricht aus, was viele schon geahnt hatten: Griechenland hat die Sparvorgaben seiner Partner nicht erfüllt. Nun fordert er harte Konsequenzen – aus Furcht, die Euro-Zone könnte schweren Schaden nehmen. Handelsblatt
Die Schuldenkrise ist keine Eurokrise Griechenland steht möglicherweise vor der Pleite, skeptische Blicke richten sich auch nach Irland und Portugal. Überall sind die Schulden viel zu hoch. Und weil dies alle Mitgliedsstaaten der Euro-Zone trifft, prügeln viele Auguren auch auf den Euro. Der Westen
Noch zu retten? Wer glaubt, der Aufschrei der griechischen Bevölkerung sei nur die Reaktion auf das harte Sparprogramm der Regierung, der denkt zu kurz. Augsburger Allgemeine
Ehec
Uni Münster: Durchbruch bei Ehec-Schnelltest Die Zahl der Ehec-Infizierten steigt weiter an, die genaue Quelle des gefährlichen Keims ist immer noch nicht gefunden. Doch nun haben Forscher in NRW nach eigenen Angaben ein Verfahren entwickelt, mit dem man den Erreger innerhalb weniger Stunden nachweisen kann. Süddeutsche Zeitung
„Vom Nierenschaden bis zum Krampfanfall“ Es beginnt mit Durchfall und endet manchmal tödlich: Der Hannoveraner Nierenspezialist Jan Kielstein über das Leiden seiner Ehec-Patienten und simple Vorbeugung. Süddeutsche Zeitung
Der globale Gurken-Gau Die Gurke ist Schuld! Das war eine Schlagzeile, nachdem der aggressive EHEC-Erreger auf spanischem Exportgemüse nachgewiesen worden war. Uns Lausitzern kann ein solcher Generalverdacht nicht gefallen. Lausitzer Rundschau
Angst vor gefährlichem Darmkeim trifft die Landwirtschaft hart Die EHEC-Welle macht der Landwirtschaft mächtig zu schaffen. Nicht nur bei deutschen Bauern liegen die Nerven blank, weil sie auf ihrer Ware sitzen bleiben. In Spanien wird über Forderungen nach Schadenersatz aus Deutschland diskutiert. Lausitzer Rundschau
Wir Allesfresser Wie gefährlich ist Gemüse? Soll ich Salat essen? Prinzipiell gilt, was bei Seuchen immer gilt: gelassen bleiben und im Zweifelsfall auf Nummer sicher gehen. Tagesspiegel
Hilfe, ich verhungere! Nach den diversen Fleischskandalen hat es das „gesunde“ Gemüse erwischt. Und dem deutschen Nahrungsaufnehmer stellt sich inzwischen die Frage: Wie kann ich überleben? Financial Times Deutschland
Fifa
Die Suspendierten schlagen zurück Jetzt eskaliert der Streit um die Präsidenten-Wahl: Der seit Sonntag gesperrte Fifa-Topfunktionär Jack Warner wirft Amtsinhaber Sepp Blatter offen Bestechung vor – der bügelt auf einer hitzigen Presskonferent alles ab. Neue Enthüllungen über Exekutivmitglieder sind bereits angekündigt. Süddeutsche Zeitung
Der Tsunami rollt Was kommt als Nächstes? Vor dem Fifa-Kongress gleicht Zürich einem Pulverfass. Fifa-Generalsekretär Valcke hat in einer E-Mail angedeutet, dass Qatar die Fußball-WM 2022 gekauft haben könnte. Der Verband steht erbärmlich da. FAZ
Blatter-Gegner protestiert gegen Fifa-Urteil BILD
Hoffnung Platini Die neuerlichen Skandale rund um die Fifa sorgen für eine Stärkung des alten Kontinents: Europa dürfte der Trendsetter des internationalen Fußballs bleiben. Ein möglicher Fifa-Chef Platini wäre eine Wohltat nach dem Selbstdarsteller Blatter FAZ
Die Gelddruckmaschine namens Fifa Die Fifa hat den Weltfußball im Griff. Offiziell immer noch ein Verein, agiert der Verband in den Dimensionen eines Großunternehmens. Steuern zahlt er dennoch nicht. FAZ
…one more thing!
Indiens magere Bilanz Kanzlerin Merkel ist nach Indien gereist. Sie findet ein zerissenes Land vor: Das Bild des strahlenden Aufsteigers hat Kratzer bekommen. Die Mängelliste reicht von Bürokratie und Korruption bis zu einer maroden Infrastruktur. FAZ
Leitartikel
Die Kosten der Wende Einen Atomausstieg gibt es nicht umsonst, da müssen alle ran. Doch ohne neue Leitungen und Kraftwerke führt der Ausstieg sicher nur zum Stromausfall. Fraglich ist, wie lange die Liebe der Bürger zur Energiewende hält. FAZ
Die notwendige Wende Industriekonzerne kritisieren die Entscheidung der schwarz-gelben Regierung für einen Atomausstieg. Dabei ist es Zeit, das Ende der Kernkraft als Chance zu begreifen, und nicht als Verlust. Der Ausstieg bietet enorme Möglichkeiten, wenn er als Umstieg verstanden wird – als Einstieg in das potentiell auch ökonomisch lohnende Solarzeitalter. Süddeutsche Zeitung
Der richtige Weg Aber wie auch immer der Weg zum Atomausstieg war: Das Ergebnis ist gut und gangbar. Und es wäre sehr wünschenswert, wenn SPD und Grüne es im Grundsatz mittragen würden, und nun nicht ihrerseits nur misstrauisch die Haare in der Suppe suchen. Ein Konsens der ganzen Gesellschaft ist umso wichtiger, weil die Herausforderungen auf diesem ehrgeizigen Weg groß sind. AZ München
Merkel segelt mit dem Wind Schwarz-Gelb hat beigedreht, die eigenen Atom-Beschlüsse brüsk zurückgenommen – und beruft sich dabei auf eine große Mehrheit, die keine Atomkraft mehr will. Jetzt kann die Kanzlerin nur hoffen, dass diese Mehrheit sich daran auch noch erinnert, wenn die Kosten klar werden. BILD
Am Ende bleiben Zweifel Der Prozess gegen Jörg Kachelmann, in dem heute das Urteil fällt, ist zu einem absurden Theater geworden. Weil die Richter in Mannheim alles richtig machen wollten. Doch das Zeug zum Justizskandal hat der Fall nicht Die Welt
Afghanistan ist nicht zu gewinnen Den westlichen Alliierten gelingt es nicht, die Taliban zu schwächen. Doch auch wenn der Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen ist: EU und Nato dürfen nicht als Verlierer aus dem Land gehen. Tagesspiegel
Unangebrachte Klagen aus Spanien Zumindest in einem haben die Spanier recht: Hysterie wegen der Ehec-Bakterien in Gurken und Salat ist nicht angebracht – und Klagen der Bauern des Landes über Absatzeinbrüche sind übertrieben. Financial Times Deutschland
Die Anmaßung Unbedingt Leben erhalten oder Leidende beim Sterben unterstützen? Der Konflikt ist alt. Mit dem Verbot einer Hilfe zur Selbsttötung kehren Ärzte nun zu konservativen Mustern zurück. Frankfurter Rundschau
European integration is unravelling Both the euro and visa-free travel are under assault Financial Times
Obama and the shifting ground of race Criticism of President Obama isn’t about race. He’s a liberal Democrat, and he gets the same opposition any liberal Democrat would get. Los Angeles Times
Austerity Works In bemoaning the pain of fiscal responsibility, the Democrats show they still haven’t learned the lessons of Europe. Newsweek