Großer Zapfenstreich, Piraten, Griechenland, EZB, Israel & Fukushima

Der Staat beweist Haltung Alles andere als eine Wulff-Show: Beim Zapfenstreich kommt es auf die persönlichen Vorlieben des zurückgetretenen Bundespräsidenten nicht an. Auch Christian Wulffs Musikwünsche werden auf Linie gebracht. FAZ

Kein Vorbild und doch ein guter Präsident Christian Wulffs politische Laufbahn ist abgeschlossen. Der Altbundespräsident ist über eigene Fehler gestürzt. Er ist ein tragisch Gescheiterter. Die Welt

Abgeblasen „Schande, Schande!“: Wütende Demonstranten stören mit Rufen und Vuvuzela-Tröten die militärische Zeremonie zur Verabschiedung von Ex-Bundespräsident Wulff. Dass viele Gäste nicht beim Festakt zum Schloss Bellevue erscheinen, fällt kaum auf: Offenbar füllen Mitarbeiter des Präsidialamtes die freien Plätze. Süddeutsche Zeitung

Aus dem Amt gepfiffen Der Abschied passte zum Abgang: Als erster Präsident überhaupt ist Christian Wulff mit einem gigantischen Pfeifkonzert verabschiedet worden. ZEIT

Den Regenbogen überschritten Mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet sich der zurückgetretene Bundespräsident Wulff in den Ruhestand. Nahezu die Hälfte der geladenen Gäste sagte die Teilnahme ab. Begleitet wird die Zeremonie von lautstarkem Protest. FAZ

Und jetzt ein Neuanfang Auf die Bundeswehr ist Verlass. Auf das krawallige Berlin leider aber auch. WAZ

Bitte keine Vuvuzelas Hunderte Demonstranten kommen zum Zapfenstreich für Christian Wulff zum Schloss Bellevue. Was hinter den Mauern passiert, ist nur zu erahnen. Der Lärm außerhalb ist vielschichtig, die Meinungen der Versammelten eindeutig. FAZ

Was Wulff Deutschland zum Abschied wünscht „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“: Bundespräsident Wulff verabschiedet sich mit versöhnlichen Worten – und kündigt an, sich weiterhin für Deutschland engagieren zu wollen. Wulffs Rede im Wortlaut – Süddeutsche Zeitung

Piraten

Im Kegelclub Auch bei den Piraten gibt es Sexismus, so das Ergebnis einer Mitgliederumfrage. Eine undogmatische Debatte und einige Regeln sollen das Problem lösen. FAZ

Piraten leiden unter Feminismus-Paranoia Feminismus ist der „Kampf gegen Männer“? Geschichtsvergessen verharren wesentliche Teile der Piratenpartei in uralten Vorurteilen. Dabei ist die Geschlechterpolitik gerade für eine Partei, die sich als neue Freiheitspartei etablieren will, ein essentielles Thema. Süddeutsche Zeitung

Zu viele Nerds – Piratenpartei sucht Frauen Eigentlich gibt es gar keine Piratinnen, sondern ausschließlich Piraten. So jedenfalls hat sich das die junge Partei mal ausgedacht: Die sprachlich weibliche Form wird für weibliche Mitglieder nicht verwendet. Badische Zeitung

Sexismus in der Piratenpartei Die Piratenpartei fordert die Abschaffung von Geschlechtsmerkmalen im Personalausweis und steht für eine Politik, die sie „postgender“ nennt. Zwischen Piraten und Piratinnen spielt das Geschlecht aber offenbar noch eine Rolle – das legt eine Umfrage nahe. FAZ

Griechenland

Umschuldung auf der Zielgeraden Eine erfolgreiche Umschuldung Griechenlands rückt in Reichweite: Bis 21 Uhr am Donnerstag konnten die privaten Gläubiger des Landes erklären, ob sie ihre Anleihen „freiwillig“ in neue tauschen. Die griechische Regierung ist mit dem Verlauf zufrieden. FAZ

Hohe Beteiligung beim Schuldenschnitt in Griechenland Etappensieg für Athen: Viele Banken und Versicherungen haben freiwillig beim Schuldenschnitt mitgemacht und ihre Anleihen getauscht. Griechenland werden damit mehr als 100 Milliarden Euro erlassen. Der Schuldenschnitt ist Voraussetzung für das Milliarden-Hilfspaket. Doch die griechische Regierung will nun Anleger zwingen, die nicht beim Umtausch mitgemacht haben. Süddeutsche Zeitung

Gläubiger stimmen ihrer Enteignung zu
Die Gläubiger haben dem Schuldenschnitt für Griechenland mit großer Mehrheit zugestimmt – und damit ihrer eigenen Enteignung. Wer sich bis zuletzt geweigert hat, wird nun zur Umschuldung gezwungen. Handelsblatt

Athen will private Gläubiger zum Schuldenschnitt zwingen Der Weg für den griechischen Schuldenschnitt und das zweite Rettungspaket ist frei. Wie die Regierung in Athen mitteilte, wurden 85,8 Prozent der Anleihen unter griechischem Recht zum Umtausch eingereicht. Der Regierung in Athen reicht dies jedoch nicht, sie will nun alle Gläubiger dieser Gruppe zum Umtausch zwingen. FAZ

Mehr Aufrichtigkeit, bitte! Griechenland ist auch mit dem Schuldenschnitt und dem zweiten Hilfspaket nicht gerettet. Europa muss das Land für sehr lange Zeit unterstützen ZEIT

US-Finanzminister lobt Europas Krisenmanagement US-Finanzminister Timothy Geithner sieht Fortschritte beim Kampf gegen die Schuldenkrise in Europa. Die Amerikaner könnten wieder zuversichtlicher auf den alten Kontinent blicken. Handelsblatt

EZB

EZB-Chef Draghi muss Worten Taten folgen lassen Laut EZB-Chef Mario Draghi habe das Institut die Risiken seiner Rolle in der Finanzkrise im Griff. Es wird sich zeigen, ob die Zentralbank ihren Maßstäben gerecht wird. Die Welt

EZB unter Druck Die Europäische Zentralbank verfehlt auch in diesem Jahr ihr Preisstabilitätsziel. Die Bürger fragen sich, wofür Draghi steht: Für billiges Geld und Rettungsaktionen oder für Preisstabilität? FAZ

Uneins, ob uneins Es ist grotesk: Bei Gesprächen mit Bundesbankern verschiedenster Hierarchiestufen gewinnt man stets den Eindruck, die deutschen Währungshüter stehen im Eurosystem der Zentralbanken (ESZB) in vielen Fragen alleine da, sind isoliert. Doch dann erklärt EZB-Präsident Mario Draghi jeden Monat auf seiner Pressekonferenz, wie harmonisch alles zwischen ihm und Bundesbankpräsident Jens Weidmann sei. EZB und Bundesbank sind also offenbar sogar in der Frage uneins, ob sie uneins oder eins sind. Börsen-Zeitung

Israel

Bunkerknacker für Israel Wenn die USA den Israelis bunkerbrechende Bomben liefern, gewinnen beide Seiten: Israel an militärischer Macht und Obama an Zeit. Der will im Wahlkampf keinen Krieg riskieren. Frankfurter Rundschau

Nicht noch einmal Verrückt geworden sind die Israelis nicht, meint Stephan-Andreas Casdorff. Benjamin Netanjahus Warnungen vor dem Iran hält er vielmehr für angebracht. Barack Obama solle gut zuhören – und sich seinen Friedensnobelpreis jetzt auch verdienen. Tagesspiegel

Obama vs. Israel Priority No. 1? Stop Israel. Washington Post

Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fikushima

Nicht zu lange draußen spielen Auch ein Jahr nach der Atomkatastrophe sind die Leute in Fukushima über die japanische Regierung verärgert. Sie fühlen sich von Tokio im Stich gelassen. FAZ

Die Hirnabschaltung der Deutschen nach Fukushima Hilfe, Atomkraft! Die absolute Mehrheit der Deutschen will die Kernenergie sofort abschaffen. Aber was wollen wir? Biosprit und Ökostrom passen uns auch nicht in den Kram. Die Welt

Beyond Fukushima Nuclear power has become safer since the devastating accident one year ago at Fukushima, Japan. It will become safer still in the coming years, provided that governments, plant operators, and regulators do not drop their guard Project Syndicate

How it Changed the Prime Minister Prior to the 2011 earthquake, Kan had supported the expansion of Japan’s system of nuclear power plants. The Fukushima disaster changed that. His case for a nuclear-free future. Foreign Affairs

Inside the White House During Fukushima A first-person account from a senior director on the National Security Council during the 2011 Tohoku earthquake and subsequent disaster at the Fukushima Daiichi Nuclear Plant. Foreign Affairs

Archive: Why We Still Need Nuclear Power From the Nov/Dec 2011 issue: The world cannot let the March disaster at Japan’s Fukushima power plant scare it into forgoing the benefits of nuclear energy — a cheap, reliable, and safe source of electricity. Foreign Affairs

…one more thing!

Mitschwimmen im Golfstaatenstrom Vor einem Jahr begann die Metamorphose der Arabischen Liga. Autoritäre Herrscher führen das revolutionäre Wort gegen Syrien. Sie eint das Ziel, Iran zu schwächen. FAZ

Leitartikel

Rundum überversorgt Der Ehrensold für Präsidenten in der üblichen Form war schon immer ohne Rechtsgrundlage. Das ist der eigentliche Skandal hinter der Affäre Wulff. Im Übrigen ist der Ehrensold zu senken. Frankfurter Rundschau

Eine Fehlbesetzung „Christan Wulff, das Schwarze Loch der Bundespolitik.“ Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der AZ, über Wulffs Abschied von Bellevue. AZ München

Ernüchternder Schuldenschnitt Geschafft! Griechenland ist der Haircut endlich gelungen – auch wenn eine Minderheit noch zu ihrem Glück gezwungen werden muss. Doch war es das alles wert? Die Antwort ist nein. Financial Times Deutschland

Planspiele ohne Wirkung Washingtons Sandkastenspiele für Militäroptionen in Syrien müssen Assad nicht sonderlich beunruhigen – die internationale Gemeinschaft will keine Intervention. Das Regime in Damaskus hat gute Chancen, die Stellung zu halten. FAZ

Ohne Frauen geht’s nicht! Natürlich haben wir es geschafft. Wir und scheitern – das wäre ja noch schöner… Wir BILD-Männer haben gestern den Tag ohne Frauen geschafft. Aber zugegeben, wir waren nicht so gut wie sonst! BILD

The dream that failed A year after Fukushima, the future for nuclear power is not bright—for reasons of cost as much as safety Economist

Ignorance Is Strength At a time when American education is already in deep trouble, one of our two major political parties has taken a hostile stance against going to college. New York Times

Why Washington’s Plan to Keep Building the Afghan Army Is a Bad Idea Consider the country’s history: No Afghan National Army has ever warded off a single foreign enemy or done a lick of good for any Afghan ruler. Mother Jones

A field of hawks GOP candidates’ Iran policies would lead to war. Washington Post