Afghanistan, Schuldenkrise, Daimler & Katyn

Aufmüpfiger Knecht. Hamid Karsai wird den USA lästig. Im Nachkriegs-Afghanistan soll er keine Rolle spielen. Europa schaut bei den Machtspielen nur zu Frankfurter Rundschau

Hamid Karsai handelt wie ein politisch Ertrinkender. Früher war Hamid Karsai der Liebling des Westens, heute ist er Präsident non grata: Der Mann im Kaftan gibt mit seiner antiwestlichen Rhetorik der Nato und dem Weißen Haus Rätsel auf. Was will der afghanische Präsident wirklich? Hilflos muss der Westen zusehen, wie ihm die Kontrolle über Karsai entgleitet. Die Welt

Können wir Karzai noch trauen? Afghanistan-Präsident Karzai droht sich den Taliban anzuschließen, von Drogen-Sucht ist die Rede. Der Westen ist irritiert. Ist ihm noch zu trauen Bild

Karsais Provokation war zu erwarten. Die Drohungen des afghanischen Präsidenten gegenüber den USA sind auch ein Zeichen von Autonomie. Genau das wird von ihm eigentlich erwartet Die Zeit

Regierung will Leopard 2 in der Garage lassen. Bietet er Schutz für die Soldaten in Afghanistan oder steht er für Besatzung? In Berlin ist der Streit um den Einsatz des Leopard 2 voll entbrannt. Die Zeit

Geheimbericht offenbart Ausrüstungsmängel. Deutschland baut die besten Waffen der Welt, aber unsere Soldaten in Afghanistan kriegen sie nicht! Ein Geheimbericht offenbart Mängel. Bild

The US needs Hamid Karzai Guardian

How to Save Afghanistan From Karzai. We can cut the erratic Afghan president out of the money loop just like we did with Marcos in 1986. New York Times

Schuldenkrise

Bundesbank warnt vor Nothilfe für Griechenland. Der europäische Notfallplan für Griechenland hat dem hoch verschuldeten Euro-Staat bisher keine Erleichterung am Finanzmarkt verschaffen können. Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou, EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und die Bundesregierung priesen am Mittwoch den Beschluss der Euro-Staaten von Ende März. Doch hinter den Kulissen geht das Tauziehen um die Bedingungen des für den Notfall geplanten Sicherheitsnetzes weiter. Die Bundesbank äußerte massive Vorbehalte.
Handelsblatt

Griechische Banken brauchen mehr Geld. Sorgen der Finanzmärkte vor einer Eskalation der griechischen Schuldenkrise ebben nicht ab. Anleger verlangen für griechische Staatspapiere so hohe Risikoprämien wie nie zuvor. Die Banken benötigen mehr Geld aus dem Rettungsfonds, Berlin aber stärkt Athen den Rücken. FAZ

Klarheit statt Billigzinsen. Trotz Hilfszusagen bleiben die Risikoaufschläge für griechische Anleihen weiter hoch. Schuld sind die vagen Formulierungen der Brüssler Erklärung. Financial Times Deutschland

Der Krise auf den Grund gehen. Irgendwann werden die Verantwortlichen der Krise diese zu einer Naturkatastrophe erklären: War unausweichlich, kann wiederkommen. Dagegen hilft nur Aufklärung. Frankfurter Rundschau

Teure Spekulantenjagd. Europas Pakt für Griechenland und gegen Spekulanten ist gescheitert: Athen musste Investoren vergangene Woche genauso hohe Zinsen bieten wie vor der angeblichen Rettung. Wirtschaftswoche

Not mit Ansage. Auch seriöse Investoren bezweifeln, dass Griechenland seine Schulden bedienen kann. Schon in Kürze könnte Merkel zu einer Entscheidung gezwungen sein. Die Zeit

Weckruf der Märkte. Die Politik hatte gehofft, das Versprechen, Griechenland in allergrößter Not aufzufangen, würde die Märkte beruhigen. Die hohen Risikoaufschläge auf Griechenland-Anleihen und der Druck auf den Euro zeigen jedoch: mitnichten. Jetzt darf sich die Politik nicht in beharrliches Schweigen flüchten. Handelsblatt (Print)

Das Glück der Letten. Vieles, was man derzeit über die mit einiger Wahrscheinlichkeit anstehende Rettung Griechenlands durch die EU lesen kann, passt genauso gut an den Stammtisch. Sicher, die Griechen haben die anderen Europäer jahrelang hintergangen, sie haben bei ihren Haushaltszahlen gemogelt, was das Zeug hielt. Die Strafe dafür haben sie aber nun bekommen. Ein härteres Sparprogramm, als es die anderen Europäer den Griechen verordnet haben, gab es selten. Die Welt

Der Fall unserer Griechen. Das Vorurteil benötigt die Gleichmachung des Feindes taz

EU muss Machtfaktor werden. Die europäische Einigung macht keine Fortschritte. Angesichts der globalen Herausforderungen kann das fatale Folgen haben Frankfurter Rundschau

Rates Rise as Fear Returns on Greece Wall Street Journal

Daimler & Renault

Ein Ja-Wort mit Ausrufezeichen. Gemeinsame Motoren, Zusammenarbeit bei der Produktion, Schulterschluss auf Feldern der Entwicklung – das Bündnis zwischen Daimler und Renault ist perfekt und soll milliardenschwere Einsparungen möglich machen. „Die Synergien mit Daimler haben einen gegenwärtigen Nettowert von mindestens zwei Milliarden Euro für die Renault-Nissan-Allianz“Handelsblatt

Daimler scheint auf gutem Weg, aus Fehlern zu lernen, wenn es um die Zusammenarbeit mit Massenherstellern geht. Doch nun das Hohelied einer geänderten Kultur zu singen, hieße, die nüchterne wirtschaftliche Betrachtung aus den Augen zu verlieren. Daimler musste ganz pragmatisch einen Partner für das Kleinwagengeschäft finden. Denn der aktuelle Smart hat seinen Zenit hinter sich Börsenzeitung

Teuer allein reicht längst nicht mehr. Die Gesetze des Automarkts sind brutal, selbst Daimler ist solo nicht zukunftsfähig – und paktiert darum mit Renault. Doch der Deal wird wohl nicht reichen: Wenn die Stuttgarter nicht gemeinsam mit BMW neue Wege der Zusammenarbeit finden, wird die Situation gefährlich. Süddeutsche Zeitung

„Renault-Bündnis spart uns zwei Milliarden Euro“ Daimler-Chef Zetsche im Interview Bild

Erst die Arbeit und dann? Den eigenen Vertrag um drei Jahre verlängert, seinen Vertrauten Wolfgang Bernhard zurück in den Daimler-Vorstand geholt und die Kooperation mit Renault eingetütet – es läuft zu Jahresbeginn für Dieter Zetsche. Jetzt müssen nur noch die Zahlen bei Mercedes und Co. wieder stimmen manager magazin

Savoir-vivre auf schwäbisch Nach dem Chrysler-Trauma muss Daimler es mit Renault intelligenter anstellen Tagesspiegel

Daimlers letzte Chance. Mit Chrysler hat es nicht geklappt, mit Mitsubishi auch nicht. Wiederholt ist Daimler bei Partnerschaften mit anderen Herstellern gescheitert. Nun riskiert der Stuttgarter Autobauer den nächsten Anlauf und kooperiert mit Renault. Das Projekt kommt unspektakulär daher – und könnte doch über Daimlers Existenz entscheiden manager magazin

Ein Zweckbündnis für Daimler. Dieter Zetsche darf keinen großen Beifall erwarten. Das neue Bündnis, das Daimler mit Renault und Nissan schließt, wirft viel zu viele Fragen auf. Doch kann er die Nachfrage (nach Luxusautos) kaum beeinflussen, also muss er das Angebot (an Kleinwagen) anpassen. Zweckbündnisse sind die richtige Antwort darauf. FAZ

Katyn

Russland bekennt sich zu Verbrechen in Katyn. Bei einer gemeinsamen Zeremonie in Katyn gedenken Wladimir Putin und Donald Tusk gemeinsam der Opfer der Stalin-Herrschaft. Der Ort des Grauens könnte damit zu einem Chiffre für die russisch-polnische Versöhnung werden. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. Die Welt

Annäherung über Gräbern. Russland und Polen gedenken in Katyn der Opfer des Stalin-Terrors. Von russischer Schuld ist nicht die Rede – Putin spricht von den Opfern eines „totalitären Regimes“. Süddeutsche Zeitung

Putins Geste. Es war eine große Geste. Der russische Ministerpräsident Putin und sein polnischer Amtskollege Tusk gedachten erstmals gemeinsam in Katyn der Opfer des Massakers von 1940. WAZ

Aussöhnung auf Raten. Das Gedenken von Russen und Polen in Katyn ist nur ein Anfang. taz

Es ist gut, dass die russische Regierung jetzt in eindrucksvoller Weise ein neues Denken demonstriert. Mit dem Bekenntnis zur eigenen Schuld eröffnet Moskau die Chance für ein neues Verhältnis zu Polen – das hoffentlich endlich fruchtbarer und entspannter sein wird als in der Vergangenheit. Hannoversche Allgemeine

… one more thing!!

Kampf dem nuklearen Terror. Weniger Sprengköpfe, aber gleiche Abwehrkraft. Die US-Außenministerin erläutert die neue Nuklearstrategie und den Umgang mit der größten anzunehmden Gefahr – Atomwaffen in den Händen von Terroristen. schreibt US-Außenministerin Hillary Rodham Clinton im Kölner Stadt-Anzeiger

Leitartikel

Stark muss sein, wer trauernde Angehörige in dieser Stunde tröstet. Wenn nicht die Kanzlerin an der Trauerfeier teilnimmt, warum dann nicht wie in den USA und Frankreich das Staatsoberhaupt? Bundespräsident Horst Köhler steht für das ganze Volk. Bild

Rot-Grün, die zweite. In Nordrhein-Westfalen ist eine Neuauflage des Projektes möglich. Sinnvoll ist die aber nur, wenn sie sich nicht in der Fortsetzung der Schröderschen Agenda erschöpft. Frankfurter Rundschau

Rezept gegen den Mangel. Wenn vier Wochen vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen bei Politikern Symptome ausgeprägten Reformeifers sichtbar werden, dann fällt die Diagnose leicht: Die Parteien signalisieren, dass sie sich um das Wohl der Wähler kümmern und nicht nur um sich selbst. Financial Times Deutschland

Lob der Bombe. Ist die Vision einer atomwaffenfreien Welt erstrebenswert? Die Welt

Jagdszenen in Bagdad. Ein Video, das die erschreckende Verrohung des Menschen durch den Krieg zeigt. Tagesspiegel

Am Bildschirm den Krieg gelernt. Der Krieg im Irak ist um eine zynische Facette reicher: Das Video, das eine US-Hubschraubercrew beim vergnügtem Beschuss von Zivilisten zeigt, ist eine Verhöhnung der Opfer – und birgt die beängstigende Banalität eines Computerspiels. Kölner Stadt-Anzeiger

Erst die Landessprache. Anfang der sechziger Jahre kam ein neunjähriges Mädchen aus Istanbul nach Deutschland. Es verstand kein Wort Deutsch. Sein Vater, ein Zahnarzt, bezahlte für einige Monate einen Hauslehrer; kurze Zeit später ging das Mädchen aufs Gymnasium. FAZ (Print)

Der Druck also nimmt zu, und es kann das große Verdienst der Nato werden, zumindest in Europa ein neues sicherheitspolitisches Konstrukt zu schaffen, welches ohne Atomwaffen auskommt. Frei nach Grönemeyer: Einigt, entrüstet euch. Kölnische Rundschau

Spitze? Viel erben oder reich heiraten – der legale Weg zum Eigentum AZ München

Making Financial Reform Fool-Resistant. The Senate financial reform bill would create a system dependent on the good intentions of officials. That’s not something we can count on. New York Times