Pegida, Frankreich, Meinungsfreiheit, Islam, Antisemitismus & Nigeria

Nicht diese Demokratie. Aber welche dann? Pegida demonstrierte in Dresden zum zwölften Mal, es kamen mehr Menschen als je zuvor. Die Belehrungen nach dem Terroranschlag gegen „Charlie Hebdo“ waren offenbar wieder einmal Wasser auf ihre Mühlen. FAZ

Grüße von der Lügenpresse Die CIA steuert die Islamisten, die Juden die CIA und Merkel sie alle! Muss doch mal gesagt werden! Ich und meine Hinterfrauen und -männer vom journalistischen Bodensatz – wir lieben unser heuchlerisches Gelaber. Frankfurter Rundschau

Lügenpresse? Heute nicht Mit französischen Flaggen haben die Pegida-Demonstranten eine Gedenkminute eingelegt. 25.000 sollen gekommen sein – so viele wie noch nie. taz

Unsere tägliche Desinformation Das Internet hat sich zu einer gewaltigen Empörungsmaschine entwickelt, einer Gerüchteschleuder, einem Propagandavehikel für jede noch so obskure Theorie. Die Freiheit im Netz muss verteidigt werden. So wie in der realen Welt. FAZ

„Paris ist ein weiterer Beweis für die Daseinsberechtigung von Pegida“ Nach dem Terroranschlag in Paris bekommt „Pegida“ weiter Zulauf. Und die Kanzlerin wird zur personifizierten Gegenspielerin der islamkritischen Bewegung. Wirtschaftswoche

Gegen das Dagegen Dem Leipziger Pegida-Ableger Legida gelingt mit fast 5000 Teilnehmern die größte Pegida-Demonstration außerhalb Dresdens. Doch ihnen gegenüber stehen mehr. Viel mehr. Süddeutsche Zeitung

Der Hass von Leipzig Es sind weniger als bei Pegida, zahlenmäßig wurden sie von der Gegendemo locker übertrumpft. Doch Legida in Leipzig ist radikaler und gefährlicher als Pegida. Zeit

Unter falscher Flagge Das sollte zu denken geben: Französische Karikaturisten haben sich mit einem Flugblatt gegen die deutsche Pegida-Bewegung gestellt. Zu denken geben, weil doch die Pegida-Demonstranten selbstbewusst für sich in Anspruch nehmen, die Werte des Abendlandes zu verteidigen. Bonner General-Anzeiger

Shitstorm für Hamburgs AfD-Chef Mit dem Satz, der islamistische Mordanschlag von Paris sei früher geschehen als er „gehofft“ habe, hat Hamburgs AfD-Chef Jörn Kruse heftige Kritik ausgelöst – nicht nur berechtigte. Aber auch nicht nur unberechtigte. Frankfurter Rundschau

Signal für Respekt und Demokratie Wer befürchtet hatte, das Entsetzen über die Pariser Anschläge könnte dumpfe Islamfeindlichkeit selbst ins tolerante Rhein-Ruhr-Gebiet tragen, dürfte nach diesem Montagabend in Düsseldorf erleichtert sein. Die Landeshauptstadt, eigentlich zum zentralen Aufstellplatz des nordrhein-westfälischen Pegida-Ablegers auserkoren, hat mit Tausenden das dringend erwartete Signal für Demokratie, Vielfalt und Respekt ausgesendet. WAZ

Frankreich nach dem Attentat

Schluss mit „Monsieur Claude und seinen Töchtern“ Frankreich verstärkt seine Sicherheitsmaßnahmen massiv. Das ist richtig, aber gleichzeitig ein Eingeständnis der eigenen Fehler. Es wird Zeit, dass Paris endlich aufhört, sich die Lage schön zu reden. Die Welt

Verzögerte Solidarität Die blutig endende Geiselnahme im jüdischen „Casher Super“ hat die Angst vor dem Antisemitismus weiter angefacht. Französische Juden fühlen sich im Stich gelassen, weil an ihre Opfer kaum gedacht wird. Frankfurter Rundschau

Brutstätten des Islamismus Die Terroristen Chérif Kouachi und Amedy Coulibaly gerieten im Gefängnis in den Bann von Islamisten. Das ist ein bekanntes Phänomen in Frankreich. Auch die Isolation der Fanatiker ist umstritten. FAZ

Nichts ist gewiss Keine gesetzgeberische oder polizeiliche Maßnahme kann für die europäischen Gesellschaften die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Islam ersetzen, auf den sich Terroristen berufen. Dazu bedarf es der Aufklärung. Tagesspiegel

Ist die Trauer übertrieben? Nach den Terroranschlägen in Paris gab es weltweit Solidaritätsbekundungen und Anteilnahme. Einige Gruppen instrumentalisierten die Trauer aber auch für ihre Interessen. Ob wir alle Charlie sind, ist durchaus umstritten. Ist die Trauer also übertrieben? Dazu ein Pro und Contra. Rheinische Post

White House out of step as Paris march grew Aides were caught off-guard by Sunday’s event. Politico

Meinungs- und Pressefreiheit

Saudische Heuchelei in Paris Erst bestrafen, dann demonstrieren: Zahlreiche Regierungsvertreter haben beim Trauermarsch in Paris ein starkes Zeichen für die Meinungsfreiheit gesetzt. Auch Saudi-Arabien – nachdem es kurz zuvor einen Blogger öffentlich auspeitschen ließ. Süddeutsche Zeitung

Lachen Sie! Das sind Sie „Charlie Hebdo“ schuldig In seiner Neujahrsansprache sagt Mathias Döpfner: „Mein Wunsch für 2015 ist, dass unser Glück in Freiheit uns alle vor allem zu einem verpflichtet: uns niemals einschüchtern zu lassen.“ Die Welt

Mehr Meinungs- und Pressefreiheit! Der „Republikanische Marsch“ von Paris ist eine Ermutigung, noch stärker für das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung einzutreten. Denn der Kampf gegen den Terror ist nicht mit Waffen, sondern mit Worten zu gewinnen. Handelsblatt

Mit Zauberlehrlingen in einem Boot Es ist klar, auf welcher Seite wir kämpfen, wenn es um den Zeichenstift und das Gewehr geht. Aber es gibt bessere Schlachtfelder als das Recht auf religiösen Spott. NZZ

Der Bleistift Der Bleistift ist innerhalb kürzester Zeit zum Statement gegen den Terror geworden. Das Magazin New Yorker hat ihn auf seinem neuen Cover aufgegriffen. Ein überzeugender Wurf? FAZ

Hat die Freiheit der Kunst ihre Grenzen? Schmähung, Beleidigung, Drohung – manche Kunstwerke sind ein Fall für die Justiz. Trotzdem sollten wir uns nicht von Bilderstürmern einschüchtern lassen. Stern

„Alles ist vergeben“ Am Mittwoch erscheint das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ das erste Mal seit den verheerenden Terroranschlägen, bei denen 17 Menschen starben. Schon das Cover zeigt: Die Journalisten lassen sich nicht einschüchtern. Handelsblatt

Islam

„Ahnungslose und Dummköpfe lehren den Islam“ Der Koran wird oft von Leuten wie Pierre Vogel interpretiert. Muslime sollten mutiger sein, als auf diese Laien zu hören, sagt der Islamwissenschaftler Muhammad Murtaza. Zeit

Die Deformation des Islam Warum beziehen sich Terroristen wie die in Paris auf den Islam? Mit dem, was die meisten Muslime glauben, haben ihre Taten nichts gemein. taz

Wehret den Anfängen! Die größte Gefahr für unsere Sicherheit sind nicht nur die militantesten Islamisten in Deuschland, die sogenannten „Gefährder“. Bild

Wenn die Gesellschaft böse zu mir ist, bin ich böse zur Gesellschaft Nur langsam erholen wir uns von dem Schock, den die Pariser Attentate ausgelöst haben. Vielerorts greifen die politischen Reflexe Huffington Post

Antisemitismus

Berlins Juden haben Angst Nicht mehr U-Bahn fahren, keine Kippa tragen – oder lieber gleich nach Israel auswandern? Juden in Berlin reagieren mit Ängsten auf die Pariser Anschläge. Berliner Zeitung

Die Verteidigung der Republik Der Schutz der Juden muss zur Sache aller republikanisch Denkenden werden. Erst dann können das Land und seine Traditionen gerettet werden. taz

Das Wunder der Beliebtheit Deutscher in Israel Sie mögen uns, in Israel – so geht es aus einer aktuellen Studie hervor. Das ist ein guter Grund mehr, über eine Vermittlerrolle Deutschlands im Konflikt zwischen Juden und Palästinensern nachzudenken… Die Welt

Nigeria

Machtlos und planlos Die Terrorsekte zieht mordend durch Nigeria. Der Staat findet kein Mittel gegen sie, Militär und Polizei sind zu schwach und zu korrupt. Wichtig ist vor allem eines: Die muslimische Jugend braucht eine Perspektive jenseits des Dschihad. Süddeutsche Zeitung

Nichts ist ihnen heilig In der nigerianischen Stadt Maiduguri ist ein zehnjähriges Mädchen als Selbstmordattentäterin eingesetzt worden. Wie ist eine solche Ruchlosigkeit erklärbar? NZZ

Solidarität mit Terroropfern in Nigeria? Gerne, aber wie? Kleine Mädchen als Selbstmord-Attentäterinnen, täglich neue Massaker: Der Nordosten Nigerias versinkt im Blut und niemanden scheint es zu kümmern. Schuld sind auch die Nigerianer selbst, meint Thomas Mösch. Deutsche Welle

…one more thing!

Brüssel muss die Verhandlungen mit Erdogan stoppen! Der türkische Ministerpräsident Davutoglu zeigt bei seinem Besuch in Deutschland, wes Geistes Kind er ist. Brüssel muss die Beitritts-Verhandlungen mit dem Autokraten Erdogan endlich stoppen. Die Welt

Leitartikel

Kein Amerikaner in Paris Als die Welt Solidarität mit Frankreich zeigte, hatte Washington nicht mehr zu bieten als seinen Botschafter. Nicht ein Minister war unter den Marschierern. Das ist beschämend. FAZ

Die Ablenkungs-Manöver des Türken-Premiers Am Sonntag sei er mit Kanzlerin Merkel durch Paris marschiert, verkündete Ahmet Davutoglu stolz Bild

Wenn der Rinnstein Trauer trägt Französische Karikaturisten wehren sich gegen die Vereinnahmung ihrer Trauer über Charlie Hebdo durch die deutsche Pegida-Bewegung. Zu recht. Die Pegida-Parolen entstammen dem NS-Jargon. Berliner Zeitung

Nachdenklich und kämpferisch In München hat sich am Montag gezeigt hat, wie gefährlich der Pegida-Protest ist: Hier marschierten bekennende Neonazis mit. Dagegen hat die Stadt ein großartiges Zeichen gesetzt. Süddeutsche Zeitung

Ewige Euro-Baustelle Der Euro gleicht dem Berliner Flughafen – er wird nie fertig. Sechzehn Jahre nach Einführung als Buchwährung fällt der Euro auf seinen Startkurs von 1999 zurück. Außer Spesen nichts gewesen? Die Welt

The fateful choice that faces France A risk arises that the terrorist attacks will lead to more bitter polarisation Financial Times

The problem with Romney nostalgia In 2007, when President Obama announced that he was thinking of running for president, he did it in Springfield, Ill., to highlight his supposed connection to Abraham Lincoln. He brought in his biggest fans to cheer him on. When George W. Bush announced in 1999, he did it in Cedar Rapids, Iowa…. Los Angeles Times

What I Learned From My $190,000 Surgery The author of „America’s Bitter Pill“ recounts his own experience with our broken healthcare system Time

The Rape Victim Who Fought Back and Shamed a Nation Newsweek