Grass, NRW, Nachtflugverbot, US-Wahlkampf & Spritpreise

Dichten und meinen Günter Grass beschuldigt den Staat Israel, einen Angriffskrieg auf Iran zu planen. Sein Gedicht steckt voller Übertreibungen, die für den Schriftsteller allerdings typisch sind. Der 1999 empfangene Literaturnobelpreis verwandelte ihn endgültig zum schreibenden Republikaner. Als solcher irrt Grass zwar immer wieder, doch der Irrtum gehört zum Meinen. Süddeutsche Zeitung

Was Grass uns sagen will Das Gedicht „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass ist ein Dokument der Rache. Eine Interpretation. FAZ

Grass‘ „letzte Tinte“ transportiert NS-Stereotypen Trotzige Donnerworte, die sich irgendwann Bahn brechen müssen: Günter Grass’ Anti-Israel-Gedicht „Was gesagt werden muss“ steckt voller Anklänge an die Sprache der Nationalsozialisten. Die Welt

Grass vertrommelt sich Deutschlands wichtigster Dichter wirft Israel in einem Gedicht Kriegstreiberei vor. Ein Antisemit ist Grass deshalb aber noch lang nicht. Wer sein Werk wirklich kritisieren will, sollte sich lieber Grass‘ schwache Argumente vorknöpfen. Financial Times Deutschland

Irrtum in Versen Das Gedicht von Günter Grass steckt voller Irrtümer. Es wäre aber auch einer, ihn zu ernst zu nehmen. Grass steht isoliert und ist keine politische Autorität. Tagesspiegel

Günter Grass – ein Kreis schließt sich Wenn der Geist in Deutschland seine Hand nach dem Mob ausstreckt, droht einerseits die Vergeistigung des Mobs, andererseits die Verrohung des Geistes. Tagesspiegel

Der Antisemitismus will raus So denkt ES in ihm: Günter Grass schreibt ein Gedicht über Israel, das Sigmund Freud jubeln ließe. Denn es gibt tiefe Einblicke in sein Unterbewusstsein. ZEIT

Rotwein trinken! Nein, Günter Grass ist kein Antisemit. Er ist nur ein politischer Dummkopf. Willy Brandt wusste schon, warum er seinen Wahlkämpfer nach dem Sieg bei der Bundestagswahl 1969 nicht mit einem Amt betraute. Märkische Allgemeine

Dichter im Abseits Günter Grass ist Schriftsteller – aber auch eine politische Figur. Sein Gedicht zum Konflikt zwischen Israel und Iran hat deshalb in Berlin heftige Reaktionen aus den Reihen von Regierung und Opposition provoziert. Die Zeilen des Nobelpreisträgers stoßen fast ausnahmslos auf Ablehnung. Spiegel

Ansichten zur Lage der Welt Der Gestus des Weltenretters und Lordsiegelbewahrers von Moral und Anstand ist Günter Grass seit jeher nicht fremd. Märkische Oderzeitung

Verstiegen Günter Grass hat mit seiner Polemik gegen Israel eine geschichtsvergessene Eselei begangen. Mitteldeutsche Zeitung

Ein Autor sät Lyrik und erntet Sturm Mit seinem umstrittenen Israel-Gedicht irritiert Literaturnobelpreisträger Günter Grass selbst seine Freunde. Kritiker werfen ihm Verlogenheit vor. Stuttgarter Zeitung

Grass-Gedicht ruft wütende Reaktionen hervor „Schmierentheater“, „Hasspamphlet“, „Verirrung“: Vertreter jüdischer Organisationen und deutsche Politiker reagieren empört auf das Gedicht von Günter Grass zum Konflikt Israels mit Iran. Sie werfen dem Literaturnobelpreisträger vor, antisemitisch zu sein und keine Kenntnis über die politische Situation in Nahost zu haben. Süddeutsche Zeitung

Israel kritisiert Grass-Gedicht Die israelische Botschaft wirft dem Literaturnobelpreisträger vor, mit seinem Gedicht das Existenzrecht Israels öffentlich in Frage zu stellen. „Selten hat mich etwas so erschüttert“, schreibt auch Grass‘ Freund Ralph Giordano. Financial Times Deutschland

So falsch liegt Günter Grass Neun Strophen, 69 Zeilen, die als Tabubruch daherkommen: In einem Gedicht warnt Günter Grass vor einem Krieg gegen Iran. Israel sei die wirkliche Gefahr für den Weltfrieden, urteilt der Autor. Wo hat der Literaturnobelpreisträger recht, wo irrt er? Die acht Grass-Thesen im Faktencheck. Spiegel

Günter Grass‘ seltsames Verhältnis zu den Fakten Grass‘ Gedicht wimmelt nur so von Verzerrungen, Halbwahrheiten und Lügen. Wie blind muss man sein, um derart an den tatsächlichen Gegebenheiten in der Region vorbeizuschreiben? Ein Faktencheck. Die Welt

Das Gedicht in der gestriegen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung: Was gesagt werden muss

Iran’s Nuclear Grass Eaters In 1965, Pakistan’s foreign minister famously declared that if India, its sworn enemy, went nuclear, his country would “eat grass [and] even go hungry” in order to develop a nuclear bomb of its own. Concerning Iran today, the question is no longer whether the West can prevent the regime from developing nuclear weapons, but whether the regime runs out of grass first. Project Syndicate

Wahlkampf in NRW

Meutereien und andere Belanglosigkeiten Den Start des Wahlkampfs in Nordrhein-Westfalen ist für die CDU gründlich daneben gegangen. Jetzt hat Norbert Röttgen auch noch mit Unmut in den eigenen Reihen zu kämpfen. Dennoch wurde er am Abend zum Spitzenkandidaten gekürt. FAZ

Votum für Röttgen Die nordrhein-westfälische CDU besitzt die seltsame Gabe, sich immer wieder selbst Knüppel zwischen die Beine zu werfen. „Rechtzeitig“ vor der Landesvertreterversammlung, die gestern Abend Parteichef Norbert Röttgen zur Nummer eins wählte, grätschte ein führender Christdemokrat mit einer massiven Attacke gegen das Zustandekommen der Liste dazwischen. Rheinische Post

Der Zauderer greift an Norbert Röttgen tritt die Flucht nach vorne an. Bei der Wahl in NRW geht es für den Bundesumweltminister um alles. Nach einem holprigen Start schaltet Röttgen auf dem CDU-Parteitag auf Attacke – und wird belohnt. Handelsblatt

NRW-Landtagswahl Röttgen rumpelt sich rein 96 Prozent Zustimmung für den Teilzeit-Kandidaten: Norbert Röttgen hat die CDU in Nordrhein-Westfalen erstmal hinter sich gebracht. Probleme aber hat er noch genug. ZEIT

Nachtflugverbot

Ein Urteil mit pikanter Note Nach dem Urteil aus Leipzig sehen sich Gegner wie Befürworter eines Nachtflugverbots bestätigt. Nur an der hessischen Landesregierung klebt der Vorwurf des „Wortbruchs“ wie Pech. FAZ

Das Nachtflugverbot ist kein Grund zur Panik Der Flughafen Frankfurt wird durch das Nachtflugverbot nicht den Anschluss im internationalen Wettbewerb verlieren. Das Urteil in Leipzig ist ein guter Kompromiss zwischen Anwohnern und Wirtschaft. Die Welt

Schwere Schläge Keine Nachtflüge in Frankfurt. Fraport bleibt gelassen. Lufthansa und der BDI gehen in die Luft. Doch ihre Kritik hat einen Haken: Sie trifft nicht zu. Bessere Argumente wären hilfreich. FAZ

Fluglärm macht krank – und reich Wirtschaftsgewinne gegen Gesundheitsrisiken: Fluglinien wie Anwohner haben gute Argumente in petto. Es lohnt sich daher beide Seiten genauer zu betrachten. Wie schädlich Fluglärm wirklich ist und was ein Nachtflugverbot für die Unternehmen bedeutet. Eine Analyse. Süddeutsche Zeitung

Leben in der Abflugschneise Das Urteil zum Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen zeigt, dass die Anwohner von Flughäfen mehr Rechte genießen. Aus dem Krach um die Ruhe können auch andere Regionen lernen. Tagesspiegel

Es hilft nur ein komplettes Verbot Das Bundesverwaltungsgericht hat den Nachtflug auf dem Frankfurter Airport endgültig gekippt. Zwischen 23 und 5 Uhr ist jetzt Ruhe. Das Urteil ist zu begrüßen, hat aber keinen unmittelbaren Effekt auf Köln/Bonn. Kölner Stadt-Anzeiger

Dank Leipzig ist Frankfurt jetzt überall Das juristische Signal ist klar: Wenn sogar in Frankfurt/Main ein Nachtflugverbot möglich und notwendig ist, dann gilt dies für kleinere Flughäfen erst recht. taz

Respekt für ausgeschlafene Richter Auch künftig herrscht am Frankfurter Flughafen nächtliche Ruhe. Mit ihrer Entscheidung unterstützen die Leipziger Richter nicht nur die Lärmgegner. Sie setzen auch ein Zeichen gegen politische Willkür. Financial Times Deutschland

Paukenschlag aus Leipzig Am größten deutschen und drittgrößten europäischen Flughafen darf zwischen 23 und 5 Uhr nicht mehr geflogen werden. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Nachtflugverbot in Frankfurt ist ein Paukenschlag mit gewaltigem Echo. Märkische Allgemeine

Strohhalm und Nägel Dies ist ein schwerer Schlag gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland“, urteilt Lufthansa-Konzernchef Christoph Franz über die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Sachen Ausbau des Frankfurter Flughafens und dauerhaftes Nachtflugverbot. Zuallererst ist aber der Leipziger Spruch, von allen Streitparteien so erwartet, ein Schlag für Lufthansa als größte Airline in Frankfurt und für den Flughafenbetreiber Fraport. Das zeigten gestern auch die signifikanten Kursabschläge für die Aktien beider Unternehmen. Börsen-Zeitung

Lufthansa dringt weiter auf Nachtflüge Unterschiedlicher könnten die Reaktionen auf das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen kaum sein: Während die Lufthansa schwere Nachteile befürchtet und weiterhin auf nächtliche Flüge dringt, lobt der Flughafenbetreiber Fraport das Urteil aus Leipzig. FAZ

Der Bürger und das Projekt Die Öffentlichkeit soll beteiligt werden, ehe ein Antrag gestellt ist. Der selbstbestimmte Bürger muss die getroffene Entscheidung und ihre Durchsetzung dann aber auch akzeptieren. FAZ

US-Wahlkampf

Mitt Romney will mehr als er kann Mitt Romney sieht sich schon als Herausforderer von Präsident Barack Obama. Doch nicht einmal die Mehrheit seiner Partei steht hinter ihm. Frankfurter Rundschau

Das kleinere Übel Der Vorwahlkampf hat Mitt Romney beschädigt und die Republikaner entzweit. Doch nun werden sie sich hinter ihrem Präsidentschaftskandidaten einen. Die Wahl wird knapp. Tagesspiegel

Doch die Rivalen kämpfen weiter So verläuft der Wahlkampfzirkus in den USA: Im Vorwahlkampf werben die KandidatInnen um den radikalsten Teil ihrer Basis. Im Hauptwahlkampf stürzen sie sich auf die Mitte taz

Warum Romneys Konkurrenten nicht aufgeben Mitt Romney ist als Favorit für die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner quasi gesetzt, doch seine Mitbewerber machen weiter. Wieso eigentlich? ZEIT

Kampf an zwei Fronten Jens Schmitz US-Republikaner Romney muss sich Konkurrenten im eigenen Lager und Präsident Obama stellen. Badische Zeitung

For Obama, Law Professor, the Time to Lecture Is Now Like Franklin Delano Roosevelt 75 years ago, he should be even more vocal. The Atlantic

Europe unrecognizable from U.S. Republican rhetoric Mitt Romney and Rick Santorum accuse Obama of leading America to “European-style socialism.” The pejorative works to a point but conveniently overlooks German trade surpluses, Dutch unemployment and Polish growth. GOP hopefuls might aspire to some of the continent’s achievements Breakingviews

Spritpreise

Wir brauchen eine Quotenregelung für Autobauer Es gibt Wege aus der Benzinpreisfalle. Würde wir Autohersteller eine Quote von fünf Prozent an verkauften Neuwagen mit alternativen Antrieben aufzwingen, könnten wir vom Öl unabhängiger werden. Die Welt

Wut an der Tankstelle Deutsche Autofahrer müssen derzeit so viel fürs Tanken bezahlen wie noch nie. Und doch – ist das nur Abzocke? Wie setzt sich der Benzinpreis zusammen? Wann ist Tanken besonders günstig? Und was macht das Kartellamt jetzt? Fragen und Antworten im Überblick. Süddeutsche Zeitung

Letzte Zuflucht Die Wettbewerbsverfahren gegen die Mineralölkonzerne in Deutschland sind ein Signal, aber nicht der sehnlich erwartete große Schlag gegen die „Big Five“. Eigentlich müsste das Kartellamt bei den Raffinerien der Konzerne graben. FAZ

Frau im SUV Es muss etwas für mehr Männer hinter dem Steuer von SUVs getan werden. Nicht wegen der Männer, sondern wegen ihrer Frauen auf hohem Fahrersitz. FAZ

…one more thing!

Der Demografie-Soli ist die falsche Strategie Die CDU sucht die Antwort auf die Überalterung unserer Gesellschaft. Merkels Demografie-Soli ist aber nicht die Lösung. Vielmehr bedarf es eines familienfreundlichen Klimas in Deutschland. Die Welt

Leitartikel

Günter Grass – Dichter und Maulheld Die Ausführungen von Günter Grass zum israelisch-iranischen Konflikt verwundern. Was durfte der Schriftsteller bisher eigentlich nicht sagen? Erklären kann wohl nur die Psychologie, warum ein alter Mann glaubt, „mit letzter Tinte“ ein angebliches Tabu brechen zu müssen, das er sich und seiner Generation selbst auferlegt hat Frankfurter Rundschau

Der braune Kern der Zwiebel Günter Grass’ Lieblingsbeschäftigung ist es, den Deutschen ins Gewissen zu reden. BILD

Im Nachhinein wissen es alle im Voraus Erst richtete sich die Hetzjagd im Mordfall Lena gegen einen Tatverdächtigen. Jetzt geht es gegen Beamte, denen eine Mitschuld an dem Sexualverbrechen gegeben wird. FAZ

Die Politik braucht endlich mehr Distanz zu Lobbyisten Vertreter von Verbänden tummeln sich noch immer als Dauergäste in politischen Institutionen – und damit in einer rechtlichen Grauzone. Dabei gibt es auch transparente Wege, auf die Expertise von Externen zuzugreifen. Die Politik sollte sie endlich nutzen. Financial Times Deutschland

Betreuter Unfug 150 Euro mehr pro Monat – das können Hartz-IV-Familien nicht ablehnen. Das Betreuungsgeld ist daher falsch, es gilt nur der CDU-Klientelpolitik ZEIT

Internet Freedom Starts at Home The United States needs to practice what it preaches online. Foreign Policy

The Supreme Court Lands in Oz Like the original wizard, Barack Obama doesn’t want anyone to look behind the curtain. Wall Street Journal