NSU-Ermittlungen, Ärzte-Streik, Wulff, Botschafts-Attacken & Niederlande

Minister mit Schutzweste. Seit Tagen empören sich die Fraktionen über die schwerwiegenden Pannen und Schlampereien während der NSU-Ermittlungen. Doch Verteidigungsminister Thomas de Maizière genießt im Parlament einen großen Bonus. Der hilft ihm jetzt in der MAD-Affäre Financial Times Deutschland

De Maizière gerät in den Strudel der NSU-Affäre. Bislang galt Thomas de Maizière als tadelloser Minister. Doch jetzt fällt ein Schatten auf Merkels Musterschüler. Grund dafür sind heikle Unterlagen über den Rechtsterroristen Uwe Mundlos. Die Welt

Der Spitzel aus dem NSU-Umfeld. Die NSU-Ermittlungen haben einen neuen Aufreger hervorgebracht: Bis zum Jahr 2005 soll Neonazi Thomas S. der Berliner Polizei Hinweise über das NSU-Trio geliefert haben, Jahre zuvor mit Beate Zschäpe liiert gewesen sein und ihr beim Gang in den Untergrund geholfen haben. Erst jetzt wurde der Untersuchungsauschuss darüber informiert. Süddeutsche Zeitung

Zschäpe-Liebhaber war Spitzel des LKA Berlin. Die Ermittlungsbehörden waren doch näher dran als bislang bekannt. Bereits 2002 gab eine langjährige „Vertrauensperson“ der Polizei Hinweise auf eine Kontaktperson der Zwickauer Zelle. Stern

NSU-Sprengstofflieferant war V-Mann der Berliner Polizei. Erneut geraten die Sicherheitsbehörden in der NSU-Affäre in Erklärungsnot: Nach SPIEGEL-Informationen war Thomas S., einer der 13 Beschuldigten im Verfahren, über zehn Jahre für das Berliner Landeskriminalamt als Informant tätig. Die brisanten Details hielt das LKA sehr lange zurück. Spiegel

Fahndungsfoto von Mundlos im „Tatort“ gibt Rätsel auf. Im „Tatort“ war sein Bild 2001 auf der Akte eines fiktiven Sexualstraftäters zu sehen – im wirklichen Leben hatte NSU-Terrorist Uwe Mundlos mit seinen Komplizen damals schon vier Leute umgebracht. Woher kam das Bild und wie geriet es in den Film? Süddeutsche Zeitung

Ärzte-Streik

Für Geld und Ehre. Von kommenden Montag an wollen die niedergelassene Ärzte streiken, Patienten müssen sich auf lange Wartezeiten in vielen Praxen gefasst machen. Wie können Mediziner als Freiberufler überhaupt streiken? Warum sind sie so unzufrieden – und was verdient ein Arzt in Deutschland überhaupt? Die wichtigsten Fragen und Antworten. Süddeutsche Zeitung

Theaterdonner. Im Konflikt mit den Ärzten geht es nicht allein um die Höhe der Honorare. Die Funktionäre vieler freier Verbände nutzen vielmehr die Chance, für ihre Organisationen zu werben. Dort wird ein großer Teil des Theaterdonners im angeblichen Honorar-Drama orchestriert. FAZ

Falscher Krieg. Niedergelassene Ärzte verdienen mehr als die meisten Menschen in Deutschland. Trotzdem wollen sie für mehr Honorar streiken, denken sich dafür alberne Protestaktionen wie die „Operation Shitstorm“ aus. Gegenvorschlag: Statt noch mehr Geld ins Gesundheitssystem zu stecken, müsste dies endlich besser organisiert werden. Spiegel

Die feinen Unterschiede. Viele gönnen den Ärzten nicht mehr Geld – dabei hätten davon womöglich auch Patienten in Gegenden etwas, an die seit Jahren kaum ein Gesundheitsexperte mehr denkt. Tagesspiegel

Streikt doch, ihr Funktionäre! Jobgarantie, 5500 netto monatlich, sinnvolle Tätigkeit: Niedergelassenen Ärzten geht es sehr gut. Aber ihre Funktionäre wollen mehr – und drohen mit Streik. Das versteht niemand Stern

Bettina Wulff

Die Pflicht zur Aufklärung eines Königsdramas. Wenn ein Staatsoberhaupt nach dem anderen aus den Latschen kippt, muss die Demokratie das aufklären. Und ganz genau hinschauen, welche Rolle Niedersachsens Justiz gespielt hat – und jetzt noch spielt. Die Welt

Warum tut eine Frau ihrem Mann so was an? Deutschland diskutiert über Bettina Wulff Bild

Die Kampagne geht auf Kosten von Christian Wulff Focus

Ich, ich, ich. Magenschmerzen, Hautrötungen, emotionale Vernachlässigung – Bettina Wulff spricht über ihr Leben an der Seite ihres Mannes. Wo kommt bloß der Glaube her, dass der mediale Dauerdiskurs einen therapeutischen Nutzen hätte? Spiegel

Was fehlt. Die Medienwelt schreit auf: Die Ehefrau eines etwas kuriosen ehemaligen Bellevue-Besetzers aus Niedersachsen hat ein Buch geschrieben. Jetzt fehlt nur noch das passende Theaterstück. FAZ

Präsident von Diekmanns Gnaden. Man mag über Bettina Wulffs Buch denken, was man will. Aber eines ist sicher: Es wirft ein grelles Licht auf das Verhältnis der Wulffs zur „Bild“-Zeitung – und die „Bild“ kommt dabei besser weg. Stern

Die Spießigkeit auf der Haut der Bettina Wulff. Ihr Ich ist wie ihr Tribal-Tattoo: Bettina Wulff schenkt der Gegenwartsliteratur mit ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“ das Psychogramm des modernen Spießbürgers. Mit allem, was dazugehört. Die Welt

Mit dünnem Stimmchen. Bettina Wulff wendet sich im Hörbuch „Jenseits des Protokolls“ persönlich an das Volk. Ihr Vortrag ist amateurhaft, ihre Stimme unsicher, die Frau wirkt hilflos und sehr verletzlich. Und genau das Unperfekte könnte Absicht sein: Die ehemalige First Lady plant ihr Comeback – als Königin der Herzen. Spiegel

Jenseits des Bestsellers. Es sollte ein absoluter Verkaufsschlager werden. In ihrem Buch erzählt Bettina Wulff alles – und scheint damit bisher auf ziemlich großes Desinteresse zu stoßen Stern

Angriffe auf US-Vertretungen

Angst vor dem amerikafeindlichen Lauffeuer. Die Wut der Demonstranten gegen den Anti-Islam-Film wächst. Ägyptens Präsident Mohammed Mursi verlangt die Bestrafung des Regisseurs. Der Konflikt vergiftet die Beziehung zwischen Christen und Muslimen – und wirft dunkle Schatten auf den Besuch des Papstes im Libanon. Financial Times Deutschland

Amerikas Abschreckungsmacht hat erheblich gelitten. Nach den Angriffen auf US-Vertretungen in Ägypten, Libyen und im Jemen steht Washington vor den Trümmern seiner Nahostpolitik. Man hat Verbündete verprellt – ohne dafür arabische Sympathien zu ernten. Die Welt

Obama muss vorsichtig sein. Die Terroristen von Bengasi wollen eine Eskalation. Die USA sollen zu einem unverhältnismäßigen Gegenschlag provoziert werden Die Zeit

Tödliche Ironie. Amerikanische Nahostpolitik ist keine dankbare Aufgabe: In Libyen stirbt der US-Botschafter durch eine Islamisten-Clique, die ohne amerikanische Waffen wohl gar nicht entstanden wäre. Nun folgen Attacken auf die US-Vertretung in Jemen. Washington reagiert auf die prekäre Situation mit einem unklugen Schritt, der die Massen noch weiter radikalisieren könnte. Süddeutsche Zeitung

Gewalt in Ägypten und der geheimnisvolle Kopte. Seit mehreren Tagen demonstrieren Hunderte Ägypter im Zentrum Kairos. Vordergründig geht es um den Film „Innocence of Muslims“, tatsächlich richtet sich die Gewalt gegen die neue Regierung. Die Welt

Islamfeindlich und anonym. In Ägypten, Libyen und nun auch Jemen hat ein Mob amerikanische Vertretungen angegriffen. Ein islamfeindliches B-Movie, produziert in den Vereinigten Staaten, soll den Zorn geschürt haben. Bislang sind dessen Urheber unbekannt. FAZ

In Arabien droht ein Flächenbrand. Libyen, Ägypten, Tunesien, Gaza, Jemen, Iran – in der islamischen Welt droht erneut ein Flächenbrand. Diesmal ist ein dubioser Film der Auslöser, in dem ein Amerikaner unheiligen Schund produziert hat. Nun stehen ungewisse Tage des Zorns bevor WAZ

Der große Betrug mit dem unsäglichen Mohammed-Film. Nach den gewalttätigen Unruhen in Libyen und Ägypten hat eine Schauspielerin des Islam-Films dem Produzenten schwere Vorwürfe gemacht: Er habe die Schauspieler und die Filmcrew hinters Licht geführt. Die Welt

Amerika sucht den Anti-Islam-Filmer. Mit seinem Hetzfilm gegen den Propheten Mohammed löste er die Gewaltwelle im Nahen Osten aus. Seitdem ist er abgetaucht. Laut US-Medien könnte es sich bei dem Mann um einen verurteilen Betrüger handeln Handelsblatt

Radikale Kopten offenbar verantwortlich. Laut US-Ermittlern ist der Macher des umstrittenen Mohammed-Films, der im Zentrum anti-amerikanischer Proteste in arabischen Ländern steht, ein in Kalifornien lebender koptischer Christ. tageschau.de

Die größtmögliche Beleidigung für Muslime. In Nahost werden die Ausschreitungen wegen eines anstößigen Films wohl noch zunehmen. Wer steckt dahinter? Und was zeigt das Video eigentlich? Die Zeit

Der Held von Bengasi liebte den Nahen Osten. Der US-Botschafter Christopher Stevens starb im libyschen Bengasi, das er zuvor mit befreite. Er gilt als Held, der auch an gefährlichen Orten furchtlos auf Menschen und fremde Kulturen zuging Die Welt

Romney blamiert sich mit Attacke auf Obama. Der Präsident hege Sympathie für Terroristen und zeige Führungsschwäche: Mit heftiger Kritik an Obama will Romney im Wahlkampf punkten. Auf Fakten nimmt der Außenpolitik-Novize keine Rücksicht. Obama lästert und manch ein Konservativer fühlt sich an Sarah Palin erinnert. Süddeutsche Zeitung

Stärke zeigen im Endspurt. Plötzlich ist die Außenpolitik Thema im Wahlkampf taz

The Muslim Protests: Two Myths Down, Three to Go The Atlantic

Murder in Benghazi. The United States should stay engaged with Libya despite the killing of Ambassador Stevens and three other Americans. New York Times

Niederlande

Klumpen nach der Pulverisierung. Die Niederländer haben die Radikalen geschwächt. Doch auch zwischen den Traditionsparteien, die nun zum Bündnis gezwungen sind, besteht eine tiefe Kluft. Der Rechtsliberale Mark Rutte verspricht, „so schnell wie möglich ein neues Kabinett zu bilden“. FAZ

Niederländer wählen den populistischen Spuk ab. Die Wahl in den Niederlanden war eine Massenflucht in die Mitte – ein klares Votum für die Demokratie und Europa, gegen Populismus und unberechenbare Scharfmacher wie Geert Wilders. Der dürfte nun endgültig entzaubert sein, denn sein eiskaltes Kalkül haben ihm weder Wähler noch Politiker verziehen. Süddeutsche Zeitung

Der Plan des taktischen Wählers. Ein Sieg der politischen Mitte ist das Ergebnis in den Niederlanden nur bedingt. Die Bürger haben sich in erster Linie für Sicherheit entschieden Frankfurter Rundschau

Der politische Erdrutsch von Den Haag. Parteienspektrum als Zwei-Klassen-Gesellschaft: Dem Sieg von Marktliberalen und Sozialdemokraten steht die Marginalisierung der übrigen Parteien entgegen. Die Zeit

Die neue Strategie der Mitte. Die Niederlande haben abgestimmt. Aus dem Votum lassen sich Lehren ziehen – für die Niederlande, für Deutschland und für Europa. Nicht zuletzt, dass auch Sparpolitik honoriert werden kann Kölner Stadt-Anzeiger

Für die Mitte, für Europa. Die Niederländer haben den Populisten eine Abfuhr erteilt. Sie sprechen sich für Zusammenhalt und Zusammenarbeit in Europa sowie für Stabilität im politischen System aus. NZZ

Energiebündel. Die niederländischen Sozialdemokraten haben bei der Parlamentswahl die zweitmeisten Stimmen erzielt. Ihr Spitzenkandidat Diederik Samsom dürfte Koalitionspartner der Rutte-Regierung werden. Die Differenzen sind enorm. FAZ

… one more thing!!!

Schulden wir den Griechen noch einige Milliarden? Die Regierung in Athen will prüfen, ob Deutschland frühere Kriegsschulden und Reparationen nicht bezahlt hat. Was ist an der Sache dran? Die Zeit

Leitartikel

Maßloser Exhibitionismus. Bettina Wulff war das Opfer einer Verleumdung, mit der ihr Mann getroffen werden sollte. In ihrem Buch und den zahlreichen Interviews baut sie ihre Opferrolle nun noch aus. Frankfurter Rundschau

Die nächste Lektion. Ein primitives Filmmachwerk aus den Vereinigten Staaten wirkt in der Arabischen Welt wie der Funke im Pulverfass. Dass zeigt wieder einmal, dass es eine Differenz der Kulturen gibt, die, politisch instrumentalisiert, schnell zum „clash of civilizations“ führen kann FAZ

Mit Härte gegen den Terror! Da wütet blanker Hass auf ein Land, das vielen in der Welt als Symbol der Freiheit gilt Bild

ESM-Urteil: Der Befreiungsschlag. Die Politik muss das vereinigte Europa neu gestalten. Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der AZ, über das Karlsruher Urteil zum ESM. AZ München

Tod für Amerika – einmal mehr. Präsident Obamas Versuch, Amerikas Verhältnis zur arabischen Welt zu entspannen, ist gescheitert. Die jüngste Eskalation spiegelt Washingtons Ohnmacht. NZZ

Bernanke hat keine andere Wahl. Lange hat Fed-Chef Ben Bernanke gezögert, ein neues Anleihekaufprogramm aufzulegen. Doch der Entschluss zu QE 3 kommt gerade rechtzeitig – es ist die letzte wirkungsvolle Waffe der US-Notenbank. Financial Times Deutschland

Im Rahmen des Mandats. Sehr einfallsreich ist es natürlich nicht, wie die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) derzeit agiert. Ihr Motto lautet: Der Wirtschaft geht es schlecht? Gut, dann drucken wir halt Geld, wird schon helfen. Wir lassen die Zinsen noch bis mindestens Mitte 2015 nahe null und kaufen kräftig neue Anleihen. Nur: Bisher hat diese Medizin nicht so recht geholfen. Börsenzeitung

Student Loans: Debt for Life (Cover Story) Businessweek

Fiddling at the Fire. Worldwide, political leaders are putting off the economic reforms needed to avoid a painful, if not catastrophic, endgame. But, as everyone kicks the can down the road, the can is getting heavier and, in the major emerging markets and advanced economies alike, is quickly approaching a brick wall, meint Nouriel Roubini im project syndicate

Old dogs of war get mega M&A deal breakingviews

The Obama Democrats. This isn’t the party of FDR, Truman, JFK or Clinton. They’re different. Wall Street Journal

The US Embassy Attacks, Explained. Four Americans are dead. What went wrong? Mother Jones

Mitt’s Major Meltdown. Remember when we thought the Republican primary voters had picked the most stable option? We may have to rethink this, people. New York Times

Mitt opens foreign policy debate. This is a debate for which the Romney campaign has been spoiling. politico

Romney owes an apology. Exploiting the embassy attacks was outrageous. Washington Post

Romney or Obama: Who Loses More Over Libya? Neither looks all that good right now. The Atlantic

When Bibi Didn’t Meet Barack. Why the American president and the Israeli prime minister just can’t get along. Foreign Policy

Egypt Fans the Flames. Why Morsi Exploited the Muhammad Film – and Why that Was a Bad Move. Just as Mubarak played up the controversy over Danish cartoons of the Prophet Muhammad in 2006 in order to improve his domestic standing, so Egyptian President Mohammed Morsi’s government has stoked popular outrage now. But the flames he has fanned will make life hotter for him as well as the United States. Foreign Affairs

Murder in Libya. The world’s policeman must not retreat from the world’s most dangerous region; indeed America should do more (Cover Story) The Economist