Frankreich, Charlie Hebdo & islamistischer Terror

Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht Die größte Gefahr geht in Deutschland von Dschihad-Rückkehrern aus. Nicht alle können ständig überwacht werden. Frankfurter Rundschau

Wehe, wenn der Schmerz nachlässt Noch stehen alle unter Schock und betonen ihre Einigkeit. Doch erste Forderungen etwa nach der Wiedereinführung der Todesstrafe lassen erahnen, welch unruhige Zeiten Frankreich bevorstehen. Süddeutsche Zeitung

„Die Terroristen haben die Franzosen geeint“ Die Symphonie der Großstadt ändert sich nicht: In Paris geht nach dem Attentat viel seinen gewohnten Gang. Doch das Selbstverständnis der Franzosen hat sich gewandelt. Es zeichnet sich vor allem eins ab – Hoffnung. Handelsblatt

Frankreich demonstriert Freiheitsliebe Die französische Politik zeigt nach dem Attentat eine überraschende Bindungskraft. Sie reagiert ohne Panik und ohne die üblichen Polemiken. Nur Marine Le Pen nicht. Zeit

Wann gewinnen Terroristen? Die Verteidigung der Liberalität muss die Antwort auf den Terror sein. Doch die französische Demokratie steht vor einer harten Probe. taz

Zur Gewalt neigt der Mensch Von Religion erwartet man zwar eine ausgeprägtere Ethik als von Politik und Wirtschaft – sie darf aber nicht allein angeklagt werden. NZZ

Keine Angst Bei dem Anschlag in Paris ging es darum, etwas zu zerstören. Nach dem Anschlag muss es darum gehen, etwas zu verteidigen: unsere Freiheit. Sonst siegen die Attentäter. Zeit

Was wir über die Täter wissen – und was nicht Die Polizei sucht fieberhaft nach den Attentätern von Paris. Wer sind die Männer? Welche Verbindungen haben die Verdächtigen zu islamistischen Kreisen? Wie haben sie den Anschlag geplant? Gab es Hintermänner? Süddeutsche Zeitung

The Muslim Victim in the Paris Massacre What the death of police officer Ahmed Merabet in Wednesday’s Charlie Hebdo shootings means for France The Atlantic

Reaktionen in Deutschland

Die rechtspolitische Lieblingsleiche Nach dem blutigen Attentat in Paris erklingt in Deutschland abermals der Ruf nach effizienterer Überwachung. Die CSU fordert die Auferstehung der Vorratsdatenspeicherung. Die Sinnlosigkeit dieser Forderung ist offensichtlich. Berliner Zeitung

Faktor Furcht Der Anschlag in Paris verschärft die innenpolitische Debatte um Pegida. Nur auf den ersten Blick bestätigt der gezielte Mord die diffusen Bedrohungsgefühle, die eine der Wurzeln der Demonstrationsbewegung sind. Diese Ängste existieren nicht nur in den Köpfen politischer Extremisten Bonner General-Anzeiger

Heuchler und Brandstifter Trauer, Schmerz und Wut einen die Franzosen nach dem Anschlag von Paris. Die Solidarität im Ausland ist riesig. Doch schon jetzt deutet sich an, dass der Streit um den Umgang mit Zuwanderung, Islam und Integration demnächst umso schärfer neu ausbrechen dürfte. Die Populisten und Islamfeinde versuchen bereits auf perfide Weise, die Bluttat für ihre Interessen zu instrumentalisieren. WAZ

Die rechten Anschlagsgewinnler Der rechte AfD-Flügel will von den Morden profitieren und schiebt die Partei näher an Pegida. Bernd Lucke mahnt zur Besonnenheit. taz

Gelassen gegen den mörderischen Eifer Jeder zweite Deutsche fühlt sich vom Islam bedroht. Der Anschlag auf die französische Satire-Zeitschrift dürfte Islamkritikern zudem neue Nahrung geben. Einen Glaubenskrieg aber darf es nicht geben. Rheinische Post

Charlie Hebdo

Provokation durch Humor Attacke gegen die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft, gegen Sekten, Rechtsextreme oder religiöse Eiferer: Das Magazin „Charlie Hebdo“ setzt auf Provokation durch Humor. Frankfurter Rundschau

Gradmesser der Aufklärung Mit den Morden an der Redaktion von „Charlie Hebdo“ sollte nach dem Willen der Attentäter die Zeitschrift beerdigt werden. Bedroht ist aber noch viel mehr: eine ganze Kunstform und unser Selbstverständnis. FAZ

Unbedingtheit der Satire Der Anschlag auf «Charlie Hebdo» ist ein Anschlag auf unseren Individualismus und unsere Würde. Deshalb fühlt es sich so an wie 9/11. NZZ

Unverzichtbare Verzerrung Im 19. Jahrhundert schuf man in Frankreich die Grundlagen drastischer Darstellungsformen. Ohne sie gäbe es weder HipHop noch Karikaturen. taz

Die Pressefreiheit erlebt ihren 11. September Nach dem kaltblütigen Anschlag von Paris lauern zwei Gefahren, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit auf dieselbe abschüssige Bahn führen: Die Kultur der publizistischen Verzagtheit und die Lust am Zurückschlagen. Handelsblatt

Unsere Redaktion hat eine Glaswand Das Pariser Attentat macht vielen Redaktionen Angst, auch uns. Die brutale Zäsur dient aber auch der Selbstversicherung einer ganzen Journalisten-Generation. Zeit

Das Land der Meinungsfreiheit zensiert sich selbst Viele deutsche Medien zeigten die umstrittenen Mohammed-Karikaturen der Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ nach dem Anschlag in Paris. Die amerikanischen Medien trauen sich das nicht. FAZ

Lockruf des Schreckens Er war auf dem Titelbild der jüngsten Ausgabe von Charlie Hebdo karikiert. Jetzt wird dem Schriftsteller Houellebecq vorgeworfen, er habe durch seinen Islam-Roman „Unterwerfung“ den Terroranschlag von Paris herbeigerufen. Süddeutsche Zeitung

„Sei vorsichtig, sie haben Stifte!“ Zwei Bleistifte als Twin Tower, eine leere Seite als Ergebnis der Selbstzensur, ein Geköpfter, der seinem Mörder die Zunge rausstreckt. Eine Auswahl von Karikaturen, mit denen Zeichner den Anschlag von Paris verarbeiten. Handelsblatt

Do France’s Intellectuals Have a Muslim Problem? Houellebecq, ‘Charlie Hebdo,’ and the French struggle to understand how 5 million citizens fit into the Fifth Republic. Foreign Policy

Islamistischer Terror

Globales Schlachtfeld Bei allem Erschrecken darüber, dass islamistisch inspirierte Mörder in westlichen Großstädten zuschlagen – es ist vor allem die muslimisch geprägte Welt selbst, die auf einem globalen Schlachtfeld militanten Extremisten zum Opfer fällt. FAZ

Der Gegner ist eine mörderische Ideologie Das Attentat in Paris zeigt: Der Terror kommt nicht mehr von außen und er besitzt eine neue Qualität. Gewalt kann keine Reaktion auf ihn sein. Zeit

Antisemitisch, gewalttätig, frauenfeindlich Sie sind arbeitslos, fühlen sich in Frankreich nicht zugehörig und sind zur Gewalt bereit: Junge Männer hätten sich eine neue Identität geschaffen mit einer Art „Do-it-yourself-Islam“, der sehr gewalttätig, antisemitisch, frauenfeindlich und homophob sei Deutschlandfunk

Das Manifest der Zwölf 2006 veröffentlichten mehrere prominente Intellektuelle, Schriftsteller und Journalisten ein Manifest gegen den Islamismus – bereits damals war die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ ins Visier der Radikalen geraten. FAZ

…one more thing!

Was ein gutes Einwanderungsgesetz leisten muss Ein erfolgreiches Land funktioniert wie ein guter Klub: Jeder will rein, und die Türsteher wissen, welche Mischung der Laden braucht. Jetzt muss Deutschland den nächsten Schritt tun. Die Welt

Leitartikel

On ne passe pas – sie werden nicht durchkommen Die Freiheit der Presse ist fast allen autoritär denkenden Menschen und Organisationen widerwärtig. Die Attentäter von Paris wollten die Zeitung „Charlie Hebdo“ totmachen, um sie mundtot zu machen. Sie dürfen und werden keinen Erfolg haben. Süddeutsche Zeitung

Eine Zäsur Der Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“ hat Frankreich aus der Lethargie gerissen. Im unerklärten Krieg gegen die Feinde von innen spielt Präsident Hollande eine entscheidende Rolle. FAZ

Was Frankreich zusammenhält Die Spannungen innerhalb der französischen Gesellschaft sind groß. Deshalb ist es wichtig, die Werte zu beschwören, die den Zusammenhalt eines Landes ausmachen. Das gilt nicht nur für Frankreich. Tagesspiegel

Schulterschluss gegen die Angst Die Islamophobie wird weiter wachsen in Frankreich. Was das für ein Land heißt, das mit rund sechs Millionen Muslimen die größte islamische Gemeinde Europas stellt, liegt auf der Hand. Gesellschaftliche Spannungen sind noch eine beschönigende Umschreibung dafür. Berliner Zeitung

Perfides Spiel mit den Terror-Opfern Der Terroranschlag von Paris war keine 24 Stunden her, da versuchten die Ersten, politisches Kapital daraus zu schlagen. Bild

„Charlie“ – unsere Verpflichtung Der Anschlag von Paris ist vor allem eine Herausforderung für den Islam selbst – nicht für den Westen. Die Demokratien werden weiter für die Freiheit streiten müssen. Frankfurter Rundschau

Radikal pragmatisch Die CSU hat wenig Mühe mit einem politischen Spagat vonder Mitte nach rechts. Dieser hat sich bewährt. So wurden Rechtsradikale aus dem Landtag ferngehalten. Das sollen andere Seehofer erst einmal nachmachen Die Welt

A blow against freedom France and other European countries have long been braced for a commando-style terror attack, but it was no less shocking when it came Economist

The law of fanatics The word ‘blasphemy’ is not in the Koran. Washington Post

Meet the Charlie Hebdo Truthers. Here Are Their Bizarre Conspiracy Theories. Not again. Mother Jones

Voodoo Time Machine Leaders in the Republican Party seem to be wrong on everything that counts, but no amount of contrary evidence will get them to change their minds. New York Times