CSU vs. Linke, Boersen-Crash, USA, Schulden-Krise, Großbritannien & Fluglotsenstreik

Geistiger Kurzschluss Es gibt keine direkte Ableitung vom Wort des einen zur Tat des anderen. Klaus Ernst, Vorsitzender der Linkspartei, kann also nicht der CSU eine Mitschuld an Anschlägen auf Büros seiner Partei geben. Tagesspiegel

Dobrindt nervt Die Forderung aus der CSU, ein Verbot der Linkspartei zu prüfen, ist ödeste Klamotte. Sie wäre im Prinzip ein geeigneter Fall für die Missbrauchsgebühr. Frankfurter Rundschau

Börsen-Crash

Ende einer Börsen-Ära Seltenheitswert: Seit zehn Tagen fallen die Kurse drastisch. Dramatisch sind die Zeichen auf den Märkten. Nun beginnen die Aktionäre zu begreifen: die fetten Zeiten sind vorbei – und mit ihnen endet auch eine Ära auf dem Parkett Frankfurter Rundschau

Der Dax in Zeiten der Panik Ein solch turbulenten Tag hat der Dax in seiner Geschichte kaum jemals erlebt: Am Morgen ging es innerhalb einer Stunde um neun Prozent nach unten, dann wieder um fast zehn Prozent nach oben, am Ende schloss der deutsche Leitindex ganz leicht im Minus. Die Händler haben kein Vertrauen mehr in die Politik, die schlechten Nachrichten nehmen kein Ende und die Aussagen des Zentralbankchefs sorgen zusätzlich für Verunsicherung. Süddeutsche Zeitung

Anleger erschreckend hilflos Was viele Strategen derzeit an Erklärungen für den Crash an den globalen Aktienmärkten liefern, zeugt von einer erschreckenden Hilflosigkeit. Und einem kurzen Gedächtnis. Financial Times Deutschland

Mister Market weiß Bescheid – und macht Angst Die Aktienmärkte handeln nicht unberechenbar, sondern erkennen, dass keines der drängenden Probleme seit der Finanzkrise gelöst wurde. Die Welt

Der Crash ist keine Nachricht Die landläufige Vorstellung ist falsch, dass die Weltwirtschaft zusammenbricht, wenn die Aktienkurse nach unten zeigen. Aktienkurse sind Stimmungsindikatoren. Wer wirklich wissen will, wie sich die Wirtschaft demnächst entwickelt, sollte daher besser nicht auf die Börse blicken. Es gibt bessere Konjunkturindikatoren. taz

USA

Bernanke stellt USA auf harte Zeiten ein Was tun in Zeiten, in denen Apple mehr Geld gehortet hat als das US-Finanzministerium? Der amerikanische Notenbankchef Bernanke verspricht den USA nach dem Rating-Schock extrem niedrige Zinsen bis 2013 – mehr nicht. Die Notenbanker sind sich jedoch nicht einmal einig, was genau das Problem ihres Landes ist. Die nervöse Wall Street reagiert erst enttäuscht, dann mit einem satten Plus. Süddeutsche Zeitung

Ratingagentur watscht Buffett ab Starinvestor Warren Buffett hat öffentlich gegen die Herabstufung der USA protestiert und angekündigt, erst recht in US-Staatsanleihen zu investieren. Doch kaum hat er sich mit Standard & Poor’s angelegt, hat die Ratingagentur schlechte Nachrichten für ihn. Süddeutsche Zeitung

„Der Wohlstand der USA beruht auf Pump“ Die US-Politik ist handlungsunfähig, sagt Rating-Agentur-Chef Guan Jianzhong. Im Interview kritisiert der Chinese die Politik der Fed, immer mehr Dollar zu drucken. ZEIT

Welcome to the Obamaclypse What Obama’s failed campaign promises will mean to a younger generation of voters The Daily Beast

America’s Coming Retrenchment The recent deal over the debt ceiling guarantees that the U.S. government will reduce its spending on foreign policy, which will force America to scale down its ambitions abroad. Foreign Affairs

Can the Middle Class Be Saved? The Great Recession has accelerated the hollowing-out of the American middle class. And it has illuminated the widening divide between most of America and the super-rich. Both developments herald grave consequences. Here is how we can bridge the gap between us. The Atlantic

Schulden-Krise

Gralshüterin der Haushaltsdisziplin Eine christdemokratische Volkspartei sollte von den Menschen fordern, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen – aber auch für andere. Dazu gehört ebenso, das Schuldenproblem nicht den nachfolgenden Generationen zu vererben. Financial Times Deutschland

Röslers Einfall Konstruktive Vorschläge des Wirtschaftsministers zur Lösung der Euro-Schuldenkrise sind bislang nicht bekannt. Auch seine neueste Idee ist ein realitätsferner Schnellschuss. FAZ

Röslers bunte Pillen Am Tag Zwei der wilden Dax-Kapriolen meldete sich am Dienstag endlich ein Vertreter der urlaubenden Bundesregierung zu Wort, Vizekanzler Philipp Rösler, Zivilberuf Arzt, und verteilte – ja was eigentlich? Bunte Beruhigungspillen? Mehr ist das nun schon mehrfach erneuerte Versprechen, die Beschlüsse der EU zur Stützung verschuldeter Staaten auch tatsächlich umzusetzen, nicht. Ein Gegenmittel? Das kann Röslers Konzept für den künftigen Umgang mit den Schulden in Europa schon deshalb nicht sein, weil es erst langfristig wirken wird. Lausitzer Rundschau

Keine Zockerei auf Ausfall Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone ufert immer mehr aus. Selbst die sicheren Staatsadressen in der Währungsunion werden mit vollkommen neuen Konstellationen auf den Märkten konfrontiert, abzulesen an den Märkten für staatliche Kreditrisiken. Börsen-Zeitung

Eingriffe am Devisenmarkt – Krisenmodus der Staaten Die Schockwellen werden größer. Während die Schulden- und Vertrauenskrisen von EU und USA zunächst auf die Märkte der beiden größten Währungsräume beschränkt blieben, geraten nun die Schwellenländer unter Feuer. Die Währungen von Russland, Südkorea, Indonesien, Taiwan und der Türkei werteten zu Wochenbeginn scharf ab. Börsen-Zeitung

Kerneuropa – Die EU muss neu modelliert werden Europa steckt tief in einem fast unauflöslichen Dilemma: Rückkehr zur D-Mark oder der Weg in die Transferunion. Da liegt es nahe, auf eine alte Idee zurückzugreifen. Die Welt

Eine weltumspannende Rezession ist unwahrscheinlich Zweifellos wird sich Deutschland einem verminderten Tempo in der Weltwirtschaft nicht entziehen können. Anlass zur Panik ist das aber nicht. Die Welt

Unruhen in Großbritannien

Britannien in Flammen Triste soziale Verhältnisse sind keine Rechtfertigung für Gesetzlosigkeit. Die Polizei darf die Straßen Londons nicht den Krawallmachern überlassen. Die Politiker sollten überlegen, ob die „sanfte“ britische Polizeiarbeit zeitgemäß ist – oder eine Einladung zu Straßenkriminalität. FAZ

Aufruhr der Abgehängten Viertel um Viertel fressen sich die Krawalle durch London, Stadt um Stadt erfassen sie Großbritannien: Längst ist der Auslöser der Proteste, der Tod eines Familienvaters in Tottenham, in den Hintergrund getreten. Was aber treibt den entfesselten Mob an? Wer sind die Randalierer? Süddeutsche Zeitung

Der Aufstand der Verlierer In Großbritannien randalieren die sozial Schwachen gegen eine radikale Sparpolitik. In keinem Land der EU klafft die Lücke zwischen Arm und Reich weiter auseinander. Seit Jahrzehnten wurde das von der Politik ignoriert. FAZ

Aufstand der Schmuddelkinder Was steckt hinter den Unruhen in England? Eine erste Parallele drängt sich fast auf: Mal wieder hat Großbritannien eine konservative Regierung, die die Sozialausgaben zusammenstreicht – und mal wieder brennt die Straße. David Camerons Tottenham kommt wie Margaret Thatchers Brixton daher: So wie sich vor genau 30 Jahren der Zorn junger Schwarzer in Südlondon auf die Metropolitan Police entlud, so sieht es derzeit auch in Nordlondon aus. Der Westen

Verlorenes Vertrauen in London Es sind Bilder wie aus einem Land im Bürgerkrieg: brennende Häuser, geplünderte Geschäfte, ein vermummter Mob, der durch die Straßen zieht, brandschatzt, raubt – mitten in London. Und nicht nur dort. Financial Times Deutschland

Vielerorts ist Tottenham Großbritanniens Premier David Cameron, nach der vierten Krawallnacht doch noch aus dem Urlaub zurückgekehrt, verdoppelt die Zahl der eingesetzten Polizisten, und droht: „Ihr werdet die Kraft des Gesetzes spüren“ und spricht von „purer Kriminalität“. Bonner General-Anzeiger

Camerons unkluge Provokation Der britische Premierminister kündigt den Randalierern in Großbritannien den Kampf an. Die Lage beruhigt er so nicht ZEIT

In Aufruhr Der britische Premier muss seinen Sparkurs sozialverträglicher gestalten. Mitteldeutsche Zeitung

Wie bei Thatcher Sozialproteste, Gesetzlosigkeit, Sparmaßnahmen, wachsende Arbeitslosigkeit – das sind Vokabeln, die Briten an die Zeiten Thatchers erinnern. Premier Cameron muss nun erklären, wie er die britische Gesellschaft wieder regierbar machen will. Tagesspiegel

Die unregierbare Weltstadt Mit Sozialprotest hat das, was sich auf Londons Straßen abspielt, nichts zu tun. Deshalb macht die Reaktion dieser lokalen Zivilgesellschaft am meisten Hoffnung. Sie bewegt sich finanziell auf sehr dünnem Eis und ist jetzt einfach wütend darüber, wie leichtfertig und dumm die eigene Jugend ihr eigenes Umfeld kaputthaut. taz

Ratlose Gesellschaft In der stolzen Geschichte Londons hat es immer wieder Orgien von Gewalt und Zerstörung gegeben, mit denen das Prekariat gegen seine Verarmung aufbegehrte. 1381 wurde der prächtige Palast des Fürsten John von Gent aus Protest gegen zu hohe Steuern niedergebrannt, seine Juwelen wurden zerschlagen. 1760 machte der rasende Mob in Moorfields aus Furcht vor den „Papisten“ ein Katholiken-Viertel dem Erdboden gleich, 280 Menschen kamen ums Leben. Noch zur Zeit Königin Viktorias im 19. Jahrhundert waren blutige Unruhen an der Tagesordnung. In dieser Tradition stehen die Blackberry-Krawalle, die auf viele Städte übergegriffen haben. Badische Zeitung

Gefahr für Olympia? No way! London probt intensiv für die Olympischen Spiele 2012 – während es in den Straßen brennt. Die Sportfunktionäre tun unbesorgt: Auswirkungen auf Olympia werde das nicht haben – im Gegenteil. Angesichts solcher Krawalle seien die Spiele erst recht wichtig. Süddeutsche Zeitung

Polizeigewerkschaft warnt vor sozialen Unruhen in Deutschland „Auch in Deutschland gibt es eine hoch explosive Mischung“: Die Deutsche Polizeigewerkschaft ist angesichts der Ausschreitungen in Großbritannien alarmiert. Auch in Berlin und Hamburg könnten nichtige Anlässe massive Folgen haben. Bundesinnenminister Friedrich hingegen widerspricht. Süddeutsche Zeitung

Britain Today, America Tomorrow? Joblessness, rising inequality, and a frustrated underclass are all being blamed for the violence that’s sweeping the U.K. The Atlantic

Abgesagter Fluglotsenstreik

Dieser Streik hätte nur Verlierer hervorgebracht Darf eine kleine Gruppe so großen Schaden anrichten? Ein Fluglotsenstreik ist in dieser Zeit so überflüssig wie nur irgendwas. Die Welt

Machtrituale Wenn man den Tarifstreit bei der Flugsicherung aus Perspektive der Reisenden betrachtet, haben sie durch das Schlichtungsverfahren erst einmal vier Wochen gewonnen. Bonner General-Anzeiger

Fluglotsenstreik auf dem Rücken der Passagiere Der Tarifkonflikt bei der Flugsicherung belastet Reisende. Schuld daran sind aber nicht die Lotsen. Financial Times Deutschland

Höchste Zeit Dass der Arbeitskampf in der Flugsicherung bisher so konfus ablief, liegt zuallererst am Arbeitgeber, der Deutschen Flugsicherung. Die wollte einen heiklen Punkt – es geht um die Vorgehensweise bei Stellenbesetzungen – aus den Verhandlungen heraushalten und dies in einer Nacht- und Nebelaktion gerichtlich durchsetzen. Das misslang, und der Schaden war nicht mehr zu beheben. Märkische Oderzeitung

…one more thing!

Kunstklau bis die Schmelze glüht Ob Metallurnen oder Stahlgleise, Skulpturen aus Bronze oder Deckel von Gullys – manchen Dieben ist nichts heilig Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Jugend ohne Plan Aus dem friedlichen Europa wird wieder ein brodelnder Kontinent. In Frankreich, Griechenland und Spanien protestieren Jugendliche gegen ihre Situation, in London legen sie Stadtteile in Schutt und Asche. Die Welt

Gier frisst Werte auf Die jugendlichen Randalierer treiben die britische Besitz-Obsession ins Extrem. Sie sind Produkte einer Gesellschaft, die ihre Orientierung längst verloren hat. Frankfurter Rundschau

Die Einheit ist viel weiter Die Deutschen sind ein ängstliches Volk und lieben die Sicherheit mehr als die Freiheit. Mag sein, dass Ossis die Sicherheit lieben, die Staatssicherheit liebten sie nicht. Der Osten stimmte mit den Füßen für die Freiheit. Und im Osten stellen sie heute weiß Gott einiges auf die Beine, um die Landschaften immer mehr zum Blühen zu bringen. Die Einheit ist viel weiter, als viele meinen. BILD

Schatten auf der Aktie Am deutschen Aktienmarkt sind die Kurse neun Tage in Folge zurückgegangen. Zusammengenommen ergibt sich eine Einbuße von gut zwanzig Prozent für den aus hundert Aktien deutscher Unternehmen bestehenden Aktienindex der F.A.Z. FAZ (Print)

Fed hält ihr Pulver trocken Sie hat es also nicht getan. Zumindest nicht am Dienstag. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve entschied sich zunächst gegen ein neues Aufkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen. Das könnte jedoch notwendig werden – in schlimmeren Zeiten. Schlimmere Zeiten? Financial Times Deutschland

Die Qual des Mitmachens Partizipation findet im Netz statt, klar. Doch wer von uns hat überhaupt schon einmal eine Petition online unterzeichnet? Kaum jemand. Das muss sich ändern. Ein Plädoyer für ein sozialdemokratisches Dafürsein im Netz. The European

The Day Our Leaders Got Unstuck Want to know what it might sound like if President Obama and the leadership in Congress actually stood up and said they were solving problems? New York Times

The Debt Deal’s Failure Congress proved incapable of solving our nation’s money problems. The result is that we’ve lost the world’s trust TIME

World stock markets cry out for leadership In case anyone was under the illusion that the problems exposed in the 2008 financial crisis were behind us, world stock markets are sounding a sobering wake-up call. USA Today