Energiepolitik, Sarrazin, Koch & Tea Party

Merkel will Atomkraftwerke länger am Netz lassen. In der Debatte um längere Laufzeiten für Atomkraftwerke meldet sich die Kanzlerin zu Wort. Angela Merkel hält eine Verlängerung der Laufzeit um zehn bis 15 Jahre für vernünftig. Doch ob es wirklich dazu kommt, ist fraglich. Umweltminister Norbert Röttgen will den Energiekonzernen zudem teure Auflagen diktieren. Handelsblatt

„Zehn bis 15 Jahre ist vernünftig“ Bundeskanzlerin Merkel hat sich für zehn bis 15 Jahre längere Laufzeiten der Atommeiler ausgesprochen. Zugleich relativierte sie aber, dass dies die „fachlich“ vernünftigste Lösung sei. Eine Hintertür lässt sie sich offen – mit Verweis auf Sicherheitsüberlegungen. FAZ

Berlin steckt im Atomdilemma. Das neue Energiegutachten liegt vor. Aber Klarheit in der Frage um längere Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke herrscht deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil: Für die Bundesregierung könnte es ungemütlich werden Financial Times Deutschland

„Klar zweistellige Verlängerung der Laufzeiten“ Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle will die Laufzeit der Kernkraftwerke um rund 15 Jahre verlängern. Wirtschaftswoche

Klarheit muss her. Wer die Abschaltung von Atomkraftwerken fordert, muss auch akzeptieren, dass damit die Einfuhr von ausländischem Strom zunehmen wird. Das Weltklima wird nicht durch Deutschland allein gerettet. Doch jetzt muss entschieden werden. FAZ

Es droht ein Wirrwarr goldener Brücken Eigentlich müsste sich Angela Merkel auf die kommenden Wochen freuen. Ende September steht mit der Atomfrage die wichtigste wirtschaftspolitische Entscheidung der vergangenen Jahren an – und die Kanzlerin hat mit ihrer abwartenden Haltung das Feld anderen überlassen, womit sie nun das tun kann, was ihr am meisten liegt: moderieren. WAZ

Sarrazin-Debatte

Thilo Sarrazin wird zum Freak. Die Bundesbank wollte ihn nie, die SPD will ihn nicht mehr: Thilo Sarrazin jedoch mag sich nicht zurückziehen. Er hält seine abenteuerlichen Thesen für „sehr sozialdemokratisch“. Stern

Das Schweigen der Banker. Offiziell will ganz offenbar niemand gegen Sarrazins menschenverachtende Thesen Stellung beziehen. Frankfurter Rundschau

Alle mal herhören: Das Ende naht! Wie muslimische Migranten und „Gutmenschen“ das Land in den Ruin führen: Thilo Sarrazin versucht seine Polemiken der vergangenen Jahre mit einem Buch seriös zu untermauern. Es wimmelt von Zahlen, Grafiken – und Fehlern. Aber dies ist noch nicht einmal die größte Schwäche dieses Werkes. Süddeutsche Zeitung

Mit seinem unsäglichen Geschwätz vom Gen der Juden überschreitet der selbst ernannte Integrations-Experte gleichsam eine rote Linie. Wer einem Volk oder einer Religionsgemeinschaft bestimmte, genetisch bedingte Eigenschaften zuschreibt, ob negative oder positive, der setzt sich dem berechtigten Vorwurf des Rassismus aus. WAZ

Riesen-Diskussion über Sarrazin Bild

Anstand ist wichtiger als Verstand. Intelligenz hat uns historisch gesehen nicht weit gebracht. Vielleicht sollte man Thilo Sarrazins Buch erst ganz zu Ende lesen, bevor man ihn verbal steinigt. Tagesspiegel

Der völkische Reiter. Das Szenario ist in düsteren Farben gepinselt. Es soll ja schließlich auch helle Aufregung auslösen: In 100 Jahren sei Deutschland „zu großen Teilen muslimisch“, lautet die Prophezeihung. Hannoversche Allgemeine

Heilsames Erschrecken: Rassismus gedeiht auch in Chefetagen taz

Sarrazin argumentiert zu statisch-technokratisch. All die Menschen, die hoffen, hier sage „endlich einmal einer die Wahrheit“, werden von Sarrazins Buch enttäuscht und auch überfordert sein. Die Welt

Migranten in der Hartz-IV-Falle. Es ist nicht so einfach, wie Thilo Sarrazin es gerne hätte: Menschen mit ausländischen Wurzeln sind zwar häufig von Staatshilfe abhängig – das liegt aber nicht nur an ihnen. Süddeutsche Zeitung

Sarrazins Thesen in der Fakten-Analyse. In seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ vertritt er zahlreiche umstrittene Thesen. Hat Thilo Sarrazin in einigen Punkten Recht? Hier ein paar Fakten zu seinen Äußerungen Financial Times Deutschland

„Böswillige Interpretation“ Mit seinen Äußerungen zur Migrationsdebatte hat Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin heftige Kritik ausgelöst. Interview über die umstrittenen Aussagen seines Buchs, über Provokation und Reaktion – und die Gründe, warum er nicht aus der SPD austreten will. FAZ

Koch-Rücktritt

Kochs Leistungen. Mit der Verabschiedung Rolands Kochs geht eine politische Ära zu Ende. Er wird der CDU fehlen, nicht nur in Hessen. Seinem Nachfolger hinterlässt er eine schwierige Aufgabe. Volker Bouffier muss der Partei neue Koalitionsoptionen öffnen. FAZ

Ein mächtiger Abgang. Roland Koch geht. Die CDU verliert ihren rechten Flügelmann. Seine Rückkehr in die Politik aber ist nicht auszuschließen. Scheitert Merkel, steht der Retter aus Hessen vor der Tür. Frankfurter Rundschau

Helden des Rückzugs. Höchstes Lob für Steinmeier – Respekt für Koch, Köhler, Beust Die Zeit

US-Protestbewegung Tea Party

Zehntausende demonstrieren gegen Obama Die Rechte macht mobil gegen US-Präsident Barack Obama: Mehrere tausend Demonstranten haben sich vor dem Lincoln Memorial in Washington versammelt, um gegen den angeblichen Werteverfall und das politische Establishment in der Hauptstadt und zu demonstrieren. Ausgerechnet am Jahrestag der berühmtesten Rede des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King. Handelsblatt

Ein Zufall der Anständigen? Eine Kundgebung für die Ehre Amerikas am Jahrestag der Traum-Rede Martin Luther Kings – das will der Initiator und Fox-News-Moderator Glenn Beck so gar nicht bedacht haben. Aber ihm gefällt, was Obama weh tut. Und er mobilisiert damit Tausende. FAZ

Reaktion marschiert. Machtdemonstration der Tea Party: Obamas Multikulti-Koalition stehen schwere Zeiten bevor. Dass die Erzkonservativen sich zur Nachfolgerin der Bürgerrechtsbewegung ausruft, ist eine Anmaßung. Süddeutsche Zeitung

Macht der Empörung. Barack Obama ist seit anderthalb Jahren an der Macht. Aber noch immer – oder schon wieder – meinen zwei Drittel, Amerika sei auf dem falschen Weg. Amerikas Rechte geht hoch motiviert in die Kongresswahl – die Obama-Wähler von 2008 nicht. Tagesspiegel

Unterschätzte Sektierer. Die „Tea Party“-Bewegung ist auch eine Reaktion ist auf die tiefe Verunsicherung der US-Gesellschaft. Gut möglich, dass sie die Illusion der US-Linken beendet Frankfurter Rundschau

Die Kreidefresser von Washington. Der Massenauflauf am Lincoln Memorial speiste sich nicht aus purem Obama-Frust amerikanischer Sturköpfe. Das konservative Lager ist weit vielschichtiger. Die Zeit

Palin als Königsmacherin der Anti-Obama-Bewegung. Das konservative Amerika demonstriert seine Stärke. Ob es Antworten auf die wichtigsten Fragen hat, wird sich sich zeigen Die Welt

Politik als Religion. Was am Wochenende auf der „Mall“, der großen Versammlungsfläche der amerikanischen Hauptstadt stattgefunden hat, lässt sich mit den normalen Maßstäben des Politikbetriebs nicht mehr messen. Hannoversche Allgemeine

Einen im Tee? Obama sei ein Rassist, glauben die Tea-Partier taz

Glenn Beck’s Perverse Revision of King’s Dream Is Nothing New. As long as rightwingers remain the loudest voices talking about race, they’ll continue to dominate the conversation. The Nation

The Billionaires Bankrolling the Tea Party. The Koch brothers and Rupert Murdoch have self-interested agendas that go well beyond the interests of those who carry their banners. New York Times

… one more thing!!!

Der nette Milliardär von nebenan. Der drittreichste Mensch der Erde feiert am kommenden Montag seinen 80. Geburtstag: Warren Buffett. Die Investoren-Legende denkt aber nicht ans Aufhören. Buffett ist in der Welt der Finanzspekulanten in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Doch auch ihn hat die Finanzkrise gebeutelt. Ein Porträt. Handelsblatt

Leitartikel

Kanzlerin verliert Geduld mit Sarrazin. Mit der These, alle Juden hätten ein bestimmtes Gen, brachte Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin endgültig das Fass zum Überlaufen. In einem TV-Interview platzt Kanzlerin Merkel der Kragen. Indirekt fordert sie die Bundesbank auf, zu handeln. Financial Times Deutschland

Dummes Zeug, das Buch von Thilo Sarrazin. An vielen Stellen seines Werks tun sich Abgründe auf AZ München

Wer Beamte bevorzugt, verhöhnt die Rentner und erhöht die Schuldenlast unserer Kinder und Enkel. So kann, so darf das nicht weitergehen. Bild

Wohin strebt Sigmar Gabriel? Nach Schröder ist vor Schröder Die Welt

Ein mächtiger Abgang. Roland Koch geht. Die CDU verliert ihren rechten Flügelmann. Seine Rückkehr in die Politik aber ist nicht auszuschließen. Scheitert Merkel, steht der Retter aus Hessen vor der Tür Frankfurter Rundschau

Die sanfte Strategie der Reform. Aus drei mach zwei, das traditionelle Gymnasium und daneben eine weitere Schulform – teilweise ergänzt durch Gesamtschulen. So wird die deutsche Schulstruktur der Zukunft aussehen – auch in NRW. Kölner Stadt-Anzeiger

Janukowitsch muss sich entscheiden. Seit seinem Wahlsieg hat Viktor Janukowitsch, der Präsident der Ukraine, einiges erreicht. Die ruinösen Gassubventionen, die den Import aufblähen und das Land von Russland abhängig machen, hat er reduziert. FAZ (Print)

Die Eitelkeit der Chefs von HP und Dell. Was im amerikanischen IT-Sektor derzeit vor sich geht, mutet an wie eine Geschichte aus der guten alten Zeit. Die liegt in diesem Fall ziemlich genau zehn Jahre zurück, als ein irreal hoher Börsenwert allein schon als Nachweis für die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens galt. Financial Times Deutschland

Was ist konservativ? Wirtschaftswoche

Die Dagegen-Republik – Bürgeraufstand gegen die Politik Titelgeschichte Spiegel (Print)

Der Imperator. Wie Steve Jobs mit Apple die Welt revolutioniert und bevormundet Titelgeschichte Focus (Print)

A Palin of Our Own. Democrats have done nothing to stop an anti-choice, pro-abstinence, socialist-bashing Tea Party enthusiast from becoming the 21st century symbol of women in politics. New York Times

Reconstructing the Story of the Storm: Hurricane Katrina at Five. How we remember Katrina is how we’ll prepare for future disasters. Getting the story straight matters for justice–and for survival. The Nation

Gold’s Evangelist. With gold a fashionable hedge against turbulent times, one billionaire is doing everything he can to get his hands on the actual stuff (Titelgeschichte) Businessweek

Killing them softly International regulators are making progress on tackling too-big-to-fail banks Economist

The Death of Conservatism Was Greatly Exaggerated. In 2008 liberals proclaimed the collapse of Reaganism. Two years later the idea of limited government is back in vogue. Wall Street Journal