Papst, Regierungskoalition, Piraten, IWF, Schuldenkrise, Obama vor der UN & Afghanistan

Willkommen in der schwierigen Heimat Die „Wir sind-Papst“-Begeisterung nach der Wahl Benedikts XVI. hat die Irritationen zwischen den Deutschen und der Kirche in Rom nur kurzzeitig überdeckt: In den vergangenen Jahren hat die katholische Kirche sehr an Ansehen und Glaubwürdigkeit verloren. Auch wenn sich der Papst viel Mühe bei seinem Besuch gibt, Deutschland wird für die Kirche aus vielerlei Gründen immer ein schwieriges Land bleiben. Süddeutsche Zeitung

Wir sind nicht Papst! Der Papst will bei seinem Deutschland-Besuch vor allem über Gott reden. Manche Reaktionen erinnern aber an Kulturkampf. Dabei täte mehr Gelassenheit im Umgang mit Benedikt XVI. gut. Financial Times Deutschland

Das letzte Vorurteil Die Deutschen lassen sich auch bei diesem Papstbesuch wieder nicht an Respektlosigkeit übertreffen. Dass manche Abgeordnete statt seine Rede zu hören jenen Leuten die Ehre geben wollen, die eine Art Homosexuellen-Parade abhalten wollen, macht das Maß des Peinlichen voll. FAZ

Wer den Papst ignoriert, propagiert Selbstverblödung Sowohl für Anhänger als auch Kritiker ist die Auseinandersetzung mit Benedikts Lehren fruchtbar. Der Papst kann uns alle ein wenig klüger machen. Die Welt

Ätzender, verletzender, massiver Das Bündnis gegen den Papst rechnet für ihre Demonstration mit 10.000 Teilnehmern. Neu ist, dass bei dem Protest an die gedacht wird, die er verletzen könnte: an die Gläubigen. FAZ

Im Weinberg des Herrn Geradezu inbrünstig diskutieren die Deutschen über den Besuch „ihres“ Papstes. Noch ehe das Kirchenoberhaupt gesprochen oder seine Botschaft verkündet hat, wissen vor allem die Gegner, was sie zu erwarten haben: den rückständigen Führer einer verpanzerten Institution, genannt die katholische Kirche. Eine Auseinandersetzung mit vielleicht unbequemen Wahrheiten dieser Institution wird da erst gar nicht erst versucht. Ein großer Fehler. Rheinische Post

Hört Benedikt wenigstens zu! Heute spricht zum ersten Mal ein Papst vor dem Deutschen Bundestag. Dieser Papst ist ein Deutscher. Vermutlich werden Hunderte von Jahren vergehen, bis dies ein zweites Mal geschieht. Mit anderen Worten: Es handelt sich um ein einzigartiges Ereignis Der Westen

Am Babst seine Schua Demokratie UND Papst – das soll uns erstmal jemand nachmachen taz

Heiliger Vater! Ungezogene Kinder? Rund hundert Abgeordnete wollen den Papst nicht hören, wenn er im Bundestag spricht. Dabei vergessen sie das Wichtigste: Die Kritik an Benedikt nützt vor allem Benedikt selbst. Frankfurter Rundschau

Wir sind – papstmüde Lieber Gott, lass es vorübergehen. Diese verzweifelten Stoßgebete kommen aus Berlin. Es geht um den Papst. Denn der ist noch nicht einmal in Berlin ankommen, da hat die junge Generation schon die Nase voll vom Besuch des Heiligen Vaters. Kein Wunder. Berliner Zeitung

Sind die Deutschen besonders Papst-kritisch? Interview mit Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi (69) zum heute beginnenden Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. (84). BILD

Berlin wird den Papstbesuch überleben Ein Gespenst geht um in Berlin. Es sperrt den Kiez am Südstern ab, kommt in den Bundestag und ins Olympiastadion. Es bewegt und erregt die Gemüter, wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Tagesspiegel

Regierungskoalition

Schäuble darf sich nicht über das Parlament erheben Der Bundesfinanzminister will auch weiterregieren, wenn Schwarz-Gelb bei den Euro-Abstimmungen keine eigene Mehrheit zustande bringt. Das wäre frech. Eine Regierung darf sich nicht einfach für unstürzbar erklären. Financial Times Deutschland

Wenn Schwarz-Gelb keinen Sinn mehr hat Auch wenn Schäuble das Gegenteil behauptet: Schwarz-Gelb muss bei der Abstimmung zum Euro-Rettungsschirm geschlossen auftreten. Eine Koalition, die für den Rest der Legislaturperiode noch eine Rechtfertigung haben möchte, muss beim wichtigsten Thema der nächsten Jahre zusammenfinden. Denn wer sollte noch einer Regierung vertrauen, die selbst nicht mehr an sich glaubt? Süddeutsche Zeitung

Abschied von Schwarz-Gelb Die Bundesregierung bereitet sich auf eine politische Katastrophe vor. Anders kann man nicht deuten, wie Finanzminister Schäuble derzeit die Bedeutung der eigenen Mehrheit beim europäischen Rettungsschirm herunterspielt. taz

Merkels Nagelprobe Die Abstimmung über die Griechenland-Hilfe wird zeigen, ob die Regierungskoalition noch handlungsfähig ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel braucht eine eigene Mehrheit. Augsburger Allgemeine

Endzeitgeraune Wolfgang Schäuble versucht abzuwiegeln. Wichtig sei, sagt der Finanzminister, dass der Euro-Rettungsschirm im Bundestag eine Mehrheit bekomme. Märkische Oderzeitung

Missachtung von Verfassungsorganen Die Lage ist ernst. Nur noch die Hälfte der Bundesbürger glaubt angesichts des täglichen schwarz-gelben Chaos-Theaters, dass die Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode durchhält. Doch was dann? Berliner Zeitung

Piraten

Piraten – die etwas andere Programmpartei Der Ruf der Piraten, eine „Ein-Themen-Partei“ zu sein, ist ungerecht. Ein Blick in ihr Programm offenbart eine bunte Vielfalt, die anderen Parteien fehlt. Frankfurter Rundschau

Piraten zwischen Öko und Liberalismus Die Piraten verunsichern Konkurrenz und Politologen. Sind das verkappte Liberale oder Linke? Auch die 15 neuen Berliner Abgeordneten müssen noch einiges klären. ZEIT

Entern statt kentern Es erinnert doch sehr an die Grünen. Als die damals frisch gegründete Partei 1981 in Berlin, Hamburg und Hessen in drei Landesparlamente einzog, hielten das viele für Ausrutscher. Der jungen Partei wurde keine lange Lebensdauer vorausgesagt. Märkische Allgemeine

Sieg der Piraten ist in Wahrheit ein Sieg der FDP Das Abschneiden der Piratenpartei bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin zeigt, dass es eine Nachfrage nach einer Bürgerrechtspartei gibt. Die FDP könnte mit diesem Profil wieder stark werden. Tagesspiegel

IWF

In Europa sind wieder die Banken-Retter gefragt Möglicherweise stehen wir vor einer neuen Bankenkrise. Einige Institute mit europäischen Staatsanleihen müssten dringend rekapitalisiert werden. Die Welt

Klartext reden ist Pflicht Christine Lagarde scheute sich bisher nicht, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Die IWF-Chefin sollte nun auch Regierungen und Notenbanken mit der Realität konfrontieren. Financial Times Deutschland

Jahrestagung im Bann der Eurokrise Vor dem Treffen von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington ist absehbar, dass es vor allem um die Schuldenkrise in Europa gehen wird. Die Probleme der Vereinigten Staaten rücken dagegen in den Hintergrund. FAZ

Völker, hört auf den IWF! Die Lufthansa senkt ihre Gewinnprognose, die Ratingagentur Standard & Poor’s stuft Italiens Bonität herunter – und als ob das nicht genug wäre, meldet nun auch noch der Internationale Währungsfonds: Die Weltwirtschaft befindet sich in einer beunruhigenden Abkühlungsphase. Financial Times Deutschland

Schuldenkrise

Runter mit dem Rating Der Rettungsschirm für den Euro ist mit der Bonitätsstufe „AAA“ abgesichert. Das treibt die Garantien und Kosten für die Anleihebesicherung für Deutschland unnötig nach oben. Financial Times Deutschland

Rogoff warnt vor Banken-Sturm in Europa Auch den Sparern in den Schuldenstaaten bleibt die Euro-Krise nicht verborgen: Wenn sie plötzlich ihre Konten räumen, könnten die Banken in Griechenland & Co. zusammenbrechen Handelsblatt

Gebt Athen mehr Zeit! Endlich wacht die griechische Regierung auf. Bisher trafen die Sparbemühungen nur die Wehrlosen – jetzt sollen die Privilegierten ihre Opfer bringen. Das ist richtig, dauert aber lange. Deshalb sollten die europäischen Geldgeber ihren Zeitplan ändern. Süddeutsche Zeitung

Die Federal Reserve lockert ihre Geldpolitik weiter In der Hoffnung, dass die langfristigen Zinssätze sinken und die Kreditbedingungen sich verbessern, will die amerikanische Zentralbank die Fristigkeit der von ihr gehaltenen Anleihen verlängern. Unter Ökonomen ist die „Operation Twist“ umstritten. FAZ

Fehlfokus der Politik Die Geldpolitiker sind in die Ecke gedrängt, weil die Wirtschaftspolitiker ihre Hausaufgaben nicht erledigen. Das gefährdet die wirtschaftliche Erholung – und die großen Staatsdefizite nähren neue Blasen an den Märkten. FAZ

Brasilianer starten Übernahmewelle in Europa Südamerikas Firmenriesen greifen an. Sie nutzen die Krise Europas und der USA und gehen auf Schnäppchenjagd. Jetzt gilt: Wo immer es für deutsche Konzerne etwas zu holen gibt – mit der Konkurrenz aus Brasilien etwa müssen sie rechnen. Deutschlands Energieprimus Eon könnte das als erster spüren. Manager-Magazin

Peeling back the veneer on American decline Foreign Policy

Obama vor der UN

Die Zeit des Krieges geht zu Ende Der amerikanische Präsident lobt in der UN-Vollversammlung die Arabellion, beklagt aber den Stillstand des Friedensprozesses im Nahen Osten. Zugleich bekräftigt Obama die amerikanischen Abzugspläne aus dem Irak und Afghanistan. FAZ

Obamas Ohnmacht in Nahost Der US-Präsident wird seinen Worten keine Taten folgen lassen: Einen palästinensischen Staat wird es in diesem Monat nicht geben. Selten zuvor hat ein amerikanischer Präsident seine internationale Agenda so klaglos aufgegeben. Wenn einer keine Hoffnungen mehr nähren kann für Nahost, dann Obama. Süddeutsche Zeitung

Obamas Zwickmühle US-Präsident Obama war bei seiner Stippvisite bei der UN nicht zu beneiden. Schon vorab war klar, dass er weder den Palästinensern noch den Israelis gerecht werden würde. Augsburger Allgemeine

So lässt sich kein Staat machen Es ist die größte UN-Generaldebatte aller Zeiten. Niemals zuvor haben mehr Staats- und Regierungschefs daran teilgenommen. Die meiste Aufmerksamkeit wird indes dem Repräsentanten jenes Gebildes vorbehalten sein, das bisher nur Beobachterstatus genießt… Badische Zeitung

Inconsistent Mideast Policy on Display in Obama’s UN Speech The Atlantic

Israel and America on the Wrong Side of History Project Syndicate

Afghanistan

Die Taliban zerstören systematisch Karsais Macht Der perfide Mord an Ex-Präsident Rabbani zeigt: Um den Aufbau Afghanistans zu unterbinden, ist den Taliban jedes Mittel recht. Die Welt

Vorbote für Afghanistans düstere Zukunft Die Taliban haben sich durch den Mord an Ex-Präsident Rabbani eines Konkurrenten entledigt. In Afghanistan tobt der Machtkampf um die Zeit nach der Nato. ZEIT

Krise in Afghanistan nach Rabbani-Mord eskaliert Glaubt man der Internationalen Schutztruppe Isaf, dann hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan in den vergangenen Monaten verbessert. Folgt man der Einschätzung der allermeisten Afghanen, dann ist das Gegenteil der Fall. Lausitzer Rundschau

Richtung Bürgerkrieg Die Bestürzung im Westen ist groß, denn mit dem Tod von Ex-Präsident Rabbani erlosch auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf eine Aussöhnung in Afghanistan. Märkische Oderzeitung

Schwerer Dämpfer Der Mord an Rabbani zeigt, dass in Afghanistan ein Friedensschluss mit den Taliban fern ist Badische Zeitung

…one more thing!

Steueramnesie Der Finanzminister wird beim Steuerabkommen mit der Schweiz zum Geheimniskrämer. Das ist unglücklich – aber immer noch besser als die rot-grüne Steueramnestie, an die sich SPD und Grüne heute nicht mehr erinnern wollen. FAZ

Leitartikel

Form vor Inhalt Der Vergleich zwischen Piratenpartei und Grünen ist unzulässig: Die Grünen konnten auf einer breiten Basis aufbauen, die den Piraten fehlt. Doch es gibt auch Ähnlichkeiten – beide Parteien verkörpern das Lebensgefühl einer ganzen Generation. FAZ

Das päpstliche Verkehrshindernis Kaum 24 Stunden weilt der heilige Vater in dieser unheiligen Stadt. Aber das reicht für einen mittleren Aufruhr. Dabei gehen die Berliner sonst doch so stoisch mit Ähnlichem um. Tagesspiegel

Gehört der Papst ins Parlament? AZ München

Heimatloses Bürgertum Am 29. September steht im Bundestag mehr auf dem Spiel als die Währungsfrage. Es geht vor allem um die Gestalt der deutschen Republik. Schäuble und die Kanzlerin schulden dem Land einen Zukunftsentwurf Die Welt

Wo das Netz stinkt Auf der Internetseite Politically Incorrect finden sich Menschen zusammen, die einen Kreuzug gegen den Islam führen. Dagegen hilft nur eine kritische Öffentlichkeit. Frankfurter Rundschau

Hewlett-Packards absehbarer Fehler Die Geschwindigkeit, in der amerikanische Konzerne handeln, lässt einen immer wieder staunen. Doch das Tempo ist das einzig Überraschende, wenn nun der Verwaltungsrat von Hewlett-Packard den Rausschmiss des Konzernchefs Léo Apotheker vorbereitet. Financial Times Deutschland

Asiens wirtschaftliche Dominanz im Nahen Osten Autos, Arbeitskräfte, Baustellen: Asien verdrängt den Westen aus dem Nahen Osten. Doch militärisch bleiben die USA der Stabilitätsfaktor. ZEIT

It’s Time for a European TARP With the banks better capitalized, Greece, Portugal and Ireland could be left to get their own financial houses in order. Wall Street Journal