FDP-Parteitag, Tarifabschluss, Europa-Krise, Kenia, Fukushima & Armutsdebatte

Aufbruch einer neuen FDP Es war die Nacht der langen Messer. Und eine voller Überraschungen. Aber auch eine Nacht der beispiellosen Emanzipation der Parteibasis von ihrer Führung. Philipp Rösler ist jetzt Chef einer Partei, die Führung mal eben neu definiert hat. Süddeutsche Zeitung

Röslers politische Wiedergeburt Rösler feiert seine Auferstehung und Brüderle hat die Nase im Senioren-Duell mit Steinbrück vorn. Die FDP darf bis Mai nachdenken, wie sie zum Mindestlohn steht. Frankfurter Rundschau

Die coolste Partei der Welt Einig über das große Ziel, ansonsten zersägt, zerstritten, zersplittert: die FDP. Ihr Vorsitzender Rösler hat weitgehend tatenlos zugesehen, wie der Parteitag aus dem Ruder lief. Hätte er nicht als „Kapitän“ für den Zusammenhalt der Mannschaft sorgen müssen? FAZ

Die fiebrigen Liberalen FDP-Chef Rösler beschwor auf dem Parteitag ein Ende der Streitereien in der Partei. Aber das, was in Berlin geschah, ist davon ziemlich weit entfernt. taz

Bei den Liberalen gilt das Leistungsprinzip Das „lustige Ministerversenken“ auf dem Parteitag der FDP ist Ausdruck des liberalen Kerns. Mit den Kriterien Qualität und Erfolg legt die Partei den einzig richtigen Maßstab an: Leistung lohnt sich. Die Welt

Die FDP ist über Mindestlöhne zerrissen Auf ihrem Parteitag vertagen die Liberalen einen Grundsatzbeschluss über Erleichterung branchenspezifischer Lösungen. Die Positionen von Parteispitze und Kritikern weichen zu stark voneinander ab. FAZ

Brüderle bläst sich auf Italien könne ruhig aus der Eurozone austreten, sagt Rainer Brüderle und zeigt sich forsch wie Oskar. Doch sein markiges Auftreten nimmt man ihm kaum ab. Denn bei kleineren Eurostaaten hat er bislang stets für Hilfen und gegen ihr Ausscheiden gestimmt. FAZ

Röslers starker Bruder heißt Brüderle FDP-Chef Rösler ist mit klarer Mehrheit im Amt bestätigt worden. Wer aber wirklich Herr im Hause ist, zeigte sich einen Tag später: Rainer Brüderle brachte den Saal zum Toben. stern

Kraftproben Die FDP macht auch und gerade in existenzbedrohenden Situationen keine schlechte Figur: Der Berliner Parteitag des Wochenendes verteilte großzügig Kopfnoten an das bisherige Spitzenpersonal: Philipp Rösler hat sich den Respekt der Basis erworben. Bonner General-Anzeiger

Schlachtfest bei der FDP Die Delegierten halten sich nicht an Absprachen und wählen einfach, wen sie wollen. Das Resultat: zwei demolierte Bundesminister. Ein Blick hinter die Kulissen des Parteitagsgeschachers. Wirtschaftswoche

Hut ab! Mindestens die SPD dürfte die Liberalen um diese nahezu perfekte Inszenierung ihres Wahlkampfauftakts beneiden. Erst feiert der Vorsitzende Philipp Rösler seine politische Wiedergeburt mit der besten Rede seiner Amtszeit. Dann begeistert Rainer Brüderle die Partei mit einem schmissigen Auftakt als Spitzenkandidat. Mitteldeutsche Zeitung

Die FDP hat ihren Kern gefunden Mit der FDP ist zu rechnen. Die Liberalen scheinen gelernt zu haben, worauf es bei der Bundestagswahl ankommt. Sie schaltet auf Attacke. Rheinische Post

Die Mütze der Geschichte Chavez wird einbalsamiert und zur Schau gestellt – aber was bleibt den Nachgeborenen von Reservehauptmann Dirk Niebel? Genau, seine Mütze! Seine Fallschirmjäger-Mütze ist jetzt ein Museumsstück. Frankfurter Rundschau

Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst

Kaltes Kalkül Jeder vierte Lehrer ist Angestellter, kein Beamter. Für sie haben die Arbeitnehmervertreter endlich gleichen Lohn für gleiche Arbeit in allen Bundesländern gefordert – und sind eiskalt abgeblitzt bei den Finanzministern. Mit Streiks war kaum zu rechnen. Süddeutsche Zeitung

Noch Spar-Reserven im öffentlichen Dienst Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes haben den Länderfinanzministern Tariferhöhungen von 2,65 Prozent für dieses Jahr und von 2,95 Prozent für 2014 abgerungen. Ist der öffentliche Dienst zu teuer? FAZ

Harte Zeiten für Beamte – und NRW Erste Proteste zeigen, dass ihre Funktionäre die Nebenwirkungen der Schuldenbremse erahnen. Sie schüren den Widerstand gegen drohende Einschnitte. Den Staatsdienern stehen neue Sparmaßnahmen bevor – und der Regierung Kraft eine Bewährungsprobe. WAZ

Neue Schulstreiks drohen Mit der Einkommenserhöhung um 5,6 Prozent für die Angestellten sind die Länder bis an ihre Grenze gegangen. Verweigert haben sie sich aber einer besseren Bezahlung der angestellten Lehrer. Neue Streiks an den Schulen drohen. Kölner Stadt-Anzeiger

Gekniffene Lehrer Nicht schlecht: 6,5 Prozent gefordert – 5,6 Prozent rausgeholt. Auch wenn sich die Tariferhöhung für die 800 000 Angestellten des öffentlichen Dienstes der Länder über zwei Stufen verteilt, die Gewerkschaft Verdi steht mit dem Abschluss gut da. Märkische Allgemeine

Europa-Krise

Europa als Wille und Vorstellung Armutseinwanderung, Sozialleistungstourismus? Brüssel sieht kein wirkliches Problem und schaltet erst mal auf stur. Dabei könnte die EU helfen. FAZ

Koalition will bei Hilfsprogramm tricksen Mit einem Trick will die Bundesregierung einer unangenehmen Abstimmung aus dem Weg gehen. So prüft die Koalition, ob Krediterleichterungen für Irland und Portugal auch ohne Zustimmung des Bundestags möglich sind. Handelsblatt

Griechischer Chef-Privatisierer gibt auf Schatten der Vergangenheit erschweren den Neuanfang: Takis Athanasopoulos ist für den Ausverkauf Griechenlands zuständig, zu dem die internationalen Geldgeber den Staat zwingen. Nun tritt er nach nur einem halben Jahr zurück – weil er Millionen Euro veruntreut haben soll. Süddeutsche Zeitung

Völlig losgelöst Zwar hellen sich die konjunkturellen Frühindikatoren rund um den Globus auf. Dieser Effekt darf aber nicht überschätzt werden. Für die Eurozone erwartet beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) für das gesamte laufende Jahr lediglich eine Kontraktion um 0,5 %. Die USA kämpfen nach wie vor mit den Auswirkungen der Krise. Börsen-Zeitung

Weg mit den hohen Bonuszahlungen Nachdem die kolossalen Rettungspakete für die europäischen Banken kein neues Wachstum hervorgebracht haben, fegt nun eine neue Tendenz über den Kontinent. Das Blatt hat sich gegen die Ausschweifungen der Firmen gewendet. Die Öffentlichkeit will Rache und die Banker können nur sich selbst die Schuld daran geben. The Guardian London

Der Fluch des weißen Elefanten In Teilen Europas taumeln halbtote Firmen am Abgrund. Die hohen Schulden der Unternehmen sind Europas größte Herausforderung. Doch man schaut lieber beharrlich daran vorbei, als sich dem Riesenproblem zu widmen. manager magazin

Kenia

Angeklagter an der Macht Die Kenianer haben mit Uhuru Kenyatta einen politischen Paria zum Präsidenten gewählt. Das Land sollte aber nicht isoliert werden. Tagesspiegel

Zeit für ein neues Kapitel Die internationale Gemeinschaft sollte mit Kenias neu gewähltem Präsidenten zusammenarbeiten. Was tut sie stattdessen? Sie stellt ihn ins Abseits. taz

Feuerprobe bestanden Die kenyanischen Wahlen zeigen eine Licht- und eine Schattenseite und dazwischen einen Graubereich. NZZ

Uhuru Kenyatta, neuer ungeliebter Verbündeter Wie geht man mit einem Staatsoberhaupt um, das vom Internationalen Strafgerichtshof angeklagt ist? Nach der Auszählung der Stimmen in Kenia stehen westliche Diplomaten vor einem Dilemma. Die Welt

2. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima

Niedergang einer Technologie Fukushima ist für die AKW-Branche ein ebensolcher Rückschlag wie einst Tschernobyl. Zumal die neuen, „sicheren“ Reaktoren nicht wirtschaftlich sind. Frankfurter Rundschau

Zwei Jahre danach – ratlos Vierundzwanzig Monate sind seit dem grossen Erdbeben im Nordosten Japans, dem Tsunami und der Reaktorkatastrophe von Fukushima vergangen. Eine lange Zeit für obdachlose Betroffene, eine kurze Zeit für die Beseitigung der Folgen. Das Unglück hat eine verunsicherte Nation noch mehr verunsichert. NZZ

Das Leid der Japaner nimmt kein Ende Vor zwei Jahren verwüstete ein durch ein Seebeben der Stärke 9,0 ausgelöster Tsunami ganze Landstriche im Osten Japans und verursachte in der Präfektur Fukushima den schwersten Atom-Unfall seit dem GAU von Tschernobyl im Jahr 1986. Wie hat die Katastrophe Japan verändert? Rheinische Post

Neuanfang mit Hindernissen Vor zwei Jahren hat der Tsunami die japanische Hafenstadt Kesenuma weitgehend zerstört. Der Wiederaufbau verläuft schleppender als erwartet, weil die Bürokratie in Tokio und die Angst vor radioaktiver Belastung der Fische ihn bremsen. Eine Reportage. FAZ

Die Energiewende ist nicht alternativlos Die Bürger wünschen sich eine Regierung, die etwas versucht, aber auch davon ablässt, wenn es nicht funktioniert. Die Energiewende ist so ein Fall. Sie bringt nichts fürs Klima und schadet der Industrie. Doch die Politik hält daran fest. FAZ

Armutsdebatte

Das bessere Leben im Problem-Hochhaus Die deutschen Kommunen sorgen sich wegen der Armutseinwanderung. Bei einem Besuch im besonders betroffenen Duisburg versteht der EU-Abgeordnete Hannes Swoboda einmal mehr, warum. Ein Dialog scheint schwierig. FAZ

Armutswanderung ist kein Betrug „Etwas Besseres als das Elend zu Hause findest du in Deutschland bestimmt“ – deshalb kommen die Menschen hierher. Das ist kein Sozialbetrug meint Barbara John und meint: „Wir sollten ihnen mit Gelassenheit begegnen.“ Tagesspiegel

Ein Leben in Belleville Für ihre Dokumentation „Slum“ zog die in Deutschland aufgewachsene Filmemacherin Lidija Mirkovic neun Monate lang in einer Belgrader Romasiedlung. Im Interview spricht sie über ihr Leben in „Belleville“, sichtbare und unsichtbare Zigeuner. FAZ

Eine Schnapsleichen-Show, die alle Betroffenen verhöhnt Hier stimmt des Wortes doppelte Bedeutung: Das ist Unter-Haltung, Fernsehen zum Wegsehen, eine TV-Perversion aus der untersten Schublade. Man muss nicht prüde und altmodisch sein, um die erste Ausgabe des neuen RTL-Formats „Das Jenke-Experiment“ einfach nur abstoßend zu finden. Wenn der Kollege Jenke von Wilmsdorff in den Folgesendungen in die Rolle eines Armen oder Alten schlüpft, mag das sinnvoll sein – und ist nichts Neues. Was er sich jedoch zum Start dieser Serie einfallen ließ, hat mit verantwortlichem Journalismus nichts zu tun. BILD

Anti-Poverty 2.0 Global leaders have touted the apparent success of achieving in 2010 – well ahead of the 2015 target – the Millennium Development Goal of halving global poverty relative to 1990. But, amid enduring poverty, rising inequality, and weak growth in many developing countries, the success of past anti-poverty policies appears dubious. Project Syndicate

…one more thing!

Der Entwicklungshilfe fehlt es an Effektivität Das omnipräsente Engagement der Weltgemeinschaft in Afghanistan war gut gemeint, aber ineffektiv. Die Lektion daraus: Hilfseinsätze müssen in einer Hand liegen. So wie in Mali. Die Welt

Leitartikel

Letzte Chance statt letztem Geleit Die Notgemeinschaft Rösler und Brüderle ist das wichtigste Produkt des Parteitags. Rösler war besser als sonst, Brüderle schwächer – das sorgte für Harmonie in der neuen Doppelspitze. Mit Lindner und Kubicki wurden zwei Individualisten befördert und der größte Verlierer der Veranstaltung hat sich seine Watschen hart erarbeitet. Süddeutsche Zeitung

Röslers schnelle zweite Chance Selten gab es in der Politik ein so schnelles Comeback: Mitte Januar schien Philipp Rösler als FDP-Chef politisch am Ende. BILD

Jede Menge Verletzte Traditionell ist der Umgang untereinander in allen politischen Lagern nicht der Beste. Ob bei grünen Schlachtfesten in den Neunzigern oder bei schwarzen Demontagen am Ende der Kohl-Ära: Freundschaft fand sich da nie zelebriert. Insofern passt das liberale Gemetzel von Berlin perfekt in die Parteienlandschaft. AZ München

Der Staat muss investieren Ohne anständige Bildung verdammen wir die junge Generation zu Hilfsarbeitern der Globalisierung. Das ist die Herausforderung für eine dringend gebotene Agenda 2020. Frankfurter Rundschau

Agenda 2010: Niemand darf sich entziehen Als Gerhard Schröder sich vor zehn Jahren ans Grundsätzliche machte, war das der Anfang vom Ende seiner politischen Karriere. Die Erfolge konnte seine Nachfolgerin verbuchen. Dass Angela Merkel notwendige Strukturreformen angehen wollte, lässt sich nicht erkennen. Tagesspiegel

Pest oder Cholera Das Eingreifen in Mali soll die Gefahr von Terroranschlägen in Europa erhöht haben. Doch hätten wir uns sicherer gefühlt, wenn die Dschihadisten einen ganzen Staat ungestört in eine Operationsbasis hätten verwandeln können? FAZ

Man stelle sich vor, ein Chinese wird Papst Ein Gedanke mit Sprengkraft: Was, wenn am Ende dieser Woche kein Italiener, Ungar, Afrikaner oder Kanadier an die Loggia von Sankt Peter treten würde, sondern ein Mann aus „einem fernen Land“. Die Welt

Antiliberaler Shitstorm Marktwirtschaft gilt als Schimpfwort, wirtschaftliche Zusammenhänge werden ignoriert, Hartz-Refomen zurückgedreht. Das schadet allen. Wirtschaftswoche

Die Mutigen Warum manche Menschen Leben retten. Und andere nicht SPIEGEL (Print)

Schluss mit Allergie! Tierhaare, Heuschnupfen, Nahrungsmittel: Die neuen Tests und Therapien FOCUS (Print)

Cracks in the steel GERHARD CROMME surprised no one with the news on March 7th that he would step down at the end of the month. He has been the face of German steel for the past 24 years: twelve as chief executive of Krupp (which became ThyssenKrupp in 1999) and twelve as chairman of ThyssenKrupp’s supervisory board. Economist

Time for a ‘Right to Vote’ Constitutional Amendment How many dysfunctional election cycles are we going to endure before we accept the necessity of this reform? The Nation