Billiglöhne, Bildungsgutscheine auf Chipkarten, Wirtschaftswachstum, Frauenquote, Pakistan & Slowakei

Subventionen für die Lohndrücker Mit 50 Milliarden Euro stockt die öffentliche Hand Niedriglöhne auf und entlastet so die Firmen. Ein „schlanker Staat“ sieht anders aus. Frankfurter Rundschau

Teure Billiglöhne Die Aufstockung von niedrigen Einkommen durch den Staat kostet Milliarden. Aber Mindestlöhne sind kein Ausweg. Handelsblatt (Print)

Der Missstand 
mit den 
Aufstockern Neben den vielen positiven Meldungen über die Stabilisierung des Arbeitsmarkts in Deutschland gibt es auch viele bedenkliche. Dazu gehören die Aufstocker. Märkische Oderzeitung

Alle zahlen drauf Es geht um eine einfache Frage: Sollen die Steuerzahler Jahr für Jahr Milliarden zahlen, weil einige Arbeitgeber ihre Beschäftigten mit dreisten Billiglöhnen abspeisen? Die Deutschen haben sich längst entschieden. Hannoversche Allgemeine

Grüße von der Agenda 2010 Hartz IV ist teuer und ungerecht, weil es Unternehmen, die Dumpinglöhne zahlen, indirekt belohnt. Allerdings sollte man vom Mindestlohn keine Wunderdinge erwarten. taz

Bildungsgutscheine auf Chipkarten für Hartz-IV-Kinder

Vorbild Stuttgart Die Familiencard der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart könnte bundesweit Karriere machen: Die Chipkarte wird als Vorbild für ein bargeldloses System gehandelt, mit dem die bundesweit 1,7 Millionen Kinder in Hartz-IV-Familien bessergestellt werden könnten. Die 2001 eingeführte Familiencard soll Kindern ermöglichen, mehr Kultur-, Bildungs- und Sportangebote zu nutzen. Sie wird derzeit von der Stadt mit 60 Euro im Jahr aufgeladen. Lausitzer Rundschau

Schein-Bildung Bildungsgutscheine für Hartz-IV-Empfänger werden schwache Schüler aus anregungsarmen Familien nicht wirklich motivieren. Sie fördern das Missverständnis, dass Bildung sich gleichsam anstrengungslos per Chipkarte einlösen ließe. FAZ

Chipkarte soll Bildung erleichtern Arbeitsministerin von der Leyen will eine elektronische Guthabenkarte für Kinder aus Hartz-IV-Familien einführen. Auch Geringverdiener-Familien sollen davon profitieren, die Karte soll aber nicht für alle Kinder gelten. FAZ

Sinnvolle Gutscheine Kinder sollen ins Schwimmbad gehen können mit ihrer Klasse. Sie sollen Nachhilfe bekommen, wenn es nötig ist. Sie sollen ausprobieren können, ob ihnen ein Instrument zu spielen Spaß macht. Sie sollen nicht verzichten müssen, weil zu Hause das Geld dafür nicht da ist. Berliner Zeitung

Keine Chips für Kinder Stuttgart wäre für Ursula von der Leyen ein wunderbarer Weg, das höchstrichterlich angeordnete Bildungsgeld an Hartz-IV-Kinder zu bringen. Doch ganz so einfach ist das nicht. Frankfurter Rundschau

Im Interesse der Kinder Was gehört zum menschenwürdigen Existenzminimum für Kinder in Hartz-IV-Familien? Die Verfassungsrichter haben der Bundesregierung im Februar aufgetragen, bis Jahresende darauf eine Antwort zu geben. Seitdem wird darüber gestritten, ob und wenn ja, wie viel mehr Bargeld den Eltern in die Hand gegeben werden soll. Lausitzer Rundschau

Vernünftige Idee Es war mal wieder das Bundesverfassungsgericht, das die Politiker in diesem Frühjahr auf einen Missstand aufmerksam gemacht hat. Die Hartz-IV-Sätze für Kinder waren von der Bundesregierung allzu oberflächlich berechnet worden. Märkische Allgemeine

200 Euro jährlich für Hartz-IV-Kinder? Umsonst ins Museum und ins Schwimmbad: Die Bundesarbeitsministerin will armen Kindern mit Bildungsgutscheinen im Wert von 200 Euro helfen. Auch andere sollen profitieren. ZEIT

Wildschwein à la crème Fritten, Burger und Pizza? Bitte nicht, wenn Kinder in der Nähe sind. Denn die könnten sich ein Beispiel nehmen – an den Essgewohnheiten ihrer Eltern oder dem Menüplan ihrer liebsten Comic-Helden. Financial Times Deutschland

Wirtschaftswachstum

Größtes Wirtschaftswachstum seit 23 Jahren
Die deutsche Wirtschaft wächst schneller als erwartet: Im zweiten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem ersten Vierteljahr um 2,2 Prozent – so viel wie zuletzt 1987. Wirtschaftsminister Brüderle spricht schon vom „Aufschwung XL“ – und träumt von noch größerem Wachstum. FAZ

Wirtschaftswachstum Deutschland schaltet den Turbo ein Krise? War da was? Die deutsche Wirtschaft berappelt sich schneller und besser als erwartet und schafft im zweiten Quartal ein Plus von 2,2 Prozent – so viel wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Süddeutsche Zeitung

Unternehmen sind Festungen der Freiheit Starke Unternehmen sorgen für Wohlstand und sichern unsere Zukunft. Trotzdem müssen sie um ihre Anerkennung streiten. WELT

Frauenquote

Familie stoppt die Karriere der Frauen Jede zweite Frau hat mindestens einmal ihren Karrierewunsch wegen der Familie aufgegeben. Viele fordern eine Frauenquote. WELT

Auf dem richtigen Weg Die Dax-Vorstände werden internationaler, sind aber noch zu männlich. Doch es gilt: Quotenfrauen, die ihrer Aufgabe nicht gerecht werden, schaden den Unternehmen – und der Sache der Managerinnen. Süddeutsche Zeitung

Kommt das erste Kind, ist Schluss mit der Karriere Frauen sind von Gleichberechtigung im Beruf nach wie vor weit entfernt. Das hängt mit den familiären Rollenmustern zusammen. WELT

Pakistan

Pakistans Taliban können sich freuen Jede Regierung und jede Katastrophenschutzbehörde, in welchem Land auch immer, wäre mit einem Unglück von solchen Ausmaßen überfordert. Aber Pakistan ist in vieler Hinsicht ein Sonderfall. Berliner Zeitung

Pakistan droht der Zusammenbruch Das geografische Ausmaß der Flut in Pakistan ist gigantisch. Ein Drittel des Landes ist überschwemmt. Die Regierung in Islamabad hat nicht die Statur, eine Katastrophe wie diese zu bewältigen. Kölner Stadt-Anzeiger

Stunde der Wahrheit Die Jahrhundertflut in Pakistan schwemmt nicht nur Häuser weg und vernichtet die Ernte. Sie legt auch all die Probleme offen, mit denen dieses Land kämpft. Lausitzer Rundschau

Die Rangfolge der Empathie Spenden- und Hilfsbereitschaft für die Opfer hat meist mehr mit Empathie zu tun als mit der Schwere einer Katastrophe – und Pakistan ruft negative Assoziationen hervor. taz

Rauch und Flut In Russland brennen die Wälder, in Polen, Tschechien und Deutschland treten Flüsse über die Ufer, in Pakistan haben Überschwemmungen Tausende Menschen das Leben gekostet und Millionen obdachlos gemacht, in China wurden Städte von Schlammlawinen zerstört. Hannoversche Allgemeine

Slowakei

Aus der Gemeinschaft Die Haltung der Slowakei zeugt vor allem von einer Vertrauenskrise in der EU. Denn was ist eine Gemeinschaft wert, wenn ausgerechnet ein Neumitglied sich nicht an die Spielregeln hält? Tagesspiegel

Scheinheilige Kritik Ob die Slowakei sich an den Hilfskrediten der EU für Griechenland beteiligt oder nicht, ist unerheblich – das Rettungsprogramm ist längst angelaufen. Trotzdem ist der Streit bemerkenswert, weil er aufzeigt, wie schwach die Solidarität mit Athen ist – und wie hastig das Rettungspaket geschnürt wurde. FAZ

Slowakischer Vertragsbruch Alle naselang wechseln irgendwo in einem der 27 EU-Staaten Parlamentsmehrheit oder Regierung. Die Gemeinschaft und ihre Untergruppe, die Euro-Länder, können deshalb nur funktionieren, wenn sich die Neuen in den Mitgliedsstaaten an die Verpflichtungen ihrer Vorgänger gebunden fühlen. Berliner Zeitung

…one more thing!

Als sich das Schlupfloch zur Freiheit schloss 1961 baute die SED die Berliner Mauer. WELT ONLINE stellt die zwei Menschen vor, die dort zuerst bzw. zuletzt zu Tode kamen. WELT

Leitartikel

Chipkarten sind der richtige Weg! Es ist so typisch! Kaum schlägt die Arbeitsministerin ein Modell vor, wie man den 1,7 Millionen Hartz-IV-Kindern helfen könnte – schon fangen die Miesmacher und Bedenkenträger an zu nörgeln. BILD

Gefährliche Arroganz der Energiekonzerne Die Energieversorger verlangen statt einer Brennelementesteuer die Einführung eines Atomfonds – der sie nichts kosten würde, wohl aber den Steuerzahler. Mit solchen unrealistischen Forderungen setzen die Konzerne die Verlängerung der Akw-Laufzeiten aufs Spiel. Financial Times Deutschland

Im Googlegnadentum Google greift mit hoheitlichem Duktus in die Privatsphäre der Deutschen ein, und die Politik schaut zu. Nur wenige scheinen den Missbrauch der gigantischen Datenmengen zu fürchten. Man müsste sich fast wünschen, Google wäre der Staat – und unterläge der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. FAZ

Die Google-Panik Über die Hysterie beim Kampf gegen Onlinestadtpläne. AZ

Die Fantasie der Wahlfälscher Ruanda ist ein Härtefall, gespalten nach Bürgerkrieg und Völkermord. Doch das taugt nicht als Ausrede für Wahlmanipulation. Nicht mal in Afrika, wo sie alle Tricks kennen. Frankfurter Rundschau

Die Welt als Werkstatt Die Katastrophen auf der Welt spiegeln wider, was die Wissenschaft über die Folgen des Klimawandels schon lange prognostiziert. Und wie reagiert die Politik? Die betrachtet die Welt als Werkstatt. Süddeutsche Zeitung

Putin im Feuer Der tragische Tod eines Soldaten: Ein brennender Baum erschlug einen zur Brandbekämpfung in den Wald befohlenen jungen Mann, der damit zu einem der inzwischen über 50 Opfer der verheerenden Wald- und Torfbrände in Russland wurde. Die Meldung über seinen Tod war kaum veröffentlicht worden, da folgte schon die heldische Verklärung. Aber hilft das auch dem brennenden Russland? WELT

Paralysis at the Fed Ten years ago, one of America’s leading economists delivered a stinging critique of the Bank of Japan, Japan’s equivalent of the Federal Reserve, titled “Japanese Monetary Policy: A Case of Self-Induced Paralysis?” With only a few changes in wording, the critique applies to the Fed today. New York Times

Radical Britain Britain has embarked on a great gamble. Sooner or later, many other rich-world countries will have to take it too Economist

Go Ahead, Republicans, Make Obama’s Day A high-profile throwdown over the president’s Consumer Financial Protection Bureau pick is exactly what the White House needs. Mother Jones

Sacrilege at Ground Zero America is a free country where you can build whatever you want — but not anywhere. Washington Post