Angie, Horst und Guido im Nebel. Was haben wir Bürger denn da zusammengewählt? Nach 100 Tagen ist klar: kein Profil, keine Führung, und das mitten in der Krise. Gute Nacht! Stern
Vom Fehlstart zum Neustart. In den Wahlkampf zogen Union und FDP noch als Wunschpartner. Doch nach der Liebesheirat folgte der Katzenjammer. Ein Rückblick auf 100 Tage Schwarz-Gelb. Die Zeit
Kursbestimmung nötig. Hundert Tage Schwarz-Gelb sind kein Grund zum Feiern. Dauerzoff und schlechte Laune hatten die Stimmung der Koalitionäre schon nach den ersten 50 Tagen geprägt – bis heute haben Union und FDP keine gemeinsame Überschrift für ihr Ziel, für ihr Projekt gefunden. Kölnische Rundschau
100 Tage schwarz-gelber Irrsinn. Den Aufbruch zu neuen Ufern hat sie uns versprochen. Stattdessen produziert die Koalition tagtäglich heilloses Durcheinander. Keine Regierung hat in so kurzer Zeit so viel Chaos angerichtet wie diese Ansammlung zerstrittener Politiker. Über all dem thront Angela Merkel – schweigend, kontur- und richtungslos. Financial Times Deutschland
100 Tage, 10 Flops Bild
Schwache Politiker verstehen unter Regieren das Abarbeiten eines Koalitionsvertrages. Starke Regierungen antworten auf die Herausforderungen, die sich ihnen stellen. Dass Regieren heißt, die Interessen des Gemeinwesens über die der eigenen Partei zu stellen, ist mehr als nur ein Allgemeinplatz. Berliner Zeitung
Die offenkundige Absicht, sich bis zur Wahl im Mai bedeckt zu halten, könnte den verunsicherten Wähler auch dazu führen, weit härter abzustrafen als bei mehr Offenheit. Thüringer Allgemeine
100 Tage sind nicht viel angesichts einer 1460 Tage währenden Legislaturperiode. Diese Koalition hat Glaubwürdigkeit eingebüßt. Aber noch bleibt ihr Zeit genug, leichtfertig verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen – durch überzeugende inhaltliche Reformen. Berliner Morgenpost
Entscheidend sind die dritten 100 Tage. Sie senken die Steuern, ohne zu wissen, wo das Geld dafür herkommen soll. Sie verbreiten Ratlosigkeit in der Afghanistan-Politik. Und sie lassen kaum ein Feld aus, um inhaltliche Differenzen und persönliche Abneigung auszudrücken. Hamburger Abendblatt
Dem Beginn wohnt kein Zauber inne. Dass der Start der Regierung Merkel II gelungen sei, werden wohl nur Mitglieder der Koalition behaupten, und selbst die glauben nicht daran. In Nordrhein-Westfalen wollen die schwarz-gelben Parteifreunde schon erste Beschlüsse zurückdrehen. Märkische Allgemeine
Koalition auf der Suche. Ginge es noch 200 Tage so weiter wie in den ersten 100 Tagen, dann würde die schwarz-gelbe Koalition ihren ersten Geburtstag nicht erleben. Vorzeitig gescheitert an zu viel Eitelkeit der kleinen Parteien, am Führungsmangel im Zentrum und am Mangel an Weitblick Lausitzer Rundschau
Leere Seiten. Vor hundert Tagen ist eine freudlose Ära der deutschen Politik zu Ende gegangen. Darin waren unfähige Leute am Werk, die eine Große Koalition in der Regierung mühsam über die Zeit geschleppt haben. So haben CDU und CSU, vor allem aber die Freien Demokraten die politische Lage im Herbst 2009 beschrieben. Hannoversche Allgemeine
Arbeit für die Liberalen. Fast 15 Prozent hat die FDP bei der Bundestagswahl erreicht. Inzwischen sind viele Wähler enttäuscht. Die Partei glaubt, lediglich ihr „Erscheinungsbild“ sei verbesserungsfähig. Wenn sich die FDP weiter auf diese simple Position zurückzieht, wird sie ihr blaues Wunder erleben. FAZ
Öffentlicher Dienst
Am Ende werden alle verlieren. Die Warnstreiks im Öffentlichen Dienst sind angelaufen. Es geht um fünf Prozent mehr Lohn – eine Forderung, die so gar nicht in die Zeit der Finanzkrise passen will. Vielleicht rekrutiert Ver.di auf diesem Wege kurzfristig neue Mitglieder. Auf lange Sicht ist es aber ein Verlustspiel. Die Welt
Streitbereitschaft dank Lohnsicherheit. Mit ihren Streiks im öffentlichen Dienst müssen die beteiligten Gewerkschaften aufpassen. Im Gewerkschaftslager ist die Strategie nicht einheitlich. Verdi & Co bewegen sich auf dünnem Eis. Handelsblatt
Streik mit Samthandschuhen. Das war ein recht verhaltener Warnschuss, den die Gewerkschaften da abgegeben haben: Warnstreiks in Samthandschuhen. Und es ist ver.di & Co. anzumerken: Das ganz schwere Geschütz wagen sie nicht aufzufahren in dieser sehr speziellen Tarifrunde Nürnberger Nachrichten
Gutes Geld für guten Service vom Staat. Ver.di will, dass der Staat mehr in den öffentlichen Dienst investiert – eine gute Idee. Die Zeit
Missbrauch an Jesuiten-Schulen
Nicht der Zölibat ist Schuld am Kindesmissbrauch. Die sexuellen Übergriffe auf Kinder in katholischen Schulen haben die Diskussion über den Zölibat wieder entfacht. Doch das ist zu kurz gegriffen. Denn überall wo Minderjährige betreut werden, besteht die Gefahr, dass sexuell gestörte Menschen den Kontakt mit Kindern suchen und finden. Die Welt
„Der Mythos Canisius-Kolleg hat etwas so Lächerliches“ Pater Klaus Mertes hat selbst erlebt, wie es ist, wenn Vertrauen missbraucht wird. Auch deshalb wollte der Rektor die Mauer des Schweigens durchbrechen Die Zeit
Die Kirche, der Missbrauch und der Verdacht. Der Skandal am Canisius-Kolleg ist keine Folge von Sexuallehre und Zölibat. Tagesspiegel
Pater Bernhard E. „Es tut mir leid“ Bild
Jetzt reden die Opfer. Bisher ist nur die „Spitze des Eisbergs“ zu sehen: Der Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg weitet sich aus – und auch an anderen Jesuiten-Schulen werden Vorwürfe laut. Süddeutsche Zeitung
Warum? Erstmals wagt die katholische Kirche Aufklärung Die Zeit
Toyota-Rückruf
Zu viel ist möglich. Toyota hatte sich ein Image der Unfehlbarkeit aufgebaut, was Zuverlässigkeit und Langzeitqualität angeht. Daraus entstand Vertrauen. Dass ausgerechnet Toyota jetzt ins Trudeln gerät, erhöht die Dramatik – gibt aber auch Anlass, den Kosten- und Leistungsdruck, der dem System Autoindustrie eigen ist, zu hinterfragen. Die Welt
Toyotas Elchtest. In der Debatte um Qualitätsprobleme ist die Medienarbeit der Japaner ein Totalausfall. Dabei könnten sie von Daimler lernen. Financial Times Deutschland
Warum die Auto-Rückrufe Toyota ins Mark treffen. Wegen eines fehlerhaften Gaspedals ruft der weltgrößte Autobauer Millionen Autos in die Werkstatt. Die Mängel treffen Toyota zur Unzeit an seinem empfindlichsten Punkt. Als Vorbild könnte Toyota ausgerechnet Mercedes dienen. Wirtschaftswoche
Eine Strategie, die sich rächt. Nach dem Gaspedal-Rückruf droht Toyota nun neues Ungemach. Beim Hybridmodell Prius besteht der Verdacht auf Bremsprobleme. Hier rächt sich eine neue Strategie des Autobauers Kölner Stadt-Anzeiger
Kleine Teile mit globalen Wirkungen. Ein defektes Gaspedal bringt eine Weltfirma zum Straucheln. Dabei ist Toyota kein Einzelfall. Die „Gleichteilestrategie“ der Automobilindustrie hat die finanziellen Risiken im Falle eines Fehlers enorm gesteigert. Stern
Moderner Straßenkampf. Weltmarktführer Toyota plagt sich mit klemmenden Gaspedalen und defekten Bremsen herum – und was macht Herausforderer VW? Der setzt einfach zum Überholmanöver an. Süddeutsche Zeitung
Bigger Is Not Always Better. What the Toyota shutdown can teach us about growth. Forbes
Toyota’s Digital Disaster. In the Google era, how do you manage a product recall and a public-relations fiasco? Don’t do what Toyota’s done. Newsweek
Griechenland
EU zwingt Athen zu scharfen Reformen. Brüssel stellt erstmals in der Geschichte der Währungsunion einen Euro-Staat unter strikte Aufsicht. Für Griechenland ist dies faktisch mit einem teilweisen Verlust der staatlichen Souveränität verbunden. Doch auch die Überwachung durch die EU befreit Ökonomen nicht von ihren Zweifeln am hellenischen Sanierungskur. Handelsblatt
Furcht vor dem großen Knall. Dem Kollaps der Bank Lehman Brothers folgte ein Flächenbrand. Ähnlich schwere Folgen hätte ein Bankrott Griechenlands. Also muss die EU helfen – auch wenn es weh tut. Süddeutsche Zeitung
Alternativlos. Griechenland steht jetzt unter Aufsicht der EU-Aufsicht. Das ist recht so, denn die Griechen haben es sich selbst zuzuschreiben, dass es soweit gekommen ist. Kölnische Rundschau
Griechenland unter Aufsicht. Die EU-Kommission hat gegen Griechenland das gesamte Sanktionsarsenal aufgefahren, das in den europäischen Verträgen im Falle schlechter Wirtschafts- und Finanzpolitik vorgesehen ist. Angesichts der griechischen Statistik-Schummeleien steht die Frage im Raum, ob sie damit nicht zu spät kommt. FAZ
EU Backs Greek Spending Cuts. The European Commission accepted Greece’s plan to slash its budget deficit, but warned that further spending cuts and new taxes might be needed to fix the country’s public finances. Wall Street Journal
… one more thing!!
Besonnene Berner. Die Schweizer Regierung in Bern hat in der Datenklau-Affäre Besonnenheit gezeigt und jede Eskalation des Konfliktes vermieden. Der bereits vor einem Jahr eingeschlagene Weg, auf dem sich die Schweiz verpflichtet hat, mindestens allen OECD-Ländern im Kampf gegen die Steuerflucht keine Knüppel mehr zwischen die Beine zu werfen, soll auch mit Deutschland fortgesetzt werden. Börsenzeitung
Leitartikel
Weniger als die Summe. Reibungslos hat noch keine neue Koalition in Deutschland mit dem Regieren begonnen, nicht einmal das rot-grüne „Projekt“. Auch war das schwarz-gelbe Bündnis in seinen ersten hundert Tagen nicht untätig. FAZ
Wie wir leben. Natürlich sind viele Gemeinden nicht unschuldig an ihrer Lage. Doch das ändert nichts daran, dass die Gemeinden in Deutschland auf unverantwortliche Weise unsolide behandelt werden. Wenn eine geplante Kommission hier wirklich etwas ändern sollte, dann müssten die Kommunen künftig von Anfang an in jede bundesstaatliche Entscheidung eingebunden werden, die Auswirkungen auf ihre Ebene hat. Tagesspiegel
Zwischen uns und die Schweizer passt keine CD. Bild
Freie Bahn für den Wettbewerb. Die Bahn hat in den letzten Jahren kaum den Eindruck erweckt, um die Gunst der Kunden zu buhlen. Auch der neueste Vorstoß der Konzerntochter DB Regio wird zunächst die Zornesader der Fahrgäste anschwellen lassen. Financial Times Deutschland
The Problem with Football: Our favorite sport is too dangerous. How to make the game safer Time
The Depressing News About Antidepressants. Studies suggest that the popular drugs are no more effective than a placebo. In fact, they may be worse. Newsweek
End Don’t Ask, Don’t Tell. The existing policy enforces second-class citizenship that is incommensurate with the ideals of American democracy. There’s no better time to end it than during Black History Month. The Nation
Is Obama Failing? – David Boaz vs. Elaine Kamarck, The Economist