Köhlers Berliner Rede, die Abwrackprämie, der kommende G20 Gipfel und Nachrufe auf den Dollar als Leitwährung

Köhler analysiert mit einfachen, aber treffenden Worten den Kern des Problems: Zu viele Leute mit viel zu wenig eigenem Geld konnten jahrelang riesige Finanzhebel in Bewegung setzen. Und genau diese Leute waren auch ziemlich gut darin, ihren Mitbürgern im globalen Dorf weiszumachen, Schulden seien schon für sich genommen ein Wert; man müsse sie nur handelbar machen, so das Handelsblatt

Die kommenden Monate werden sehr hart„, hat Köhler hinzugefügt. Auch das traut sich in Vorwahlkampftagen kein Regierender dem Volk ins Gesicht zu sagen. Vielleicht kann so deutlich nur einer werden, der Teil des politischen Systems ist, aber nicht handeln muss. Einer auch, der Teil dieses Finanzsystems war und heute eingesteht, dass er daran gescheitert ist. Und trotzdem Optimist geblieben, findet der Tagesspiegel

Es gibt zweierlei Arten des Scheiterns: das aus eigener Unfähigkeit und das aus der Unfähigkeit anderer. Dass Bundespräsident Köhler die Berliner Rede mit einer Geschichte seines Scheiterns an anderen beginnen konnte, ist ein Hinweis darauf, dass Deutschland einen fähigen Mann zur rechten Zeit an der richtigen Stelle hat, glaubt die FAZ.

Wer weiter propagiert, Wachstum sei über die Fütterung der Happy Few zu erreichen, ist nicht mehr konsensfähig. In dieser Korrektur liegt eine Chance: Wer Solidarität als Leitideologie fordert, macht die eigene Rede anschlussfähig für Forderungen seitens der Mehrheit, so die TAZ.

Die gute Nachricht des Tages ist, dass der Bundespräsident eine überzeugende Berliner Rede gehalten hat. Die schlechte Nachricht ist, dass sie keine Wirkung zeigen wird, meint der General-Anzeiger Bonn (Print).

Ein solider Auftritt des Staatsoberhauptes, aber keiner, der einen wirklich vom Stuhl riss, findet der Express (Print).

Eine Rede, wie der erste Mann im Staate sie jetzt gehalten hat, hätte die erste Frau in der Bundesregierung längst halten müssen, urteilt die Augsburger Allgemeine (Print).

Mit seiner radikal-reformerischen „Berliner Rede“ zur Regulierung und Erneuerung der Märkte hat sich der frühere IWF-Chef als Präsident mit Fachkenntnis, Augenmaß und Anstand positioniert, der wohl den meisten Bürgern aus dem Herzen spricht. Und dem keine Partei widersprechen möchte, zumindest nicht offen, so der Wiesbadener Kurier.

Die Abwrackprämie ist ein Konsumgutschein mit Zweckbestimmung. Ein außerordentlich erfolgreicher dazu. Eine Verlängerung – vielleicht mit einem etwas niedrigeren Satz – warum nicht? Auch solche kurzfristigen, aber schnell wirksamen Maßnahmen haben ihre Existenzberechtigung in der Krise, findet die Schweriner Volkszeitung.

Mindestens bis Mai würde es dauern, hatte man geschätzt, bis die 1,5 Milliarden Euro aus dem Abwracktopf abgerufen seien. Jetzt sieht es so aus, als würde er schon zu Ostern leer sein – deutlich zu früh, um im September noch wahlkampfwirksam zu sein. Da könnte es kriegsentscheidend sein, als Erster den Ruf nach Verlängerung zu erhören und im Erfolgsfall darauf verweisen zu können, meint die FAZ.

Es gehört schon etwas Mut und Weitsicht dazu, in diesen Tagen vor dem G 20 Gipfel Freizügigkeit im Güter-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr auszubauen. Aber genau daran mangelt es. Angesichts der weit verbreiteten Globalisierungsskepsis hören viele Politiker lieber auf Volkes Stimme, als ihrer politischen Einsicht zu folgen, meint das Handelsblatt

Ein „Papiergoldstandard“ könnte einen Weg aus der globalen Finanzkrise bieten. Zhou Xiaochuan, der Gouverneur der chinesischen Zentralbank, hat vorgeschlagen, die Welt von ihrer Abhängigkeit vom Dollar zu lösen und sie an einer neuen Leitwährung, die vom Internationalen Währungsfond gesteuert werden soll, auszurichten. Die Idee ist gut – wenn China nur auch wirklich dahinter stehen würde, so das Handelsblatt.

Leitartikel

Auf diese Rede hat Deutschland gewartet – es war eine Deutschstunde mitten in der Krise! Horst Köhler hat in seiner vierten und letzten Berliner Rede vor der Bundespräsidentenwahl im Mai klare Worte gesprochen. BILD

Bundespräsident Horst Köhler bekommt für seine Berliner Ansprache auch Beifall vom politischen Gegner. Präzise Antworten auf die wirklich schwierigen Fragen gibt er aber nicht. Frankfurter Rundschau

Eine Rede mit hohem Moralgehalt, aber wenig Konkretion: Wie Bundespräsident Horst Köhler in seiner Berliner Rede versucht, Anstoß zu vermeiden und seine Wiederwahl zu sichern. Süddeutsche Zeitung

Über den Dollar als Leitwährung für die Welt wird nicht länger nur in Washington entschieden. Als größter Dollar-Gläubiger redet die Volksrepublik mit. FAZ

Die USA galten einst als der Hort freier Marktkräfte und Europa als die Heimat der Interventionisten, die hemmungslos in die Wirtschaft eingreifen. Die Finanzkrise hat dieses Bild mächtig ins Wanken gebracht. FTD

Zehn Jahre nach Beginn des Kosovo-Kriegs am 24. März 1999 macht sich in der deutschen Öffentlichkeit Geschichtsklitterung breit. Nicht nur von links ist immer häufiger die Anklage zu hören, die Nato habe damals unter Bruch des Völkerrechts einen „Angriffskrieg“ gegen Serbien geführt… Die Welt

Hat eine 93-Jährige Anspruch auf Sterbehilfe, wenn sie nicht sterbenskrank ist? Ein Fall in Belgien entfacht die Euthanasie-Diskussion von neuem – und führt auf die eine zentrale Frage. WAZ

Stan Greenberg, who polled for Bill Clinton, Nelson Mandela, Ehud Barak and Tony Blair, says that the best leaders learn from their crashes, adjust, persist and succeed. New York Times

US-Präsident Barack Obama beschreibt  seine Ziele selbst:  „A time for global action“ in der Chicago Tribune