Große Koalition, Daimler, Konjunkturpakete beidseits des Atlantik

Keine der an der Koalition beteiligten Parteien verspricht sich derzeit einen Vorteil aus dem Verlassen des Bündnisses, weshalb auch CSU-Chef Seehofer nicht mit dem eigenen Austritt drohte, sondern die SPD dazu aufforderte, meint die FAZ

Endzeitstimmung in der Großen Koalition. Vorzeitige Neuwahlen scheinen da plausibel. Alle Parteien wären freilich gut beraten, sich von solchen Gedankenspielen umgehend zu verabschieden, fordert die Neue Osnabrücker Zeitung in ihrer heutigen Printausgabe.

Jetzt schlägt die Stunde der großen und kleinen Maulhelden. Jetzt melden sich all diejenigen zu Wort, die offen provozieren, dezent beleidigen, folgenlos diffamieren und ihre kümmerlichen Muskeln spielen lassen. Die drinnen mauscheln und draußen meckern, meinen die Stuttgarter Nachrichten (Print).

Dass es ein halbes Jahr vor einer Bundestagswahl im Koalitionsgetriebe knirscht, ist nämlich kein Staatsnotstand, sondern der politische Normalfall, so die Abendzeitung aus München.

„Cui bono?“ fragten schon Roms Republikaner. Wer hätte den Nutzen von einer vorgezogenen Neuwahl? Richtig, nur die FDP, die ihre „beängstigende Frühform“ (so Hessens Spitzenkandidat Wolfgang Gerhardt) aus den Umfragen möglichst rasch in ein reales Wahlergebnis umsetzen will, befindet der Wiesbadener Kurier.

Union und SPD müssen jetzt nachlegen. Auch wenn’s im Superwahljahr schwer fällt, haben sie sich auf eine gemeinsame Linie zu einigen, so der Reutlinger Genearl-Anzeiger (Print).

Wer jetzt noch Geld hat, ist König. Neuerdings kassieren daher nicht nur die Banken, sondern Großinvestoren bei Kapitalerhöhungen. So wie das Emirat Abu Dhabi, das beim Daimler-Einstieg einen satten Rabatt einstreicht. Wirtschaftswoche

Wenn der Bundeswirtschaftsminister noch kein Dankesschreiben nach Abu Dhabi abgeschickt hat, dann sollte er es umgehend tun. […] Aber die Araber nehmen der Regierung nun möglicherweise eine Arbeit ab, der sie selbst wohl kaum gewachsen wäre, meint Die Welt.

Wichtiger als die gut zwei Milliarden Euro, die der Investor Aabar mitbringt, sind dessen Ziele: Die Scheichs wollen die Entwicklung von Elektroantrieben, effizienteren Verbrennungsmotoren und leichten Werkstoffen vorantreiben, analysiert der Tagesspiegel.

Mit seinen arabischen Eignern hat Daimler bislang beste Erfahrungen gesammelt: Das sind keine auf kurzfristige Gewinne erpichte Heuschrecken, sondern verlässliche Partner, desinteressiert am Tagesgeschäft wie an Aufsichtsratssitzen, so die Badische Zeitung.

Die Bundesregierung würde auf das öffentliche Zelebrieren der prognostischen Abwärtsspirale liebend gerne verzichten. Ein Schweigegebot für Wirtschaftsforscher löst die ökonomischen Probleme jedoch auch nicht, findet die Neue Presse Hannover (Print).

Wir sollten die Prognosen also sehr ernst nehmen, sie jedoch dennoch relativieren. Denn die Frage, warum die gleichen Experten, die heute Horrormeldungen verbreiten, kürzlich die Rezession deutlich unterschätzten, darf man durchaus stellen. Folgefrage: Wie zuverlässig sind ihre jetzigen Vorhersagen, fragt die Westdeutsche Zeitung.

Hochkonjunktur haben in der Krise nur noch die Schwarzmaler. Man überbietet sich im Pessimismus, als gebe es kein morgen mehr. Wann empfiehlt eigentlich der Erste den Bau der Arche Noah? Dresdner Neueste Nachrichten (Print)

Will private investors nibble? The potential returns look juicy, even though they must share profits equally with the taxpayer. Big firms that would be in the running to manage funds in the programme, such as BlackRock and PIMCO, have given it a cautious welcome. Economist

Über den Steuerzahlern schwebt allerdings ein Damoklesschwert, die Finanzierung des Geithnerschen Sanierungsprogramms. Durch die Finanzierungsmodalitäten kann der staatliche Finanzierungsanteil im Extremfall auf mehr als 12 Dollar pro investiertem privatem Dollar ansteigen. Handelsblatt

„Hexen von AIG-wick“ hätte John Updike sie getauft. Sie ist männlich, trägt Nadelstreifen, wohnt in der Großstadt, verwandelt Mist in Gold, um es dann wieder zurück in Mist zu verwandeln – und kassiert für diesen Zaubertrick Boni in Millionenhöhe, findet die FTD

Leitartikel

Für den Daimler-Konzern ist der Einstieg des Emirats Abu Dhabi ein Glücksfall. Der neue Aktionär schützt vor feindlichen Übernahmen und hilft bei der Entwicklung moderner Autos. Frankfurter Rundschau

Die US-Regierung will die Banken auf eine ganz besondere Weise retten: Sie lässt Finanzinvestoren mit erheblichen Summen Staatsgeld spekulieren. Financial Times Deutschland

Was Mercedes mit Opel zu tun hat? Ganz einfach: Schade, dass die Scheichs aus Abu Dhabi nicht in Bochum und Rüsselsheim einsteigen. WAZ

Abu Dhabi wird größter einzelner Eigentümer von Daimler. Ist das der Ausverkauf unserer Industrie-Perlen, die in der Krise zu Schnäppchen werden, fragt sich die BILD

Die Zukunft der Autoindustrie: Was kommt nach dem Abschied vom Erdöl? Mit dem Petro-Geld der Scheichs sucht Daimler neue Wege mit alternativen Antriebstechniken. Denn wer da nicht mithält, droht liegenzubleiben – spätestens beim nächsten Ölpreis-Boom. Süddeutsche Zeitung

Es ist zu Beginn dieses Frühlings vor allem der oberste amerikanische Währungshüter Ben Bernanke, der seinen Landsleuten vorsichtig Hoffnung auf ein Ende der konjunkturellen Eiszeit macht. FAZ

It will be tempting to laugh, if and when the communiqué from the London G20 summit contains the familiar pledges to avoid protectionism. But it is probably important that world leaders at least promise to follow the path of virtue – even if they know that they may sin, so die Financial Times

US Finanzminister Timothy Geithner erklärte selbst seinen Bad Banks Assets Plan im Wall Street Journal

Obama needs some FDR magic. In 1934, Franklin Roosevelt defied history and boosted his agenda by increasing Democrats‘ strength in Congress. Can the current president do the same in 2010? Los Angeles Times