Europa hat gewählt und Arcandor muss in die Insolvenz. Die zeitliche Nähe der Ereignisse ist nicht ganz zufällig. Der Politik fällt Prinzipientreue nach Wahlen jedenfalls deutlich leichter als vorher. Thüringer Allgemeine
Der Insolvenzantrag für Karstadt bietet Arcandor endlich eine saubere Zukunftsperspektive. So paradox es klingen mag: Für eines der traditionsreichsten deutschen Unternehmen ist mit dem heutigen Tag die Zeit der Ohnmacht vorbei. Financial Times Deutschland
Der Kursschwenk der Regierung ist vor allem Opportunismus nach der Opel-Rettung, die keine politische Dividende garantiert hat. Zu katastrophal fiel das Echo aus. Die Europawahl hat für den Rest gesorgt. Die Welt
Die Option der Insolvenz sollte die Regierung auch bei der Rettung von Opel nicht länger ausschließen. Bis auf die frühere Abhängigkeit vom amerikanischen Mutterkonzern General Motors, der übrigens auch den Weg in die Insolvenz gewählt hat und dessen Autos trotzdem weiter verkauft werden, gibt es zwischen Opel und Arcandor manche Ähnlichkeit. Das reicht vom Missmanagement bis zur verlorenen Gunst der Kunden. FAZ
Leitendes Prinzip der Hilfen muss sein, nur so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich in den Wettbewerb einzugreifen. Nach dem Ende der Illusion besteht wieder Hoffnung auf solche Vernunft. Berliner Zeitung
Tausende Beschäftigte werden ihren Arbeitsplatz verlieren und viele Familien um ihre wirtschaftliche Existenz bangen. Das sind die bitteren Folgen der Insolvenz des Handelsriesen Arcandor – und niemand sollte sie kleinreden. Hamburger Abendblatt
Die Insolvenz muss keineswegs ein Massensterben der Karstadt-Kaufhäuser, Verödung vieler Innenstädte und massive Arbeitsplatzverluste nach sich ziehen. Die Chance, einen Großteil der Häuser zu retten, ist gegeben. Der Betrieb soll zunächst weitergehen, die Verhandlungen mit Interessenten und die Suche nach Lösungen werde im Insolvenzverfahren nicht eingestellt, im Gegenteil. Schweriner Volkszeitung
Die Hoffnung trügt, dass das Schlimmste der Finanzkrise schon überstanden sei. Den Banken fehlt noch immer Kapital. Financial Times Deutschland
Es ist kein Indiz für Gelassenheit, wenn EU-Währungskommissar zusätzliche nationale Stresstests fordert. Hat der Kommissar Informationen, die ihm seine Forderung sinnvoll erscheinen lassen? FAZ
Neue Herausforderungen am Geldmarkt. Die Krise hat den Interbankenhandel nachhaltig verändert – Risiken dominieren das Geschäft. Börsenzeitung
Yellow Weeds, Not Green Shoots Wall Street Journal
Prudent Germany will reap long-term rewards Financial Times
The process of returning banks to private ownership begins Economist
Keine Zeit für „Trauerarbeit, Franz Müntefering im FAZ Interview
Demokratie-Zwang macht nichts besser. Aus Desinteressierten werden keine glühenden Demokraten, wenn sie ihre Stimme wie ihre Steuerklärung abgeben müssen. Zur Wahlpflicht-Forderung des SPD-Bundestagsabgeordnete Jörn Thießen kommentiert Die Welt
Im Schönreden von Wahlniederlagen hat es die SPD schon seit geraumer Zeit zur Meisterschaft gebracht. Nun scheint sich aber noch Realitätsverweigerung in der Partei auszubreiten. Berliner Zeitung
Sollten defekte Geschwindigkeitssonden den Absturz verursacht haben, würde der Nimbus von Air France geschädigt werden. Und auch das Ansehen Frankreichs Süddeutsche Zeitung
Nach dem Absturz des A330 der Air France vor Brasilien gerät der Hersteller Airbus in die Kritik. Nach einem Medienbericht setzen Fluggesellschaften Airbus wegen der Geschwindigkeitssonden unter Druck, die vor dem Absturz offenbar versagt hatten. Die Welt
Leitartikel
Pleite ist schlimm, aber sie bietet die Chance für einen Neuanfang – vielleicht mit weniger, aber dafür sichereren Arbeitplätzen. Die Mitarbeiter hätten es verdient! BILD
Die Arcandor-Eigentümer haben versagt. Sie wollten die öffentliche Hand überstrapazieren. Der Staat hat sich dem widersetzt – und zwar zu Recht. Süddeutsche Zeitung
Arcandor-Chef Eick ist ein Zauderer. Er hat die Zukunft seiner Firma vollends verspielt – und das im Auftrag seiner Großaktionäre. Ein ausgeklügelter Insolvenzplan, der die Gläubiger nun am Unternehmen festhalten lässt, ist weit und breit nicht in Sicht. Wäre er früh genug vorbereitet worden, hätte es Hoffnung geben können. Handelsblatt
Pleite ist das schlimmste anzunehmende Geschäftsmodell für Arcandor. Aber als Folge eines schweren Missmanagements bleibt nur die Zerschlagung des Konzerns. Frankfurter Rundschau
Noch ist das große Europa nicht verloren. Gegen Desinteresse der Wähler, Verwirrung der Ränder, politische Blässe und kreisende Geschäftigkeit in EU-Brüssel helfen, wie zu Zeiten der Gründer, nur Vision und Führung. Andernfalls wird aus der Finanz- und Wirtschaftskrise die Krise Europas. Die Welt
Der Einstieg des Emirats Katar in Stuttgart würde beiden Seiten nutzen. Doch selbst mit diesem Schritt könnte sich Porsche-Chef Wiedeking nicht aus der Defensive befreien – die entscheidende Rolle spielt weiterhin sein Widersacher Ferdinand Piëch. Financial Times Deutschland
Der Hysterikerstreit. Es gibt mehrere deutsche Vergangenheiten, die nicht vergehen wollen. Im Jubeljahr 2008 hätte die vierzig Jahre zurückliegende deutsche Kulturrevolution eigentlich historisiert werden können. Tatsächlich aber wurde sie nicht eingeordnet, sondern glattgeschliffen. FAZ
Lebanon’s government is far from being stable. Nevertheless, on election day, the Lebanese mainstream, armed only with ballots, not bullets, won. New York Times
At first glance, three recent airline accidents appear to have little in common. January’s miraculous splash landing of a US Airways jetliner in the Hudson River followed a bird strike. February’s crash of a Continental Connection turboprop in suburban Buffalo appears linked to pilot error. And early suspicions about last week’s plunge of an Air France flight into the Atlantic Ocean off the coast of Brazil are focusing on the plane’s air-speed sensor system. USAToday