Grüne, Papst, Schuldenkrise & Nato

Die Mittelschicht fest im Blick. Beinahe gelang, was die Führung der Grünen geplant hatte: ein Parteitag der Harmonie. Die ersten Realos aber runzeln bereits die Stirn, wenn sie im Geiste alle Belastungen für Mittelschicht und Mittelstand addieren. FAZ

Politik auf der Straße. Mit der Absage an die Olympiabewerbung und Parteichefin Roth kehren die Grünen zurück zu Aktionismus und außerparlamentarischem Protest. Doch damit verwischen sie die Grenzen zwischen Partizipation und Populismus Süddeutsche Zeitung

Sankt Florian wartet schon. Die Grünen wollten „die Republik rocken“, doch inhaltlich rockt bei ihnen ziemlich wenig. Den angestrebten Platz im politischen Establishment müssen sie noch begründen. Tagesspiegel

Graue Schatten über der grünen heilen Welt. Der Grünen-Parteitag strahlte Seriosität und Siegesgewissheit aus. Doch die Entscheidung gegen Olympia stört – und düpiert Claudia Roth. Die Zeit

Nur Olympia bleibt als Ventil. Entspannte Debatten in Freiburg: Rückzug der Münchner Olympia-Bewerbung, Totalumstellung auf Ökostrom und die Bürgerversicherung. Dabei sollte der Parteitag eigentlich zeigen, dass die Grünen ihr Umfragehoch als Arbeitsauftrag behandeln. Frankfurter Rundschau

Auftrag vermasselt. In ihrer Hochburg Freiburg präsentierten sich die Grünen kämpferisch und zuversichtlich, manchmal selbstverliebt und visionär, manchmal auch etwas langweilig. Mit dem Votum gegen Olympia jedoch schaden sie sich selbst am meisten. Kölner Stadt-Anzeiger

Fliegende Teppiche in Freiburg. Auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Freiburg demonstrieren die Grünen Geschlossenheit. Angesichts steigender Umfragewerte stellt sich die Frage, welche Wege die Partei künftig nehmen wird. Stern

Unter dem grünen Teppich. Gegen Schwarz-Gelb, gegen Gorleben und gegen Stuttgart 21 waren sie schon vorher. Die Grünen muten ihrer Wählerklientel einiges zu. Aber sie trauen sich nicht, ihrer eigenen drohenden Zerreißprobe ins Auge zu sehen. Frankfurter Rundschau

Ein bisschen Ehrlichkeit. Grün will die eigene Klientel zur Kasse bitten. taz

Stark im Wohlfühlen. Der Zeitgeist ist grün. In den demoskopischen Befunden bricht die Öko-Partei immer neue Sympathie-Rekorde. Lausitzer Rundschau

Die Grünen entwickeln sich zur Enteignungspartei. Der linke Grünen-Flügel triumphiert. Die Vorstellungen zur Bürgerversicherung sind ein Anschlag auf die Mitte der Gesellschaft. Die Welt

Im grünen Bereich. Ist die Nervosität der anderen Parteien ein Zeichen ihrer Stärke? Dann sind die Grünen kräftiger denn je. Denn noch nie war der Chor ihrer Kritiker vielstimmiger, das Urteil schillernder und zugleich negativer als heute Hanoversche Allgemeine

Mitgerissen vom Zeitgeist. Früher bestand die gesellschaftliche Mitte aus konfessionellen, ideologischen, sozialen und landsmannschaftlichen CDU – und SPD-Wählerblöcken. Das hat sich geändert: Die Stärke, die der Mainstream verleiht, trägt nur bis zum nächsten Umschwung der Stimmung. FAZ

Die Lust auf Macht macht lammbrav. Auf dem Weg zur dritten Volkspartei präsentieren sich die Grünen in Freiburg. Den Willen zu Reformen haben sie dabei geschickt mehrheitsfähig verpackt. Stern

Sozialer Frieden kostet Geld. Unterm Strich die bessere Versorgung taz

Papst & Kondome

Männliche Prostituierte dürfen Kondom nehmen – sagt der Papst. Papst Benedikt XVI. rückt im Kampf gegen Aids von einer völligen Ablehnung der Kondome ab. In „begründeten Einzelfällen“ sei der Gebrauch erlaubt – auf das Präservativ aber solle man sich nicht „allein konzentrieren“. Süddeutsche Zeitung

Ein Bettler im Zeitalter des Relativismus. Die Kreierung von 24 neuen Kardinälen durch Papst Benedikt XVI. wird in den Hintergrund gedrängt durch ein neues Buch. Darin äußert Benedikt Verständnis für die Benutzung von Kondomen – in begründeten Einzelfällen. FAZ

Ein Segen – nicht nur für Afrika. Mit wenigen, bedacht platzierten Sätzen rückt der Papst vom kategorischen Kondomverbot der katholischen Kirche ab. Er weist damit darauf hin, wofür Kirche da ist: für die Menschen Tagesspiegel

14 Zeilen, eine Hoffnung. Mit den Äußerungen zum Kondom-Gebrauch nähert sich Papst Benedikt XVI. den Gläubigen seiner Kirche. Doch wer darin eine Sensation sieht, muss sehr tief in den Hirnwindungen vatikanischen Denkens leben. Süddeutsche Zeitung

Benedikt, ein Tabu-Brecher. Es ist nur ein einziger Satz in einem umfangreichen Buch. Doch er wurde auf der ganzen Welt wahrgenommen. Dieser eine Satz bedeutet nicht weniger als eine spektakuläre Wende, eine kleine Revolution WAZ

Huch, der Papst. Der Papst erlaubt im Einzelfall den Gebrauch von Kondomen. Und einige schwärmen schon von einem „revolutionären“ Vorgang innerhalb der katholischen Kirche: Huch, der Papst. Doch das große Wort Revolution ist im Zusammenhang mit dem Papsttum ein Widerspruch in sich Hannoversche Allgemeine

Männer werden Menschen. Nicht Enthaltsamkeit ist die Lösung, sondern Pragmatismus taz

Benedikt XVI. ganz privat „Die Wahl zum Papst war ein Schock für mich“ Bild

Der Mann, der mit dem Papst über Kondome sprach. Der Autor Peter Seewald hat mit einem sechsstündigen Papst-Interview einen Scoop gelandet. Kein Thema war dabei Tabu. Die Welt

Schuldenkrise

„Mehrere zehn Milliarden Euro“ Irland wird um Finanzhilfe aus Mitteln des Rettungsschirms der Euroländer und des IWF bitten. Es gehe um „mehrere zehn Milliarden Euro“, sagte Finanzminister Lenihan. Mit einem Vierjahresplan soll das Defizit jährlich um 15 Milliarden Euro sinken. FAZ

Irland greift nach dem EU-Rettungsschirm. Was lange debattiert wurde, wird jetzt endgültig Realität: Das schuldengeplagte Irland ist nicht mehr in der Lage, sich selbst zu helfen. Der Inselstaat bittet daher nun offiziell um Finanzhilfe aus Mitteln des Rettungsschirms der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds. Wirtschaftswoche

Euro-Finanzminister helfen Irland. Als erstes Euro-Mitglied wird das angeschlagene Irland unter den Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds schlüpfen. Die EU-Finanzminister einigten sich darauf, dem Land den hohen Milliardenkredit zu gewähren. Süddeutsche Zeitung

Kein IWF-Blankoscheck für die Iren. Jetzt ist es raus: Irland wird nach langem Zögern doch um Finanzhilfe der Eurozone und des IWF bitten. Die irische Presse spricht von Schande und Demütigung. Wie viele Milliarden fließen werden, ist noch offen, aber eines ist klar: Einen Blankoscheck bekommt Dublin nicht. Handelsblatt

Nagelprobe für Europa. Irland ist der erste Stresstest für den Krisenmechanismus. Jetzt muss sich zeigen, ob der Euro-Rettungsmechanismus reibungslos funktioniert. Frankfurter Rundschau

Die List der deutschen Banken. Deutschland soll jetzt auch Irland retten. Und die deutschen Banken finden das gut. Kein Wunder: Denn das schont ihre Bilanzen vor Abschreibungen. Längst hat die Finanzwelt die Politik fest im Griff. FAZ

Ireland has been betrayed by its leaders. The need for a bailout is the consequence of the government’s incompetence. It should pay for its failure Guardian

„Fear, rage, despair and distrust have been in the pot for two years. The new ingredient is shame“ Irish Times

Bail-outs are not a long-term fix for the euro. The current approach to the eurozone’s debt crisis cannot be pursued forever. Telegraph

Europe Races to Aid Ireland Wall Steet Journal

The European ‚dream’ has finally collided with reality. The drive towards a European superstate has had its flaws exposed at last Telegraph

A punt too far: As Dublin prepares to succumb to a bail-out, the European blame game begins Financial Times

Nato-Gipfel in Lissabon

Russland und Nato wollen gemeinsame Raketenabwehr. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges: Die Nato und ihr einstiger Gegner Russland wollen erstmals zusammenarbeiten und gemeinsam einen Raketenschirm aufbauen. Die Zeit

Der neue Partner droht mit Aufrüstung. Russland bleibt mit der Nato über die Raketenabwehr im Gespräch. Ungeklärt bleiben dabei aber nicht nur Details. Kein Wunder: Das Bündnis ist ja kein Intellektuellenclub, der die Geschichte einfach schnell umdeuten könnte. FAZ

Freund und Feind. Die Nato und Russland wollen sich erstmals gemeinsam gegen Bedrohungen schützen. Doch der neuen Freundschaft droht Ungemach aus Washington. Schafft es der neue Start-Vertrag nicht durch den Senat, wird in Moskau das Misstrauen wiederaufflammen. FAZ

Nato beschließt neuen Raketenschild in Europa und wappnet sich gegen Cyber-Attacken. Neues strategisches Konzept, Abzugsstrategie für Afghanistan, Nato-Reform: Binnen 24 Stunden hat die Nato auf ihrem Gipfel eine Serie wichtiger Beschlüsse gefasst. Viele Teilnehmer sprachen am Samstag in Lissabon von historischen Weichenstellungen Lausitzer Rundschau

Moskaus Spiel mit dem Papiertiger. Die Nato taugt in Russland als Projektion. taz

… one more thing!!!

The Demographic Future. Global demographics in the twenty-first century will be defined by steep declines in fertility rates. Many countries will see their populations shrink and age. But relatively high fertility rates and immigration levels in the United States, however, may mean that it will emerge with a stronger hand. Foreign Affairs

Leitartikel

Benedikts Erlösungswort. Wende im Vatikan: Mit der bedingten Abkehr vom Kondomverbot befreit der Papst die katholische Kirche von einer schweren Bürde. Opportunismus ist dabei nicht im Spiel. Der zeitlos gültige Grund für die bisherige Haltung bleibt unangetastet. Die Welt

Willkommen im Leben. Die Kehre von Papst Benedikt XVI. beim Kondomverbot war überfällig. Denn die rigorose Sexuallehre hat viel Leid verursacht. Aber Normen müssen den Menschen dienen, nicht umgekehrt. Frankfurter Rundschau

Zu kurz gesprungen. Es gibt noch viel zu ändern – jetzt ist der Papst gefordert AZ München

Irlands Politik ist ein einziger Skandal.
Erst hat das Land mit extrem niedrigen Steuersätzen anderen Ländern Jobs und Steuereinnahmen abgejagt. Und jetzt sollen die anderen ein zweites Mal zahlen, in dem sie Irland und seine Banken vor dem Zusammenbruch retten. Doch bleibt den starken Euro-Ländern nichts anderes übrig Bild

Flucht ins Kleingedruckte. Die Grünen setzen kühn auf Sieg. Dann müssten sie aber Politik für alle machen. Worüber auf dem Parteitag nicht diskutiert wurde, war das Grundsätzliche. FAZ

Problematische Vaterfigur. Die Fusion der Wirtschaftsprüfungsgiganten Deloitte und der Unternehmensberatung Roland Berger platzt. Es wäre eine einzigartige Konstellation gewesen. Letztendlich lief es aber so wie immer: Roland Berger entschied höchstselbst. Financial Times Deutschland

Die böse Bürgschaft. Wann werden die Bürgschaften aus dem Euro-Rettungsschirm fällig? Der Vorrat an Gemeinsamkeiten in Europa scheint aufgebraucht. Wirtschaftswoche

Der Hetzer – Joseph Goebbels: Der Mann, der Hitler machte Titelgeschichte Spiegel (Print)

Der Papst spricht über sein Leben, seinen Glauben und seine Sehnsüchte Das Interview Titelgeschichte Focus (Print)

The Brazilian model. Brazil needs to be more innovative to fulfil its promise of being the country of the future Economist

A paralysed, diminished America. When – or whether – US influence will bounce back Financial Times

U.S. in Vast Insider Trading Probe Wall Street Journal

Obama’s Failures… and Ours. Obama’s mistakes in office are nowhere near the whole story. The rest of us must shoulder our share of the blame, too. The Nation

Nuking the White House. Would Republicans make Indianapolis collateral damage in their eagerness to wipe out Obama? New York Times

Could She Reach the Top in 2012? You Betcha. Sarah Palin’s amateurism and liabilities are her badges of honor, and Republican leaders who want to stop her, and they are legion, are utterly baffled about how to do so. New York Times