FDP, Euro-Krise, Pakistan & Microsoft

Protokoll eines Machtkampfs. Ob Philipp Rösler sich mit der Neuaufstellung der FDP würde durchsetzen können, war lange nicht abzusehen. Erst als Birgit Homburger wich, war der Weg geebnet für ein großes Revirement – in der FDP, aber auch im Kabinett. FAZ

Merkels Liebling Rösler trimmt die FDP auf Linie. Der designierte FDP-Chef Rösler galt als wenig führungsstark, doch er hat seine Kritiker widerlegt. Den Partei-Umbau hat er klug eingefädelt – Verlierer gibt es nicht. Die Welt

Neue, alte FDP. Die Liberalen belassen es bei einem personellen Neubeginn, der darin besteht, dass alle, die bisher etwas zu melden hatten, immer noch da sind, irgendwie, irgendwo. Der neue Fraktionschef Brüderle ist wohl die multipelste Persönlichkeit der schwarz-gelben Koalition. Nur eines ist er ganz sicher nicht: die Zukunft der FDP Süddeutsche Zeitung

Durchmarsch auf leisen Sohlen. Die von den drei jungen Wilden in der FDP geplanten Personalwechsel sind zwar ungerecht, aber für ihr Fortkommen ungemein nützlich. Trotzdem geht Rösler ein hohes Risiko ein, denn eine Personalie bleibt tabu. Wirtschaftswoche

Röslers Neuordnung. Nach wochenlangen Querelen ist Philipp Rösler die personelle Neuordnung der FDP gelungen. Sein entschlossenes Handeln hat die Fraktion beeindruckt; es könnte den Parteitag überzeugen und sogar wieder ehemalige FDP-Wählern anziehen. FAZ

Was die FDP derzeit liefert, ist ein Trauerspiel. Denn statt des Neuanfangs, den die Liberalen suchen, nachdem sie Parteichef Guido Westerwelle von der Spitze verdrängt haben, sind sie im Machtkampf gefangen und erzwingen eine Kabinettsumbildung. Die Frage, wer in der immerhin viertgrößten Volkswirtschaft der Welt die Spitze des Wirtschaftsministeriums besetzt, stellt sich nur noch am Rande. Börsenzeitung

Spiel mit dem Feuer. Die Liberalen zelebrieren ihre Machtkämpfe um die neuen Führungsfiguren in Partei, Fraktion und Kabinett wie einen Western. Dauernd kommt einer durch die Saloon-Tür geflogen, ständig schießt einer aus dem Hinterhalt. Nicht wundern, wenn sich das genervte Publikum bald ganz abwendet. Anstatt zu regieren, spielt die FDP mit sich selbst. WAZ

Die neue Spaßpartei. Die FDP hebt derzeit das bescheidene Unterhaltungsniveau der Politik taz

Gruppenbild ohne Dame. Die Männer haben gewonnen: Rösler wechselt ins Wirtschaftsressort, Bahr wird Gesundheitsminister, Brüderle übernimmt den Fraktionsvorsitz. Was sich die Führungsfiguren der FDP in den vergangenen Tagen geliefert haben, glich einem Pokerspiel. Birgit Homburger bekommt nur einen Trostpreis Süddeutsche Zeitung

Ein Treffer – ins eigene Tor. Einen Schuss, sagt der designierte FDP-Chef Philipp Rösler, habe die FDP beim Neuanfang nur frei. Den feuert er jetzt ab. Damit er Wirtschaftsminister werden kann, soll Brüderle Fraktionschef werden. Ein fulminanter Knaller – nur in die falsche Richtung. Tagesspiegel

Daniel Bahr – Der Tortenmann. Als neuer Gesundheitsminister übernimmt der 34 Jahre alte FDP-Überflieger das wohl schwierigste Ressort der Bundesregierung. Es ist seine erste Bewährungsprobe Financial Times Deutschland

Der Mann, der die CSU zur Wildsau erklärte. Daniel Bahr (34) macht FDP-Karriere: Der „kleine Rösler“ folgt seinem Chef als Gesundheitsminister. Bundesweit bekannt wurde er durch einen frechen Spruch Die Welt

Ausgefuchster Profi als Rösler-Nachfolger Bild

Daniel Bahr – Pony Nummer drei. Partei-Youngster Bahr soll für Rösler ins Gesundheitsressort wechseln – und ist damit auch oben angekommen. Auf dem Weg dahin zeigte der 34-Jährige der Union die Zähne und erarbeitete sich die Achtung der Lobbyisten: Nicht weil er so nachgiebig ist, sondern weil er weiß, wovon er redet. Süddeutsche Zeitung

Brüderle übernimmt Fraktionsvorsitz. Mit lediglich zwei Gegenstimmen hat die FDP-Fraktion Rainer Brüderle zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Zuvor hatte Birgit Homburger angekündigt, auf eine weitere Amtszeit zu verzichten. Der künftige FDP-Vorsitzende Rösler löst Brüderle als Wirtschaftsminister ab FAZ

Was für ein Sieg für Brüderle! Erst beim Atomausstieg verplappert, jetzt Fraktionschef: Der Wirtschaftsminister hat Sitzfleisch bewiesen. Doch Philipp Rösler weiß, was er tut. Die Zeit

Brüderle sagt Prost. Die FDP hat sich neu aufgestellt – oder besser: umgestellt. Brüderle griff zum Schoppen, Homburger strahlte, nur Parteichef Rösler wirkte wächsern. Gewinner und Verlierer einer Umtopfaktion. Stern

Der Gewinner. Rainer Brüderle, der neue Fraktionsvorsitzende der FDP, wurde als Wirtschaftsminister anfangs geringgeschätzt. Doch er gewann Profil und bewies Standfestigkeit. Er kann die Fraktion aus den Zonen permanenter Nervosität herausführen. FAZ

Brüderles Comeback ist begrüßenswert. Erst schien er ausgemustert, nun erlebt er ein fulminantes Comeback: Rainer Brüderle steht im Zentrum von Philipp Röslers Personalpolitik. Und das ist auch gut so! Kölner Stadt-Anzeiger

Was ändert sich jetzt für Kanzlerin Merkel? Bild

Endlich keine Nichtregierungsorganisation mehr. Die Neuordnung in der FPD erreicht auf Angela Merkels „Sehr hilfreich-nicht hilfreich-Skala“ die Bestnote: Die Union hofft, dass das Machtvakuum, das seit den jüngsten Landtagswahlen in der FDP herrscht, nun gefüllt wird. FAZ

Euro-Krise

Eurozone gesteht Athen weitere Milliarden zu. Die Europäer beraten hinter den Kulissen über weitere Milliarden-Kredite für Griechenland. Zudem soll der Schuldendienst gestreckt, die Zinsen gesenkt werden. Griechenland muss sich aber darauf einstellen, dass die Verwendung der Gelder stärker überwacht wird. Handelsblatt

Immer neue Geschenke. Es ist fast egal wie der Staatsbankrott organisiert wird taz

Griechen bekommen neue Milliardenhilfe. Europa bastelt an einem weiteren Hilfspaket für Athen. Die EU-Staaten wollen das Geld jedoch nicht einfach so locker machen. Sie fordern, dass Athen Spar- und Privatisierungszusagen endlich konsequent umsetzt. Stern

Griechen bringen ihr Geld auf deutsche Konten Bild

Kein Euro ohne Griechenland. Der Austritt eines Landes würde die gesamte Währungsunion zerstören. Stattdessen sollten wir die Schulden Athens Schritt für Schritt sozialisieren. Financial Times Deutschland

Die nützliche Falschmeldung vom Euro-Austritt. Ein deutsches Ministerium hat die Spekulation um Griechenlands Euro-Austritt gestreut, schreibt der Ökonom Yanis Varoufakis. Das Ziel: Eine überfällige Debatte anstoßen Die Zeit

Strategische Panik. Die Meldung über Griechenlands Flucht aus dem Euro versetzte Europa in Panik – gut so, sagt der griechische Ökonom Yanis Varoufakis. Es stecke sogar Absicht dahiner. Süddeutsche Zeitung

Was Europa wert ist. Die Absicht, Griechenland zu helfen, koste es, was es wolle, lebt von einer großen politischen Idee. Aber sie ist auch ökonomisch sinnvoll. Die Zeit

USA fordern den Insolvenzverwalter. Amerika fordert die Europäer auf, Griechenland zu einem Schuldenschnitt zu zwingen. Eine Umschuldung sei selbst dann sinnvoll, wenn das griechische Bankensystem dabei vor die Hunde gehe. Die radikale Forderung des Weltschuldnerlands USA hat einen Grund. manager magazin

Top-Ökonom skizziert Lösung für Griechenland. Einen einfachen Weg zur Lösung der Griechenland-Krise gibt es nach Überzeugung von Ifo-Chef Sinn nicht. Nur wenn Athen sein „echtes“ Problem bewältigt, sei eine Rettung möglich. Handelsblatt

Juncker nach falschen Dementis in der Kritik. Mit der Wahrheit darf man es im Umgang mit der Euro-Krise nicht immer ganz genau nehmen. Da sind sich Vertreter von Kommission und EU-Staaten einig. Nur offen lügen sollte man dann doch nicht. FAZ

Why Greece Should Reject the Euro. A threat by Greece to jettison the euro is long overdue. It might cost the Greek economy in the short term, but not as much as the years of recession, stagnation and high unemployment. New York Times

Pakistan

Washington verärgert über Pakistan. Von einem pakistanischen Fernsehsender sowie von der Zeitung „The Nation“ wurde der Name des CIA-Stationschefs an der amerikanischen Botschaft in Islamabad faktisch preisgegeben. Dies wird als Vergeltung betrachtet. FAZ

Partner in der Grauzone. Ob Pakistan mit Terrorchef bin Laden gemeinsame Sache gemacht hat, ist nicht bewiesen. Fest steht aber: Das Vertrauen der US-Regierung ist weg. Dabei ist Pakistan für Amerika als Verbündeter unersetzlich Süddeutsche Zeitung

Dear China: Help Us Fix Pakistan. The world’s two superpowers must work together to fix the world’s most broken country. Foreign Policy

Cutting Aid to Punish Pakistan. In this 1962 article, Barbara Ward Jackson reminds that aid is most effective when it is used to promote long-term development, not when it is used to punish errant governments. Foreign Policy

Microsoft

Microsoft defensiv. Microsoft kauft für 8,5 Milliarden Dollar den populären Online-Telefondienst Skype. Der Konzern will damit sein schwächelndes Mobilfunk-Geschäft aufpeppeln. Steve Ballmer ist in Bedrängnis, denn Microsofts einstige Gelddruckmaschine Windows zeigt Schwächen. FAZ

Was will Microsoft mit dem Telefondienst Skype? Microsoft will sich Skype einverleiben – und damit versuchen, den Rückstand im Handy- und Internet-Geschäft aufzuholen. Am besten würde der Dienst aber ins Business-Portfolio passen Wirtschaftswoche

Was Microsoft mit Skype vorhat. Microsoft zahlt rund drei Milliarden Dollar mehr für Skype als der Internet-Telefonieanbieter für seinen Börsengang eingeplant hatte. Vieles spricht jedoch dafür, dass sich der Deal für Microsoft trotzdem rechnen wird. manager magazin

Eine Chance für Microsoft. Für über acht Milliarden Dollar übernimmt Microsoft die Internettelefonisten von Skype. Und das, obwohl der Übernahmekandidat nicht einmal annähernd so viel wert ist – und sogar noch eine Menge Schulden angehäuft hat. Was Skype für Microsoft so wertvoll macht, ist die vage Hoffnung, endlich das zu schaffen, was seit Jahren nicht gelingen will: Im lukrativen Geschäft mit Internet-Anwendungen einen Fuß in die Tür zu bekommen. WAZ

Microsoft macht Facebook froh. Noch nie hat der Softwarekonzern sich eine Übernahme so viel kosten lassen. Microsoft sieht in Skype die Chance, als Consumer-Marke besser wahrgenommen zu werden – eine teure Wette. Der eigentliche Gewinner des Deals ist das weltgrößte soziale Netzwerk. Financial Times Deutschland

Überflüssige Materialschlacht.
Ein gutes Geschäft ist das beliebte Skype bisher nicht gewesen taz

… one more thing!!!

Atomausstieg bis 2021 möglich. Die Ethikkommission zur Atomenergie will bald ihren Bericht vorlegen. Laut einem der F.A.Z. vorliegenden Entwurf hält sie den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2021 für möglich. Die vom Netz genommenen acht Meiler sollten ausgeschaltet bleiben. FAZ

Leitartikel

Projekt gelbe Tonne. Kabarett war gestern, die FDP ist heute. Und die erledigt sich selbst. Eine Auto-Demontage in solchem Tempo haben bislang in Deutschland nur Oppositionsparteien vollbracht. http://www.fr-online.de/politik/meinung/projekt-gelbe-tonne/-/1472602/8431768/-/index.html

Bambi kann auch beißen. Vor gerade zwei Wochen sah es so aus, als würde dem zukünftigen FDP-Chef Philipp Rösler die Luft schon ausgehen, noch ehe er richtig auf der Strecke ist. Die Erwartungen, in der Partei wie beim Publikum, sanken nahe null. Bild

Die FDP-Farce AZ München

Der unbequeme Mann. Kaum ist Roland Jahn neuer Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde, hagelt es Kritik, besonders von Sozialdemokraten. Er will den Opfern des Kommunismus zuliebe Klarheit im Umgang mit Tätern – auch in der eigenen Behörde. Die Welt

Erster seiner Art. Baden-Württemberg war 1980 das erste Land, in dem die Grünen in den Landtag einzogen. Dass sie dort einmal den Regierungschef stellen würden, war so utopisch wie ihre damaligen Weltrettungsphantasien. FAZ (Print)

Das Recht auf Gleichheit. Es ist wichtig, dass der Europäische Gerichtshof die Benachteiligung eines schwulen Mannes bei seinen Rentenansprüchen als das gebrandmarkt hat, was sie ist: Diskriminierung Financial Times Deutschland

Osama und wir. Einst waren es Dissidenten von jenseits des Eisernen Vorhangs, die den dauerzerknirschten Westlern moralisches Empfinden und Realitätssinn zurückbrachten. Heute müssen diese Aufgabe freiheitsliebende Muslime übernehmen. Tagesspiegel

Into the thickets of the Arab spring. The Arab world is facing its best, but also its most dangerous moment in decades Financial Times Deutschland

If Ed Miliband and Nick Clegg won’t kiss and make up, the Left faces extinction. The Lib Dems need to escape coalition with the Tories, and Labour should help them do it, writes Mary Riddell. Telegraph

Why I Don’t Support Europe’s Bailouts. Our political leaders borrow ever more money to pay off the banks, which return the favor by lending ever more money back to our governments, meint Timo Soini, Chef von Finnlands Partei der wahren Finnen Wall Street Journal

Egypt ‘needs experience at this stage’ Amr Moussa, the longtime secretary-general of the Arab League, spoke in Cairo with The Post’s Lally Weymouth last weekend about his intention to seek the presidency of Egypt. Washington Post

With al-Qaeda on the ropes, press the advantage in Afghanistan USA Today

More Than a Résumé. Having a Community Organizer-in-Chief in the White House turned out to be an asset after all. New York Times