Union und FDP setzen zum Endspurt an. Es ist das entscheidende Treffen für die künftige Koalition: In einer Klausur wollen Union und FDP bis Sonntag die letzten Streitpunkte aus dem Weg räumen – vor allem in der Gesundheitspolitik, die weiter umstritten ist. Einig sind sich die Koalitionäre hingegen überraschend in einem anderen Punkt: Die von Familienministerin von der Leyen geplanten Internetsperren werden auf Eis gelegt. FAZ
Union und FDP haben sich bei der Inneren Sicherheit geeinigt. Auch den Ausstoß von Treibhausgasen wollen sie reduzieren. Bei anderen Themen gibt es kaum Fortschritte. Süddeutsche Zeitung
Die Detailversessenheit der Gespräche setzt nahtlos die Profillosigkeit des Wahlkampfes fort. In Ärmelschoner-Manier arbeiten die künftigen Koalitionäre Spiegelstrich-Aspekte von Politik ab. General-Anzeiger Bonn
Schwarz-Gelb: Dicht am Bankrott. Nach zwei Wochen Koalitionsverhandlungen wird es Zeit, dass sich Union und FDP allmählich den Problemen des Landes zuwenden. Was die schwarz-gelben Unterhändler hier bisher geliefert haben, lässt einen bedenklichen Realitätsverlust befürchten. Handelsblatt
Das Verbot sittenwidriger Löhne ist reine Symbolpolitik, mit der sich die Koalitionäre als Kämpfer gegen Dumpinglöhne profilieren können. Faktisch ändert sich freilich nichts, es handelt sich um preiswerte Wohltaten. Die Welt
Mindestlohn ist relativ. Unter der großen Koalition führte der öffentliche Diskurs dazu, dass Lohn-Dumper geächtet waren. Diese Debatte ist nun zu Ende, leider. Tagesspiegel
Ausgekochte Klientelpolitik. Das Schonvermögen für Hartz IV-Empfänger zu erhöhen ist überfällig. Das macht aber aus Union und FDP noch lange keine Koalition der sozialen Wärme. Süddeutsche Zeitung
Koalition schiebt Konjunktur an. Union und FDP planen ein milliardenschweres Wachstumsprogramm. Unter anderem soll die Unternehmsteuerreform nachgebessert, der Bürokratieabbau beschleunigt, der Anreiz zur Arbeit erhöht und Investitionen erleichtert werden. Die Konsolidierung der Staatsfinanzen muss allem Anschein nach warten. Handelsblatt
Der Ruf der FDP. Nächstes Jahr soll es einen Aufschwung geben. Steuerliche Entlastungen sind dann leichter vorstellbar, doch das verdeckt nur einen anderen Skandal. Die Welt
Sparen heißt das Gebot der Stunde. Eigentlich sind die Voraussetzungen für einen Neuanfang in der Wirtschaftspolitik nicht schlecht. Die neue Regierung sollte daher ihre Versprechen, an die ohnehin kaum einer geglaubt hat, eindampfen und sparen. Die Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen ihr vor, wie es gehen könnte. Handelsblatt
Linke Tasche, rechte Tasche. An diesem Wochenende haben Angela Merkel (CDU), Horst Seehofer (CSU) und Guido Westerwelle (FDP) die letzte Chance, ihrer Koalition eine tragfähige Grundlage zu geben. Dann entscheidet sich nämlich, ob ihre gemeinsame Regierungspolitik lediglich das Ergebnis eines Kuhhandels ist oder eines Konzeptes. Lausitzer Rundschau
Union und FDP haben auch im Wahlkampf keinen Hehl daraus gemacht, dass sie längere Laufzeiten für deutsche Atommeiler unter gewissen Bedingungen für vernünftig hielten. Auch wenn die Anti-Atom-Politik abgewählt wurde – wird sich dagegen massiver Widerstand erheben. FAZ
Atomkraftwerke sollen länger laufen. Wenn sie sicher sind. Einen Teil des Zusatzgewinns sollen die Konzerne abgeben. Details? Fehlanzeige. Der Ausstieg aus dem Atomausstieg – Schwarz-Gelb will ihn. Mehr wissen wir seit gestern auch nicht. Westfalenpost
Schwarz-gelb geht die Sonne unter. Eine drastische Senkung der Solarförderung bedroht die deutschen Hersteller in ihrer Existenz. Union und FDP dürfen die Einspeisevergütung nur kappen, wenn die Billigkonkurrenz aus China in eine globale Regelung einbezogen wird. Schreibt Cem Özdemir in der Financial Times Deutschland
Schwarz-Gelb setzt auf längere Laufzeiten, da strahlt die Atomindustrie Nürnberger Zeitung
Versprochene Versprechen. Wer sich bei der Wahl das Blaue vom Himmel erhofft hat, muss sich nun mit einem schwarz-gelben Horizont begnügen. Frankfurter Rundschau
Die CSU ist die Partei, die sich in den Koalitionsverhandlungen von Anfang an am meisten exponiert hat. Sie hat über Forderungen, Zwischenergebnisse und Inhalte gesprochen und dabei den anderen beiden Parteien auch mal Themen, auf jeden Fall aber die Show gestohlen. Berliner Zeitung
Aufstand gegen Merkel in der Jungen Union. Drei Landesverbände der Jungen Union fordern, „unverzüglich einen Bundesparteitag einzuberufen“. Sie unterstellen Kanzlerin Merkel „Feigheit vor dem Freund“, weil sie sich einer Debatte über die Gründe für das schlechte Wahlergebnis verweigere FAZ
Ein Schlag „ins Gesicht“: Teile der Jungen Union sind äußerst verärgert über eine Absage von Bundeskanzlerin Merkel – und verlangen schleunigst einen Parteitag zur Wahlanalyse. Süddeutsche Zeitung
OECD-Studie zu Migranten
Schlaue Migranten – schlechte Jobs. Nachkommen von Einwanderern sind in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt auch mit einer guten Ausbildung deutlich benachteiligt. Das ergab eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach gibt es bei deutschen Firmen klare Vorbehalte, Migranten auch der zweiten Generation einzustellen. Berliner Zeitung
In Deutschland herrscht Integrations-Unwillen! Etwa unter Personalchefs. Diese unbequeme Wahrheit wird man ja mal aussprechen dürfen Frankfurter Rundschau
Gegen die Wand. Das Problem liegt nicht nur an der mangelnden Qualifikation. Selbst wenn Migranten Abitur haben und studieren, werden sie auf dem deutschen Arbeitsmarkt benachteiligt. taz
Herkunft darf keine Aufstiegsbremse sein, Migranten sind ein demographisches Geschenk NRZ
Andere Länder, andere Konzepte. Im internationalen Vergleich schneidet die Schweiz bei der Integration auf dem Arbeitsmarkt gut ab. Unabhängig vom Bildungsniveau gibt es kaum Unterschiede bei den Beschäftigungsquoten von jungen Erwachsenen mit oder ohne Migrationshintergrund. Kölnische Rundschau
Es gibt übrigens auch gute Neuigkeiten. Das duale Bildungssystem kann wenigstens zum Teil das verheerende Bildungsgefälle bei den Zuwanderern einfangen. Bei gering Qualifizierten gibt es keinen nennenswerten Unterschied zwischen Einheimischen und Zuwanderern, was ihren Erfolg auf dem Arbeitsmarkt angeht. Aber das ist ein kleiner Trost. Kölnische Rundschau
Finanzmärkte
Rationaler Überschwang an den Märkten Die Börse boomt. Aber dahinter steckt auch das Misstrauen gegenüber der Regierung, die allzusehr auf Schulden und billiges Geld setzt Handelsblatt
Schwer nachvollziehbar ist die weit verbreitete Euphorie, die sich nirgendwo besser abliest als an den Aktienmärkten: Die Aktienkurse haben seit März bereits um rund 50 Prozent zugelegt. Würde man nur auf die Kurse blicken und sonst nichts von dem mitbekommen, was gerade in der Welt passiert, müsste man den Eindruck gewinnen, die Weltwirtschaft befinde sich gerade in einem echten Boom. Berliner Zeitung
IT-Konzerne beschwören das Ende der Krise. Zwei IT-Konzerne, zwei Positiv-Überraschungen: Bei IBM und Google sprudeln die Gewinne trotz Krise und Werbeflaute – jetzt herrscht Aufbruchstimmung. Süddeutsche Zeitung
Institute erwarten nur schwachen Aufschwung. Die Zahl der Arbeitslosen wird demnach im kommenden Jahr auf einen Durchschnittswert von knapp 4,1 Millionen steigen. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten die Forscher noch einen Anstieg auf 4,7 Millionen prognostiziert. FAZ
EZB befürchtet Kreditprobleme bis 2010, Finanzkrise schlägt sich auf Bonität der Schuldner nieder. Börsenzeitung
… one more thing!
Dollars Without Borders. The global flow of remittances represents the link between migration and development. If the world’s largest economies are serious about recovery, they should make money transfers as easy and cheap as possible. Foreign Affairs
Leitartikel
Sparen und klug Haushalten muss AUCH ein Markenzeichen von Schwarz-Gelb sein. BILD
Steuersenkungen nicht um jeden Preis. Es ist ein Irrweg, Steuersenkungen mit mehr Schulden oder durch zusätzliche Belastungen zu finanzieren. Wenn die neue Koalition bei diesem Thema mit dem Kopf durch die Wand will, muss sie dafür Ausgaben kürzen. Kölner Stadt-Anzeiger
An der Börse steigt die gute Laune. Die Wirtschaftsinstitute verheißen den Aufschwung. Firmen und Banken verdienen wieder. Aber Vorsicht: Die Wirtschaft ist gedopt, die Krise lebt. Frankfurter Rundschau
Attraktivität ist relativ an den Finanzmärkten. Aktien sind fundamental betrachtet nicht mehr günstig. Doch sie profitieren von dem Vergleich mit den Renditechancen anderer Anlageklassen Financial Times Deutschland
Wenn die Kontrolleure mit ihrer Aufgabe überfordert sind, das Schwarzbuch des Steuerzahlerbunds. AZ München
Fünfzig Jahre nach Godesberg. Es hätte eine große Feier werden können. Es hätten Filme und Bilder von früher gezeigt werden können. Altvordere hätten schildern können, wie die SPD damals in Bad Godesberg den Weg zur Volks- und sieben Jahre später zur Regierungspartei in der Bundesrepublik Deutschland eingeschlagen habe. FAZ (Print)
Auferstanden aus Ruinen, die Berliner Museumsinsel ist wieder komplett Die Welt
The Great Illusion. The conflict in the Caucasus may be an omen. Will nationalism kill globalization — again? New York Times
The Imperial Presidency 2.0: Will You Love Every Future President? Mother Jones
Obama’s war. Why the Afghanistan war deserves more resources, commitment and political will Economist
PS: Freak Out Over Freakonomics, the follow-up to the best-selling book sparks a controversy with its dubious global warming claims.Mother Jones