Konjunktur, Euro-Krise, Hungersnot in Ostafrika, Bildung & von Boetticher

Konjunktur auf der Kippe Der Aufschwung in Deutschland ist ins Stocken geraten. Seit Monaten deuten Frühindikatoren auf eine Abkühlung hin. Wie ein Bumerang ist die Finanzkrise zurückgekehrt. Die Staaten müssen sparen, obwohl das die Konjunktur dämpft. FAZ

Die Schönwetterperiode in Deutschland ist vorbei Das Mini-Wachstum im zweiten Quartal markiert eine Zäsur: Die deutsche Wirtschaft stagniert, sie leidet unter den Folgen globaler Konjunkturabkühlung. Die Welt

Angst im Wirtschafts-Wunderland Angst lähmt den Konsum: Die Schuldenkrise verunsichert die Deutschen so sehr, dass sie Gefahr laufen, den Aufschwung abzuwürgen. Dabei ist die globale Rezession nur eine Befürchtung, nicht mehr. Vorausgesetzt, die Politik sorgt für klare Verhältnisse – und die Löhne steigen endlich stärker. Süddeutsche Zeitung

Keine Panik Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Krisen dieser Welt auch auf die deutsche Wirtschaft auswirken würden. Monatelang hatte Deutschland als Ausnahmeerscheinung gegolten, wurde der Boom (für hiesige Verhältnisse) als zweites Wirtschaftswunder gepriesen. Bonner General-Anzeiger

Folgen der deutschen Diät Willkommen in der wirklichen Welt: Nach einem fulminanten Start ins Jahr legt die deutsche Wirtschaft eine Vollbremsung hin. Berliner Zeitung

Ohne Hilfe aus dem All Die deutsche Konjunktur hat sich merklich abgekühlt. Viele hoffen wieder auf den Staat. Der Glaube an die vermeintliche Allmacht von Konjunkturpaketen ist nicht auszurotten – als ob es die wachsenden Zweifel an der Zahlungsfähigkeit einiger Euroländer nicht gäbe. FAZ

Plötzlich überall Schwarz Warum der Konjunktur jetzt mehr Gelassenheit in der Öffentlichkeit gut tun würde. Badische Zeitung

Rauer Wind Wenn die US-Wirtschaft in die Rezession stürzt, dann ist auch der deutsche Aufschwung beendet. Mitteldeutsche Zeitung

Euro-Krise

Die Eurobonds-Illusion SPD und Grüne rufen lautstark nach der Einführung von Eurobonds. Vielen geht die Vergemeinschaftung der Schulden im Euroraum offenbar gar nicht schnell genug. FAZ

Schluss mit der Kleinstaaterei Der Euro-Zone fehlt eine länderübergreifende Einlagensicherung und Bankenkontrolle. Es ist Unsinn, das den Mitgliedsstaaten zu überlassen. Financial Times Deutschland

Operation verschoben Der Euro und mit ihm die Europäische Union liegen auf der Intensivstation. Die Ärzte wagen keine Prognose, wie hoch die Überlebenschancen sind. Eine kleine Transfusion hier und ein paar Beruhigungspillen da helfen nicht mehr weiter. Bonner General-Anzeiger

Zu teuer für Merkel Alle Welt redet über Euroland-Anleihen als möglichen Ausweg aus der Eurokrise – nur die Bundesregierung gibt sich bockig. Niedrige Zinsen für hochverschuldete Staaten erhoffen die Befürworter und neues Vertrauen für die Kapitalmärkte, wenn die starken Euro-Staaten mit ihrer guten Bonität für die schwachen eintreten. Börsen-Zeitung

Durchbruch zum Etikettenschwindel Euro-Wirtschaftsregierung, Schuldenobergrenzen, Finanztransaktionssteuer: Die Reaktionen auf den Euro-Sondergipfel sind zwiespältig. Von „Durchbruch“ ist die Rede, aber auch von Etikettenschwindel. Stern

Zwei Staatschefs, ein Problem Was ist schlimmer: ein Absturz der Wirtschaft oder eine hohe Staatsverschuldung? Diese Frage stellt sich nicht abstrakt, sondern beschreibt die Alternative, mit der Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy derzeit konfrontiert sind. Denn in beiden Ländern hat die Wirtschaft eine Vollbremsung hingelegt. taz

Krisenpolitik ohne Bürger Kann die Schuldenkrise durch Eurobonds gelöst werden? Gemeinsame Staatsanleihen wären ein Schritt hin zu einer europäischen Finanzpolitik. Doch der fehlt die demokratische Legitimation. Kölner Stadt-Anzeiger

Wir zahlen gerne für die Schulden der anderen Euro-Bonds sind das Tuschelthema des Krisentreffens zwischen Merkel und Sarkozy. Offiziell will Europas Führungsduo darüber nicht reden, doch es gibt gute Gründe, die Diskussion zu führen. Warum Euro-Bonds eine Lösung in der Schuldenkrise sein könnten – und für Deutschland gar nicht so schlimm wären. Süddeutsche Zeitung

Ein Hauch von Führung Man hat schon kraftvolleres Handeln in der Euro- und Finanzkrise erlebt. Was Frankreichs Präsident Sarkozy und die deutsche Kanzlerin Merkel in Paris vereinbarten, war ein Mix aus Absichtserklärungen, gutem Willen und dem Versprechen zu besserer Zusammenarbeit. Immerhin. Rheinische Post

Die Richtung stimmt Er galt schon fast als stillgelegt, der viel zitierte deutsch-französische Motor, der Europa antreiben soll. Doch siehe da: Er läuft noch. Sogar auf ganz ordentlichen Touren, wenn es sein muss. Was Angela Merkel und Nicolas Sarkozy gestern verkündet haben, wird die Krise zwar nicht von heute auf morgen lösen, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Märkische Allgemeine

„Lasst Griechenland und Spanien aus dem Euro“ Was soll Europa angesichts der Schuldenkrise tun? In einem Streitgespräch der „Süddeutschen Zeitung“ plädiert der Ökonom Max Otte für den Austritt einiger Länder aus der Euro-Zone. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger attestiert den Deutschen im Gegenzug eine „Oh wie schön ist Panama“-Haltung – und sieht nur eine Lösung. Süddeutsche Zeitung

Hungersnot in Ostafrika

Gründe Nicht nur der Bürgerkrieg in Somalia und das daraus entstandenen Flüchtlingsproblem in Kenia führte zur Hungersnot in Ostafrika. Die Zusammenhänge sind weit komplexer – und verdichten sich letztlich auf tragische Weise zur Binsenweisheit. FAZ

Die Kritik an Chinas Entwicklungshilfe ist übertrieben Investitionschance statt Armutskontinent: Pekings Entwicklungshilfe in Afrika ist pragmatisch angelegt. ZEIT

Millions May Die … Or Not. How disaster hype became a big global business. Foreign Policy

Bildung

Fordernd Sachsens Erfolg beruht nicht nur auf hohen Bildungsinvestitionen: Das Land setzt im Gymnasium auf hohe Anforderungen, etwa in den naturwissenschaftlichen Fächern. Das sollte den Schlusslichtern wie Berlin zu denken geben. FAZ

Soziale Gerechtigkeit durch Ganztagsschulen im Osten Sachsen und Thüringen haben das beste System in Deutschland. Ein Grund: Die Spitzenreiter haben ihre Kraft nicht in Strukturdebatten vergeudet. Die Welt

„Kaderschmieden“ Sachsen und Thüringen Zeiteffizienz, Internationalisierung, Betreuungsbedingungen: Die wirtschaftsnahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft vergleicht die Schulbildung in Deutschland nach ihren eigenen Kriterien. Demnach stehen zwei ostdeutsche Bundesländer ganz vorn. Die Lehrergewerkschaft GEW spricht von „ollen Kamellen“. Süddeutsche Zeitung

Zeugnis als Ansporn Er ist so etwas wie ein Zeugnis für die Bildungspolitik der Länder. Und Zeugnisse sind meist nicht sonderlich beliebt. Der Bildungsmonitor sei ein Zahlensammelsurium mit wenig Aussagekraft, das Datenmaterial zwei Jahre alt, bemängeln politische Entscheidungsträger die für die meisten Bundesländer nicht allzu rühmliche Studie der arbeitgeberfinanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Märkische Allgemeine

Weckruf Wann wird der Weckruf endlich gehört? Mit dramatischer Konstanz verharrt Niedersachsen in der Bildungspolitik im Mittelmaß. Nordwest Zeitung

Eine Bildungsstudie gibt Hoffnung Das deutsche Bildungssystem macht laut einer wirtschaftsnahen Studie Fortschritte / Kritiker monieren die Schulqualität. Badische Zeitung

Deutschlands Ingenieure sind die Avantgarde Ingenieure, oft Bildungsaufsteiger, beflügeln die deutsche Wirtschaft. Deshalb brauchen wir gerechtere Bildung, längere Arbeitszeiten und mehr Einwanderung. Die Welt

Produzieren wir eine Schicht sozialer Verlierer? Unter- und Mittelschicht bleiben abhängig vom Arbeitseinkommen. Die Oberschicht hat sich aus dieser Abhängigkeit gelöst. Aber auch sonst läuft vieles auseinander in der Gesellschaft. FAZ

Verlorenes Jahr der Integration 20,1 Prozent aller Hartz-IV-Empfänger haben keinen deutschen Pass, obwohl der Ausländeranteil in Deutschland unter zehn Prozent liegt. In der Tat erinnert die Zahl daran, dass das vergangene Jahr für die Integration in vielerlei Hinsicht ein verlorenes war. Gerade verschwand wieder fast ein halber Jahrgang türkischer Mädchen aus der Schule, ohne an Ausbildungseinrichtungen wieder aufzutauchen. Berliner Zeitung

Von Boetticher

Schwere Zeiten für Intriganten Uneheliche Kinder? Homosexualität? Mit solchen Enthüllungen lässt sich heute kein Politiker mehr zum Rücktritt zwingen – wer einen politischen Gegner zu Fall bringen will, muss schwerere Geschütze auffahren. Der Sturz des CDU-Spitzenpolitikers Christian von Boetticher ist für Intriganten ein seltener Ausnahmefall. Süddeutsche Zeitung

Der Lolita-Komplex: Ist Sex mit Minderjährigen verwerflich? Die Beziehung zu einer Jugendlichen hat Christian von Boetticher, Ex-CDU-Spitzenkandidat in Schleswig-Holstein, seine Ämter gekostet. Politisch ist der Fall klar, moralisch jedoch nicht so einfach zu bewerten. Tagesspiegel

Die heuchlerische Moral im Fall Boetticher Christian von Boetticher hatte eine Beziehung zu einer 16-Jährigen. Doch das ist nicht verboten. Unmoralisch ist nicht der Politiker, sondern die Schnüffelei im Privaten. Die Welt

…one more thing!

Mütter haben Eigenverantwortung Das Unterhaltsrecht fußt nicht mehr auf überlieferten Familienbildern. Und genau das bekräftigt der Bundesgerichtshof in seinen Urteilen immer wieder. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Verlorene CDU-Generation Die CDU in Baden-Württemberg steckt mitten in der posttraumatischen Phase. Nach so langer Zeit auf die Oppositionsbank geschickt zu werden ist für eine Partei ein Kulturschock. Alles andere wäre nach fast 58 Regierungsjahren reichlich merkwürdig. FAZ

Kurzer Traum vom Boom Mögen die BIP-Zahlen zum Wachstum der deutschen Wirtschaft später nach oben oder nach unten korrigiert werden – beides ist möglich – so steht doch der Trend fest: Die deutsche Lokomotive schwächelt. Noch ist am Handeln der Regierenden nicht zu sehen, dass sie das erkannt haben. Financial Times Deutschland

Frankreich und wir „Soit!“, sagt der Franzose. So sei es eben. Die Neuerfindung Europas um seiner Zukunft willen wird teuer werden, so oder so. Einst rettete man Europa vor den Deutschen, nun sollen die Deutschen eben Europa retten. Die Welt

Mit gutem Beispiel voran Deutschland und Frankreich rücken in der Schuldenkrise enger zusammen. Die Kanzlerin und der Präsident fordern eine europäische Wirtschaftsregierung – und das ist noch nicht alles. Handelsblatt

Eurobonds sind nur eine Chiffre Teufelszeug, Verrat oder der letzte Ausweg? Die Diskussion um die Eurobands verrät viel über die Zukunft und die Ängste der europäischen Gemeinschaft Frankfurter Rundschau

Hilft das dem Euro wirklich? Eine gemeinsame Wirtschaftsregierung sollen die 17 Euro-Staaten bekommen. ABER: Kann ein Gremium mit dem netten EU-Ratspräsidenten von Rompuy an der Spitze, das sich zweimal im Jahr trifft, wirklich effiziente Beschlüsse fassen? BILD

Erst die Moral, dann das Fressen Hatten die Linken nicht doch recht? Frank Schirrmacher fragt sich das, ebenso Charles Moore. Ich frage mich das auch. Der freie Markt ist vergiftet, unser Miteinander korrumpiert. Wir haben die Vision einer sozialen Gesellschaft verspielt. Alles, woran wir geglaubt haben, ist am Arsch. The European

The End Of Europe Its economic union is unraveling, London is ablaze, and the continent’s once dependable trading partner the U.S. is too feeble to save the day or the euro. Say goodbye to the old order TIME

A Theory of Everything (Sort Of) From Athens to Barcelona, the middle classes are boiling mad. Why now? New York Times

What Obama should tell ’supercommittee‘ As part of the debt-ceiling deal reached between Congress and President Obama, a bipartisan „supercommittee“ has been created to cut at least $1.2 trillion from federal budget deficits over the next 10 years. Obama has promised to submit his own proposal to the panel. What we’d like to hear: USA Today

Don’t shred the safety net Now that the members of the congressional „supercommittee“ have been named, it’s clear our nation’s vital safety net programs still remain the primary targets in this debt debate, even though they are not responsible for our deficit crisis. USA Today