Mursi in Deutschland, FDP, Jungenschule, Studiengebühren & EU-Debatte

„Deutschland glaubt an uns“ Bei seiner Reise nach Berlin steht Ägyptens Staatspräsident Mohammed Mursi unter Druck. In möglichst kurzer Zeit muss er möglichst viel Eindruck hinterlassen. Es geht um Investitionen, Entwicklungshilfe, die Rückkehr der Touristen, Schuldenerlass. Vor allem aber um Vertrauen. Trotzdem macht er dem Westen Vorwürfe. Süddeutsche Zeitung

Mursi verspricht Ende des Ausnahmezustands Ägyptens Präsident Mursi hat in Berlin angekündigt, den Ausnahmezustand aufzuheben, sobald in seinem Land wieder Sicherheit und Ordnung herrsche. Am Abend beschuldigte er in einer Rede den Westen, das alte undemokratische Regime in Ägypten unterstützt zu haben. FAZ

Die Chuzpe des islamistischen Autokraten Trotz erneuter Gewaltausbrüche wagt Mohammed Mursi einen Staatsbesuch in Deutschland – als Bittsteller. Damit akzeptiert einen genauen Blick auf die Menschenrechtsentwicklung in seinem Land. Die Welt

Merkels schwieriger Gast Und wieder steht die Kanzlerin neben einem schwierigen Gast und vor schwierigen Fragen: Kann man dem ägyptischen Präsidenten Mursi trauen? WAZ

Merkel & Mursi Trotz alle Turbulenzen in seinem Heimatland war der ägyptische Präsident Mursi auf eine Visite nach Deutschland gekommen. Der gewählte Muslimbruder-Präsident brauchte dringend ein Erfolgserlebnis, nachdem die Proteste gegen ihn im eigenen Land nicht verstummen wollen. Bonner General-Anzeiger

Die Merkel und der Mursi Europa kann es sich nicht leisten, Ägypten an die Wand fahren zu lassen. Und Deutschland hat das Recht verwirkt, den demokratischen Lehrmeister zu spielen. taz

Ein deutscher Tag Der islamistische Präsident Ägyptens besucht Deutschland am Tag, an dem sich Hitlers Machergreifung jährt. Das bedeutet: Realpolitik mit einem Blick zurück Tagesspiegel

Angst vor der dunklen Zeit Furcht vor Gewaltausbrüchen und bewaffneten Übergriffen: In Suez eilen viele Menschen in der Dämmerung nach Hause. Die Armee zeigt Präsenz, denn die Region ist überlebenswichtig für Ägypten. FAZ

FDP / Sexismus-Debatte

Für Späßchen ist es zu früh „No comment“: Rainer Brüderle muss sich beim Pressefrühstück in Berlin unbequemen Fragen der Journalisten stellen – und schweigt eisern zur Sexismus-Debatte. „Stern“-Autorin Himmelreich, die die Vorwürfe gegen Brüderle erhoben hatte, ist auch da. Ein Bericht über eine bizarre Veranstaltung. Süddeutsche Zeitung

Frühstück bei Brüderle Rainer Brüderle lädt zum „Pressefrühstück“. Beinahe hundert Hauptstadtkorrespondenten folgen seiner Einladung. Über „Herrenwitze“ und die Sexismus-Debatte will der FDP-Fraktionsvorsitzende aber nicht reden. FAZ

Alarm in Raum 6556 Es war eine Begegnung der dritten Art: Erstmals seit Erscheinen ihres Artikels traf die „Stern“-Reporterin Laura Himmelreich auf FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle, bei einem Pressetermin. Selbst der aufgeregte Berliner Politikbetrieb hat ein solch seltsames Ereignis noch nie erlebt. SPIEGEL

„Die Partei nimmt sich viel zu wichtig“ Er trat schon als Schüler in die FDP ein, saß vier Jahre lang mit Rainer Brüderle im Landesvorstand der Liberalen in Rheinland-Pfalz. Dann trat Christoph Giesa 2011 aus der FDP aus. Im Gespräch erklärt er, welche Rolle der Umgang der Altherren mit Frauen dabei spielte. Und was das eigentliche Problem hinter dem Sexismus-Vorwurf sei. Süddeutsche Zeitung

Seid ihr noch wach? „Und dann noch ein Jahr später“: Bei der Sexismus-Debatte um FDP-Politiker Brüderle und die Autorin Himmelreich fällt etwas Wichtiges unter den Tisch: Die traurigen Gründe dafür, warum Frauen schweigen und Zeit brauchen. Handelsblatt

Nichts weiter als Respekt Das stern-Porträt über Rainer Brüderle hat eine Debatte über Sexismus in Deutschland losgetreten. Warum die Kritik an dem Artikel ins Leere läuft und worum es eigentlich geht. stern

Medien, die auf Ausschnitte starren Im politischen Alltag sei sie nie sexuell belästigt worden, meint die Grünen-Politikerin Krumwiede. Aber die Medien berichteten mehr über ihren Körper als über ihre Politik. taz

Der Dirndl-Aufschrei Rainer Brüderle und seine Anzüglichkeiten gegenüber einer „Stern“-Reporterin sind auch im Ausland angekommen. Ein paar Kommentatoren wundern sich über den deutschen Sexismus-Aufschrei, in Schutz nimmt den FDP-Mann aber niemand. Österreich streitet derweil über ein handfesteres Problem: Po-Grabscher. SPIEGEL

Opus Dei-Jungenschule in Potsdam

Toleranz von oberster Stelle Eine kleine katholische Laienvereinigung, die weltweit etwa 90.000 Mitgliedern zählt, darf in Potsdam eine reine Jungenschule gründen. Das haben die obersten deutschen Verwaltungsrichter entschieden. Frankfurter Rundschau

Gericht erlaubt reine Jungenschule Das Bundesverwaltungsgericht macht den Weg frei für ein Jungengymnasium in Potsdam. Welche Bedeutung hat das Urteil? Cicero

Intolerant Für das Brandenburger Bildungsministerium ist der gestrige Richterspruch aus Leipzig eine bittere Niederlage. In dritter Instanz unterlag das Land einem freien Schulträger, der in Potsdam ein katholisches Jungengymnasium errichten will. Märkische Allgemeine

Gericht genehmigt Opus-Dei-nahes Gymnasium Die erzkonservative katholische Gruppierung selbst bezeichnet sich als „Seelsorgeeinrichtung“. Kritiker werfen Opus Dei vor, sektenähnlich zu agieren. Nun hat ein Leipziger Gericht den Weg frei gemacht für ein Jungengymnasium, an dem Opus-Dei-Priester unterrichten sollen. Süddeutsche Zeitung

Studiengebühren

Entlastung für die Falschen Sollten nun auch in Bayern die Studiengebühren abgeschafft werden, wird ausgerechnet jene Schicht entlastet, die im staatlichen System bereits ganz oben angekommen ist. Kinder aus ärmeren Familien und Nachkommen von Einwanderern schaffen es dagegen nur selten überhaupt bis zum Uni-Campus. Süddeutsche Zeitung

Superhorst und der Deal mit der FDP In Bayern wird es bald keine Studiengebühren mehr geben – so oder so. Das hat Auswirkungen auf die Regierungskoalition in München. taz

„Ein Wahnsinn, dieser Endspurt“ Das Volksbegehren gegen Studiengebühren in Bayern hat die Zehn-Prozent-Hürde doch noch genommen: Noch vor Ende der Eintragungszeit meldeten die großen Städte alle Ergebnisse von mehr als zehn Prozent. Während sich Politiker der Opposition darüber freuen, ist die Stimmung bei der Koalition verhalten. Süddeutsche Zeitung

Studiengebühren sind die Zukunft Ein Bundesland nach dem anderen schafft die Gebühr ab. Doch solange Friseure für ihren Meister zahlen müssen, ist ein kostenloses Studium ungerecht ZEIT

EU-Debatte

Beim Euro wird der Widerspruch weggemobbt Wer weniger Staat will, hat in Deutschland keine Wahl. Parteiübergreifend gibt man sich der Euro-Rettung hin. Nur der britische Premier stemmt sich gegen diese erdrückende Politik. Die Welt

Camerons EU-Referendum ist pädagogisches Kalkül Die Möchtegern-EU stellt die vom britischen Premier David Cameron angekündigte Volksabstimmung als Erpressung hin. Mutig den Zwang einer Frist zu wagen, beweist jedoch echtes europäisches Interesse. Die Welt

„Die Europäer bekommen ihr Geld zurück“ Fortschritte bei den Arbeitskosten, Reformen im Bankensektor, Ende der Kapitalflucht: Griechenlands Notenbankchef George Provopoulos verweist im Gespräch auf Fortschritte seines Landes bei der Bewältigung der Krise – und verspricht die Rückzahlung aller Hilfsgelder. Süddeutsche Zeitung

Europa den Rücken kehren? Erdogan denkt darüber nach Die Europäer merken in ihrer Selbstbezogenheit gar nicht, dass sie geopolitisch immer mehr zur Peripherie werden. Die Türkei überlegt deshalb Konsequenzen. Die Presse

Wir können auch anders Bisher war es so: Türkei unten, EU oben. Damit ist es jetzt vorbei Tagesspiegel

…one more thing!

Europäischer Konzern, europäische Standards Der holländische Richter Henk Wien in Den Haag hat am Mittwoch Rechtsgeschichte geschrieben. Er verurteilte den heimischen Ölkonzern Royal Dutch Shell zu Schadenersatz für Umweltschäden seiner Tochterfirma in Nigeria. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Cameron hat mehr Mut Die Kritik des britischen Premiers an der EU als Erpressung zu werten ist falsch. Wer sie wie der deutsche Außenminister als bedrohlich für die europäische Idee empfindet, verkennt, wie notwendig so ein Anstoß für Reformen ist Die Welt

Europäische Wahrheiten Die Briten sind das erste Volk, das seinen Platz in der EU neu definiert. Andere werden folgen. FAZ

Bedingungen für Zypern-Hilfe Für Kanzlerin Angela Merkel wird es kein leichter Akt, das Hilfspaket durch den Bundestag zu bekommen. Diesmal muss sie mehr denn je um das Wohlwollen der Opposition bangen. Frankfurter Rundschau

Kluge Retter sagen „Nein“ Ist die Euro-Krise zurück? Wirklich? Möglichst schnell sollen jetzt Milliardenkredite für Zypern fließen. Aber dafür gibt es kaum einen Grund, außer einem lahmen: Das haben wir bei anderen Ländern doch auch so gemacht. BILD

Gestörte Erinnerung „Wie war das damals gleich wieder?“ Manche Erinnerungen müssen von Zeit zu Zeit aufgefrischt werden, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Bei Horst Seehofer und der CSU ist das derzeit der Fall. Die Christsozialen spielen sich als Bannerträger bei der Abschaffung der Studiengebühren auf. AZ München

Ist Mursi wirklich so schlimm? Ägyptens Präsident Mursi, der heute in Berlin ist, wird heftig kritisiert. Doch man muss genau hinsehen, Stephan Roll nimmt die wichtigsten Kritikpunkte unter die Lupe. ZEIT

The BoE Is Getting ‚Libored‘ Actual U.K. lending data suggest the central bank is being fed cheery, made-up credit ‚availability‘ numbers. Wall Street Journal