Regierungsbildung, Koalitionsvertrag, Oettinger, FDP & Grüne

Hoffnung Schäuble. Die neue Regierung macht mit den Schulden weiter wie die alte. Doch es ist fahrlässig, wenn Union und FDP an den Start gehen, ohne eine einzige zusätzliche Etatbremse einzuziehen. Immerhin: Vom Finanzminister lässt sich mehr erwarten, auch wenn der Koalitionsvertrag ihm keine Hilfe ist FAZ

Ab in die Retro-Republik! Viel ist Angela Merkel dafür kritisiert worden, zu pragmatisch zu regieren. Sie scheint sich diese Kritik zu Herzen genommen zu haben – leider. Denn der Koalitionsvertrag für ihre zweite Amtszeit recycelt alte Gewissheiten und verbaut den Weg zu pragmatischen Lösungen. Handelsblatt

Bedingt regierungsfähig. Seit Jahren wünschen sich Union und FDP nichts sehnlicher, als gemeinsam zu regieren. Doch schon beim Blick in den Koalitionsvertrag wird deutlich: Das Markenzeichen der neuen Regierung ist ihre Unfertigkeit. Süddeutsche Zeitung

Kein großer Wurf, aber der richtige Weg. Man kann der neuen schwarz-gelben Regierung einiges vorwerfen: Angela Merkel, Horst Seehofer und Guido Westerwelle haben in den Koalitionsverhandlungen viel geschachert und trotzdem wenig beschlossen Financial Times Deutschland

Harmonie nach hartem Kampf. Der Koalitionsvertrag ist fertig, die Recken sind müde. Viele moderne Ideen im Detail wecken Hoffnungen. Aber zum großen Wurf fehlt eine klare und kluge Sparpolitik Wirtschaftswoche

Wettbewerb der bürgerlichen Koalition. Die neue Regierungskoalition besteht aus drei Parteien. Sie ergänzen sich gut, stehen aber auch in Rivalität zueinander. Eine Auseinandersetzung um die richtige Politik der offenen Mitte. Die Welt

Angela Merkel hegt die Risiken des Koalitionsvertrages ein, dämpft seine Risiken durch starke Köpfe. Wer immer ihr vorwirft, sie habe kein Profil, hat sie nicht verstanden. Merkels Macht ist das Regieren in Grau. Sie hat keine Angst vor dem, was andere Mittelmaß nennen, weil es für sie nichts anderes ist als die Suche nach einer offenen Hintertür. Berliner Zeitung

Kontinuität und Kompromisse in der Außenpolitik. Union und FDP stritten kaum um das Thema. Nur beim Bundeswehreinsatz im Inneren, bei Wehrpflicht und Entwicklungshilfe herrschte keine Einigkeit. Die Zeit

Im Trippelschritt durchs Schildkrötenland Berliner Morgenpost

Schwarz und Gelb, Schatten und Licht. Bringt die Koalition noch Ordnung in ihre Ordnungspolitik? Tagesspiegel

Kabinett der Fehlbesetzungen. Die Kanzlerin hat gute Leute in ihrem Team, aber auf den falschen Posten. Schlimm ist das allerdings nicht. Financial Times Deutschland

Das Karo ist klein. Das neue Kabinett und wofür die Personen stehen. NRZ

Rissige Harmonie im Bundeskabinett. Der Einigung der Koalitionspartner folgt der Gang durch die parteiinternen Instanzen – und das Protzen mit den eigenen Verdiensten. Noch bevor der Koalitionsvertrag unterschrieben ist, zeigen sich die Differenzen, die die Verhandlungen überdauert haben. Die Harmonie in der Vernunftehe zwischen Union und FDP ist ein fragiles Gebilde. Handelsblatt

Die Duzfreunde fremdeln noch. Der Koalitionsvertrag steht, doch eine Einheit sind CDU, FDP und CSU nicht Nürnberger Nachrichten

Merkel hilft Rüttgers. Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Von Berlin nach Düsseldorf: Was bedeutet der Start der neuen Bundesregierung für die Landesregierung in NRW? Der Ministerpräsident kann durchaus zufrieden mit dem Ergebnis sein. WAZ

Koalitionsvertrag

Das Manifest der Hornissen. Einige nannten sie verniedlichend Biene-Maja-Koalition. Das dürfte jetzt vorbei sein. Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP zeigt: Wenn die neue Regierung etwas voranbringen will, dann die Entsolidarisierung der Gesellschaft. Süddeutsche Zeitung

Eine Liebesheirat sieht anders aus: Vier Wochen lang haben die schwarz-gelben Koalitionäre verbissen verhandelt, sich gequält und gefetzt, ehe sie endlich einen Ehevertrag zustande brachten. Ein dickes Bündel von Absichtserklärungen, Versprechen und Unverbindlichkeiten Nürnberger Nachrichten

Der Koalitionsvertrag ist ein politischer Betrugsversuch. Westfälische Rundschau

Das Vertragswerk von FDP und Union strahlt nichts Visionäres aus. Damit könnte man leben, blieben nicht zu viele wichtige Fragen offen. taz

Steuerentlastung: Familien haben bis zu 154 Euro mehr Netto im Monat! BILD

Schwarz-gelbe Geisterfahrer. Man kann aus Schaden klug werden. Man muss es aber nicht. Kopfpauschale und Pflege-Riester sind ein Angriff auf den Sozialstaat, kommentiert Norbert Blüm im Tagesspiegel

Der CDU/CSU-FDP-Koalitionsvertrag

FDP

Wo sind die Erfolge der FDP? Wo werden die Bürgerrechte gestärkt, die Sicherheitsgesetze entschärft? Der Erfolg der FDP besteht darin, was nicht im Vertrag steht, was Schäuble und die Union aber gern drin gehabt hätten. Süddeutsche Zeitung

Fünf Enthaltungen, keine Nein-Stimme. Einen Tag nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen hat die FDP auf einem außerordentlichen Parteitag die Koalitionsvereinbarung mit CDU und CSU gebilligt. Der Parteivorsitzende Westerwelle hielt eine kurze, kämpferische Rede. FAZ

Abschluss eines Siegeszuges. Liberale haben mit der Koalition ihr Ziel erreicht. NRZ

Westerwelles Kronprinz. Gesundheitsminister Philipp Rösler ist der Jungstar im neuen Kabinett. Der FDP-Chef Westerwelle bindet ihn ein, auch weil er für ihn zum Herausforderer geworden ist. Die Zeit

Oettinger wird EU-Kommissar

Ab nach Brüssel. Nach Brüssel gezogen hat es Günther Oettinger nicht; noch weniger hat man dort nach ihm gerufen. Die Kanzlerin entledigt sich eines Ministerpräsidenten, unter dessen Führung die Union im Südwesten einen Niedergang erlebte. FAZ

Die Partei geht vor. Günther Oettinger hat die CDU-Vorsitzende genug genervt – das dürfte zumindest Angela Merkel so empfinden. So erfand sie flugs ein neues Prinzip zur Auswahl des europäischen Personals. auswählen kann. Financial Times Deutschland

Der heiße Kandidat für die EU-Kommission ließ nicht gerade jeden Fettnapf aus. Dabei ist Günther Oettinger ein kompetenter Wirtschaftsfachmann, der mit seiner bisweilen unorthodoxen Art innovative Lösungen anstieß. Die Welt

Brüssel als Abschiebeplatz. Träumt noch jemand davon, dass die EU-Regierungen endlich einmal eine Exzellenz-Initiative starten für die Besetzung von Posten in Brüssel? Aufwachen! Frankfurter Rundschau

Mit der Ernennung Oettingers weitet Kanzlerin Merkel ihren Einfluss in der deutschen EU-Politik aus. Denn die Liberalen haben es zwar in den Koalitionsgespräche geschafft, jede formelle Konzentration der EU-Zuständigkeit im Kanzleramt zu verhindern. Aber faktisch laufen die Drähte zwischen Berlin und Brüssel künftig direkt über Merkel zu Barroso – und ihren Parteifreund Oettinger. Handelsblatt

Auf den zweiten Blick stimmt auch der Befund einer mangelnden EU-Kompetenz nicht. Wer Oettinger in den vergangenen Jahren in Brüssel beobachtet hat, sah einen Politiker, der über die Entscheidungsprozesse in der EU weit besser Bescheid wusste als die meisten seiner Länderkollegen. FAZ

Grüner Parteitag

Jamaika im Saarland weckt den Appetit: Auch andernorts lassen die Landesverbände sich nicht mehr von der Bundesspitze die Öffnung zur CDU verbieten lassen Handelsblatt

Nervöse Kompassnadel. Die Grünen haben den Platz in der „linken Mitte“ für sich geordert. Nur wo das genau ist, darüber gehen die Meinungen in der Partei weiter auseinander. Frankfurter Rundschau

Die Grünen reagieren auf das neue Fünf-Parteiensystem. Sie halten sich den Weg in die politische Mitte offen. Grundsätzlich wollen sie mit allen demokratischen Parteien regieren: am liebsten mit der SPD, aber auch mit den Linken, mit der CDU, oder mit der FDP. Allein grüne Inhalte sollen Maßstab für eine Regierungsbeteiligung sein. Selbst im Bund wollen die Grünen eine Jamaika-Koalition nicht mehr in jedem Fall kategorisch ausschließen Berliner Zeitung

Inhalt vor Ideologie. Die Grünen sind erstaunlich pragmatisch geworden. Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem Union und FDP einen Koalitionsvertrag präsentieren, den der große politische Rest im Land als Kriegserklärung empfinden muss, öffnet sich die Partei für alle denkbaren Machtoptionen Lausitzer Rundschau

Regionale Farbenspiele. Jamaika oder Rot-Rot-Grün, darüber schwiegen sich die Grünen auf dem Parteitag weitgehend aus. Jeder Landesverband soll machen dürfen, was er für richtig hält. taz

… one more thing!!

The Art of Afghan Alliance Building. As the United States and its NATO allies slog on in Afghanistan, it is Washington’s mismanagement of local alliances that has proved to be the undoing of its strategy in the country. Foreign Affairs

Leitartikel

Anklänge einer neuen Melodie. Der schwarz-gelbe Vertrag ist der Versuch, einen Grundton zu finden. Vieles steht unter Vorbehalt. Das Zusammenraufen wie die Nagelprobe für Angela Merkel kommen erst noch. Frankfurter Rundschau

Tollkühn und kleinmütig. Zu Visionen von Entlastung und Arbeitnehmer-Schutzschirm schwingt die neue Koalition sich auf. Doch die Hoffnung, das Wachstum werde die Erleichterungen finanzieren, wird nur ganz kurz tragen. Die bittere Realität der Verschuldung wird die Koalitionäre schon bald einholen. Handelsblatt

Pragmatismus auf Pump. Außerordentlich große Bereitschaft zum Wagnis zeigt diese Koalition nur bei einem: dem Schuldenmachen. Vollständig hätte die Überschrift über dem Vertragswerk daher lauten müssen: Wachstum – Bildung – Zusammenhalt – Schulden. FAZ

Man kann über die neue schwarz-gelbe Regierung viel sagen. Über manche Ministerbesetzung spotten, über manch schwammige Formulierung im Koalitionsvertrag lästern. Aber eines muss man sagen: Bei den Steuern haben CDU/CSU und FDP Wort gehalten. BILD

Koalitionsvertrag, eine Enttäuschung. Die Richtung: Hilf dir selbst, die Gesellschaft tut es nicht AZ München

Bequeme Sozialstaats-Illusion. So wurde die Reformunfähigkeit der Politik kaschiert, indem die Kosten der Sozialhaushalte auf viele öffentliche Kassen verteilt und damit optisch verkleinert wurden. Und irgendwie ging unterwegs die Einsicht verloren, dass die wahren Belastungen erst noch auf uns zukommen. Wirtschaftswoche

Es wäre ermüdend, die ganzen Fehler aufzuzählen, die Bund und Länder bei der vermeintlichen Opel-Rettung gemacht haben
. Der größte war, sich so einseitig und verbissen auf Magna als Käufer festzulegen. Diese Sturheit könnte den Verkaufsplan für Opel nun komplett zunichtemachen Financial Times Deutschland

Pragmatismus als Programm.
Man mag die Signale im schwarz-gelben Koalitionsvertrag widersprüchlich nennen. Doch sie entsprechen dem radikalen Pragmatismus, der auf dem Höhepunkt der Welt-Wirtschaftskrise Merkmal der deutschen Regierungsarbeit wurde. Kölner Stadt-Anzeiger

Schwarz-Gelb, der abenteuerliche Fehlstart der neuen Koalition. Weiterwursteln im Merkelland: Schwarz-Gelb kann sich auf keine großen Reformen einigen. Merkel und Westerwelle treiben die Schulden in die Höhe und erwogen dabei sogar Tricksereien. Eine Idee für einen Aufbruch bleiben sie dem Land schuldig. Spiegel Coverstory (Print)

Der Schlüssel zum Traumhaus. Bis zu 50% sparen. Wie Immobilien-Auktionen ablaufen. Worauf Sie unbedingt achten müssen Focus Coverstory (Print)

Ein verführerisches Angebot, der Papst und die Anglikaner: Ohne Zölibat mit Roms Segen? Die Welt

Inside the App Economy. Beyond the goofy games is a world of useful programs that’s making fortunes and changing the rules of business Businessweek

The Cost of War. Staying in Afghanistan will cost many more American soldiers‘ lives and hundreds of billions of dollars. Is it worth it? The Nation

Democracy in Africa, a good example. Botswana, one of Africa’s most successful countries sets a trend that more can follow Economist