Uli Hoeneß, Koalition, Abhöraffäre, Ryanair, Raubkunst & Plastiktüten

Jetzt kann gedealt werden Die Lage von Uli Hoeneß ist schlecht, die Zulassung des Strafverfahrens gegen den Bayern-Präsidenten hat sie aber nicht verschlimmert. Gerade im Hauptverfahren werden gerne Deals ausgehandelt. Das aber setzt wohl eine gewisse Einsicht des Bayern-Präsidenten voraus. Süddeutsche Zeitung

Das Endspiel für den Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß wird sich vor dem Oberlandesgericht München verantworten müssen. Ein ganz gewöhnlicher Wirtschaftsrechtsprozess ist das Verfahren nicht – aber es geht auch nicht um ein Kavaliersdelikt. Die Welt

Der Schachzug der Räte In der Steuer-Affäre um Uli Hoeneß, den Präsidenten des FC Bayern München, reicht der prominent besetzte Aufsichtsrat des Bundesligisten den Druck nach der Anklageerhebung weiter an seinen Vorsitzenden. Vordergründig verfährt der FC Bayern dabei nach Gutsherrenart: Mia san mia – und uns kann keiner. Wirtschaftswoche

Überlebenskünstler Uli H. Bislang hat Hoeneß sich trotz Medien-Fegefeuers als Überlebenskünstler in dem Fall bewiesen. Auch in dem Prozess stehen seine Chancen nicht schlecht. Augsburger Allgemeine

Der „sehr überraschte“ Herr Hoeneß macht wütend Uli Hoeneß ist überrascht, dass er angeklagt wird. Franz Beckenbauer steht ihm prompt bei: „Ich denke, wir sollten niemanden verurteilen, der mal einen Fehler gemacht hat“, sagte er am Montag. „Selbst die katholische Kirche gewährt eine zweite Chance.“ Und der Aufsichtsrat des FC Bayern will ihn weiter als Vorsitzenden trotz aller Compliance-Regeln. Rheinische Post

Koalitionsverhandlungen

Schlechte Kompromisse werden sich rächen Schon jetzt gehören die Koalitionsverhandlungen zu den längsten in der Geschichte der Bundesrepublik. Zählt man den Wahlkampf dazu, regiert sich das Land seit sechs Monaten quasi von selbst. Weder Union noch SPD zeigen sich kompromissbereit. Denn alles andere wäre für sie jetzt riskant. Tagesspiegel

Seehofer, der heimliche Dominator Obwohl Union und SPD öffentlich turteln, gibt es Zweifel, ob die gemeinsame Basis für eine große Koalition ausreicht: In den Gesprächskreisen wird über das Kleinklein gestritten, die Liberalen sitzen als Untote mit am Verhandlungstisch und Seehofer bestimmt die Agenda. Süddeutsche Zeitung

Der Kniff mit der Rente Eine große Koalition darf die Rücklagen jetzt nicht verfrühstücken. Sie muss stattdessen nachhaltige Reserven aufbauen. Ein Gastbeitrag von Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Frankfurter Rundschau

Merkel bricht ihr Maut-Versprechen Bundeskanzlerin Angela Merkel schließt eine Autobahn-Abgabe nicht mehr aus. Nur Ausländer sollen belastet werden. Damit wird das CSU-Modell mit 100 Euro im Jahr immer wahrscheinlicher. Berliner Zeitung

Geschwätz von gestern Es ist gewiss mehr als nur eine Stilfrage: Die Kanzlerin hatte sich während des Bundestagswahlkampfes dem Herzenswunsch der CSU widersetzt, eine Pkw-Maut für ausländische Nutzer deutscher Autobahnen einzuführen. „Mit mir nicht“, lautete ihre wie in Stein gemeißelte Ansage. Bonner General-Anzeiger

Griff in die Rentenkasse Die Verhandlungspartner der großen Koalition haben noch nicht einmal über die Rente gesprochen, da bereitet die CDU schon den Boden für neue Finanzierungstricks vor. Börsen-Zeitung

Prüfung für Zuhälter Union und SPD streben ein neues Gesetz gegen Zwangsprostitution an: Die Auflagen für Bordellbetreiber sollen deutlich verschärft werden. Ein komplettes Verbot der Prostitution aber lehnen beide Seiten ab. Süddeutsche Zeitung

Abhöraffäre

Die Linke stößt in die Lücke Nach der Union lässt es nun auch die SPD am nötigen Aufklärungseifer in der NSA-Affäre fehlen. Das macht sich die Opposition zunutze – mit Recht. Doch wie realistisch ist die Forderung von Riexinger, Snowden nach Deutschland zu holen? Berliner Zeitung

Moral gibt es nicht kostenlos Ein Asyl für Edward Snowden in Deutschland würde die Beziehungen zur USA belasten. Also kuschen SPD und CDU. Souveränität beweisen sie so nicht. taz

Zwei Supermächte Technologie versus Moral: Deutschland muss Amerika mehr entgegensetzen können als nur Empörung. FAZ

Aber wir sind doch eine Familie Der NSA-Skandal ist ein Vertrauensbruch zwischen der EU und den USA. Doch ein langes Zerwürfnis würde Wladimir Putin in die Hände arbeiten. Deshalb muss die EU weiter über ihr Freihandelsabkommen verhandeln und ihre Bindungen zu den USA neu definieren, meint ein polnischer Kolumnist. Gazeta Wyborcza Warschau

Insel der Spione Wer von Beirut aus nach Berlin telefoniert oder in Tel Aviv eine E-Mail schreibt, der schickt seine Daten durch ein Glasfaserkabel nach Zypern. Dort befindet sich einer der wichtigsten Horchposten des britischen Geheimdienstes GCHQ. Auch die Spione der NSA greifen dort in großem Stil zu – als Touristen getarnt. Süddeutsche Zeitung

Spione und andere Marktradikale Wirtschaftsspionage wird gerne Ländern wie Russland oder China zugeschrieben. Man könnte aber auch Amerika nennen – oder Deutschland. FAZ

Anhörung einer Supermacht NZZ

Ryanair

Der Preis für zu viele Luftnummern Der Reiz des Neuen ist verflogen. Die irische Fluggesellschaft muss erneut eine Gewinnwarnung herausgeben. Ein rascher Imagewandel fällt dem Unternehmen schwer. Berliner Zeitung

Ryanair an der Grenze Ryanair reduziert die Preise, um seine Flugzeuge zu füllen. Nach zwei Gewinnrevisionen in Folge wachsen die Zweifel, ob das radikale Niedrigkosten-Geschäftsmodell immer weiter wachsen kann. FAZ

Ryanair shares still expensive despite rapid descent Europe’s largest low-cost airline has spooked investors with a second profit warning in two months. Ryanair has strengths, but confidence is leeching fast. Stability may return most quickly if the company prunes its growth ambitions and focuses more on sustaining profit. Breakingviews

Ein Rabauke wird erwachsen Der Billigflugprimus schockt die Branche erneut mit einer Gewinnwarnung und einer Serviceoffensive. Doch die Geizlinie steckt keineswegs in einer Krise, sie wird nur ein normales Unternehmen. Wirtschaftswoche

Wie O’Leary Ryanair wieder auf Kurs bringen will Für Service oder überbordende Kundenfreundlichkeit war Ryanair bislang nicht bekannt. Dem Erfolg des Billigfliegers tat dies lange keinen Abbruch. Doch nun bricht den Iren der Gewinn weg. Rynair-Chef O’Leary kontert – gewohnt eigenwillig. manager magazin

Raubkunst / «Entartete Kunst»

Marc, Matisse, Picasso, Dürer Bereits im Frühjahr 2011 wurden in einer Münchner Wohnung 1500 Kunstwerke beschlagnahmt, die seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten. Was bedeutet diese Entdeckung? FAZ

NS-Raubkunst Es ist der wohl sensationellste Fund der vergangenen Jahre: 1500 verloren geglaubte, einst von den Nationalsozialisten enteignete Werke sind wieder aufgetaucht. Und damit auch die Frage, wer der eigentliche Besitzer ist Berliner Zeitung

Geheimniskrämerei um geraubte Kunst Seit mehr als zwei Jahren wussten die Behörden von dem riesigen Kunstfund in München. Opferverbände und Forscher sind erbost über die Geheimhaltung durch den Staat. ZEIT

Mehr Transparenz! Es ist ein atemberaubender Kunstkrimi, der durch die Arbeit der Zollfahnder in einer zugemüllten Schwabinger Wohnung erste Konturen gewinnt. Wobei der schier unglaubliche Fund von rund 1500 Kunstwerken von Dürer bis Picasso nur eine Facette ist. Eine Sensation, ohne Frage. Bonner General-Anzeiger

Es bleibt eine Frage der Moral Dass Behörden den Fund von 1500 Werken „entarteter“ Kunst verheimlichten, ist verständlich: den Weg der von den Nazis geraubten Werke zurückzuverfolgen, ist eine aufwändige Arbeit. Und Sorgfalt ist unbedingt nötig. WAZ

Eine Sammlung mit Abgründen Der Fund von 1.500 Kunstwerken wirft viele Fragen auf. Wem gehören die Bilder? Welche Ansprüche haben Erben enteigneter Sammler? Und warum erfährt man erst jetzt davon? ZEIT

Kunstfreund als NS-Handlanger Der sensationelle Münchner Fund verlorengeglaubter Kunstwerke von Grossmeistern der klassischen Moderne sollte nicht nur Justitia beschäftigen – eine Schau wäre höchst aufschlussreich. NZZ

Seriöser Herr von nebenan Jahrzehntelang hat Cornelius Gurlitt, der Spross einer Dynastie von Kunsthändlern, einen unglaublichen Bilderschatz gehortet. In seiner Umgebung will aber keiner etwas davon mitbekommen haben. Süddeutsche Zeitung

Museen haben keinen Anspruch Auch die Kunstwelt wusste nichts von der Sammlung, die bei einem Rentner in München entdeckt wurde. Die Karlsruher Provenienzforscherin Tessa Friederike Rosebrock freut sich über den Fund. Stuttgarter Zeitung

„Viele Ansprüche sind verjährt“ Die Rechtsanwältin Claudia von Selle vertritt Familien, deren Kunstwerke enteignet wurden. Sie erklärt, warum die Rückgabe oft rechtlich schwer durchzusetzen ist. ZEIT

Plastiktüten

Nicht mehr tragbar Sie nehmen die Last des Einkaufs auf – und werden dann selbst zur (ökologischen) Last: Plastiktüten. Die EU-Kommission will gegen die massenhafte Verbreitung vorgehen. Was genau ist geplant? Tagesspiegel

Kommt nicht in die Tüte Der Kampf gegen den Plastiktüten-Wahn geht in eine neue Runde. Nicht alles ist wirklich neu an dem Vorstoß der Europäischen Kommission. „Jute statt Plastik“ – das klingt vertraut. Und doch bleiben Zweifel, ob von dem gut gemeinten und sehr richtigen Appell an die 28 Mitgliedstaaten wirklich mehr übrig bleibt als bei früheren Versuchen Bonner General-Anzeiger

Ein sinnvolles Verbot mit Folgen Die EU will den Verbrauch von Plastiktüten eindämmen. Das ist aus Gründen des Umweltschutzes sinnvoll. Bei den Verbrauchern könnte sich die EU-Kommission damit aber wieder einmal unbeliebt machen. Kölner Stadt-Anzeiger

Kult für die Umwelt Wer gegen den Plastiktüten-Wahnist, sollte sich das Elastik-Einkaufsnetz zurückwünschen. Mitteldeutsche Zeitung

Halbherzig gegen den Plastikmüll Pro Sekunde werden weltweit 20.000 Plastiktüten gefertigt; in Deutschland werden 68.000 Tonnen Kunststoff im Jahr zu Wegwerftüten. Wie es anders geht, zeigen Länder wie China, Südafrika, Bangladesch: Sie haben ultradünne Plastiktüten verboten. Europa schafft das nicht? WAZ

Umweltschutz in Ruanda: Tüten mitbringen verboten Wer nach Ruanda reist, muss sich auf sehr spezielle Gepäckkontrollen gefasst machen: Plastiktüten werden direkt eingesammelt und entsorgt. Seit fünf Jahren sind sie verboten. Ruanda gilt damit mittlerweile als Vorbild – nicht nur in Afrika. Tagesschau

…one more thing!

Im Netz der Clans Die Mafia hat sich verändert. Sie arbeitet unauffälliger, setzt weniger auf Angst und Einschüchterung. Profitable Geschäfte macht sie durch ihre Beziehungen in die sogenannten besseren Kreise. Auch in Berlin. Berliner Zeitung

Leitartikel

Alltägliche Sünden Der „Fehler“ von Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist ein recht alltägliches Delikt. Nur ist nicht jeder Steuerpflichtige in der Lage, in der Schweiz ein Konto zum „Zocken“ einzurichten und dem deutschen Fiskus mutmaßlich Millionen vorzuenthalten. FAZ

Eine ehrenwerte Gesellschaft Der Fall Hoeneß und kein Ende. Nur langsam spricht sich herum, dass Steuerbetrug gegen die Compliancekultur der Gesellschaft verstößt. Nur die Sponsoren und die Mitglieder des Aufsichtsrats des FC Bayern München scheinen das noch nicht begriffen zu haben. Berliner Zeitung

Omas gegen Enkel SPD und Union gefährden mit ihren absurd teuren Rentenplänen die Stabilität der staatlichen Alterssicherung. Bei einer derart einseitigen Politik zugunsten der Senioren droht das Sozialsystemzu kollabieren Die Welt

Merkels Missverständnis mit der Maut Eigentlich hätte die Kanzlerin im TV-Duell doch einfach sagen können: Seehofers Maut nur für Ausländer finde ich super! Ist ihr aber wohl nicht eingefallen. Stattdessen sagt ihr Sprecher jetzt, die Aussagen der Kanzerin zur Pkw-Maut müsse man „im gesamten Zusammenhang“ lesen. Nur klarer werden sie dadurch auch nicht. Süddeutsche Zeitung

Angela Merkel zeigt wahre Führungsqualität Der Vorwurf, sie stehe für nichts, richtet sich ausgerechnet gegen Merkels größte Qualität: Sie steht dafür, wirklich jede Position zu räumen, wenn sie zu neuen Einsichten gekommen ist. Soll man das im Ernst schlecht finden? Tagesspiegel

Obamas Versprechen Einst flogen diesem Präsidenten die Herzen zu. Und die Hoffnungen! In einer Welt der Kriege versprach er Frieden und Demokratie. Bild

China plans to prove the sceptics wrong It is unclear whether a system that is geared to growth can also provide clean air and water Financial Times

How Edward Snowden Escalated Cyber War With China The NSA whistleblower may have killed the U.S.’s only shot at reining in China’s voracious theft of corporate, government, and military secrets. Newsweek

The Big Apple turns left It appears likely that the next mayor of New York City will be a Red Sox fan. According to the rules of the New York I grew up in, I’d expect to see the Hudson turn into a river of… Los Angeles Times