Gedenkmarsch, Attentat, #JeSuisCharlie, Islam, Pegida, Griechenland, Nigeria & Mindestlohn

Frankreich marschiert und singt gegen die Furcht „Paris ist heute die Hauptstadt der Welt“, sagte Frankreichs Präsident Hollande vor dem Gedenkmarsch. Die Nation hakt sich unter angesichts der Bedrohung – das wird aber auf Dauer nicht reichen. Die Welt

Hier ist das Volk 1,5 Millionen Menschen sollen auf den Straßen in Paris gewesen sein: Keiner kann sich erinnern, jemals so viele Demonstranten in der französischen Hauptstadt gesehen zu haben – eine Verbrüderungsfeierlichkeit ergreift die Menschen. Doch es zeigen sich auch Risse. Süddeutsche Zeitung

Ein Traum und ein Moment des Glücks Die halbe Welt hat sich mit den Franzosen im Aufbegehren gegen Terror solidarisiert. Das ist Balsam für die geschundene Volksseele. Doch der Alltag wird schneller zurückkommen als erwartet. Kölner Stadt-Anzeiger

Obama’s French kiss-off The president’s decision to skip the Paris march raises eyebrows. Politico

Nach dem Attentat

Jetzt braucht es Mut zu unseren Werten Der Pulverdampf aus Paris ist verraucht, die klare Sicht auf die Geschehnisse schmerzt. Der islamistische Terror kommt näher. Zwei zentrale Lehren aus Paris. Rheinische Post

Wie soll Frankreich aus dieser Sackgasse herausfinden? Angst, Hass, Misstrauen: Frankreich erlebt derzeit seine schlimmste existenzielle Krise der letzten Jahrzehnte. Je mehr sich das Land verkrampft, umso mehr spielt es dem Islamismus zu. Ein Teufelskreis. FAZ

Die offene Gesellschaft hat immer Feinde Karl Popper wäre über die Anschläge von Frankreich kaum überrascht. Der Philosoph verstand, warum Menschen bis zur Unmenschlichkeit gegen die offene Gesellschaft kämpfen. Es ist an der Zeit, sich bewusst zu werden, wo wir stehen – und wohin wir wollen. FAZ

Justice est faite? Die Erschiessung der Pariser Attentäter stellt die Gerechtigkeit nicht wieder her. Ein ordentliches Gerichtsverfahren wäre diesem Zweck dienlicher gewesen. NZZ

Lieber die Unsicherheit in Nahost „Israel ist euer Heim“: Als Reaktion auf die Pariser Terrorwelle fordert der israelische Regierungschef Netanjahu Frankreichs Juden zur Auswanderung auf. Immer mehr von ihnen folgen tatsächlich seinem Ruf. Süddeutsche Zeitung

Die Angst nach dem Terror Der Terror von Paris hat uns Medienmachern das Gefühl der Unverwundbarkeit geraubt. Aber Selbstzensur gibt keine Sicherheit. Sie bringt nur die Islamisten ans Ziel. Frankfurter Rundschau

Chance für die Nation Frankreich „danach“ ist nicht mehr dasselbe. Wie nachhaltig die Anschläge auf das Magazin „Charlie Hebdo“ und einen koscheren Lebensmittelmarkt in Paris das Land verändert haben, wird erst die Zeit zeigen. Bonner General-Anzeiger

Guillotine gegen Krummsäbel Durch die Terrorwelle in Frankreich werden die Spannungen in einer gespaltenen Gesellschaft verstärkt. Es besteht die Gefahr, dass ein autoritäres Gesellschaftsmodell das freiheitliche verdrängt. NZZ

Die geteilte Nation „Unsere Gesellschaft hat Mist gebaut. Sie hat Ghettos geschaffen.“ Nicolas sucht wie viele andere Muslime nach einer Erklärung für den Terror. taz

The French 9/11 In the immediate aftermath of the massacre in Paris, the slaughter is being compared to Al Qaeda’s 2001 attack on the US. But, given the differences in terms of weapons, casualties, and the attackers‘ citizenship, how accurate is that analogy? Project Syndicate

#JeSuisCharlie

Schluss mit der Opfer-Instrumentalisierung! Nach #JeSuisCharlie solidarisieren sich Tausende unter dem Twitter-Hashtag #JeSuisAhmed mit einem getöteten muslimischen Polizisten. Der Tweet, der alles ins Rollen brachte, ist allerdings höchst fragwürdig. Handelsblatt

Nein, wir sind nicht „Charlie Hebdo“… … und genau das ist das Problem. Ein Vorschlag zur tatsächlichen Meinungsfreiheit, während die Selbstzensur um sich greift. taz

Sind wir alle Charlie? Das Twitter-Pic des Jahres Auf einem einsamen Kreisverkehr hält eine junge Frau ein Plakat hoch: „Je suis Charlie“. Inmitten der zerbombten Häuser von Aleppo in Syrien. Ihren Namen kennen wir nicht. Das ist gut so. Sie hält das Plakat vor die Augen. Sie weiß: Wird sie erkannt, wird sie enthauptet Huffington Post

The Charlie Hebdo I Know One may mourn the dead and condemn their senseless slaughter without celebrating the magazine for values it did not embrace. The Atlantic

Islam

Frankreichs neuer Held Lassana Bathily hat mehreren Menschen das Leben gerettet. Frankreichs Präsident dankte ihm, Tausende fordern einen Orden für ihn. Der aus Mali stammende Muslim hat einen anderen Wunsch. FAZ

Der Feind ist das Feindbild Den Islam als Ganzes für den Terror von Extremisten verantwortlich zu machen, wäre fatal. Die Fehler der USA nach dem 11. September sollten uns eine Lehre sein. Zeit

Auf der Suche nach Rechtfertigung Wer denkt, „der“ Islam sei schuld am Radikalismus, der Frankreich heimgesucht hat, irrt. Er ist eine Religion, die jeden all das sehen lässt, was er in ihr sehen will – genau wie das Christentum auch. Süddeutsche Zeitung

Was der Islam mit dem Islam zu tun hat Auch nach dem Anschlägen von Paris hieß es wieder reflexartig: Das habe nichts mit dem Islam zu tun. Doch muslimische Verbände müssen sich fragen, wieso ihre Religion so viele Terroristen hervorbringt. Und was sie tun können. FAZ

Was der Islam mit dem Islamismus zu tun hat Ein hässliches Bild vom Islam droht in diesen Tagen die Hoheit zu gewinnen. Den respektablen, guten Islam in seiner noblen Position zu halten, können und müssen die Muslime aber selber tun. Berliner Zeitung

Angst vor der Angst vor dem Islam Kränkung rechtfertigt eine solche Tat nicht: Muslime in Paris distanzieren sich von den Attentaten. Sie fragen sich, wie Islamophobie und Radikalisierung zu bremsen sind. Zeit

Auftrieb für Islamisten – und Antiislamisten Die Karikaturisten von «Charlie Hebdo» wurden von Tätern ermordet, die das Produkt einer gescheiterten Integration von Muslimen in Frankreich sind. Auch in andern Ländern Europas könnte es künftig zu solchen Taten kommen. NZZ

Wie viel Gewalt steckt im Islam? Syrien, Kanada, jetzt Paris: Wie ist diese spektakuläre Häufung religiös motivierter Gewalttaten zu erklären? Wie gewalttätig ist der Islam? WAZ

Wettstreit der Dschihadisten Immer mehr Gotteskrieger folgen dem Islamischen Staat und nicht mehr al-Qaida. Die beiden Terrororganisationen sind Rivalen und überschütten sich gegenseitig mit Verdächtigungen und Beschimpfungen. Das macht die Sicherheitsbehörden nervös. Süddeutsche Zeitung

Bei „gemessener Ignoranz“ an Platz zwei In den meisten Ländern weicht der geschätzte Anteil von Muslimen in der Bevölkerung deutlich von der Wirklichkeit ab, in keinem Land stärker als in Frankreich. In einer anderen Kategorie kommt Deutschland auf den zweiten Platz. FAZ

Vom Islam lernen heißt siegen lernen In jeder Religion gibt es Fanatiker, aber in keiner anderen wird dermaßen hartnäckig darauf bestanden, dass sie nichts mit der Religion zu tun haben, auf die sie sich berufen. Eine Polemik. Die Welt

Es sind Wochen der Begegnung Der Umgang mit dem Islam in Deutschland ist weniger konfliktträchtig als in Frankreich. Doch was, wenn ein Anschlag auch uns auf die Probe stellt? Tagesspiegel

What Makes Muslims Laugh? As an Iranian-American comedian, I can tell you that plenty does. Just stay away from sex, religion and politics. Politico

Pegida

Vorauseilende Pegida-Schelte hilft nur der AfD Bundesminister werfen Pegida den „Missbrauch“ des Pariser Massakers vor – Tage bevor die Islam-Kritiker ihre Lesart der Geschehnisse auf die Straße tragen. Der blinde Alarm hat nur einen Nutznießer. Die Welt

Deutschland muss Vielfalt akzeptieren Wer die absolute Wahrheit für sich beansprucht und anderen überstülpen will, zerstört die Grundlagen des Zusammenlebens. Warum die deutsche Einwanderungsgesellschaft trotz des Terrors Zukunft haben kann – eine Antwort auf militante Islamisten und Islamhasser. Süddeutsche Zeitung

Warum Pegida vielleicht nicht gemeinnützig ist Die Pegida-Bewegung will gemeinnützig werden, damit Spender ihre Überweisungen von der Steuer absetzen können. Doch das ist gar nicht so einfach. FAZ

In schlechter Gesellschaft Gleich zwei islamfeindliche Demonstrationen gibt es am Montag in München: Bekannte Extremisten wie Michael Stürzenberger ziehen die Fäden – und prominente Neonazis trommeln für die Islamgegner. Doch wie groß ist die Bewegung der „Patriotischen Europäer“ wirklich? Süddeutsche Zeitung

Griechenland

Der Geldregenmacher Griechenlands Oppositionsführer Tsipras verspricht viel – doch sein Programm ist vage. Und je näher der Wahlsieg rückt, desto vorsichtiger drückt er sich aus. Für Verhandlungen über einen Schuldenerlass fehlen ihm institutionelle Partner. FAZ

Wir wollen doch auch die Rettung des Euros! Das Brüsseler Spardiktat habe sein Land ruiniert und sei eine Sackgasse für Europa, meint der Chef der linken „Syriza“-Partei in diesem Gastbeitrag. Falls er die Wahlen gewinne, werde alles anders. Die Welt

„Wir sind bereit für Verhandlungen“ Der Wirtschaftsberater der griechischen Partei Syriza, Yiannis Milios, fordert Schuldenerleichterungen und plädiert für einen ausgeglichenen Haushalt. Wirtschaftswoche

1 Euro = 1 Dollar? Der Euro ist weiter unter Druck. Zum Dollar rutscht die europäische Einheitswährung immer weiter ab. Erste Analysten prognostizieren mittlerweile sogar die Parität zum Dollar. Handelsblatt

Nigeria

Hilflos und korrupt Im Norden von Nigeria könnte ein islamistischer Splitterstaat entstehen. Die Regierung aber verspielt die Hoffnung auf Hilfe aus Europa und den USA. Tagesspiegel

Die Monster der Boko-Haram-Sekte Der jüngste Selbstmordanschlag durch ein kleines Mädchen in Nigeria zeigt: Längst hat die Wahl ihrer Mittel die Mitglieder der Boko-Haram-Sekte zu Monstern gemacht. Doch Nigerias Präsident Goodluck Jonathan schaut weg – und mit ihm die ganze Welt. Frankfurter Rundschau

Nigeria’s Horror in Paris’s Shadow Why a 10-year-old suicide bomber isn’t front-page news The Atlantic

Mindestlohn

Der Kunde wird den Mindestlohn spüren Der Mindestlohn ist zu bürokratisch. Und für die Kunden wird er teuer. Er muss entschlackt werden. FAZ

Krokodilstränen Horst Seehofer hat ja eigentlich Recht: Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes hat natürlich dazu geführt, dass auch massiv schädliche Bürokratie aufgebaut wurde. Bonner General-Anzeiger

Mindestlöhne durchsetzen Prognosen für Entwicklung der Wirtschaft in diesem Jahr sind schwierig. Eines aber ist sicher: Die Konjunktur muss gestärkt werden. taz

…one more thing!

Im Deflationsmodus Zunächst waren es die immer weiter abnehmenden Preissteigerungsraten in der Eurozone – auch Disinflation genannt -, die den Marktteilnehmern Sorgen bereiteten. Denn damit einher ging immer auch die Sorge, dass die Disinflation auch in die Deflation münden könnte. Das ist nun geschehen. Börsen-Zeitung

Leitartikel

Charlie muss leben Ein neues Wir-Gefühl eint Frankreich. Aber wie lange wird es halten? Die wirklichen Herausforderungen stehen noch bevor. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit werden sich behaupten müssen. Süddeutsche Zeitung

Europa hadert mit sich Die Attraktivität unseres Kontinentes hat nachgelassen. Das spüren die Feinde in seinem Innern. Der Westen muss sich selbst wieder gut und verteidigenswert finden Die Welt

Eine Geste für die Ewigkeit Angela Merkel, die Augen geschlossen, wendet sich in mitfühlender Trauer hin zu Frankreichs Präsident Hollande. Bild

Freiheit Ein feiges Attentat tötet Menschen und bedroht unsere Demokratie: Freiheit ist immer nur konkret, nie nur abstrakt möglich. Wirtschaftswoche

Charlie Hebdo – Anschlag auf die Freiheit Spiegel (Print)

Wunder der Medizin Wege zur Heilung – Wie Ärzte heute schwerste Krankheiten besiegen Focus (Print)

Millions of Charlies With a vast march, French show themselves they still care about their republic Econmist

Why We Must Resist Simple Explanations of the ‘Charlie Hebdo’ Massacre The Nation