Sexismus-Debatte, SPD, Europa-Debatte, Tschechien, Ägypten & MPS

Brüderle, der „Stern“ und die Stunde der Puritaner FDP-Mann Rainer Brüderle fehlt es zweifellos an Stil. Fast die Hälfte der Deutschen fordert deswegen seinen Rücktritt. Diese Sexismus-Debatte offenbart eine ins Kraut wachsende Tugendwächterei. Die Welt

Prüder in Waffen Angeblich kämpft die Hamburger Illustrierte „Stern“ jetzt gegen den Sexismus. Aber was steht wirklich drin in der Enthüllungsstory mit dem Titel „Der Herrenwitz“? Eine Textanalyse. FAZ

Die Frauen verdienen eine Antwort Rainer Brüderle fühlt sich offenbar zu Unrecht an den Pranger gestellt. So erklären Freunde sein Schweigen. Damit unterschätzt er dramatisch die Dimension des Themas. BILD

Es ist zum Schreien Auf Twitter explodiert gerade eine Sexismus-Debatte, die den „Stern“-Artikel zu Rainer Brüderle zwar zum Anlass hat, aber weit darüber hinausgeht. Die Debatte ist großartig. FAZ

Ende der Verbrüderung Selten hat sich eine Debatte derart aufgeheizt wie die über den vermeintlichen Chauvinismus des FDP-Fraktionschefs Rainer Brüderle. Was als über ein Jahr alte Schilderung einer nächtlichen Geschmacklosigkeit in einer Hotelbar begann, die überdies noch als PR-Aktion der neuen Chefredaktion des „Stern“ gelesen werden konnte, hat über das Wochenende die Kanäle der sozialen Medien überlaufen lassen. Märkische Allgemeine

Bravo-Rufe für Brüderle Die NRW-FDP stellt sich bei ihrem Neujahrsempfang demonstrativ hinter ihren designierten Spitzenmann. Doch Rainer Brüderle nutzt den ersten großen Auftritt nach dem Bekanntwerden der gegen ihn gerichteten Sexismus-Vorwürfe nicht – und schweigt in seiner Rede zu den Anschuldigungen. Berliner Zeitung

Mit flachen Witzen gegen den #aufschrei „Soll man einer Frau auf den Busen schauen?“, fragt Jauch. „Ja“, antwortet Karasek. Statt über Sexismus zu diskutieren, spöttelt sich der Moderator durch die Sendung und lässt seine Gäste fleißig die Debatte demontieren. Allen voran eine Frau, die eigentlich Vorbild sein müsste. Süddeutsche Zeitung

Sexismus kleingeredet Viel mehr, als dass es sabbert, erfährt Fernseh-Deutschland nicht beim ARD-Talk über „Herrenwitz mit Folgen? Hat Deutschland ein Sexismus-Problem? „. Moderator Günther Jauch versucht nicht einmal, die Debatte ordentlich zu strukturieren. Berliner Zeitung

Karaseks Herrenwitz reloaded Die Sexismus-Debatte nimmt kein Ende. Ausgelöst hat sie der „Stern“ mit einem Artikel über FDP-Fraktionschef Brüderle. Auch bei Günther Jauch wird das Thema am Sonntagabend diskutiert – inklusive neuem Herrenwitz. Karasek sei Dank. Rheinische Post

Wann überschreitet ein Herrenwitz die rote Linie? Gegen Rainer Brüderle steht der Vorwurf des Sexismus im Raum. Oder war es nur der geschmacklose Witz eines älteren Herren? Schwer zu trennen. ZEIT

Ein Aufschrei Es gibt Themen, mit denen will sich eine seriöse Tageszeitung eigentlich nicht beschäftigen. Dazu gehört das Privat- und Intimleben von Politikern, solange es keine Auswirkungen auf ihr öffentliches Tun hat. Bonner General-Azeiger

Frauen können sich wehren, wenn sie denn wollen Der landesweite Aufstand der Frauen in Sachen Sexismus ist überzogen. Zu sehr wird der unsouveräne Opfer-Diskurs bemüht, der bereits eine einfache Anmache von Rainer Brüderle skandalisiert. Die Welt

Wie man Womanizern den Stecker zieht Ihr Chef fragte sie einmal: „Was ist los, bist du schlecht gevögelt?“ Heute weiß sich unsere Autorin zu wehren. Sie ist sicher: Sex wird in allen Bereichen des Lebens missbraucht. Um Macht zu demonstrieren, um zu Erpressen, als Ausdruck von Gewalt. Tagesspiegel

SPD

Kandidat im Hintergrund Die SPD spricht über die Schwerpunktthemen für die Bundestagswahl und das Konzept für den Wahlkampf – und darüber, wie neue Fehler Peer Steinbrücks vermieden werden können. FAZ

Auf der Suche nach dem Gleichgewicht Die SPD hat mit einigen Mühen konkrete Vorschläge für ein höheres Maß an sozialer Gerechtigkeit vorgelegt. Nun müssen die Sozialdemokraten versuchen, das Programm und Kanzleranwärter Peer Steinbrück miteinander zu versöhnen. Steinbrück hingegen sollte sich bei der Partei revanchieren. Süddeutsche Zeitung

Kandidat an kurzer Leine Nach der Nie­der­sach­sen-Wahl sind die Chan­cen für die SPD, An­ge­la Mer­kel zu ver­drän­gen, ge­stie­gen. Doch die Par­tei ha­dert wei­ter mit ih­rem Kanz­ler­kan­di­da­ten. Peer Stein­brücks Rol­le wird be­schränkt. SPIEGEL (Print)

Rot-Grün will an das Geld reicher Erben Die SPD will ein Schlupfloch im Erbrecht schließen und damit reiche Erben höher besteuern. Auch die Grünen wollen Unternehmenserben nicht weiter schonen. Allerdings mauert die schwarz-gelbe Koalition. Handelsblatt

Europa-Debatte

Als reine Wirtschaftsgemeinschaft wird Europa scheitern David Cameron will ein anderes Europa – er und die Briten verdienen darauf eine Antwort. Es ist an der Zeit, offen darüber zu sprechen, wie Europa aussehen soll. Andernfalls steht nicht nur Großbritanniens Mitgliedschaft auf dem Spiel, sondern die ganze Union. Süddeutsche Zeitung

Die EU ist eine Schicksalsgemeinschaft David Cameron hat Recht mit seiner Forderung nach Reformen: Europa ist noch nicht gut genug. Doch die Lehre aus Finanzkrise und Globalisierung kann nur lauten: mehr und nicht weniger Europa. Die Welt

Wo es weh tut Großbritannien hatte schon eine EU-Mitgliedschaft à la carte. Trotzdem will David Cameron nicht so weitermachen. Der Premierminister hat die Europäische Union da getroffen, wo es weh tut. FAZ

Camerons Bärendienst Mit einem Referendum wird der britische Premier die Reform der EU kaum erreichen – eher den Austritt seines Landes. ZEIT

Die Wirtschaft ist Camerons größtes Problem Aus Davos zurückgekehrt holt den britischen Premier die Realität ein: die Wirtschaft ist geschrumpft und seine innerparteilichen Rivalen scharren mit den Hufen. Lachender Dritte ist der Chef der Labour-Partei. Wirtschaftswoche

Frankreich sieht schwarz Eine Umfrage in Frankreich fördert ein geradezu britisches Ergebnis zu Tage: Zwei Drittel der Franzosen sind der Meinung, dass die Entscheidungskompetenz im eigenen Land gestärkt werden sollten – auch auf Kosten der EU. FAZ

Das ist eine Demokratie-Krise Der Geist von Diktatoren wie Nicolae Ceauşescu erwacht in den Reaktionen der europäischen Elite auf die Eurokrise zu neuem Leben. Dasselbe Misstrauen gegenüber der Demokratie, das früher die Schwellenländer oder die postkommunistischen Länder einschränkte, gewinnt heute in Europa an Boden. The Guardian London

Konjunktur für antideutsche Polemik in Europa In Tschechien wird ein Kandidat mit antideutschen Ressentiments ausgebremst und in Italien verbreitet Berslusconi antideutsche Verschwörungstheorien. Die Bundesregierung sollte sich wehren. Die Welt

Tschechien

Land gegen Stadt Der Einfluss der tschechischen Parteien auf die Präsidentenwahl war gering. Viel eher waren Auftreten und Redegewandtheit der Kandidaten ausschlaggebend für das Ergebnis. FAZ

Tschechien wählt den Provinzialismus Miloš Zeman gilt als provinziell und traditionell. Mit seiner Wahl zum Präsidenten vergibt Tschechien die Chance auf einen politischen Stilwechsel. ZEIT

Kein Fürst auf der Burg In Tschechien ist bei der Präsidentenwahl die Chance auf eine transparentere Politik vertan worden. Milos Zeman ist ein typischer Vertreter der diskreditierten politischen Kaste. NZZ

Keine Katastrophe Wie ordnet man den Sieg des Linkspopulisten Milos Zeman bei der Stichwahl zum Präsidentenamt in Tschechien ein? Mitteldeutsche Zeitung

Milos Zeman, der Vollblutpopulist Milos Zeman gewinnt die tschechischen Wahlen – schillernd ist gar kein Ausdruck AZ München

Davos

Dieser Geist versetzt keine Berge Jedes Jahr treffen sich in Davos rund 2000 Teilnehmer zum Weltwirtschaftsforum. Dessen Ziel ist die Verbesserung der Welt. Dies ist auch dieses Jahr nicht geglückt – was den Wert der viertägigen Konferenz aber nicht mindert. NZZ

Euroland ist nicht abgebrannt Die Pessimisten des letztjährigen Davoser Forums 2012 haben sich geirrt. Der Zerfall der Eurozone konnte verhindert werden – vor allem dank der EZB. taz

Russland leidet unter Putin Russland kämpft um seine Reputation: Zuletzt warb Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew auf dem Wirtschaftsforum in Davos für sein Land – doch Kritiker entgegnen: „Es ist ein großer Fehler, in Russland zu investieren.“ Handelsblatt

Ägypten

Ägypten kollabiert Der Hass der politischen Lager lähmt Ägypten und verleitet immer mehr Menschen dazu, ihren Frust an Vertretern der Regierung auszulassen, kommentiert M. Gehlen aus Kairo. ZEIT

Warten auf die Revolutionsdividende Fabriken schließen, die Währung befindet sich im freien Fall, die Touristen bleiben aus: Zwei Jahre nach dem Aufstand lässt der Wandel in Ägypten auf sich warten. Die Wirtschaft liegt am Boden – und immer mehr Ägypter wollen das Land verlassen. FAZ

Der Fluch der Mumie Nach dem Todesurteil gegen Fußballfans in Port Said fordern Auseinandersetzungen Tote und Verletzte. Präsident Mursi schweigt dazu. taz

Das Militär steht bereit Wenn die Gewalt in Ägypten nicht aufhört, dürfte das Militär handeln. Und das könnte heißen, dass es auch seine jahrzehntealte Machtposition reklamiert. taz

Banca Monte dei Paschi di Siena

Wirbel um Monte dei Paschi Der scheidende italienische Ministerpräsident Mario Monti hat am Freitag erklärt, dass die Vermischung von Politik und Wirtschaft eine Bestie sei. NZZ

Aufstieg und Fall einer Stadt und ihrer Bank Der 1472 gegründeten Bank Monte dei Paschi di Siena hat die toskanische Stadt einiges zu verdanken. Nicht zuletzt, dass sie in Sachen Lebensqualität und Strukturen zur Nummer Eins wurde. Doch jetzt tobt ein Skandal um die MPS und könnte das Ende eines Systems und einer Ära bedeuten. La Stampa Turin

A mountain of risk Economist

Could the banking union have avoided Monte’s mess? The euro zone’s new banking supervisor will have significant powers. It will also rely on domestic regulators. This will be an improvement on the status quo – not a guarantee that the type of derivative debacle that hit Banca Monte dei Paschi can always be avoided. Breakingviews

…one more thing!

Die verkehrte Welt der Weltbank Griechenland hat sich auf dem Internationalen Index des Geschäftsklimas nach oben gearbeitet. Aber was bedeutet das eigentlich? Das Beispiel eines anderen rasanten Aufsteigers zeigt Schwierigkeiten. FAZ

Leitartikel

Ägyptens Bürger nehmen das Recht in ihre Hände Präsident Mursi und seine Muslimbrüder sind abgetaucht. In Ägypten glaubt kaum jemand mehr, dass die Regierung noch etwas ordnen kann. Dabei geht es längst um mehr als politische Rivalitäten. Süddeutsche Zeitung

Blutiges Jubiläum Der Jahrestag der Revolution zeigt, welch schwieriger Weg noch vor der Arabellion liegt. In Berlin sollte man Mursi beim Wort nehmen, wenn er von einem „zivilen Staat“ als Demokratie spricht. FAZ

Im arabischen Winter Die Proteste gegen die ägyptische Regierung ebben nicht ab. Doch keiner täusche sich! Die Islamisten unter Präsident Mohammed Mursi sind kaum zu stürzen. Berlin hat dennoch Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen Die Welt

Mehr Demokraten gesucht Der Verfassungsschutz muss begreifen, dass er zum Schutz der Verfassung da ist, nicht aber der bestehenden Verhältnisse. Ohne dieses Umdenken war der Untersuchungsausschuss für die Katz. Frankfurter Rundschau

„Reden!“ In Deutschland entlädt sich ein Aufschrei. Mit dem eigentlichen Anlass, nämlich den Anzüglichkeiten eines Politikers gegenüber einer Journalistin, hat diese Sexismus-Debatte jedoch immer weniger zu tun. AZ München

Stoppt dieses Gesetz! Die deutschen Lebensversicherer schlagen Alarm! Sie sagen: Die Reserven reichen nicht aus, um den Kunden ihre versprochenen Gelder auszuzahlen. Sie behaupten: Schuld sind die aktuellen Niedrigzinsen und die zu hohen Zinsversprechen der Vergangenheit. Die Bundesregierung scheint das alles zu glauben. Sie will der Branche mit einem neuen Gesetz erlauben, in bestehende Verträge einzugreifen. BILD

Warum Steinbrück schweigt Eine naive Staatsgläubigkeit treibt das rot-grüne Lager. Man staunt, was Peer Steinbrück neuerdings von sich gibt. Warum tut er das? Wirtschaftswoche

Hitlers Uhr, Deutschlands Geheimnis SPIEGEL (Print)

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A cruel trade To curb widespread trafficking of abducted children, officials and parents are turning to social media Economist

Can Israel’s Non-Right Ever Win? It is long past time to define what democratic Israeli patriotism really stands for. The Nation