Blindgänger im Bendlerblock. Das Informationsmanagement nach dem Luftangriff nahe Kundus war katastrophal. Aber ist die nun hitzig debattierte Frage, wann Jung Kenntnis über zivile Opfer hatte, wirklich die wichtigste, wenn die deutsche Politik an den Hindukusch denkt? FAZ
Nicht mehr tragbar. Vermutlich mehr als 100 Menschen haben die Fehleinschätzung der örtlichen Bundeswehrführung mit Leben und Gesundheit bezahlt. Den Hut nehmen ein Staatssekretär und der Generalinspekteur – und der Minister? Frankfurter Rundschau
Wem der Minister diente. Generalinspekteur Schneiderhan und Staatssekretär Wichert galten als Strippenzieher im Verteidigungsministerium. Beide waren mächtig – aber auch extrem uneins. Süddeutsche Zeitung
Jung verzögert den Rücktritt nur. Die Kundus-Affäre offenbart: Minister Franz Josef Jung ist überfordert. Bequemt er sich nicht doch noch zum Rückzug, fordert die Kanzlerin ihn nicht dazu auf, verlängern beide nur das Siechtum eines Ministers und seines Ex-Ressorts. Handelsblatt
Auch Jung muss Verantwortung übernehmen. Der Generalinspekteur musste wegen mangelhafter Information zu dem Angriff von Kundus zu Recht gehen. Sein Ex-Chef Jung ist als Minister ebenfalls nicht mehr tragbar. Die Zeit
Nicht zu halten. Auch wenn sich der heutige Arbeitsminister Franz Josef Jung gestern vehement im Bundestag verteidigte – nach seiner Erklärung ist der Hesse eigentlich nicht mehr zu halten. Kölnische Rundschau
Das Problem Jung. Der Hesse Franz Josef Jung ist eher der gemütliche Typ. Unschöne Dinge schiebt er zur Seite und wendet sich lieber Routineaufgaben zu, stets in der Absicht, jede Woche so ähnlich zu Ende zu bringen, wie er sie angefangen hat: ohne Geräusche. Hannoversche Allgemeine
Jung ist eine Last für die Regierung. Franz Josef Jung hofft, durch gleich zwei Bauernopfer im Amt bleiben zu können – wie er selbst sich einst für Roland Koch opferte. Doch der Minister muss sich dem altmodischen Begriff der Verantwortung stellen. Falls nicht, ist Merkel gefordert. Kölner Stadt-Anzeiger
Verwirren, täuschen – und abtreten! Im Fall des Bundeswehr-Angriffs in Afghanistan liegt die Vermutung nahe, es könnten noch andere als der Staatssekretär damit befasst gewesen sein, die Öffentlichkeit bis zur Wahl ruhigzustellen. taz
Was nicht sein darf. Es ist eine reizvolle Frage, ob jemand als Arbeitsminister zurücktreten muss, weil er als Verteidigungsminister womöglich etwas verbockt hat. Westfalenpost
Die Öffentlichkeit belogen. Verteidigungsministerium und Bundeswehr haben die Wahrheit über die zivilen Opfer beim Luftangriff nahe Kundus verschwiegen. Die Opposition ist empört und fordert den Rücktritt des früheren Ressortchefs. Doch Franz Josef Jung will davon nichts wissen. Süddeutsche Zeitung
Arbeitsminister Franz Josef Jung war gestern der einsamste Mensch im ganzen Bundestag: Kanzlerin Merkel wimmelte die Annäherungsversuche ihres Parteifreundes mit einer Handbewegung ab, die an ihrer Kinderstube zweifeln ließ, Verteidigungsminister zu Guttenberg mied seinen Vorgänger wie eine Tretmine. Nürnberger Zeitung
Die Axt ist schon an den Baum gelegt. Der wegen seiner Informationspolitik unter Druck geratene frühere Verteidigungs- und jetzige Arbeitsminister Franz Josef Jung (CDU) will im Amt bleiben. Bundeskanzlerin Merkel und die Union vermeiden Vertrauensbekundungen. FAZ
Nicht kriegsbereit. Der Theaterdonner in Berlin, der jetzt mit einiger Verzögerung doch noch den tödlichen Explosionen in der Nähe des deutschen Feldlagers in Kundus folgt, droht vom Wesentlichen abzulenken. Denn das politische Überleben des gewesenen Verteidigungsministers Franz Josef Jung, der sich jetzt um den Straßenbau kümmern soll, ist vergleichsweise bedeutungslos angesichts der Gefahren, denen sich Tausende junger deutscher Männer und Frauen, aber auch viele Afghanen in dem von der Bundeswehr verantworteten Sektor des Landes gegenübersehen. Lausitzer Rundschau
Babyklappe
In der besten aller Welten braucht kein Mensch Babyklappen. In der realen Welt aber kriegen Teenager Babys, gebären Schwangere ihr Kind auf dem Bahnhofsklo. Wir brauchen keine Ethikräte, die um der Grundsätze willen die Wirklichkeit leugnen Frankfurter Rundschau
Seltsam rigoros. Bereits vor 1500 Jahren habe es an Kirchen Marmorschalen gegeben, an denen Frauen anonym ihre Säuglinge abgeben konnten, erinnert der Deutsche Ethikrat. Viele Klöster und Waisenhäuser hatten sogenannte Drehladen, Vorgänger der Babykörbchen. Hannoversche Allgemeine
Nur ein Leben reicht, Stellungnahme zu Babyklappen ist rein theoretisch NRZ
Unverzichtbar. In Decken eingewickelt lag der kleine Ramon vor einem Reihenhaus in Berlin-Lichterfelde. Da war er gerade 24 Stunden alt. Inzwischen ist der Fall um den ausgesetzten Säugling aufgeklärt. Die junge Mutter wollte Ramon nicht, hatte aber den Weg zur Babyklappe nicht gefunden. Märkische Allgemeine
Opel
Reilly gegen Franz. General Motors will alle vier Standorte von Opel in Deutschland erhalten. Dafür sollen rund 5000 von 25.000 Stellen in Deutschland wegfallen. Wer über die Sanierungspläne urteilt, sollte im Kopf behalten: Überkapazitäten, die nicht bei Opel abgebaut werden, fallen bei Ford oder Volkswagen weg. FAZ
Koch erinnert GM an Versprechen. GM kann wieder auf deutsche Staatshilfen hoffen, denn die Kanzlerin begrüßt die Standortgarantie für Opel. Hessens Ministerpräsident Koch fühlt sich hingegen verschaukelt. Süddeutsche Zeitung
Nach dem anfänglichen Enthusiasmus die Ernüchterung: Die Opel-Standorte bleiben, doch allein in Deutschland werden mindesten 5400 Stellen wegfallen. Und es gibt weitere Wackelkandidaten. Kölnische Rundschau
Bankdaten-Transfer
Daten-Transfer – beugt sich Europa den USA? Der geplante Zugriff amerikanischer Ermittler auf europäische Überweisungsdaten greift tief in die Bürgerrechte aller Bankkunden ein. Die Welt
Liberale Bürgerpflicht. Hinter dem Kürzel Swift verbirgt sich Explosives – vor allem für die Partei, die sich als liberal und den Bürgerrechten verpflichtet versteht. Frankfurter Rundschau
Das Vorhaben klingt nicht nur für kritische Bürgerrechtler beängstigend: Der EU-Ministerrat will US-Terrorfahndern nahezu unbegrenzten Zugriff auf Daten europäischer Bankkunden ermöglichen – inklusive Überweisungen, Namen, Adressen, Konto- und Personalausweisnummern. Was mit den sensiblen Daten der EU-Bürger passiert, ist bis heute nicht einleuchtend dargelegt, auch die Fragen nach einem Rechtsschutz im Falle eines Missbrauchs sind kaum geregelt. Hannoversche Allgemeine
Dubai
Aus heiterem Himmel in Not. Dubais Schulden sind so hoch wie sein Bruttoinlandsprodukt. Zu groß ist das Rad geworden, das Dubai drehen wollte. Die Folgen wird die ganze Region zu tragen haben. Und von dem Ansehensverlust wird sich Dubai lange nicht erholen. FAZ
Zahlungsnot Dubais verursacht Börsenbeben. Die Geldnöte des einstigen Boom-Emirats Dubai haben Ängste vor einer neuen Welle der Finanzkrise ausgelöst. Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Golf-Staaten belasten die Börsen. Wirtschaftswoche
Wieder einmal gehen Krisenmeldungen rund um den Globus. Diesmal dreht es sich um Dubai oder genauer gesagt um das größte Konglomerat des Landes, das in ernste Zahlungsschwierigkeiten geraten ist. Die Erinnerung an die gerade erst überwundene Finanzkrise sitzt tief. Es wird sogar bereits diskutiert, ob dem bislang hoch aufstrebenden Land der Staatsbankrott droht. Börsenzeitung
Dubai bittet um Stundung der Schulden. Das arabische Emirat Dubai ist zu einem der schwächsten Schuldenstaaten der Welt geworden. Der Rückzug der Investoren hat den Traum einer boomemden Metropole in der Wüste zerstört. Die Folgen sind weitreichend. Die Welt
Dubai fällt seinen Ambitionen zum Opfer. Dubai ist überschuldet. Das Emirat droht den Kredit bei seinen Investoren zu verspielen. Jetzt muss es umdenken. Solidität statt Glitzereffekt muss das Leitmotiv der Zukunft werden. Handelsblatt
Stunde der Wahrheit. Jahrelang sonnte sich Dubai in seiner Rolle als Traumfabrik für Superreiche. Nun wird klar: Das Emirat hat sich überhoben Tagesspiegel
Zu schnelles Wachstum. Seit der Finanzkrise ist das Modell Dubai in Bedrängnis geraten. Der einfache Grund: Zu viele der ehrgeizigen Vorhaben im Emirat wurden auf Pump finanziert. Doch Sorgen, die Krise könne sich in der Region ausweiten, sind übertrieben. Kölner Stadt-Anzeiger
Ende eines Märchens. Es war eine dieser Meldungen, die man zweimal lesen muss: Das Emirat Dubai steckt in Zahlungsschwierigkeiten. Ausgerechnet Dubai, dieser Boom-Staat am Persischen Golf, der in Erdöl und deshalb vermeintlich auch in Geld schwimmt Westfälische Rundschau
… one more thing!!
Was soll die Klimadebatte – Afrika verhungert! Der schwarze Kontinent braucht die Belehrungen der Apokalyptiker nicht. Hunger und Krankheiten sind dort Realität und bedrohlicher als eine hypothetische Klimakatastrophe in 100 Jahren. in Die Welt
Leitartikel
Jung muss gehen. Der frühere Verteidigungsminister trägt die Verantwortung für die Verfehlungen
der Bundeswehrspitze. Ein Untersuchungsausschuss hat nun die Hintergründe der Affäre aufzuklären. Frankfurter Rundschau
Herr Minister: Ein Rücktritt ist nicht ehrenrührig. Ein quälender, rechthaberischer Kampf ums neue Ministeramt dagegen schon! BILD
Keine Kontrolle, die Afghanistan-Politik der Regierung AZ München
Global denken. Als neulich der amerikanische Präsident in Asien war, wurde allerorten ein und dasselbe Lied angestimmt: Das Gravitationszentrum von Weltpolitik und Weltwirtschaft habe sich endgültig, für jedermann sichtbar, vom Atlantik zum pazifisch-asiatischen Raum hin verlagert. FAZ (Print)
Sosehr Persönlichkeiten in ihrer Zeit herausragen und den Umbruch vorantreiben, ist der Wandel doch längst zum Dauerzustand geworden, der seinerseits die handelnden Personen antreibt. Auch wenn es müßig ist, darüber zu sinnieren: Eine „Herrhausen-Bank“ sähe in der heutigen Zeit vermutlich gar nicht so völlig anders aus als die „Ackermann-Bank“. Börsenzeitung
The Religious Wars. Traditionally, religious wars were fought with swords and sieges; today, they often are fought with books. New York Times
Out of Iraq, Into the Gulf. As Washington talks Iraq withdrawal, the Pentagon builds up bases in the region. Mother Jones
The quiet American. Is Barack Obama’s diplomacy subtle and strategic, or weak and naive? The world is about to find out Economist