Flug 4U9525, Tarifeinigung, Frankreich, Nigeria, Jemen & Iran

Angst fliegt mit Er zerriss seinen Krankenschein und flog los: Nach dem Absturz von Flug 4U9525 werden im Cockpit schärfere Regeln gelten. Doch wichtiger ist die Frage, wie die Fluggesellschaften Probleme wie die von Andreas Lubitz erkennen können. Süddeutsche Zeitung

Das Wort „Selbstmord“ ist zu schwach Ein Pilot reißt 149 Menschen mit sich in den Tod. Die Tat ist zu furchtbar für jegliche Rechtfertigung. Aber ihren Keim findet man auch anderswo. FAZ

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd „Das kann ich meinen Eltern nicht antun . . .“ Diesen Satz hat wohl jeder schon mal gedacht. Und hat das, was man gerade im Begriff war zu tun, dann doch sein lassen. Bild

Wie gläsern müssen Piloten denn sein? Wer so viele Menschen ins Unglück schicken kann, muss strengeren Kontrollen unterliegen. Auch wenn das Recht auf Privatsphäre gilt: Die medizinische Betreuung von Piloten darf nicht anonym geschehen. Die Welt

Jeder ist ein Medienkritiker In den letzten Tagen konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Medienwelt den Verstand verloren hat. Und obwohl die Erregungsmaschine in erwartbarster Weise funktionierte, wurde man doch das Gefühl nicht los, dass hier etwas ganz Neues passierte. FAZ

Dann gehen sie wieder Reporter und Kamerateams aus der halben Welt sind in die Heimatstadt des Germanwings-Kopiloten Andreas L. gereist. Eine Beobachtung der Beobachter. taz

Ich werde warten, bevor ich mir ein Urteil über Andreas L. erlaube Nein, mithalten kann ich nicht. Das Konzert der großen Meinungsmacher und Sensationsentfacher, es ist eine Nummer zu groß für mich. Doch ich habe auch eine Stimme, eine leise zwar, doch ich erhebe sie. Huffington Post

Lufthansa haftet in unbegrenzter Höhe Zunächst zahlt die Lufthansa ein Überbrückungsgeld an die Hinterbliebenen des Germanwings-Flugzeugabsturzes, danach haften Fluggesellschaften bis zu einer Höhe von 144.000 Euro pro Todesfall. Im Schuldfall kann die Summe noch deutlich steigen. Kölner Stadt-Anzeiger

Die Gier nach der Katastrophe Selten wurde über ein Thema so intensiv berichtet wie über den Absturz des Germanwings-Flugzeugs. Da kann sich allmählich Überdruss einstellen, meint Harald Martenstein. Doch es ist Quatsch, für die eigene Lust an der Katastrophe die Medien zu kritisieren. Tagesspiegel

Germanwings tragedy requires industry response The crash has drawn attention to less evident aspects of flight safety – possible risks posed by crew rather than passengers. That raises questions about procedures at parent Lufthansa and all airlines. But safety is an iterative process that innovates for unforeseen situations. Breakingviews

More Thoughts from Pilots and Doctors on Germanwings Crash Cost pressures, alcohol, and other issues facing the industry The Atlantic

Tarifeinigung

Zu viel Sieg schadet nur In der Chemie-Industrie gab es einen Tarif-Abschluss, mit dem beide Seiten gut leben können. Die IG Metall aber hat in ihrer Branche nur vordergründig gewonnen: Denn Tarife, die Tarifflucht fördern, nützen einer Gewerkschaft wenig. Süddeutsche Zeitung

Teurer Arbeitsfrieden Die meisten Menschen werden jetzt aufatmen: Mit der Tarifeinigung ist der große Streik im öffentlichen Dienst abgewendet worden. Die Länder haben sich das einiges kosten lassen. FAZ

Es bleibt die Ungerechtigkeit Verdi hat die von der GEW organisierten Streiks der angestellten Lehrer genutzt, um ihre Tarifforderungen im öffentlichen Dienst zu untermauern. Als es aber an den Abschluss ging, haben beide Parteien die Lehrer wieder im Regen stehen lassen. Berliner Zeitung

Kein Grund zum Jubeln Um 2,1 und 2,3 Prozent sollen die Einkommen der Länderbeschäftigten in den kommenden zwei Jahren steigen. Das ist angesichts der niedrigen Inflation akzeptabel – mehr aber auch nicht. Stuttgarter Zeitung

Frankreich

Frankreichs Sozialisten – abgehängt Bei den Départementswahlen in Frankreich erleiden die Sozialisten eine schwere Schlappe. Es könnte der Anfang vom Abgesang des Staatschefs François Hollande sein. Tagesspiegel

Frankreich rückt nach rechts Frankreichs Sozialisten haben bei den Départementswahlen eine schwere Wahlniederlage kassiert. Die bürgerliche Rechte um Nicolas Sarkozy triumphiert. Aber auch der Front National hat Grund zum Jubeln. FAZ

Sarkozys UMP und rechte Mitte triumphieren In Frankreichs Départements kehren sich die Verhältnisse um. Die Rechte liegt jetzt vorn. Die Sozialisten von Präsident Hollande müssen erneut eine Niederlage einstecken. Gewinner sind die Rechten, um Sarkozy und Le Pen. Handelsblatt

Was lachen die so? Jeder vierte Wähler stimmte für Marine Le Pens Rechtsradikale. Die setzen sich jetzt sogar in der bürgerlichen Provence fest Zeit

Nigeria

Nigeria, Land der Zuversicht In langen Schlangen stehen die Menschen in der Hitze, Greise lassen sich auf Handkarren zu den Wahllokalen bringen. Trotz Terror, Korruption und sozialer Ungerechtigkeit glauben die Nigerianer daran, dass sie die Geschicke ihres Landes mitbestimmen können. Süddeutsche Zeitung

Nigeria übt sich in Wahldisziplin Die allseits befürchtete Gewalt im westafrikanischen Riesenstaat bleibt am Wochenende aus. Allerdings sorgen mancherorts technische Probleme für Verzögerungen. Eine Stichwahl ist möglich. Frankfurter Rundschau

Reif für die Demokratie Stundenlang haben viele Nigerianer gewartet, um ihre Stimme abzugeben – trotz Hitze, trotz Pannen, trotz Anschlägen. Damit haben sie bewiesen: Das Land ist reif für die Demokratie. Jetzt liegt es am Wahlverlierer, das Ergebnis zu akzeptieren. Tagesschau

Erste Konflikte über Gültigkeit Nach den Wahlen in Nigeria sollen am Abend erste Ergebnisse bekannt gegeben werden. Beobachter rechnen mit einem Wechsel: Nach drei Anläufen könnte es dem ehemaligen Militärmachthaber Muhammadu Buhari gelingen, auf demokratische Weise an die Macht zu kommen. Unterdessen deuten sich erste Konflikte über die Gültigkeit der Ergebnisse an. Deutschlandfunk

Jemen

Nur die USA können im Jemen ein Chaos verhindern In dem zerrissenen Land ringen Saudis und Iran um die Macht am Golf. Die Einzigen, die diese Lunte austreten könnten, sind die Amerikaner. Denn die reden wenigstens mit den Saudis und den Iranern. Die Welt

Die Arabische Tragödie Wie bei den zurückliegenden Konflikten explodiert auf der Arabischen Halbinsel die gleiche toxische Mixtur aus globalen, nationalen, regionalen sowie religiös-ethnischen Konflikten. Der Niedergang Jemens wird auch die USA und Europa in Mitleidenschaft ziehen. Kölner Stadt-Anzeiger

Yemen’s Wily Puppet Master The country’s former president has returned, and remains powerful. The Atlantic

Atomverhandlungen mit Iran

Das lange Endspiel in Lausanne Die Außenminister sämtlicher an den Atomverhandlungen mit Iran beteiligter Länder sind in Lausanne. Das nährt die Hoffnung auf eine grundsätzliche Einigung. Doch weiter gilt die Parole, wonach nichts vereinbart sei, ehe alles vereinbart ist. FAZ

Kein Abkommen ist besser als eines mit Mängeln – wirklich? Ohne ein Abkommen könnte der Iran ungehindert weiter an der Bombe bauen. Das würde ihn weitaus schneller in den Besitz einer Atomwaffe bringen als ein Abkommen mit Mängeln. Tagesspiegel

A Dummy’s Guide to a Possible Nuclear Deal with Iran The key issues at play as negotiators race toward an agreement. Foreign Policy

What to Worry About in an Iran Nuclear Deal A good deal makes the Middle East a safer place. A bad one makes matters worse. The Atlantic

…one more thing!

Die Profiteure der Einwanderungsangst Alle Gesellschaften fürchten sich vor dem Zuzug fremder Menschen. Je wohlhabender das Land, desto größer die Verlustängste. Daraus erwächst eine besondere Verantwortung. Zeit

Leitartikel

Sozialisten-Dämmerung Bei den Regionalwahlen wird Präsident Hollande abgestraft. Das Wahlergebnis erinnert an das Debakel, das die Sozialisten 1992 erlitten. Es läutete das Ende der Ära Mitterand ein. Süddeutsche Zeitung

Es geht nicht nur um Nigeria Die Wahl in Nigeria ist richtungweisende für Afrika. Im schlimmsten Fall könnte der Kontinemt weit zurückgeworfen werden. Die Welt darf Nigeria jedenfalls nicht aus den Augen verlieren. Frankfurter Rundschau

Neues, altes Arabien Das Gipfeltreffen der Arabischen Liga hat eine lange währende Lähmung beendet. Ist es Zufall, dass Saudi-Arabien gerade dann im Jemen eingreift, wenn die Verhandlungen über Irans Atomprogramm in die entscheidende Runde gehen? FAZ

Verdientes Gehalts-Plus! Mehr als gerecht: Insgesamt 4,4 Prozent mehr Lohn für die knapp eine Million Angestellten im öffentlichen Dienst. Bild

Rettet die Sauklaue An deutschen Schulen soll künftig in Druckschrift geschrieben werden, als Konzession an die Welt der Tastaturen. Das ist ein Fehler. Denn die schwungvolle Bewegung der Hand bei der Schreibschrift hilft unserem Gehirn beim Lernen und Speichern des Wissens. Wie ein Muskel wird auch das Gehirn nur trainiert, wenn man es wirklich fordert. Berliner Zeitung

Der Nimbus ist dahin Es gab immer Berufe, die beinahe göttergleich über den anderen, den normalen rangierten: Geistliche, Ärzte und eben auch Piloten. Deren Corpsgeist war enorm, sie schienen ohne Zweifel. Diese Zeiten sind unwiderruflich vorbei Die Welt

Ein Abgrund Der Co-Pilot der Germanwings 4U9525 hat die Maschine vorsätzlich zum Absturz gebracht. Das erschüttert jedes Vertrauen. Wirtschaftswoche

Ausgeliefert Ein Pilot, 149 Opfer Spiegel (Print)

8 Minuten Der Massenmord in den Alpen, die Tragödie na der Cockpit-Tür und was sich jetzt ändern muss Focus (Print)

What will move the needle? Why, despite a strong leader and a big lead on the economy, the Conservative Party is not yet pulling away Economist

If We Repossessed Empty Homes, Homelessness Would Be Over A reflection on William MacDonald’s “Take Every Empty House!” (1920) by New York City mayor Bill de Blasio. The Nation