Gleichstellung, SPD, Euro-Krise & Drygalla

Schritt zur Gleichstellung Gerecht wäre es, das Ehegattensplitting ganz abzuschaffen. Den Vorteil können vor allem Paare mit einem Spitzenverdiener genießen. Frankfurter Rundschau

Einkommen ist maßgebend, nicht sexuelle Neigung Das Ehegatten-Splitting gilt bisher nur für traditionelle Paare. Ministerin Schröder bringt nun Bewegung ins konservative Lager, denn auch homosexuelle Paare leben „konservative Werte“. Die Welt

Familie ist, wo Kinder sind Ausgerechnet am Ehegattensplitting festzumachen, ob Ehe und eingetragene Lebenspartnerschaft gleich behandelt werden, ist falsch. Denn das Splitting wird mehr und mehr zum Relikt einer längst vergangenen gesellschaftlichen Realität. Deshalb sollte sich die Regierung mit einer anderen Frage beschäftigen. Tagesspiegel

Neue Partner Ess gehört schon eine gewisse Portion Courage dazu, in der Union aus CDU und CSU offen für eine steuerliche Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften einzutreten. Die gesellschaftspolitischen Beharrungskräfte, die in den beiden Parteien wirken, sind noch enorm. Bonner General-Anzeiger

Für die CDU drängt die Zeit Bis zur Bundestagswahl haben die Familienpolitiker der CDU noch zwölf Monate Zeit, um zu zeigen, dass sie mehr können als aus Koalitionsdisziplin das Betreuungsgeld abzunicken. WAZ

Die Bayern werden es verhindern Jetzt fordern auch CDU-Abgeordnete eine Gleichstellung der eingetragenen Partnerschaften mit der Ehe der Heteros. Doch mit der CSU wird das nicht gehen. taz

SPD heizt Unionsstreit um Homo-Ehen an Familienministerin Schröder (CDU) will, dass gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften so wie Eheleute besteuert werden. Der Vorstoß entzweit die CDU. Die SPD will nun offenbar die Union auf die Probe stellen und kündigt einen fraktionsübergreifenden Antrag an. Rheinische Post

SPD

Windmacher und Windfänger Sigmar Gabriel wirbelt durch den Sommer, Frank-Walter Steinmeier wägt seine Optionen, Peer Steinbrück hält die Füße still: In der SPD herrscht Nervosität vor der Klärung der K-Frage. FAZ

Das Ende der Troika Dass es dreier Männer bedarf, um gegen die populäre Kanzlerin anzukommen, zeugt mit dem abnehmenden Unterhaltungswert der SPD-Troika eher von Verzagtheit als von Kampfesmut. Augsburger Allgemeine

Mittendrin statt nur daheim „Im Wesentlichen“ wollte er zu Hause bleiben und das Kind betreuen, doch ganz ohne Politik hält es Sigmar Gabriel eben doch nicht aus. Obwohl der SPD-Chef Babypause macht, meldet er sich fast täglich zu Wort. In seiner Partei ruft das ein geteiltes Echo hervor. Süddeutsche Zeitung

Vermögende besteuern, europaweit Die SPD will Reiche zur Kasse bitten, nötig wäre das vor allem in Krisenstaaten. In Griechenland oder Irland stützen Euro-Rettungsfonds Reeder und Immobilienkönige. Diesen Missstand zu bekämpfen, müsste erste Priorität der „Troika“ sein. Tagesspiegel

Erneuter Punktverlust für die Sozialdemokraten In der Politik bewegt sich in diesen Sommerwochen nicht viel. Die Union zementiert ihre 36 Prozent in der Wahlumfrage. Nur die Sozialdemokraten fallen in der Wählergunst. stern

Euro-Krise

Die Politik verliert die Nerven Die Szenarien zur Bewältigung der Euro-Krise sind so vielfältig wie die dazugehörigen Meinungen. Kann man den Euro-Raum auflösen, Athen rauswerfen, D-Mark und Lire wieder einführen? Oder sollten die Staaten besser ganz von Brüssel aus regiert werden? Kölner Stadt-Anzeiger

Warum Europa keine Schuldenunion werden darf Eine gemeinsame Haftung für Staatsschulden löst die Probleme der Euro-Zone nicht. Am Investorenstreik gegenüber den Südländern wird sich nur etwas ändern, wenn die nationalen Regierungen Führungsstärke zeigen. Financial Times Deutschland

Nicht noch einmal Eine europapolitische Glaubensblase ist geplatzt. Doch schon gibt es ein neues Dogma: Den Europäern bleibe nur die Wahl, sich in die Politische Union zu flüchten. FAZ

Der Euro kann auch ohne Fiskal- und Banken-Union überleben Eine weitere Zentralisierung in der EU durch die Vergemeinschaftung der Finanz- und Bankenpolitik erhöht die Spannungen. Besser wären Massnahmen zur Aufhebung der zu engen Verbindung der Geldschöpfung mit der Finanz- und Bankenpolitik. NZZ

Verlässlichkeit muss auch für den IWF gelten Zu wenig, zu spät, das ist ein Vorwurf an die Europäer, den auch Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, gern einmal äußert. Sie muss ihn sich nun selbst machen lassen. Die Welt

Der Mars hat kein Casino Der Abzug von Firmenvermögen kann die Euro-Zone nicht zerstören. Dass Konzerne auf riesigen Barreserven sitzen, ist aber ein Zeichen für eine drohende Rezession. taz

Das System M Die Kanzlerin musste sich öfter maßregeln lassen vom Verfassungsgericht, weil sie sich autokratisch vergaloppiert hat. Frankfurter Rundschau

Roms unerledigte Hausaufgaben Die Liberalisierungen, die Mario Monti angestoßen hat, haben keine messbaren Effekte hervorgebracht. Sie waren zu zaghaft. Wenn Italiens Ministerpräsident trotzdem darauf beharrt, dass seine Regierung ihre Aufgaben erledigt habe, spricht daraus auch ein Mangel an Reformideen. FAZ

Trend zu Aktien ist eine aus Not geborene Liebe Niedrige Sparzinsen und die anhaltende Euro-Schuldenkrise lassen Aktien für deutsche Anleger wieder interessant erscheinen. Doch die neue Neigung der Deutschen zu Aktien birgt Enttäuschungspotenzial. Die Welt

Mit Draghi am Tiefpunkt der Geldpolitik Eigentlich ist die Europäische Zentralbank unantastbar. Sie muss niemandem Rechenschaft ablegen und keine Konsequenzen fürchten. Dennoch setzt sie sich dem Primat der Politik aus und gefährdet damit ihre Unabhängigkeit. Handelsblatt

Wutwelle gegen Draghi driftet ins Leere Die EZB will auch weiterhin Anleihen von Krisenländern kaufen. Mit dieser Aussage löste Mario Draghi eine enorme Wutwelle aus. Schnell wurde die Keule der Rechtswidrigkeit geschwungen. Zurecht? Handelsblatt

This will not be enough, Mr Draghi The ECB has not shaken off its schizophrenia: it is bold when providing crisis loans to banks, less so with sovereigns Financial Times

Drygalla

Schluss mit der Gesinnungsschnüffelei Nur einen guten Grund hätte es gegeben, Nadja Drygalla aus dem olympischen Team zu verbannen: Wenn die Ruderin selbst Nazi-Parolen benutzt hätte. Drygalla in Sippenhaft für ihren Freund zu nehmen, öffnet der Gesinnungsschnüffelei Tür und Tor. Frankfurter Rundschau

Suche nach rechter Gesinnung Brauchen wir einen Gesinnungstest, der jeden Olympioniken auf seine Geisteshaltung prüft und Neonazis, Islamisten, Kommunisten – ja, und was eigentlich noch – aus dem Kader fischt? Und jeden, der mit einem befreundet ist? WAZ

Schmale Grenze Es wirkt zunächst wie ein Anschlag des Bundesinnenministeriums auf die Meinungsfreiheit, wenn sich Spitzensportler künftig auch schriftlich zur Demokratie bekennen sollen, um Fördermittel zu bekommen. Der Fall der Olympia-Ruderin Nadja Drygalla bietet für ein solches Vorgehen jedenfalls keinen Anlass, denn inzwischen scheint klar zu sein, dass die Sportlerin vorschnell öffentlich verurteilt wurde. Lausitzer Rundschau

… one more thing!

Das nächste Systemrisiko Wirtschaftsprüfer halten die Marktwirtschaft im Zaum. Die Politik setzt das aufs Spiel: In der geplanten Reform der Brüsseler EU-Kommission schlummert ein fataler Fehlanreiz. Financial Times Deutschland

Leitartikel

Erschüttert Bisher wurde kein Netzwerk entdeckt, das auf weitere Manipulationen hinweist. Es geht darum zu weit, alle mit Organtransplantationen befassten Organisationen in Bausch und Bogen zu verdammen. FAZ

System der Organspende neu ordnen Die Frage, ob ein vom Tode bedrohter Mensch ein Organ bekommt oder einer, der noch eine hohe Lebenserwartung hat, ist keine medizinische Angelegenheit, sondern eine ethische. Frankfurter Rundschau

Niemand braucht einen Gesinnungstest! Patrouilliert künftig die deutsche Gedankenpolizei durchs olympische Dorf? BILD

Heißer Herbst voraus In den nächsten Monaten wird die Energiewende zu einer neuen Strompreisdebatte führen. Einige glauben, den Schuldigen bereits gefunden zu haben: die Industrie und ihre Privilegien Die Welt

Die Mittelschicht zahlt Der Ausstieg aus der Atomenergie ist in der Bevölkerung seit der Katastrophe von Fukushima weitgehend Konsens. Die Energieversorgung muss grundsätzlich auf den Kopf gestellt werden, daran gibt’s nichts zu rütteln. Doch irgendjemand muss das alles bezahlen. AZ München

Geht Griechenland bald die Luft aus? Griechenlands Aussichten auf einen Euro-Verbleib schwinden. Das Land versucht, noch das Schlimmste zu verhindern. Doch ein aktuelles Ratingurteil macht wenig Hoffnung. Die Politik wappnet sich für den Ernstfall. Handelsblatt

Not macht Depotbesitzer Die Zahl ist erst mal beeindruckend: Da setzen doch tatsächlich wieder fast zwei Millionen mehr Anleger auf Aktieninvestments als im Vorjahreszeitraum. Und das ausgerechnet in Deutschland, dem Land der gescheiterten Volksaktien, wo sich gelegentlich Schauspieler „aus tiefstem Herzen bei allen Mitmenschen“ entschuldigen müssen, weil sie für die falsche Aktie Werbung gemacht haben. Was passiert da? Financial Times Deutschland

Average Is Over, Part II What’s preventing Americans from taking our education challenge seriously? New York Times

Offshoring jobs, the American way Drew Cline: Obama and Romney say they oppose it. But they don’t, and neither do you. USA Today