Merkel 2.0, Evangelische Kirche, EU-Gipfel, Afghanistan

Eine Frau zwischen zwei Kanzlerschaften. Angela Merkel hat nun die Chance, die Politik zu machen, die sie sich immer gewünscht hat. Sie wird aber eher schwarz-gelb-rot-grün werden. Die Zeit

Kanzlerin Angela Merkel wird sich nicht drängen lassen vom Gedrängel ihres neuen Koalitionspartners. Ihre Politik wird bleiben wie bisher: präsidial, verbindlich unverbindlich, abwischbar und voller Allgemeinplätze. Süddeutsche Zeitung

Angela Merkel, wo bleibt der Aufbruchsgeist? Vieles im Koalitionsvertrag passt nicht zu dem Bild, das sich die Deutschen von Angela Merkel gemacht haben. Wo bleibt der Aufbruchsgeist, von dem die Kanzlerin im Wahlkampf gesprochen hat? Die Welt

Merkel, die zweite. Es gibt handfeste inhaltliche Gründe, von einem „Fehlstart“ der schwarz-gelben Koalition zu sprechen, wie es die Opposition tut. Das Abstimmungsergebnis im Bundestag gehört nicht dazu. Frankfurter Rundschau

Der Triumph von Merkel 2.0, Freund und Feind haben sie unterschätzt NRZ

Merkels Macht ohne Ziel. Die Kanzlerin ist auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Doch statt diese für die Gestaltung von Politik einzusetzen, geht es ihr in erster Linie um die Absicherung der eigenen Position Financial Times Deutschland

Gedämpft. Der Kanzlerin fehlten neun Stimmen aus ihrer Lieblingskoalition. Das bietet eine kleine Anschauung, wie es kommen kann bei den nächsten Wahlen. Tagesspiegel

Die starke Kanzlerin. Jetzt hat Angela Merkel ihrer Biographie einen neuen Superlativ hinzugefügt. Noch nie zuvor in der Geschichte der Republik hat es einen Kanzler gegeben, der in zwei Koalitionen hintereinander mit völlig unterschiedlichen Partnern regiert hat. Westfalenpost

Zum zweiten Mal Kanzlerin und dabei auch noch den Koalitionspartner ausgetauscht – das hat kein Regierungschef auf Bundesebene vor ihr geschafft. Doch was fängt Merkel mit ihrer zweiten Kanzlerschaft an? Es scheint, als sei sie selbst noch eine Suchende. Lausitzer Rundschau

Eigentlich hat sich nichts verändert in Merkels Welt. Diese Kontinuität exekutiert sie auch gegenüber der CDU. Im Kern sieht Merkel ihre Aufgabe darin, die Union als Volkspartei der Mitte zu platzieren, die in der Lage ist, dauerhaft enttäuschten SPD-Wählern eine neue Heimat zu geben. Das macht klar, warum eine der ersten Handlungen eine Korrektur der Hartz-Gesetze sein wird. Kölnische Rundschau

Schwarz-gelber Sprachnebel. Der Koalitionsvertrag offenbart, dass der Politik zurzeit die richtigen Worte fehlen. Die neue Bundesregierung redet deshalb so viel von Mut, weil sie ihn selbst nicht hat. Financial Times Deutschland

Kein Wort der Kanzlerin zur Lage der Nation, zu den Plänen für die kommenden vier Regierungsjahre, nichts. Das ist erst für den 10. November geplant. Wenn SPD und Grüne Merkels Entscheidung einen Affront und eine Missachtung des Bundestags nennen, dann haben sie zwar recht, doch wirken sie dabei wie beleidigte Leberwürste. So ist das halt in der Opposition. Berliner Zeitung

Die „Herdprämie“ hat es zwar in den Koalitionsvertrag geschafft. Aber ob, wann und wie der Staat sie auszahlt, ist völlig unklar Frankfurter Rundschau

Steuersenkung: Koalition dämpft Erwartungen. Die beiden neuen Koalitionspartner haben bereits das erste Dauerstreitthema gefunden. Auslöser sind Äußerungen von Bundeskanzlerin Merkel und Bundesfinanzminister Schäuble, die sich nicht darauf festlegen wollen, ob bereits 2011 die Steuern gesenkt werden oder erst zu einem späteren Zeitpunkt. Führende FDP-Politiker kritisierten die Aussagen der Union Handelsblatt

Der lachende Dritte. Schäuble wird Merkel und die Freunde aus Bayern daran erinnern, dass man jeden Euro nur einmal ausgeben kann. Dem Finanzminister kommt bei Schwarz-Gelb eine Schlüsselrolle zu. taz

Schäuble behält Asmussen. Im Bundesfinanzministerium gibt es zum Amtsantritt des neuen Hausherrn Wolfgang Schäuble (CDU) die erste dicke Überraschung. Die engen Mitarbeiter seines Vorgängers Peer Steinbrück (SPD) dürfen vorerst weitermachen FAZ

Vom Mädchen zur Macht. Warum wird ein Mädchen aus dem Osten zur mächtigsten Frau der Welt? Eine Sphinx als Kanzlerin!? Wer ist die Angie in der Dr. Merkel? BILD

Aus dem Pfarrhaus an die Macht. So wahr mir Gott helfe. Mit Angela Merkel und Margot Käßmann kommen immer mehr Frauen aus dem Pfarrhaus an die Macht. Süddeutsche Zeitung

Neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche

Die Päpstin. Rom verhandelt mit den Piusbrüdern, die Protestanten öffnen sich der Welt: Mit Margot Käßmann an der Spitze kann die evangelische Kirche neue Kraft gewinnen. Süddeutsche Zeitung

Öffentlich fromm, unverkrampft feminin. Der neuen EKD-Vorsitzenden Käßmann kommt eine eigentümliche Rolle zu: Das öffentliche Interesse richtet sich weniger auf den Inhalt ihrer Äußerungen als vielmehr auf sie selbst. Ihr Aufstieg ist das Ergebnis von Ehrgeiz, Machtinstinkt und großem Fleiß. FAZ

An den Krisen gereift. Als Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland beginnt für Margot Käßmann ein neues Leben. Wer weiß, wohin sie wachsen kann. Die Zeit

Eine Bischöfin im Spagat. Die neue Ratspräsidentin der Evangelischen Kirche bringt gute Voraussetzungen mit, den Fliehkräften an der Basis entgegenzuwirken. Handelsblatt

Das Zauberwort, das Käßmanns Erfolg in der Kirche begründet, heißt Glaubwürdigkeit. Aus Gründen der Glaubwürdigkeit hat sie damals das Scheitern ihrer Ehe bekannt gegeben. Sie hat das Vorspiegeln falscher Tatsachen einfach nicht ertragen können und damit einer Grundhaltung Ausdruck gegeben, die als urprotestantisch gelten könnte: Hier stehe ich, ich kann nicht anders – nehmt mich hin, wie ich bin. Hannoversche Allgemeine

Frisch, fromm, frei, Frau. Frisch, fromm, fröhlich, frei: Den alten Turner-Wahlspruch hat die evangelische Kirche mit der Wahl Margot Käßmanns, auf die all diese Eigenschaften zutreffen, kräftig entstaubt – und um ein fünftes «F« ergänzt: Frau Nürnberger Nachrichten

Die evangelische Kirche muss aufpassen, dass sie nicht in der Mitte aufgeht. Margot Käßmann darf nicht zur Marke „MK“ werden, sich nicht dazu stilisieren. Denn dann würde es heißen, ach, die kennen wir schon. Da brauchen wir nicht mehr hinzuhören Tagesspiegel

Margot Käßmann ist eine überzeugte Verfechterin der Ökumene. Insofern ist ihre Wahl im Grunde auch für den zuletzt etwas ins Stocken geratenen Dialog mit der katholischen Kirche ein Glücksfall. Auch wenn die Vorstellung, dass eine geschiedene Frau an der Spitze der EKD steht, für einige ihrer Kollegen der anderen Konfession nicht nur gewöhnungsbedürftig ist, sondern schlicht ein Graus. Kölner Stadt-Anzeiger

EU-Gipfel in Brüssel

Europa ist kein Platz für Marionetten. Merkel und Sarkozy wollen möglichst viel Einfluss auf die Europäische Kommission nehmen. Aber sie müssen den Topleuten dort Luft zum Atmen lassen, wenn die Gemeinschaft ein Erfolg werden soll Handelsblatt

Unwürdiges Postengeschacher. Wer wird EU-Präsident, wer Außenminister? Die EU hat politische Spitzenjobs zu vergeben – doch die Besetzung findet hinter verschlossenen Türen statt. Die Zeit

Sarkozys pfauenhafter Stil ist oft wenig nachhaltig – siehe Mittelmeerunion. Merkels eulenhafter Stoizismus erzeugt hingegen wenig öffentlichen Applaus. So ergänzen sich die beiden bestens. Neben diesem europäischen Führungsduo ist wenig Platz für einen dritten Leitstern, als der sich gerade Tony Blair feiern lässt. Der wäre gerne Europas Präsident, am besten mit Heiligenschein, wie es die amerikanische Zeitschrift Newsweek sieht. Es wäre eine verdienstvolle Tat der deutsch-französischen Allianz, Blairs Hoffnung zu begraben. Süddeutsche Zeitung (Print)

Blair is the wrong man for EU job. Tony Blair’s claim to the job of European Council president cannot be lightly dismissed, but this is not about redeeming his reputation. It is about promoting Europe’s cause, at home and abroad Financial Times

Blair for President. Like his mentor Bill Clinton, tony Blair is poised to become the comeback kid of his generation. Europe’s chattering class is currently buzzing with speculation that the former British prime minister is about to emerge from semiretirement to become president of the European Union Council. Newsweek

Afghanistan

CIA und Drogenhändler – wie weiter in Afghanistan? Durch die Aufdeckung der Kooperation zwischen CIA und dem afghanischen Drogengroßhändler Ahmed Wali Karsai bekommt die Debatte über den Sinn des Afghanistan-Engagements neue Nahrung. Die Welt

„Afpak“ darf trotz des Terrors nicht zur Adresse von Taliban, Dschihadisten und Al Qaida werden
. Die internationalen Organisationen und die Staaten, die sich zivil und militärisch engagieren, dürfen sich nicht einschüchtern lassen, so schwer das auch fällt. FAZ

Die neue Macht der Taliban. Der Anschlag von Kabul beweist: Die Taliban sind so mächtig wie nie seit dem Einmarsch des Westens. An Verhandlungen mit den Aufständischen führt kein Weg mehr vorbei Süddeutsche Zeitung

Uno-Rückzug aus Afghanistan wäre falsch. Die Klaviatur des Schreckens beherrschen internationale Terroristen und ihre regionalen Ableger immer besser. Mit ihrem Angriff auf die Vereinten Nationen in Kabul hat die afghanische Taliban bewiesen, dass auch sie wissen, wie man größtmöglichen Schaden anrichten kann. Handelsblatt

Murder in Kabul. The Taliban kill several UN staff in Afghanistan, ahead of a presidential election Economist

Karzai’s Problem Brother: Drugs, Spies and Controversy TIME

Afghanistan Doesn’t Need More Troops In 2007-2008, 250 paratroopers secured a Pashtun province of one million by working closely with the tribes. Wall Street Journal

… one more thing!

Schickes Ödland Großstadt. Die Sarrazin-Debatte geht am Kern des Skandals vorbei: Der Text ist ungeheuerlicher, als es seine rassistischen Pointen ohnehin schon vermuten lassen. Die Zeit

Leitartikel

Dr. Merkel und Mrs. Hyde. Kann in der gütigen Dr. Merkel, der moderierenden „Mutti“ der großen Koalition, jemals die Mrs. Hyde vom Leipziger CDU-Parteitag gesteckt haben, die Deutschland mit Radikalreformen überziehen wollte? Keine Angst: Die wiedergewählte Kanzlerin wandelt sich nicht zurück. FAZ

Mit dieser zweiten Amtszeit bekommt Angela Merkel die Chance ihres politischen Lebens.
Weit über kluges Krisenmanagement hinaus kann sie Deutschland auf Jahre prägen. Jetzt wollen wir wissen, wer die Kanzlerin wirklich ist und aus welchem Holz. BILD

Ein Dämpfer, der Ernstfall kommt erst noch: Wenn Wulff und Koch loslegen. AZ-München

Die Neben-Päpstin. Margot Käßmann schärft das Profil der EKD. Weil eine Frau die Protestanten führt, weil sie wichtig für die Ökumene ist und medial auf Augenhöhe mit Rom agiert. Frankfurter Rundschau

Expansion der Deutschen Bank: Das Schwerste kommt noch. Nach dem kauf stellt sich eine wichtige Frage: Die Deutsche Bank muss sich überlegen, wie viel Oppenheim sie bei der Integration behalten will und wie viel sie besser loswerden sollte Financial Times Deutschland

Das blonde Wunder von Kiew, Julia Timoschenko steht für Stabilität in der Ukraine Die Welt

Je näher Iran an Nuklearwaffen kommt, desto ruppiger kann es sich verhalten.
Doch das Regime wird Israel nicht angreifen: Ihm geht es um Machterhalt, nicht um Selbstmord. Süddeutsche Zeitung

All Rise for President What’s-His-Name. Does the EU want a global leader or not? Wall Street Journal

Hope Springs Eternal. Assessing a young presidency. Barack Obama campaigned as a populist firebrand but governs like a cerebral consensus builder. The founding fathers wouldn’t have it any other way. Newsweek

The End of California? Dream On! The Golden State has fought the status quo since its birth 160 years ago. It celebrates failure. It is a magnet for innovation. Its obituary has been posted time and again. But even amid a particularly rough chapter in the state’s history, the nation’s future is being written in California. TIME