Tag der Deutschen Einheit, Ungarn, Kolumbien, Brexit & Trump

Tag der Deutschen Einheit

Deutscher durch Bekenntnis Der Tag der Deutschen Einheit ist ein guter Anlass für das Land, sich seiner selbst zu vergewissern. Er sollte zeigen, dass man Deutscher nicht nur durch Abstammung ist und werden kann. FAZ

Festreden und Pöbeleien Noch nie war eine Einheitsfeier so ehrlich und so erschreckend wie diese in Dresden. Der Tag der Einheit wird zum Tag der innerdeutschen Bestandsaufnahme. Frankfurter Rundschau

Drinnen große Reden, draußen laute Wut In der Dresdner Semperoper feiern Merkel und Lammert den Tag der Deutschen Einheit als „Tag der Freude“. Auf den Straßen kommentieren Demonstranten den Festakt mit Pfiffen und Pöbeleien. Süddeutsche Zeitung

Den Pöblern zum Trotz Bunt und fröhlich sollte die Feier zum Tag der Deutschen Einheit werden. Doch Anhänger von Pegida dominieren das Bild. FAZ

„Merkel muss weg“ – oder eben nicht! Es ist eine List der Geschichte: Je lauter rechte Claqueure „Merkel muss weg“ rufen, desto stärker immunisieren sie die Kanzlerin gegen echte Kritik. Tagesspiegel

Wir werden uns schämen! Was werden wir den Kindern von heute sagen, wenn sie uns später fragen, wie es passieren konnte, dass die AfD solche Erfolge feiert. Bild

„Der Riss geht durch Familien und Freundeskreise“ Beschimpfungen, Pfeifkonzerte und Fremdenfeindlichkeit. Am Tag der Deutschen Einheit hat sich Dresden von seiner hässlichsten Seite gezeigt. Zeit

Den öffentlichen Raum gekapert Rechte haben am Tag der Deutschen Einheit in Dresden eine erschreckende Präsenz gezeigt. Und die Symbolik des Gedenktages in ihr Gegenteil verkehrt. taz

„Die Antwort auf ihren Hass? Das Lächeln meiner Frau“ Pegida-Anhänger haben am Tag der deutschen Einheit in Dresden die Ehrengäste übel beschimpft. Darunter auch Sachsens SPD-Chef Martin Dulig und seine Frau. Der hat jetzt auf Facebook klare Worte gefunden. Stern

Diese Nazi-Kultur schadet dem deutschen Ansehen „Volksverräter!“ und „Merkel muss weg!“ – Rufe überschatten den Tag der Deutschen Einheit. Wir dürfen nicht vergessen, was zur Teilung Deutschlands überhaupt erst geführt hat. Huffington Post

Welches Deutschland? Alle reden über „Wir sind das Volk“, aber niemand über „Wir sind ein Volk“. Das liegt auch daran, dass sich die Deutschen nicht mehr einig sind, was aus dem deutschen Volk einmal werden soll. FAZ

Die offene Gesellschaft muss sich ihren Gegnern stellen Dazu brauchen wir auch die Entwicklung eines deutschen Islam – ein Selbstgefühl hier lebender Muslime. Grundlage muss unsere freiheitliche, offene, plurale und tolerante Ordnung sein. Die Welt

Wir leiden unter verstopfter Zornabfuhr Wir haben nicht zu viel, sondern zu wenig Streit. Entstanden ist eine Nation von Misstrauischen, in der sich kaum jemand vorstellen kann, dass auch die andere Seite Gutes im Sinn hat. Tagesspiegel

„Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag“ Auf der Einheitsfeier in Dresden betätigt sich ein sächsischer Polizist als Unterstützer von Pegida. Das Wutvolk bedankt sich, doch seinen Vorgesetzten geht das zu weit. Frankfurter Rundschau

Ungarn

Brexit, Ungarn, Kolumbien – vor Referenden wird gewarnt In Großbritannien lief das Brexit-Votum anders als erwartet. Jetzt war es in Ungarn und Kolumbien genauso. Wer sein Heil in Referenden sucht, lässt sich auf ein Würfelspiel der besonderen Art ein. Die Welt

Orbáns Niederlage Spötter sagen, Orbáns Referendum gegen Flüchtlinge in Ungarn sei die teuerste Meinungsumfrage aller Zeiten gewesen. Natürlich war es mehr als das. FAZ

Orbáns Kritiker haben sich zu früh gefreut Zwar ist sein Anti-Einwanderungsreferendum wegen zu geringer Beteiligung gescheitert. Doch für Opposition und EU wird die Auseinandersetzung mit Ungarns Ministerpräsident noch härter werden. Süddeutsche Zeitung

Die fatale Lust an der Polarisierung Der ungarische Regierungschef hat mit seinem Referendum gegen die EU-Flüchtlingsquote lediglich die eigenen Unterstützer an die Urnen gebracht. Daraus ein breites Mandat abzuleiten, ist weder legitim noch demokratisch. NZZ

Is Hungary’s Referendum Result a Victory or a Defeat for the Prime Minister? Nearly 98 percent of voters supported Viktor Orban’s call to reject an EU-mandated quota on migrants, but the turnout was below the 50-percent threshold that would make the results legally binding. The Atlantic

Dies sind Schicksalsjahre für Europa Es genügt nicht, sich über die Gegner der EU oder der offenen Gesellschaft zu empören und darauf zu hoffen, dass die gewählten Gremien es richten werden. Man muss aktiv werden. Tagesspiegel

Kolumbien

Die Kolumbianer trauen dem Frieden nicht mehr Präsident Santos war bereit, den Farc-Rebellen zu vergeben. Er scheiterte an den Kriegstreibern im Land und an der Apathie vieler Kolumbianer. Er sollte jetzt erst recht den Friedensnobelpreis erhalten. Süddeutsche Zeitung

Die Angst vor dem ersten Schritt Vielen Kolumbianern fehlt der Mut zu einem Neuanfang. Nun wird der Schwebezustand verlängert. Das birgt Risiken. NZZ

„Das ist unfassbar! Das ist absurd!“ Viele Kolumbianer reagieren entsetzt auf das Referendums-Nein zum Friedensvertrag. Doch die Farc und Präsident Santos machen klar: Es ist noch nichts verloren. Süddeutsche Zeitung

What’s Next for Colombia and FARC? The peace plan was expected to easily pass, but voters rejected it on Sunday. The Atlantic

Brexit

Grüne Insel, graue Zukunft Die britische Premier May macht ernst und kündigt einen harten Brexit an. In Irland wächst die Angst: Kein anderes EU-Land wird unter dem Ausstieg stärker leiden. Zeit

Der Brexit muss hart sein Theresa May hat Spekulationen beendet, wonach der Brexit so weich gestaltet werden könnte, dass er kaum spürbar sei. Jetzt kommt es darauf an, den Schaden für die Wirtschaft zu minimieren. NZZ

Britain starts Brexit; now so might banks The UK’s two-year process to leave the European Union will kick off by the end of March. Financial groups wondering whether to move operations now have the same uncertainty as before, only with a hard 2019 deadline. That could prompt the start of the big relocation. Breakingviews

The Return of Europe’s Nation-States The Upside to the EU’s Crisis Foreign Affairs

Trump

Das Risiko Trump bedroht die Weltwirtschaft Die Finanzmärkte verfolgen den US-Wahlkampf. Der Sieg Hillary Clintons im TV-Duell wurde mit Erleichterung registriert. Doch Konkurrent Donald Trump holt auf. Ökonomen befürchten schon das Schlimmste. Handelsblatt

Der Falsche für den „nuclear football“ Es gibt tausend Gründe, inständig zu hoffen, dass Donald Trump nicht US-Präsident wird. Der wichtigste: Niemand könnte ihn dann daran hindern, den Atomknopf zu drücken. Zeit

Das amerikanische Paradox Obwohl es den USA gutgeht, punktet Donald Trump im Wahlkampf mit apokalyptischen Parolen. Die Umfragewerte sind unerwartet eng. Trotzdem wird Hillary Clinton bei der Präsidentschaftswahl siegen. NZZ

Welche Wucht hat die populistische Revolte wirklich? Wahlen in Amerika, Frankreich und Deutschland, Referendum in Italien: Nie zuvor gab es in kurzer Zeit so viele Volksabstimmungen in westlichen Schlüsselländern, die es in sich haben. Aber was wird aus dem Westen, wenn Trump und Le Pen gewinnen? FAZ

Voodoo und Wahnsinn Millionen Wähler, die sich noch nicht entschieden haben, wen sie ins Oval Office schicken wollen, werden jetzt jedoch noch genauer hinhören, wenn Donald Trump in der zweiten Fernsehdebatte über seine Vorstellungen von Steuergerechtigkeit spricht. Bonner General-Anzeiger

Clinton takes command of swing-state map Post-debate polls show the Democratic nominee ahead in 7 of 11 battlegrounds. Politico

…one more thing!

Der Kreml auf Geldsuche Die russische Regierung sucht fieberhaft nach Lösungen, um die Haushaltslöcher zu stopfen. Dabei machen auch kuriose Vorschläge die Runde. Dazu zählt die Idee, Arbeitslose zur Kasse zu bitten. Handelsblatt

Leitartikel

Europa braucht eine Atempause Die Europäische Union ist sich über ihre Zukunft im hohen Maße unsicher – da hilft nur Besinnung. Tagesspiegel

Flüchtlinge in der EU – am Ende rechnet sich das Auch wenn Populisten anderes behaupten: Angesichts der alternden Bevölkerung in Europa überwiegen die mit der Migration verbundenen Vorteile die Kosten der Integration deutlich. Die Welt

Hilfloser Vorstoß! Wäre es nicht so traurig, könnte man fast darüber lachen: Die EU stellt 25 Millionen Euro Soforthilfe für Aleppo bereit. Bild

Gabriels heikle Mission in Teheran Der Bundeswirtschaftsminister versucht, die Beziehungen zu Iran in Gang zu bringen – nach 15 Jahren Stillstand. Süddeutsche Zeitung

Die Strafen sind nicht das größte Problem der Deutschen Bank Klagen über die Art und Weise, wie die Deutsche Bank ihre Geschäfte im Alltag betreibt, häufen sich. Das ist viel schlimmer als die drohenden Milliardenstrafen. FAZ

Saving Colombia’s peace agreement No one wants a return to war. But voters have blocked the path to peace Economist

Did Human Rights Watch Sabotage Colombia’s Peace Agreement? Like the country’s far right, HRW wanted to send human-rights violators to prison more than it wanted to end the war. The Nation

Wir hatten einen Traum Amerika vor der Schicksalswahl. Was von Barack Obama bleibt – eine Bilanz. Focus (Print)

Verbrechen Krieg Von den Nürnberger Prozessen bis heute – Die Suche nach der gerechten Strafe Spiegel (print)