Gruene, S21, Euro-Krise, China & Frauen-Fussball-WM

Grüne Machtfrage Auf den ersten Blick drehte sich der Streit der Grünen auf ihrem Parteitag um die Frage: Verlieren sie ihre Urheberschaft am Atomausstieg, wenn sie den Ausstiegsbeschluss Schwarz-Gelb überlässt – oder wenn sie für einen Konsens Kompromisse eingeht? Frankfurter Rundschau

Ein durch und durch grüner Sieg Nach einer leidenschaftlich geführten Debatte haben sich die Grünen zu einem Ja zum schwarz-gelben Atomausstieg durchgerungen. Kanzlerin Merkel wird das nicht für sich nutzen können. Dafür ist der Ausstieg einfach zu grün. Süddeutsche Zeitung

Grüne sagen Ja zu ihrer Idee was in der schwarz-gelben Gesetzesnovelle steht, haben Grüne einst erfunden und seit Jahrzehnten gefordert. Ihr Ja dazu drückt Selbstbewusstsein aus. Statt sich trotzig in der Frontalopposition zu verbuddeln, lässt sich die Partei ihr Kernthema nicht aus der Hand nehmen. taz

Vom Protest zur Gestaltung Der Anti-Atom-Protest gehörte zum Gründungsmythos der Partei. Somit markiert der Sonderparteitag vom Wochenende mit dem grünen Ja zum schwarz-gelben Atomausstieg durchaus eine historische Zäsur. Nun besteht allerdings die Gefahr einer Markenkernschmelze. Kölner Stadt-Anzeiger

Die Dafür-Partei Der Weg ist frei. 31 Jahre nach ihrer Gründung sind die Grünen einem ihrer Kernziele greifbar nahe gekommen. Um wenig anderes hat die Partei so sehr gekämpft wie für das Ende der Atomkraft in Deutschland. Bonner General-Anzeiger

Weg vom Dagegen-Image Die Grünen sagen Ja zum schwarz-gelben Atomausstieg Augsburger Allgemeine

Neu definiert Auftrag erfüllt – diese Botschaft könnten die Grünen bundesweit plakatieren. 30 Jahre haben sie für den Ausstieg aus der lebensgefährlichen Energiegewinnung gekämpft, der Protest war Gründungsmythos und für den politischen Gegner Anlass, über die Dagegen-Partei herzuziehen. Das Wochenende mit dem grünen Ja zum schwarz-gelben Atomausstieg markiert somit eine historische Zäsur: das Thema Atom scheint in Deutschland politisch befriedet. Mitteldeutsche Zeitung

Anti-Atomkraft-Sonne verdrängt Bundesadler Nun steht sie also, die schwarz-gelb-rot-grüne Riesenkoalition, mit deren Stimmen sich Deutschland am Donnerstag von der Atomkraft verabschieden wird – ein Beschluss, den in Form wie Inhalt vor einem halben Jahr kein Mensch für möglich gehalten hätte. Berliner Morgenpost

Grüne Reifeprüfung Die Grünen haben sich schwer damit getan, dem Atomausstieg zuzustimmen. Das klingt eigentlich absurd. Lausitzer Rundschau

Das Dilemma der Grünen Es wäre die falsche Botschaft gewesen: Die Anti-Atomkraft-Partei sagt „Nein“ zum Atomausstieg. Nach jahrzehntelangem Kampf. Eine solche Entscheidung hätte das Gros der Wähler kaum verstanden. Und die politischen Gegner, die die Stimmen der Grünen für „ihren“ Ausstieg nicht brauchen, hätten sich die Hände gerieben und erneut die „Dagegen“-Partei gegeißelt. Märkische Allgemeine

Stuttgart 21

Stuttgart im Stress Selbst unter den Grünen wächst die ihren Wählern schwer zu vermittelnde Erkenntnis, dass am Ergebnis des Stresstests zu Stuttgart 21 nicht zu rütteln ist. Das heißt: Der neue Tiefbahnhof kann mehr Verkehr aushalten als der alte Kopfbahnhof. FAZ

Stresstest für die Grünen Die Bahn lässt streuen, sie habe den Stresstest für den umstrittenen Bahnhof Stuttgart 21 bestanden. Haben die Grünen einen Plan, wie sie mit dieser Situation umgehen wollen? Auf eine Schonfrist müssen sie nicht hoffen. Tagesspiegel

Stuttgart 21 prüft die Leidensfähigkeit der Grünen Bahn, Bund und Koalitionspartner SPD wollen den Tiefbahnhof bauen, und sie haben Recht und Gesetz auf ihrer Seite. Können die Grünen sich damit abfinden? Die Welt

Anzeichen von Stress Sieben Monate danach offenbart sich, dass Heiner Geißler mit seinem Schlichterspruch eines nicht vermochte: Klarheit schaffen und damit die Situation dauerhaft befrieden. Die Bahn solle anhand eines Tests zeigen, dass der neue Bahnhof um 30 Prozent leistungsfähiger ist als der bestehende, und das „in guter Betriebsqualität“, hatte Geißler verlangt. Und offen gelassen, was darunter zu verstehen ist. Jetzt liegt die Frage wieder auf dem Tisch. Badische Zeitung

Grüner Minister schimpft über die Deutsche Bahn Stuttgart 21 besteht den Stresstest der Deutschen Bahn. Doch steht ein unabhängiges Gutachten noch aus – und der grüne Verkehrsminister wettert gegen die Bahn. Die Welt

CDU warnt Grüne vor neuen Hürden gegen Stuttgart 21 Dass der Stresstest zum Stuttgarter Tiefbahnhof wohl positiv verlaufen ist, verbucht die CDU schon mal als Erfolg. Zugleich ermahnt sie die Grünen, ihren Widerstand gegen das Milliardenprojekt aufzugeben. Handelsblatt

Euro-Krise

Deutschland muss raus aus der Euro-Zone Deutschland sollte zusammen mit Ländern, die auf eine ähnliche Wirtschaftskultur zurückblicken können, eine neue Währung begründen: den harten Nord-Euro. Die Welt

Griechische Schuldenkrise erfasst Bundesländer Das hochverschuldete Nordrhein-Westfalen bangt um seine Griechenland-Anleihen in Höhe von mehreren Millionen Euro: Die Schuldtitel sind Teil der Versorgungsrücklage für Beamtenpensionen. NRW ist nicht das einzige Bundesland, das Athen Geld geliehen hat. Süddeutsche Zeitung

Die Banken feilschen mit Schäuble Der Finanzminister verhandelt mit den deutschen Banken über die Bedingungen einer freiwilligen Laufzeitverlängerung griechischer Staatsanleihen. Es wird mit der Zustimmung gerechnet. Gleichzeitig warnt Schäuble vor überzogenen Erwartungen. FAZ

Schäuble hält die Folgen einer Staatspleite für beherrschbar Eine Euro-Katastrophe sei abwendbar, meint der Finanzminister. Die Welt habe schon in der Finanzkrise 2008 gezeigt, dass sie auf Unvorhersehbares reagieren könne. ZEIT

Was die Griechen können Griechenland hat ein Problem: die Ertragsschwäche der Vokswirtschaft. Das Land an der Ägäis braucht ein neues Geschäftsmodell. Denn der Tourismus stagniert, und Olivenöl können andere auch. Was also hat Griechenland zu bieten? FAZ

Gefahren für Spanien An den Finanzmärkten gibt es derzeit akute Ängste, dass ausgehend von Griechenland das nächste Land infiziert werden könnte. Die Augen der Bond- und Credit-Akteure sind dabei auf Spanien gerichtet. Abzulesen sind die Sorgen der Marktteilnehmer an den rekordhohen Renditen, die die Bonds der Spanier abwerfen. Börsen-Zeitung

Die Ernennung Mario Draghis verstärkt Misstrauen Bei der Besetzung des Zentralbank-Chefpostens zeigt sich: Die Regierungschefs haben nichts gelernt. Der wiederholte Fehler kommt in prekärer Lage. Die Welt

The World’s Most Important Boring Man How the economic fate of Europe, and the world, came to rest on the shoulders of an inconspicuous Italian banker. Foreign Policy

China

Gekaufte Politik Kritik an den Verhältnissen in China war von ungarischer Seite nicht zu erwarten. Dafür glaubt das Land die Chinesen zu sehr zu brauchen – der Besuch Ministerpräsident Wen Jiabao in Budapest zeigt das. China gewinnt so Einfluss in und auf Europa. FAZ

China besinnt sich auf innere Werte China besinnt sich auf innere WerteVor seinem Besuch in Deutschland posaunt der chinesische Ministerpräsident in Großbritannien Neuigkeiten hinaus. Er berichtet von einer Strategie, mit der das Land sich von Exporten unabhängig machen will. Handelsblatt

Peking umgarnt die Europäer Der freundliche Herr aus Peking schmiert den Europäern Honig ums Maul. Er lobt ihre Industrie und ihre Finanzkünste. Selbst den Euro, an dem die Europäer langsam zu zweifeln beginnen… Augsburger Allgemeine

Frauen-Fußball-WM

Start gelungen, Fans gewonnen Über 73.000 Zuschauer, strahlender Sonnenschein und ein Hauch von Sommermärchen: Ein frühes Tor durch Kerstin Garefrekes erleichtert den DFB-Frauen in Berlin gegen Kanada den Weg zum knappen 2:1-Sieg – am Ende aber wird gezittert, weil zu viele Chancen ungenutzt bleiben. Dennoch scheint die Elf von Bundestrainerin Silvia Neid für schwerere Aufgaben gerüstet. Süddeutsche Zeitung

Zum Glück kein klarer Sieg Der Sieg gegen Kanada war ein stimmungsvoller WM-Auftakt. Die DFB-Elf machte es spannender als nötig, doch der Trainerin wird das Resultat recht sein. ZEIT

Freuwillig zur WM Ist das eine Stimmung! Ist das sommermärchenhaft! Ja, das Olympiastadion war voll gestern Abend. Mehr als vier von drei Deutschen begeistern sich für die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft. Das Ereignis elektrisiert die Volksmassen so spontan wie weiland die Turn- und Sportfeste des DTSB. Berliner Zeitung

Willkommen im Jahr 2011 Wir schreiben das Jahr 2011, und es gibt tatsächlich noch Menschen, die sich angesichts fußballspielender Frauen ernsthaft die Frage stellen: Dürfen die das? Um dann gönnerhaft zu erklären, na ja, eine Chance müsse man den Damen angesichts der Weltmeisterschaft im eigenen Land ja doch wohl geben. Auch wenn einige von ihnen vor dem Spiel Wimperntusche auftragen, anstatt sich wie Bayern-Star Mario Gomez literweise Gel in die Haare zu schmieren. Lausitzer Rundschau

Kein Stern fällt vom Himmel Der erste Schritt auf dem langen Weg zum dritten Weltmeistertitel in Folge ist gemacht, doch er fiel am Ende schwerer als erwartet. Märkische Allgemeine

Sie wollen doch nur spielen Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland Augsburger Allgemeine

…one more thing!

Russlands Demokratur birgt Überraschungen Oligarch Michail Prochorow verlangt die Verteilung der Macht. Doch trotz seiner Partei der Gerechten Sache: Der Osten wird autokratischer. Die Welt

Leitartikel

Regierungspartei im Wartestand Ob Atomausstieg oder Stuttgart 21 – die Grünen gehen nach innen und außen gestärkt aus dem Parteitag hervor. Sollte die Partei im Bund in Umfragen so groß bleiben, stellt sich bald die Frage: Wer will Kanzler werden? Die alten Flügelkämpfe könnten dann wieder ausbrechen. FAZ

Steinbrücks Wahlverein Die Regierung strauchelt, doch der SPD hilft das wenig. Sie schämt sich für ihre größten Erfolge und sucht ihre Zukunft in den Rezepten der Vergangenheit: mehr Steuern und Soziales. Und dann ist da auch noch Peer Steinbrück Die Welt

Die chinesische Herausforderung Chinas Aufstieg stellt die Vormachtstellung des Westens in Frage. Doch wie stark die Chinesen künftig unser Leben beeinflussen können, liegt vor allem an uns selbst. Frankfurter Rundschau

Im Schatten der Bric-Blase Eigentlich müsste die Erkenntnis längst zum Gemeinplatz geworden sein: Die nächste große Finanzkrise braut sich immer dort zusammen, wo gerade niemand hinschaut. Financial Times Deutschland

Bruchpiloten „Hier spricht der Pilot. Ich bin mir sicher, dass ich uns trotz aller Schwierigkeiten heil runterbringe!“ Würde Sie diese Ansage beruhigen? Wirtschaftswoche

Schwarz-Gelb: – Abrechnung mit einer sogenannten Regierung Die geplanten Steuerentlastungen nutzen eher dem Koalitionsfrieden Spiegel

Die Entzauberung der Grünen Von Atomkraft bis Stuttgart 21: Warum die Macht der Öko-Partei völlig überschätzt wird FOCUS

Default options The euro zone’s leaders are seeing their political choices narrow Economist

With the Gaza Aid Flotilla Israel has vowed to use any means necessary—including violence—to stop this latest attempt to break the siege. Flotilla organizers are not backing down. The Nation