Bundespräsident, Schuldenkrise, Generationenvertrag & Naher Osten

Fast-Allparteien-Koalition verkündet ihren Kandidaten. Fast hätte es die Koalition zerrissen, am Abend dann die Erlösung: Union und FDP einigen sich auf Joachim Gauck als gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten – und präsentieren ihn auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit SPD und Grünen. Gauck bittet, in seinem künftigen Amt „die ersten Fehler gütig zu verzeihen und von mir nicht zu erwarten, dass ich ein Supermann bin“. Süddeutsche Zeitung

Union akzeptiert Gauck als Präsidenten-Kandidaten. Joachim Gauck soll neuer Bundespräsident werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel gab ihren Widerstand gegen den Favoriten von SPD, Grünen und FDP auf. Die Union lenkte ein, um einen drohenden Koalitionsbruch abzuwenden. FAZ

Gauck wird neuer Bundespräsident. Sensationelle Einigung im Kanzleramt Bild

Der Kandidat der Schmerzen. Aus einer Krise des Präsidentenamtes drohte eine veritable Staatskrise zu werden, aus der niedersächsischen Affäre um das merkwürdige Gebaren von Christian Wulff ein bundesdeutscher Flächenbrand. Die FDP hat hoch gepokert – und vorerst gewonnen. Kölner Stadt-Anzeiger

Berlin hat verstanden! Das ist eine gute Nachricht für die demokratische Kultur unseres Landes. Joachim Gauck wird neuer Bundespräsident. Es war gut, dass sich auch die Union schnell auf den Kandidaten von SPD und Grünen einigen konnte. Vor allem die Kanzlerin musste sich einen Ruck geben. WAZ

Ein linker, liberaler Konservativer. Joachim Gauck steht für die unbestechliche, der Wahrheit, aber niemals dem Rachebedürfnis verpflichtete Aufarbeitung des Unrechts in der DDR. Die Freiheit ist sein existenzielles Anliegen. FAZ

Aus dem Bürgerpräsident wird der Bundespräsident. Joachim Gauck war schon einmal Kandidat für das höchste Amt im Staat. Bei den Bürgern ist er beliebt, seine Parteilosigkeit ist sein größtes Pfund Die Welt

Nachfolger-Suche

Suche und zerstöre. Joachim Gauck soll Bundespräsident werden. Zuvor war das Vorhaben, auf der Suche nach einem Nachfolger für Christian Wulff die Einheit der Regierung aus Union und FDP zu demonstrieren, gründlich misslungen. FAZ

Krach statt Konsens bei der Kandidatenkür. Ein Konsenskandidat soll Bundespräsident werden. Doch Union, FDP, SPD und Grünen fällt es schwer, Machtpolitik hintanzustellen. Die Zeit

Nur Mut zur Gauck-Wende! Die FDP will Joachim Gauck, die CDU nicht. Seine Wahl wäre das Eingeständnis des Scheiterns, heißt es, wie die Atom-Wende. Stimmt. Dennoch könnte Merkel davon profitieren. Stern

Die Macht der Performance. Nochmal kann Angela Merkel bei der Wahl zum Bundespräsidenten nicht auf Durchmarsch setzen. Trotzdem – die wichtigste Voraussetzung für den neuen Kandidaten wird die Befürwortung der Kanzlerin sein Frankfurter Rundschau

Die Wegwerfpolitiker. Die Möglichkeiten moderner Politik sind begrenzt. Doch in Krisen schlägt die Stunde für Kraftnaturen, aber auch der kaltblütigen Taktiker der Macht. Frankfurter Rundschau

Ein Stresstest für die Demokratie. Die Suche nach einem Nachfolger für Christian Wulff ist auch ein Stresstest für die Demokratie. Der oder die Neue müsse bürgernah sein und auch mal Kante zeigen können. Denn Politiker sind dann am stärksten, wenn sie mit den eigenen Fehlern und Schwächen umgehen können tageschau.de

Wetterleuchten für Schwarz-Rot. In Krisenzeiten wirkt eine Art Magnetismus der Mitte taz

Wirtschaft for President! Der nächste Präsident muss ein unabhängig denkender Unternehmer sein, der gezeigt hat, wie sich Krisen meistern lassen. Fünf Kandidaten, die das Zeug zum Bundespräsidenten hätten. Handelsblatt

Schuldenkrise

Griechenland kann auf neues Geld hoffen. Lichtblick für Griechenland: Das zweites Hilfspaket der Euro-Staaten für das vom Bankrott bedrohte Griechenland ist beinahe fertig. Bundesfinanzminister Schäuble dringt bei der griechischen Regierung auf einen weiteren Punkt: Athen soll Rat annehmen – von deutschen Experten. Süddeutsche Zeitung

Ohne Einigung „Staatspleite Griechenlands unvermeidlich“ Vor dem Treffen der Eurogruppe muss Griechenland noch immer offene Fragen beantworten. Diplomaten sagten, wenn es an diesem Montag keine Einigung gebe, sei eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands nicht mehr zu vermeiden. FAZ

Der Preis für die Rettung Griechenlands ist zu hoch. Mit Griechenland ist kein Staat zu machen, aber eine Union zu verlieren. Denn Hilfe und Härte könnte ein Durchregieren aus Brüssel etablieren. Die Welt

Schäuble strengt an. Die Griechen müssen selbst reformieren taz

Warum Europa Griechenland retten muss. Weil kein anderer Financier für Griechenland zur Verfügung steht, müssen die Euro-Partner einspringen. So abgesichert, können Griechenlands Politiker, Unternehmer und Arbeitnehmer endlich daran gehen, das Wirtschaftssystem grundlegend zu reformieren und wieder Wachstum zu schaffen – das ist die beste Perspektive, für Griechenland und seine Euro-Partner. Süddeutsche Zeitung

Warum die Pleite besser ist. Meinung Griechenland ist längst bankrott. Finanziell, politisch und gesellschaftlich. Eine Staatspleite in dieser ausweglosen Lage ist nicht verwerflich. Der Offenbarungseid gehört zum Leben in einer Marktwirtschaft. Süddeutsche Zeitung

Die Lüge vom Schlaraffenland. Das Leben in Griechenland ist auch nach der Pleite nicht günstiger geworden. Im Gegenteil – neue Steuern werden eingeführt, Heizöl wird teurer und die Gehälter sinken FAZ

Ein Land ohne Staat. Die Griechenland-Helfer realisieren die Dimension des Problems: Sie haben ein Entwicklungsland vor sich. Und Finanzminister Schäuble verbalisiert eine weitere bittere Erkenntnis: „Zur Hilfe gehört immer jemand, der sich helfen lassen will.“ FAZ

Die Politiker der Krisenstaaten stellen sich tot. Besonders in Zeiten der Krise braucht es eine gut strukturiere Debatte auf EU-Ebene. Doch gerade das haben die Parteien der Krisenstaaten nicht zu Wege gebracht – obwohl Stoff genug da wäre Handelsblatt

Die Zukunft des Euro wird in Rom verteidigt Der Rauswurf Griechenlands aus der Euro-Zone wird kommen. Ein neues Rettungspaket verschöbe ihn nur – um Zeit zu gewinnen, damit es nicht auch noch Italien erwischt. Financial Times Deutschland

Braucht die EZB bald neues Kapital vom Steuerzahler? Die Bürger fürchten, dass die EZB wegen ihrer Bilanzrisiken Milliardenhilfe vom Steuerzahler benötigt. Doch was normalerweise das Euro-System pleite gehen ließe, gilt nicht für die Notenbanken. Handelsblatt

Generationenvertrag

Sozialsystem und Gesellschaft passen nicht zusammen. Um explosionsartigen Kosten in der Zukunft entgegen zu wirken, sollen Kinderlose eine Abgabe zahlen. Dabei ist der Generationenvertrag das eigentliche Problem Die Welt

Eine Idee mit skurrilen Folgen. Sinnvoller wäre es, die Abgeordneten zeugten selber Kinder, anstatt solche Ideen von der Zwangsabgabe Kinderloser in die Welt zu setzen. Denn allein der Blick ins Detail wirft Fragen auf, die wohl keiner ernsthaft beantworten will. Kölner Stadt-Anzeiger

Immer Ärger mit den Kindern. Eine Abgabe für Kinderlose? Da schwappen die Emotionen hoch, und das ordnungspolitische Niveau sackt ab. Klare Regeln würden den Glaubenskrieg vermeiden. Wirtschaftswoche

Naher Osten

Die Krise kann jederzeit eskalieren. Die Lage in Israel ist bedrohlich. Spannungen im Nahen Osten könnten schnell außer Kontrolle geraten. Die Diskussionen über einen Militärschlag Israels nehmen zu. Aber solange debattiert wird, fallen noch keine Bomben. Handelsblatt

Entschärfung der Bombe. Iran präsentiert Erfolge bei der Urananreicherung, um aus einer Position der Stärke verhandeln zu können. Der Westen, so die Logik, muss eingestehen, dass die Sanktionen ihr Ziel nicht erreicht haben. Es wird ein Meisterstück der Diplomatie erfordern, um im Konflikt mit Iran einen Ausweg zu finden. Süddeutsche Zeitung

Deutschland braucht eine Strategie für Israel. Bald könnte sich die Bundesrepublik mitten in der Weltgeschichte wiederfinden. Dann braucht Deutschland um Israels und seiner selbst willen eine Antwort. Die Welt

… one more thing!!!

Im Visier des Computers. Keine Science Fiction: Wie die US-Polizei mit Erkenntnissen aus der Erdbebenforschung versucht, Einbrüche vorherzusagen und Diebstähle zu verhindern. Wirtschaftswoche

Leitartikel

Der Allparteien-Gauck. Mit einer gewissen Logik kehrte der Kampf der Kür dorthin zurück, wo er 2010 begonnen hatte. Der Unterschied: Die Koalition hatte den Kampf dieses Mal schon aufgegeben, bevor er begonnen hatte. FAZ

Ein Wunder namens Gauck Der Kandidat Joachim Gauck wurde und wird in den Himmel gehoben. Dort wird der Präsident Gauck nicht bleiben: Er wird irritieren, und zwar wahrscheinlich abwechselnd jede der fünf Parteien, die ihn nun zu ihrem Kandidaten erklärt. Süddeutsche Zeitung

Merkels Macht der Performance Die Mehrheiten für Merkel und gegen ihre Politik sind oft gleich groß. Den Unmut der Wähler für ungeliebte Entscheidungen bekommen jedoch andere ab, vor allem die Liberalen. Frankfurter Rundschau

Es gibt ein Leben nach dem Wulff Der Fall des Präsidenten war kein riesiger Skandal, sondern eine Anhäufung schmieriger Kleinigkeiten. Damit das nicht wieder passiert – hier eine kleine Gebrauchsanweisung. Financial Times Deutschland

Der richtige Präsident Die Mehrheit der Deutschen wollte Joachim Gauck als Bundespräsidenten. Die SPD ­wollte ihn. Die FDP wollte ihn. Und sogar im CDU-Präsidium gab es eine lange schweigende Mehrheit für ihn. BILD

Warum nicht Gauck? AZ München

Almosen machen unfrei Mit Griechenland ist kein Staat zu machen. Europas Kontrolle wird daran nichts ändern. Die Gefahr daran ist vielmehr, dass die Union Schaden nimmt: weil Hilfe und Härte ein Durchregieren aus Brüssel etablieren Die Welt

Leos späte Rache. Der Fall Deutsche Bank gegen Leo Kirch zeigt: Die größten Schweinereien passieren, wenn sich der Staat in die Wirtschaft einmischt. Wirtschaftswoche

Der unvermeidliche Rücktritt Titelgeschichte Spiegel (Print)

Die 25 härtesten Scheidungs-Tricks Titelgeschichte Focus (Print)

Urbane Identitäten project syndicate

Kim Dotcom, Pirate King. Is Megaupload’s founder a criminal mastermind, or the world’s most entertaining scapegoat? A file-sharing wizard’s ridiculous rise and fall (Cover Story) BusinessWeek

Galileo’s Credo The Nation

Between Greek democracy and default. It seems Germany’s strategy is to make life so unbearable that Greece will want to leave the eurozone. At some point Athens will have to make a hard choice. Business Spectator

Afghan General Sounds Alarm. Defense Minister Says New U.S. Proposal to Cut Local Troop, Police Forces Risks Endangering Nation Wall Street Journal

Political flameout shows risks hidden in China Breakingviews

Using diplomacy to create jobs. Diplomacy is more than just negotiations on war and peace. politico

The Awful Long-Term Unemployment Crisis. Searching for solutions to the Great Recession’s most painful legacy. The Atlantic

The most important election? Hint: It won’t be 2012. Washington Post

The unholy alliance between Catholic bishops and the GOP. Catholic leaders are self-righteously trying to infringe on the liberty of all Americans. And head-in-the-sand Republicans are cheering them on The Week

A Third Voice for 2012. An intelligent independent candidate in the presidential race could force the two main guys to step up New York Times

Why We Need the World Bank, Looking Beyond Aid. More than 60 years after the World Bank was founded, developing countries still turn to it for financing and expertise. But the world is changing, and so must the bank, argues its outgoing president, Robert Zoellick, in Foreign Affairs